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Die Kartause Ittingen

RELIGION / PHILOSOPHIE > Die alte Kartause (Kartause Ittingen im Thurgau)



Die alte Kartause

DIE KARTAUSE ITTINGEN

Vorgeschichte

In einer Schenkungsurkunde des kyburgischen Truchsässen (40) Adelhard von Ittingen an das Kloster St. Gallen finden wir erstmals die Existenz einer Burg Ittingen erwähnt, die etwa einen Kilometer westlich der Klosteranlage gestanden haben dürfte. Die Urkunde ist an Abt Grimald (841 - 872) gerichtet. Dieses erste Zeugnis datiert also auf das 9. Jahrhundert. Beglaubigte Urkunden dieses welfischen Truchsässengeschlechts sind von 1079 bis ca. 1200 nachzuweisen. 1079 war der Investiturstreit zwischen Papst Gregor VII und Kaiser Heinrich IV im Gang. Der kaisertreue St. Galler Abt Ulrich III liess damals die Burg zerstören.

Die Gründung einer Augustinerpropstei an der Stelle des heutigen Klosters ist sagenumwoben. Anlässlich eines Freudenfestes, bei dem ein Masttier geschlachtet werden sollte, spielten die Buben des Burgherren "Schlachten". Dabei soll der jüngste Sohn so unglücklich am Hals verletzt worden sein, dass er verblutete. Der erschütterte Vater soll die Leiche des Knaben auf den Rücken eines Ochsen gebunden und gelobt haben, an der Stelle, wo der Ochse stehen bleiben werde, ein Gotteshaus zu errichten. So berichtet die Sage.

Die Chroniken schreiben den Truchsässensöhnen Adelbert, Berthold, Ulrich und Gelphard von Ittingen die Stiftung des Klosters zu. Die überlieferte Jahrzahl 1128 kann jedoch nicht stimmen, da Bischof Hermann von Konstanz, der die Erlaubnis zur Stiftsgründung erteilte, erst 1139 ins Amt kam. So wird heute allgemein das Jahr 1152 als Gründungsjahr anerkannt, das Jahr, in dem die Stiftung von Papst Eugen III (1145 - 53) bestätigt wurde. 1162 wurde die Propstei, unter Sicherung aller Freiheitrechte, dem Kloster St. Gallen unterstellt. Bald darauf wurde Ittingen in freier Vogtwahl kyburgische Vogtei und ging nach dem Aussterben des Kyburgergeschlechts 1271 als st. gallisches Lehen an Rudolf von Habsburg.

Das klösterliche Gemeinwesen der Propstei, die dem Heiligen Laurentius geweiht war, umfasste vier bis sechs Personen, die wahrscheinlich von den Gütern des um 1200 ausgestorbenen Geschlechts der "von Ittingen" lebten. Sie scheinen die Seelsorgearbeit in der Umgebung zur Zufriedenheit der Bevölkerung geleistet zu haben, ansonsten haben sie aber nichts Hervorragendes vollbracht. 1420 soll kein einziger der Augustiner des Lesens oder Schreibens kundig gewesen sein.

Etwa 300 Jahre bestand die Propstei. Der letzte Probst, Wilhelm Neidhard von Konstanz (1426 - 61), ein gelehrter Mann, der den Niedergang der Propstei aufhalten sollte, konnte auch nichts mehr ausrichten. Sieben unfruchtbare Jahre seit 1432, dann Nässe, Raupen, Ratten, Kornwürmer, Hagel ... Nach dem Hunger folgte die Pest und schliesslich noch eidgenössische Räuberhorden, die die Propstei plünderten. Am Schluss blieb nur noch der Verkauf der Klosteranlage, nachdem auch die letzte Kirchenglocke verkauft war.

Ittingen wird Kartause


Das 15. Jahrhundert war im Osten Europas gekennzeichnet durch die Einfälle der Türken. Bis in den Norden Jugoslawiens drangen die Osmanen vor. Die dortigen Kartausen Vallis Jocosa in Frenitz und Thronus SS. Trinitatis in Pletriarch fürchteten um ihr Fortbestehen. Die Mönche dort suchten eine neue, ruhigere Heimstätte. Auf Vermittlung des österreichischen Visitators und ehemaligen Priors von Maurbach, Martinus, und der Priore von Gutenstein und Buxheim beschloss das Generalkapitel von Grenoble 1461 den Kauf der abgewirtschafteten Propstei in Ittingen.

