Konjunktiv
Das Verb kennt neben Numerus, Person, Tempus drei Aussageweisen (Modi):
Indikativ - Aussageform
Imperativ - Befehlsform
Konjunktiv - Möglichkeitsform
Es gibt zwei Formen des Konjunktiv, den Konjunktiv I und II:
Konjunktiv I
Der Konjunktiv I leitet sich vom Infinitiv ab. Er wird gebildet, indem man dem Stamm des Infinitivs die Endung des Konjunktivs anhängt (die für Konjunktiv I und II gleich sind).
Infinitiv: geh - en Konjunktiv I: ich geh -e
Stamm Endung du geh -est
er geh -e
wir geh -en
ihr geh -et
sie geh -en
Gebrauch des Konjunktiv I
Der Konjunktiv I drückt Aufforderungen, Anweisungen, Einräumungen… aus.
z. B. Man nehme zwei Eier und ein Pfund Mehl.
Er meint, er habe recht. (… aber er hat nicht recht.)
Der Konjunktiv I ist der Modus der Wahl bei der Indirekten Rede
z. B. Direkte Rede: Er fragt: „Habe ich schon gegessen?“
Indirekte Rede: Er fragt, ob er schon gegessen habe.
(ACHTUNG! Personenwechsel; Wegfall von Fragezeichen!)
z. B. Sie sagen, sie haben → hätten schon gegessen. (Konj. I = Indikativ → Konj. II)
Der Aufforderungs- bzw. Befehlssatz (Imperativ) der Indirekten Rede wird mit „sollen + Infinitiv“ gebildet.
z. B. Der Lehrer sagte: „Hört mir endlich einmal aufmerksam zu!“
Der Lehrer sagte, sie sollen (sollten) ihm endlich einmal aufmerksam zuhören.
Da in dieser Satzstellung mit "sollen" ist auch in der 1. und 3. Pers. Pl. klar, dass es sich um eine indirekte Rede handelt. Hier braucht ausnahmsweise der Konjunktiv I nicht durch den Konjunktiv II ersetzt zu werden!
Der Konjunktiv erlaubt, zum Gesagten auf Distanz zu gehen und deutet an, dass man für das Gesagte keine Garantie übernimmt.
z. B. Er sagt: „Ich komme morgen früh.“ → Er sagt, er komme morgen früh.
… „Du hast hier nichts mehr verloren.“ → … ich hätte dort nichts mehr verloren.
ACHTUNG! Unter Umständen ist eine Anpassung der Person notwendig, damit der Sinn des Satzes erhalten bleibt!
Zeitenfolge in der indirekten Rede
Die Zeitenfolge ist unabhängig von der Zeit des einleitenden Satzes. Nachzeitigkeit (Vergangenheit) und Vorzeitigkeit (Zukunft) im indirekten Redesatz wird durch das entsprechende Hilfsverb im Konjunktiv + Partizip Perfekt ausgedrückt. Auch hier gelten die Regeln für den Gebrauch des Konjunktiv I/II in der direkten Rede.
Er sagt
Er hat gesagt er habe immer recht → Gleichzeitigkeit (Gegenwart)
Er sagte er habe immer recht gehabt → Nachzeitigkeit (Vergangenheit)
Er hatte gesagt er werde immer recht haben → Vorzeitigkeit (Zukunft)
Er wird sagen
Wir sagen
Sie haben gesagt sie hätten immer recht → Gleichzeitigkeit
Sie sagten sie hätten immer recht gehabt → Nachzeitigkeit
Sie hatten gesagt sie würden immer recht haben → Vorzeitigkeit
Sie werden sagen
Bildung und Gebrauch des Konjunktivs II
Der Konjunktiv II leitet sich vom Präteritum ab. Dem Stamm der der 1./3. Pers. sg. Präteritum des Verbs wird die Endung des Konjunktivs beigefügt. a / u / o lauten um, d.h. werden zu ä / ü / ö.
Präteritum: ich/er las Konjunktiv II: ich läs -e
(1./3. Pers.sg.) du läs -est
er läs -e
wir läs -en
ihr läs -et
sie läs -en
Der Konjunktiv II dient in erster Linie als Ausdruck etwas Unwirklichen, nur Vorgestellten, Irrealen. Als solcher wird er in Wunsch-, Bedingungs- und Vergleichsätzen gebraucht.
z. B Er rannte, als hätte ihn eine Wespe gestochen (in Wirklichkeit hat sie ihn nicht gestochen).
Ich wollte (Wunsch), er käme (er kommt aber nicht).
Hätte ich doch einen Sechser im Lotto (aber ich habe keinen)!
Der Konjunktiv II ist eine "Form der Höflichkeit“, denn die Aussage im Konjunktiv ist weniger fordernd als im Imperativ, die Forderung wird abschwächt.
z. B. Würden Sie das morgen erledigen? (Ist freundlicher als: Erledigen Sie das Morgen!)
Ich wüsste eine bessere Lösung, so müsste es gehen.
(Ist weniger aufdringlich als: Ich weiss eine bessere Lösung, so muss es gehen.)
In der Indirekten Rede ist – wie schon erwähnt - der Konjunktiv II Ersatz für den Konjunktiv I, wenn dieser gleich ist wie der Indikativ.
Umschreibung mit „würde“ und „dass“
Die Umschreibung mit „würde“ ist dann notwendig, wenn es andernfalls Missverständnisse geben könnte oder bei eindeutig veralteten Konjunktivformen.
z. B. Ich sagte, ich büke einen Kuchen. → Ich sagte, ich würde einen Kuchen backen.
Ich sagte, dass ich einen Kuchen backen würde.
Bedingungssätze mit „wenn“ (konditionaler Wenn-Satz)
Bedingungssätze können - müssen aber nicht - mit „wenn“ eingeleitet werden. Dabei drückt der erste Teil eine Bedingung aus, der zweite die Folge, wenn die Bedingung erfüllt ist.
z. B. Wenn er käme, könnten wir gehen. (auch: Käme er, könnten wir gehen.)
Konjunktiv der Wahl ist hier Konjunktiv II, sind Missverständnisse möglich, oder gelten die Formen als veraltet, kann mit „würde“ umschrieben werden.
z. B. Wenn sie kochte, freute es mich. → Wenn sie kochte, würde es mich freuen.
(Nach Möglichkeit, zweimal „würde“ hintereinander vermeiden!)
Wenn es die Eltern es erlaubten, blieben wir noch eine Weile. →
Wenn es die Eltern erlaubten, würden wir noch eine Weile bleiben.