Aufsatzlehre
Allgemeines
- Aufsätze gehören einer bestimmten Textsorte an → Halte dich an die Textsorte!
- Aufsätze haben ein bestimmtes Thema → Bleib beim Thema!
- Aufsätze haben einen bestimmten Adressaten → Schreib so, dass sich der Adressat
angesprochen fühlt!
Aufsätze (dabei meinen wir hier „Kurzaufsätze“) bestehen i. d. R. aus mindestens drei Teilen:
- Einführung (kurz): Führt ins Thema ein.
- Hauptteil (ca 1 ½ S.): Führt das Thema aus.
- Schluss (kurz): Entlässt den Leser wieder aus dem Thema.
Je nach Bedarf kann sich der Hauptteil in mehrere Unterbereiche gliedern.
Weniger geübte Aufsatzschreiber schreiben einen Entwurf in ganzen Sätzen! Geübte Aufsatzschreiber schreiben eine Disposition in Stichworten!
Aufsätze werden vom Lehrer sorgfältig korrigiert. An dir ist es, innerhalb einer Woche nach Rückgabe des Heftes eine sinnvolle (!) Verbesserung zu schreiben! "Sinnvoll" ist eine Verbesserung, wenn aus ihr ersichtlich wird, was der Fehler war, warum es ein Fehler war und wie es richtig heissen muss. Unsorgfältig hingeschludderte Verbesserungen führen dazu, dass du nichts dabei lernst und für dein Nicht-Lernen selber verantwortlich bist.
Textsorten
Du wirst im Laufe deiner Bezirksschulkarriereverschiedene Textsorten kennen lernen:
- Erzählung (Erlebnisaufsatz) - Beschreibung (Personen-, Bild-…)
- Bericht
- Schilderung
- Protokoll
- Erörterung
- Brief (Privat-, Geschäfts-)
- Protokoll
...
Fiktionale und nicht-fiktionale Texte
Fiktionale Texte
Sie brauchen sich nicht unbedingt an die Wahrheit zu halten, sollen aber so geschrieben werden, als ob sie wahr wären!
Kriterien: Sie können im Präsens ("szenischer bzw. historischer Präsens" ist schwerer!)
oder im Präteritum geschrieben werden.
Sie müssen spannend sein (Wortwahl, treffende Adjektive und Verben, direkte Rede…)
Nicht-fiktionale (non-fiktionale) Texte
Sie müssen sich an die Wahrheit halten!
Kriterien: Sind meist im Präteritum geschrieben.
Präzise, nüchterne Information zum Thema.
Textsorten
A) Die Erzählung (fiktional)
Sie hat i.d.R. einen bestimmten Anlass zum Thema (z.B. Geburtstag, Schulreise, besonderes Ereignis…).
Sie muss spannend sein.
Sie können in der „Ich-Perspektive“ oder in der „Er-Perspektive“ geschrieben werden.
Sie ist nicht nur ein zeitliches Nacheinander von Einzelhandlungen!
Der Leser wird in einer Einleitung (E) kurz ins Thema eingeführt.
Die Handlungen müssen einer inneren und zeitlichen Logik folgen („Roter Faden“)
Sie steuert auf einen Höhepunkt (H) zu.
Der Höhepunkt bildet den Schluss des Hauptteils.
Der Schlussteil (S = Abspann) ist deshalb nur noch kurz.
Fantasie ist erlaubt, sollte aber im Bereich des real Möglichen bleiben.
Kontrolliere nach dem Entwurf und verbessere, wenn nötig:
- Sind die drei verlangten Teile vorhanden?
- Geht die Erzählung zügig und geradlinig voran?
- Innere und zeitliche Logik: Leuchtet die Handlung ein, ist sie stimmig und verständlich?
- Ist die grammatikalische Zeit eingehalten?
(Kein Springen zwischen den Zeitsystem der Gegenwart und Vergangenheit!)
- Gibt es ungewollte Wortwiederholungen (ist ein Faktor für Langeweile)
- Höhepunkt: Habe ich eine überraschende Wendung, einen witzigen Einfall… gefunden?
