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Der Meteorit Sikhote Alin

METEORITENKUNDE > Aus meinen "Der Meteorit des Monats"


DER METORIT SIKHOTE ALIN

Sikhote-Alin (“Queen of Irons „ - Sibirien, Russland )
Meteoritenmasse (beim Fall) total: 70 bis 150 Tonnen;
grösstes geborgenes Einzelstück: 1.75 Tonnen.
TKW: ca. 27 t
Koordinaten: 46°9‘36‘‘ N, 134°39‘12‘‘ E;
Typ: Grober Oktaedrit  II AB
Die chemische Zusammensetzung: 93 % Eisen, 5,9 % Nickel, 0,4 % Kobalt, 0,46 % Phosphor, 0,28 % Schwefel, 161ppm Germanium, 52 ppm Gallium und 0,03 ppm Iridium



Am 12. Februar 1947 schiesst an der sibirischen Pazifikküste, ca. 500 km nördlich von Wladiwostok bei klarem Winterwetter um 10:38 Ortszeit (00:38 Weltzeit) ein gleissender Feuerball, heller als die Sonne, mit einer Geschwindigkeit von rund 50‘000 km/h über den Himmel Ostsibiriens und bricht in ca. 5 km Höhe, kurz vor Erreichen der Erdoberfläche, unter mehrfachem donnernden Krachen auseinander. Der Himmelkörper aus Eisen hat einen Durchmesser von ca. 4 Metern. 240 Augenzeugen verfolgen das beeindruckende Schauspiel. Ungefähr 100 Tonnen meteoritischen Materials wird in Zehntausenden von Fragmenten im Nadelwald des Sikhote-Alin-Gebirges 500 km nördlich von Wladiwostok verstreut, grössere Bruchstücke bilden Krater oder durchschlagen Bäume. Dieses Ereignis gehört zu den am besten untersuchten Meteoritenfällen überhaupt. Wegen des „Eisernen Vorhangs“  ist im „Westen“ lange Zeit wenig oder nichts davon bekannt. Das ändert sich mit der Öffnung Russlands, mit der Perestroika.

Auf seiner 1132 Tage dauernden Umkreisung der Sonne befand sich der Meteoroid übrigens jeweils nur für zwei Tage innerhalb der Erdbahn. Am 7. Januar 1944 durchlief der Meteoroid zum letzten Mal als eigenständiger Himmelskörper den sonnennächsten Punkt (Perihel) seiner Bahn. Der Abstand von der Sonne betrug hier 147.02 Millionen Kilometer. Den sonnenfernsten Punkt (Aphel) im Asteroidengürtel erreichte der Sikhote-Alin-Meteoroid zum letzten Mal am 6. August 1945. Der Abstand von der Sonne betrug nun 486.68 Millionen Kilometer.

Schon drei Tage später finden Flugzeuge die frischen braunen Einschlagkrater in der verschneiten Taiga. Die erste Expertengruppe erreicht das Gebiet nach etwa einem Monat.





Streuellipse am Boden (die Farben entsprechen den Fragmentationen)

Der Sikhote-Alin-Meteoritenfall 1947 ist ein „bezeugter Fall“; Unter den 240 Augenzeugen, die Aussagen dazu gemacht haben, ist auch der russische Künstler Pjotr Iwanowitsch Medwedew, der das Ereignis in der transsibirischen Eisenbahn miterlebt hat. Er hat skizziert, was er gesehen hat und hält es dann das bekannten Ölgemälde fest (Bild oben), das 1957 zum zehnten Jahrestag des Falls als Vorlage für eine Gedenk-Briefmarke dient.














Der Meteorit explodiert etwa 5 Kilometer über dem Erdboden. Das elliptische Streufeld am Boden ist mit ca. 1 x 2,1 km2 relativ klein. Es entstehen 106 Krater und Löcher, der grösste Krater ist 6 Meter tief und hat einen Durchmesser von 28 Metern.

