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Der Kartäuserorden - Einleitung

RELIGION / PHILOSOPHIE > Die alte Kartause (Kartause Ittingen im Thurgau)



DIE ALTE KARTAUSE

DER KARTÄUSERORDEN

Einleitung

Es ist bezeichnend für die Geisteshaltung des Hl.Bruno, dass er jede Anspielung, einen Orden gründen zu wollen, als eitlen Versuch, unverdiente Ehre zu erlangen, von sich gewiesen hätte. Nichts lag ihm ferner als das! So gilt heute der Hl. Bruno zwar als Ordensgründer der Kartäuser, von einem Orden aber können wir erst 30 Jahre nach seinem Tod sprechen, als Guigo de Castro daran ging, die Ordensregeln niederzuschreiben.

Auch "Geschichte" haben die Kartäuser in diesem Sinne nie gemacht. Geschichte als zeitliche Abfolge der Dinge passte nicht in die zeitlose Weltanschauung des Kartäusers. So konnte in dieser "geschichtlichen Zeitlosigkeit" des Kartäusertums dessen spirituelle Grundsubstanz praktisch unangetastet bleiben. Selbst das zweite Vatikanische Konzil hat diesen zeitlosen Fluss nur kurze Zeit zu unterbrechen vermocht, um ihn dann praktisch unberührt weiterfliessen zu lassen.

Einerseits liegt mir viel daran, etwas von dem Leben der Kartäuser zu skizzieren, andererseits ist es eine heikle Aufgabe für einen modernen Verstandesmenschen, in die schweigsame Welt des Kartäusers einzudringen. Ich habe das Glück gehabt, Kartäuser- und Zisterziensermönche kennenlernen zu dürfen. Dabei habe ich Respekt und Ehrfurcht vor dieser Lebens­weise gelernt. Gleichzeitig habe ich aber auch gesehen, wie weit diese Welt von unserer Welt entfernt liegt. Was uns mit jener Welt verbindet, ist höchstens eine nostalgische Sehnsucht nach Ruhe und Beschaulichkeit, die leicht die Härten und die Entbehrungen des mönchischen Alltags vergessen lässt. Wenn wir von Ausschweifungen und Wohlleben in den mittelalterlichen Klöstern hören, so hat das für die Kartäuser und Zisterzienser sicher nicht zugetroffen.

Ich schreibe in Worten. Im Leben des Kartäusers nimmt das Wort - ausser das Wort Gottes in der Heiligen Schrift - keinen Platz ein. Mit seinem Gelübde verpflichtet sich der Kartäusermönch zu ewigem Schweigen. Der Kartäuser muss gerade in diesem Schweigen verstanden werden. Über den Kartäuser zu schreiben widerspricht eigentlich schon dieser Verständnisregel. Letztlich entzieht sich wahrscheinlich das Kartäusertum jeder rationalen Interpretation, wie es ja auch die Mystik tut. So stehe ich vor dem Dilemma, etwas beschreiben zu wollen, das nicht beschreibbar ist, das mir aber unverständlich bleibt, wenn ich es nicht zu beschreiben versuche. Trotzdem scheint es mir wichtig, ein vom persönlichen Glauben und Gewissen verantwortetes Bild jene Welt zu zeichnen, auch wenn es zwangsläufig ein Zerrbild ist, bevor meine Erinnerungen ganz verblassen.

Ich glaube, dass man selbst aus dem Zerrbild heraus die Grundwerte mönchischen Lebens erahnen kann. Die Reflexion solcher Werte in der Geschichte kann zu einer geistigen Insel der Besinnung in unserer täglichen Hektik, in unserer kulturbedingten Eitelkeit und Überheblichkeit und in dem dauernden Lärm und oft unreflektierten Geplapper werden. Unsere Werte im Spiegel der Geschichte kritisch betrachten ist mir ein Anliegen, Vergangenes vor unseren Augen wieder lebendig werden lassen, ein zweites. Im Geistesleben der Kartäuser spüre ich den Puls des Universums, wird das Wesentliche unwesentlich und das Unwesentliche wesentlich. Im Geistesleben der Kartäuser wird der Geist der Wüstenväter wieder greifbar, der den Bogen spannt zwischen dem Leiden Christi und dem neuen Leben im kommenden Reich Gottes.














 
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