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Der Tagesablauf eines Kartäusers

RELIGION / PHILOSOPHIE > Die alte Kartause (Kartause Ittingen im Thurgau)



Die alte Kartause

Der Tagesablauf des Kartäusers

Der Tagesablauf der Mönche folgt einem festen, immer wiederkehrenden Rhythmus. Etwa acht Stunden gelten dem "Opus dei", dem eigentlichen Gottesdienst in der Kirche. Ungefähr sieben Stunden nehmen Gebet und Meditation in der Zelle in Anspruch. Etwa eine Stunde hat der Mönch für sich allein. Diese Zeit der Rekreation wird oft mit künstlerischen Betätigungen oder mit Lesen verbracht, oft stellt ein Mönch aber auch nur Hobelspäne für den Winter her oder hackt Holz für seinen Ofen. Jede Woche dürfen die Mönche am Sonntag für drei bis vier Stunden die Klostermauern verlassen. Dabei sind Sie von der Schweigepflicht befreit. Oft aber sprechen sie aus Gewohnheit auch dann nicht.

Nach der Komplet (33) mit dem "Salve Regina" (34) in der Kirche legt der Kartäuser sich zwischen 19 und 20 Uhr nach einem letzten Gebet in der Zelle auf einem Strohsack zur Ruhe. Früher lag seine Ruhestatt noch in einem Holzkasten mit Flügeltüren, die zum Schlafen geschlossen wurden. Heute ist die Flügeltüre durch einen etwas "komfortableren" Vorhang ersetzt, der vor dem Einschlafen gezogen wird. Das tägliche "Sargerlebnis" soll den Kartäuser ständig auf seine Sterblichkeit hinweisen - "Memento mori". Gegen 23.30 Uhr unterbricht er den Schlaf für die Marienmetten in der Zelle. Um Mitternacht läuten die Glocken zur Mitternachtsmette. Mit einer Kerze oder Öllampe schreitet der Mönch schweigend durch den Grossen Kreuzgang zur Kirche. Begegnet ihm ein Bruder, schiebt er zum Zeichen des Grusse und der Ehrerbietung seine Kaputze etwas zurück. Begegnet er dem Prior, entblösst er sein Haupt ganz. In der von Kerzen erhellten Kirche nimmt der Mönch seinen festen Platz im Chorgestühl ein. Es mag wohl gerade im Winter einige Überwindung kosten, aus dem warmen Bett in die eisigkalte Kirche zu gehen, für den Mönch zählt die Mitternachtsmette zu den schönsten Tagesereignissen. Die Kartäuser beten sowohl das Marianische wie das Monastische Brevier (35). Gegen 2.30 Uhr kehrt der Mönch wieder in seine Zelle zurück und betet dort noch ein Marienlob, bevor er sich wieder schlafen legt.

Um 7 Uhr beginnt der Tageszyklus mit der Prim, einem Gebet und einer Schriftlesung in der Zelle. Der Tagesablauf zwischen Prim und Komplet wird jahreszeitlich etwas variiert, bleibt sich aber im Wesentlichen immer gleich. Es gibt zwei karge, fleischlose Mahlzeiten im Tag, die in der Zelle eingenommen werden. Wein wurde in der Kartause Ittingen relativ viel getrunken -, etwa ein Liter pro Tag, wobei es sich aber nicht um den guten Wein gehandelt haben dürfte, der verkauft wurde, und wahrscheinlich war er mit Wasser verdünnt. Dass man im Mittelalter ziemlich viel (allerdings minderwertigen) Wein trank, lag auch daran, dass in der Regel die Qualität leicht alkoholhaltiger Getränke besser war, als die des Wassers. In der traditionellen Fastenzeit wird die Nahrungsaufnahme drastisch auf das Allernotwendigste reduziert. Nur an Sonn- und Feiertagen treffen sich die Mönche zum Mahl im Refektorium (36).

Das Leben der Laienbrüder folgt dem der Mönche, auch wenn ihr Kirchendienst nicht so streng ist. Während der Mönch in seiner Zelle mit der Marien- und Tagesprim den Tag eröffnet, halten die Brüder um sechs Uhr in der Kirche eine Brudermesse ab. Auch bei der Mitternachsmesse sind sie dabei. Im übrigen beten auch sie beide Breviere.

33            Abendgebet als Abschluss der kirchlichen Tageszeit
34            "Gegrüsst seist du, o Königin, du Mutter der Barmherzigkeit ..."
35            Gebetbuch mit Stundengebeten
36            Speisesaal im Kloster



 
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