Der Meteorit zerplatzt in Abertausende von Stücke. Rund 8‘500 Bruchstücke mit einem Gesamtgewicht von ca. 30 Tonnen sind bis jetzt in dem unwegsamen Gebiet zusammengetragen worden. Das grösste Fragment wiegt 1,75 Tonnen. Stücke die sich hoch genug vom Meteoriten gelöst haben, bzw. genug schnell unterwegs gewesen sind, können sich "orientieren" (= eine stabile Flugbahn einnehmen. Orientated Individuals, 1./2. Fragmentation: rot/blau). Diese eher seltenen und wertvolleren Stücke zeigen auf einer Seite (Headshild) Reibungsspuren (Flowlines und Regmaglypten) und Schmelzspuren  (Schmelzlippen) von ihrem (stabilen) Flug durch die Atmosphäre durch die enorme Reibungshitze entstanden sind. Bei anderen Stücken erkennt man noch die Flächen an denen sie  bei der Explosion auseinandergerissen worden sind.

Die häufigsten Stücke sind die Schrappnelle (4. Fragmentation, schwarz = Einschlagkrater), Eisenstücke, die beim Aufschlag auf dem Permafrostboden deformiert worden sind. Obwohl sie kaum mehr etwas von ihrem ursprünglichen Aussehen zeigen, sind sie sind bei Sammlern beliebt wegen ihrer oft bizarren Formen. Eine Exzellente Infopage zum Meteoriten ist: http://www.diane-neisius.de/sikhote-alin/index.html

Sikhote-Alin – Individuen

Die orientierten Individuen stammen aus der 1./2. Fragmentation. Solche Stücke sind seltener zu bekommen und stellen somit interessante Sammlerexemplare dar! Die orientierte Ausrichtung bei einem stabilisierten Flug erlaubt, eine Stirnseite (Headshild) zu definieren. Hier sind deutlich Schmelzspuren zu sehen und Flowlines, die sich über den Rand des Meteoriten ziehen. Ausserdem sind auf dem Stück Regmaglypten auszumachen, Einbuchtungen, entstanden durch  Luftwirbel, die sich  in das Meteoriteneisen eingefressen haben.

Individuum 1 (orientiert):

Händler: Horst Wagner, Niederösterreich:
ebay: goldwascher133;
h.w.coin@aon.at;
Ursprung: The Hupé Collection, 8440
6th Avenue N. 8; Tacoma, WA 98465 USA

Gewicht : 11,5 gr
Masse: 20  x  17  x  6 mm

Der Meteoroid zerplatzte in abertausende Stücke. Einzelstücke die sich hoch genug vom Meteoriten lösten, bzw.  schnell genug unterwegs waren, konnten sich orientieren. Diese selteneren Stücke zeigen Reibungsspuren bzw. Schmelzspuren die während ihres Fluges durch die Atmosphäre (Flowlines und Regmaglypten) entstanden sind. Bei manchen Stücken erkennt man die Flächen, an denen sie  bei der Explosion auseinandergerissen wurden.

(Doppelte) Schelzlippe und Flowlines am Headshild (links) und Bruchfläche an der der Flugrichtung abgewandten Seite (oben)

Deutlich zu sehen ist der einseitige Abrieb des Stückes. Auf der vom Abrieb geglätteten Seite sind - 360 Grad im Durchmesser (100% rundherum) Fluglinien und eine deutliche, doppelte Schmelzlippe zu sehen. Auf der vom Rieb abgewandten Seite ist eine geschlossene Lippe zu sehen (nur von einer ehemaligen Oxidationsstelle unterbrochen). Und das nicht nur angedeutet sondern richtig deutlich. Zu erwähnen ist dass die Abriebseite noch die schwarze, deutlich strukturierte,matt glänzende Oberfläche hat. Kein Stück das durch Kochen in Öl seine mattseidige Oberfläche verloren hat.

Individuum 2 (orientiert):

Masse 36  x  14  x  7 mm
Gewicht: 11,1 g.
Händler: saar-met

Auch bei dem folgenden  Stück ist eine Stirnseite (Headshild) auszumachen. Deutlich zu sehen sind hier Schmelzspuren und z. T. Flowlines, die sich über den Rand des Meteoriten ziehen. Ausserdem sind Ansätze von Regmaglypten auszumachen, Einbuchtungen, entstanden durch  Luftwirbel, die sich  in das Meteoriteneisen eingefressen haben.

Individuum 3 (orientiert):

Masse : 27  x  20 x  9 mm                                        

Gewicht: 12,4 g.


Solch schöne Stücke sind eher schwer zu bekommen!


