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Zur Kunstgeschichte der Kartause IttingenANHANG
CHRISTUS DE CRUCE ALLOQUITUR TRANSEUNTES
Aspice, qui transis, mea vulnera magna, viator,
Pro te quam tulerim plurima damna lubens.
Aspice, quanta genis multi infixere maligni,
Omnibus ac membris vulnea saeva meis.
Cur eadem paterer, nisi jam mortalibus aegris.
Afferrem dirâ pharmaca certa nece?
Meque tuis oculis claris nunc perlege totum.
De capitis sumno, vertice ad ima pedûm;
Jnvenies certe partem non corporis unam
Vulnere quae careat, sitque dolore vacans.
Peccavi cum perduxit tibi flumina cautes?
Aut quando pavi millia multa cibo?
Deliqui quoties morbos miseratus abegi?
Aut quoties vestum grande nefas minui?
Offendi quando revocavi luce carentes?
Quando mihi vestrae cura salutis erat?
Quam cito fluxerunt animis mea commoda vestris;
Gloria, dum meritum manserit, ipsa manet.
Wanderer! Gehst du vorüber an mir, oh sieh meine Wunden,
wie ich mit Freude für dich mächtige Qualen erlitt.
Sieh, wie die Feinde mit Backenstreichen mich schlugen,
Sieh, wie mit Wunden und Blut all meine Glieder bedeckt.
Und warum soll ich leiden, wenn nicht um Kranke zu heilen,
mit dem erlösenden Tod sterbend zu heilen die Welt?
Von der Spitze des Scheitels bis zur verwundeten Ferse
Mag dein Auge genau meine Gestalt sich beseh'n;
Ob es der Stellen nur eine am ganzen Körper entdecke,
Welche von Wunden frei, oder des Schmerzes entbehrt.
Hab ich gesündigt, als ich Wasser dir gab aus dem Felsen,
Oder als ich mit Brot Tausende geistlich gespeist?
Hab ich gefehlt, als ich Kranke von ihrem Leiden befreite,
Oder die quälende Schuld milde dem Sünder erliess?
War es nicht recht, wenn ich wieder dem Blinden das Auge öffnete,
Oder das Wohl suchte des Menschengeschlechts?
Ach, wie schnell habt ihr mein Wohltun alle vergessen,
denn mit der menschlichen Gunst hört auch die Dankbarkeit auf.
Pater Heinrich Murer FOC
Kartause Ittingen, 17. Jahrh.
(Diese Zusammenstellung wurde Konrad Kuhns "Thurgovia sacra II" entnommen.
Zur Zeit der Drucklegung des Buches (1876) lebten Konrad Konradi in Tuggen/Schwyz und Benedikt Menz in Willisau/Luzern.)
ABSCHIED
Ruhet sanft, ihr trauten Brüder,
In der kühlen Erdengruft.
Bis des Schöpfers Hauch euch wieder
Zum Genuss des Lebens ruft.
Euer Beten, euer Singen
Brach zum höchsten Thron die Bahn
Und so stieg auf gold'nen Schwingen
auch der fromme Geist hinan.
Die geweihten Chöre schweigen,
Doch nur für der Menschen Ohr;
Dort in dem verklärten Reigen
fand sich wieder euer Chor.
Alles wechselt hier auf Erden,
unter diesem Pilgerzelt;
Und was war kann wieder werden,
Und es wird, wenn's Gott gefällt.
Pater Heinrich Murer FOC
Kartause Ittingen, 17. Jahrh.
(zeitgenössisches elegisches Metrum)
Rethel - Totentanz
QUELLENVERZEICHNIS
- Albert Knöpfli, KUNSTDENKMÄLER DER SCHWEIZ (THURGAU I), Birkhäuser Verlag, Basel 1950
- Konrad Kuhn, THURGOVIA SACRA (BAND II), J. Gromann Verlag, Frauenfeld 1876
- Walter Nigg, VOM GEHEIMNIS DER MÖNCHE, Artemis Verlag, Zürich/Stuttgart 1953
- Peter van der Meer de Walcheren, DAS WEISSE PARADIES, Thomas Verlag, Zürich 1949
- Michael Buchberger u.a., LEXIKON FÜR THEOLOGIE UND KIRCHE, Herder Verlag, Freiburg i.B. 1960
- Kurt Galling u.a., RELIGION IN GESCHICHTE UND GEGENWART, J.C.B. Mohr Verlag (Paul Siebeck), Tübingen 1959
- MARIENEAU, Anton H. Konrad Verlag, Weissenhorn 1972 (?)
- Gerald Vann, DER LEBENSBAUM (Studien zur christl. Symbolik), Benzinger Verlag, Einsiedeln/Zürich/Köln 1962
- Ernst Herdi, GESCHICHTE DES THURGAUS, Huber Verlag, Frauenfeld 1943
- Joseph Andreas Jungmann S.J., DER GOTTESDIENST DER KIRCHE, Tyrolia Verlag, Innsbruck/Wien/München 1957
- Jean Tanchot, L'ORDRE DES CHARTREUX, Édition Grande Chartreuse, St-Laurent-du-Pont 1976
Für die überarbeitete Fassung
- Hans Peter Mathis, KARTAUSE ITTINGEN (Schweiz. Kunstführer), Schweiz. Gesellschaft für Kunstgeschichte, Bern 1983
- Manfred Lurker, WÖRTERBUCH DER SYMBOLIK, Buchclub Ex Libris, Zürich 1884 (Lizenzausgabe)