- Vergiss „man“!!! Das Pronomen „man“ kann fast immer ersetzt werden (besseres Pronomen, Nomen…).
(Zudem hat "man" die Tendenz, "Junge" zu bekommen!)
B) Der Bericht (nicht-fiktional)
In Berichten wird über bestimmte Ereignisse geschrieben und das, was geschrieben wird, muss den Tatsachen entsprechen. Die Perspektive ist i. d. R. die“ Er-Perspektive“. Auf spannungserzeugende Elemente (besondere Adjektive, direkte Rede, Höhepunkt…), Ausschmückungen … wird verzichtet.
Der Text muss nüchtern sein und in erster Linie informativ. Der Bericht muss aber auch so geschrieben sein, dass ihn der Leser (Adressat) gerne liest.
Leitlinie für den Bericht sind die 6 W-Fragen, die möglichst alle beantwortet sein sollten:
wer? / wo? / wann? / was? / wie? / warum? (bzw. wozu?)
C) Die Beschreibung (nicht-fiktional)
Beschreiben lässt sich vieles: eine Person, ein Bild, einen Gegenstand… Auch die Beschreibung muss sich - wie der Bericht - an Tatsachen halten. Deshalb wird auf alle ausschmückenden Elemente verzichtet. Trotzdem sollte eine Beschreibung nicht zum Gähnen sein.
Beschreibungen arbeiten oft mit bildlichen Elementen (Vergleiche, Metaphern). Da gewisse Dinge oft schwer vorstellbar sind, sollen Vergleiche mit bekannten Dingen oder Umschreibungen das Verständnis des Beschriebenen fördern.
Wichtig in der Beschreibung ist auch die Reihenfolge. Prinzipiell geht man vom Allgemeinen zum Speziellen (deduktive Methode). Zuerst kommt also eine Übersicht, bevor man in die Details geht. Die Details sollen dann geordnet präsentiert werden, bei einem Bild z.B. von aussen nach innen (oder umgekehrt), vom Vordergrund zum Hintergrund (oder umgekehrt)…
Wer Übung im Schreiben hat, kann auch die induktive Methode (vom Speziellen zum Allgemeinen) versuchen
D) Die Bildergeschichte (fiktional)
Diese ist nicht zu verwechseln mit der Bildbeschreibung! In der Bildergeschichte geht es darum, zu gegebenen Bildern eine logisch einleuchtende und stimmige Geschichte zu schreiben. Es geht nicht darum, die Bilder zu beschreiben, die Bilder sind lediglich „Wegweiser“ wo die Geschichte durchgeht. Dabei ist besonders auf den Anfang, die stimmige Weiterführung und ein stimmiges Ende zu achten. Die Sprache ähnelt der der Erzählung.
E) Die Schilderung (fiktional)
Die Schilderung ist der Erzählung verwandt, nur dass der Ausgangspunkt für die Schilderung normalerweise ein reeller Sachverhalt ist. Im Gegensatz zum Bericht, der nüchtern die Fakten zusammenfasst, spielt bei der Schilderung das persönliche Erleben und der persönliche Eindruck eine wesentliche Rolle. Ist der Bericht eine Fotografie, so ist die Schilderung ein Gemälde. Stimmungen, Gefühle, Eindrücke… werden in einer bildhaften, farbigen Sprache (in Metaphern) wiedergegeben. Die Kunst ist, dass der Text trotz Bildhaftigkeit „natürlich“ bleibt und nicht in Kitsch abgleitet. Also: Gefühle ja, aber im richtigen Mass!
F) Der Brief (nicht-fiktional)
Der Brief ist ein formales Schreiben, bei dem es auch um reale Inhalte geht. Ob ich der Grossmutter schreibe, was ich in den Ferien erlebt habe oder ob ich mich um eine Stelle bewerbe -, was im Brief steht, soll richtig und wahr sein. Natürlich hat auch ein Brief einen Adressatenbezug und ich muss mich deshalb fragen: Was will mein Gegenüber letztlich lesen?