Individuum 4 (orientiert):


Masse: 40   x   20   x   6 mm

Gewicht: 23,8 g


Dieses „gestaltete“ Individuum wurde durch Ablationsprozesse (Windabrieb beim Fall durch die Atmosphäre) geformt.


The Hupé Collection.  


Individuum 5 (orientiert):


morgan@mhmeteorites.com.
2005 MILE HIGH METEORITES.     
8.19 gram ORIENTED with "MOP-TOP" and FLOW LINES $160.00





Individuum 6 (orientiert):

Aus Internet-Auktion
Sikhote-Alin meteorite Iron SUPER FLIGHT oriented
Fluglinien und Schmelzlippen auf den "Nasen", sonst Regmaglypten über das ganze Individuum

Beendet: 19. Feb. 201119:11:17 MEZ
Erfolgreiches Gebot: US $155,00 [ 1 Gebot ]
ca. CHF 147,47
raychile ( Bewertungspunktestand von 2087 );
100% Positive Bewertungen

You are looking at a very nice sample of a flight oriented Sikhote-Alin meteorite. This piece is fully regmaglypted with a pronounced bird beak nose cone hosting flow lines galore. Weighing 51.4 grams. 37 x 28 x 30 mm.


Individuum 7 (teilorientiert):


Masse: XX   x   XX   x   X mm
Gewicht: 40,7


Dieses Individuum weist einen kleinen Impaktkrater auf. Das Eisenstück muss während des Fluges von einem kleinen, ultraschnellen Teilchen getroffen worden sein, das einen kleinen Krater in den Meteoriten geschlagen hat.

Sikhote-Alin - Schrapnelle

Schrapnelle stammen aus der 4. Fragmentation, d. h. aus der Phase des Zerschellens auf dem hart gefrorenen Boden.

Schrapnell 1:

Masse: 52  x  40  x  16 mm
Gewicht: 81,9 g

Solche Stücke sind noch relativ häufig. Beliebt sind sie durch die oft bizarren Formen, die im Eisen durch den Aufschlag auf den gefrorenen Boden entstanden sind. Insofern sind es auch interessante Sammlerexemplare!

Auch das hier dokumentierte Stück, mein erstes Schrapnell in der Sammlung, zeigt beeindruckend, wie der Meteorit beim Aufschlag zerrissen und verformt wurde, so dass sich an einigen Stellen scharfe, gewölbte, noch nicht durch Verwitterung gerundete  Kanten gebildet haben. Von der Primärstruktur des Meteoriten ist äusserlich kaum mehr etwas sichtbar.

Schrapnell 2:



Schönes, bizarres Stück; sehr dekorativ

Masse: 30  x  20  x  5 mm
Gewicht: 8,9 g

Händler:  twinstar57

Schrapnell 3:



Masse: 100   x   70   x   25 mm
Gewicht: 567 g

Dieses schon ganz hübsche Stück hat mich 153  $ (ohne Versand) gekostet. Es gehört in die Serie meiner ca. 550 g – Ausstellungsstücke, zu denen zwischenzeitlich auch ein Campo del Cielo und ein NWA 869-Condrit gehören.

Händler: cometshopnew, USA


Sikhote-Alin - Scheiben

Schnittscheiben offenbaren das Innere eines Meteoriten. Im Falle von Sikhote Alin handelt es sich um die Kristallstruktur eines groben Oktaedriten (oktaedrische Grundstruktur des Kristallgitters). Die sog. Widmanstätten'schen Figuren sind bei den groben Oktaedriten nicht besonders spektakulär. Sichtbar werden sie übrigens auf einer polierten Scheibe erst nach dem Anätzen mit verdünnter alkoholischer Salpetersäure.

Scheibe (Slice) 1

Oktahedrit Ogg  IIAB
Fall 12.02.1947    10:38h    in Primorskiy, Russia

Gewicht: 111.5 g
Masse: 68 x 60 x 5 mm

Gekauft von:
IMCA#2113 Mirko Graul

Diese geätzte 155 g - Scheibe Sikhote Alin macht klar, warum nur selten geätzte Scheiben dieses Meteoriten auf den Hobbysammler-Auktionen erscheinen. Da der Meteorit im Segment der Hobbysammler meist in Grössenordnungen von 10 – 100 g gehandelt wird, ergeben sich keine spektakulären Ätzmuster. Das abgebildete Stück würde doch im Handel bereits um die 180 $ kosten.











 
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