Briefe müssen zudem formalen Kriterien entsprechen, d. h. ich muss einem Brief ansehen, dass es ein Brief ist. Dazu gehören: Ort des Verfassens und Datum, Anrede, Hauptteil, Grussformel und Unterschrift.
Bei privaten Briefen ist die Gestaltung relativ frei (die formalen Vorgaben sollten aber erfüllt sein).
Geschäftsbriefe folgen strengen formalen Kriterien, die zudem oft genormt sind. Zu den genannten Kriterien kommen: Adresse des Absenders, Adresse des Empfängers, Betreffzeile… Zudem haben die Teile im Geschäftsbrief einen festen, vorgeschriebenen Platz. So werden die Teile in den meisten Geschäftsbriefe heute linksbündig geschrieben. Auch sprachlich und inhaltlich bestehen für Geschäftsbriefe strenge Kriterien, die - im eigenen Interesse - einzuhalten sind. Wer unsicher im Schreiben ist, sollte z. B. Bewerbungsschreiben von einer schreibgewandten Person prüfen lassen!!!
G) Die Erörterung (nicht-fiktional)
Erörterungen gehören zu den anspruchsvollen Texten und deshalb zu den beliebtesten Prüfungstexten an der Oberstufe. Hier geht es darum, dass du zu einem Thema deine eigene, überlegte (!) und begründete (!!) Meinung kundtust. In der Erörterung muss sichtbar werden, dass du dich ernsthaft mit einem Thema auseinandergesetzt und dir eine fundierte (!) persönliche Meinung dazu gebildet hast. Erläuterungen haben letztlich das Ziel, andere von deiner Meinung zu überzeugen.
- Lineare Erläuterung
Die lineare Erläuterung stellt ein Problem eingehend dar, erläutert im Hauptteil die eigene Stellungnahme zum Thema und fasst in einem Schlusswort zusammen, was wichtig dabei ist.
- Dialektische Erläuterung (Dreischritt)
Die dialektische Erläuterung geht vor wie die lineare. Die Ausgangsfrage wird als „These“ (vorläufig geltende Aussage) dargestellt.
Nur wird im Hauptteil ganz klar unterteilt in ein „Pro“ (was spricht für die These) und ein „Contra“ (Was spricht gegen die These (= Antithese)). Die einzelnen Teile müssen mit stichhaltigen Argumenten unter-mauert werden (i. d. R. in Kurzaufsätzen mindestens 3 Argumente pro Teil).
Den Schluss bildet die „Synthese“. Aus der Gegenüberstellung von Pro und Contra bilde ich mir eine eigene, in diesem Fall begründete Meinung und lege diese so dar, dass sie auf den Leser überzeugend wirkt.
H) Das Protokoll (nicht-fiktional)
Protokolle sind Notizen, die Gespräche zusammenfassen und/oder das Wichtigste von Gesprächen festhalten. Liegt einem Protokoll eine Traktandenliste zu Grunde, so gibt diese die Struktur des Protokolls vor.
Was für das Gesagte das Protokoll ist, ist für das Geschriebene die Zusammenfassung.
Wir können für uns grob unterscheiden:
- Inhaltsprotokolle: Sie fassen kurz zusammen, worüber gesprochen wurde. Einzelne Aussagen werden mit den Namen derer versehen, die die Aussagen gemacht haben.
- Verlaufsprotokolle: Hier wird zusammengefasst, in welcher Abfolge ein Prozess stattgefunden hat. Auch hier kann wichtig sein, wer für welchen Verlaufsschritt verantwortlich ist. Oft spielt die Zeit für den Verlauf eine Rolle, dann wird auch die festgehalten.
- Beschlussprotokolle: Bei Sitzungen ist der Verlauf oft unwichtig, wichtig ist aber festzuhalten, welche Beschlüsse zu welchem Thema gefällt wurden. Auch hier sind die Themen i.d.R. durch Traktanden vorgegeben. Beschlüsse müssen auch für jemanden nachvollziehbar sein, der nicht an der Sitzung teilgenommen hat.