Papst Pius II (1458 - 64) bestätigte in einer Urkunde den Kauf, die in einem späteren Brand verloren ging. Der erste Prior der Kartause Ittingen wurde Pater Johannes de Argentina, zubenannt "der mit der langen Nase" aus Mähren, ein Mann von grosser Klugheit, Frömmigkeit und Tatkraft. Da eine Kartause, um ihre Unabhängigkeit von der äusseren Umgebung wahren zu können, selbstversorgend sein muss, waren - neben der guten Führung von Schaffner Günther - einige wesentliche bauliche Erweiterungen notwendig. Diese Bauarbeiten erreichten ihren Höhepunkt im letzten Viertel des 15. Jahr­hunderts. So entstanden nach und nach Klostermauern, Wirtschaftsgebäude, Mönchszellen ...

Obwohl der Anfang der fremden Mönche, die keine Seelsorge betrieben, schwer war, nahm das Kloster - wenn auch unter grossen Opfern und Schulden - Gestalt an. Aber allgemein war es eine schwere Zeit und die Versuche, das neue Kloster zu konsolidieren, scheiterten vorerst. 1489 hatten die Bauarbeiten eine solche Intensität erreicht, dass der 1476 eingetretene Laienbruder Johannes Wagner aus Riedingen in Schwaben Papst und Prior ersuchte, ihn aus dem Kloster zu entlassen, damit er den Rest seines Lebens in einer richtigen Einsiedelei verbringen könne. Seine neue Wohnstätte befand sich an den Hängen des Pilatus, dort wo später die Wallfahrtskirche Hergiswald/Luzern entstand. Am 14. Mai 1516 verschied er als Waldbruder und Kartäuser. Sein Haupt wurde als Reliquie nach Ittingen überführt und dort bis zur Klosteraufhebung verwahrt.

Durch das ständige Hin und Her konnte das Kloster erst 1471 in den Orden aufgenommen werden. Dadurch waren die Frauen von Warth endgültig vom Gottesdienst ausge­schlossen, denn die strengen Ordensregeln erlaubten den Frauen den Zutritt - auch zur äusseren Klausur - nicht. Verbittert stürmten die Frauen eines nachts die Klostermauern und die Kirche und veranstalteten dort einen Sitzstreik. Der Streit endete in einem Kom­pro­miss. Das Kloster ver­pflichtete sich, den Frauen von Warth eine Kapelle zu bauen.

1474 konnte die Kapelle dem Hl. Wolfgang geweiht werden. Im 18. Jahrhundert wechselte sie das Patrozinium (41) auf den Hl. Martin, dem sie auch heute noch geweiht ist. Das Kirchlein wurde mehrfach erweitert und 1974 vollständig restauriert. Seither strahlt es wieder als würdiges Wahrzeichen Warths über den Rebbergen des ehemaligen Klosters und ist weit über das Thurtal hin sichtbar.

Die Kartause erlebte unter Prior Peter Thaler (1511- 24) eine erste Blütezeit. 1512 er­reichte sie das einzige Mal in ihrer Geschichte die Idealzahl von 12 Professmönchen, acht Jahre später waren es allerdings nur noch drei. Wahrscheinlich waren die Verstorbenen Opfer einer Epidemie geworden.

Schwere Zeiten

Die Reformation machte vor den Toren der Kartause nicht halt. Die Patres Jodokus Hesch aus Ulm, Valentin aus Sachsen, Alexius und Leonard Janny, vier der fünf damaligen Konventualen (42), befassten sich intensiv mit den Schriften der Reformation. Allen voran stand Jodokus Hesch, einstmals Magister philosophiae an den Schulen von Rothweil und Blaubeuren und Professor in Ravensburg. 1523 schrieb er an Vadian in St. Gallen, dass er die Reformation be­grüsse, dass er aber mehr Mässigung wünschte. Obwohl er Zwingli "die Zierde der helvetischen Lande" nannte und mit ihm in einem recht freundschaft­lichen Ton korrispondierte, blieb er der Re­formationsbewegung gegenüber kritisch eingestellt. Damit hob sich Jodokus von Valentin und Alexius ab, die Zwingli in höchsten Tönen lobten und als Folge aus dem Orden austraten. Auch Jodokus Hesch verliess bald darauf die Kartause Ittingen wieder. 1539 erscheint unter den Konventualen der Kartause Erfurt ein Prior gleichen Namens, wahrscheinlich der besagte.

Die Furcht vor den Landvögten verzögerte die Reformation im Thurgau etwas, hielt sie aber nicht auf. Zentren der thurgauischen Reformation waren Stammheim und Nussbaumen. Protestantische Schutz- und Trutzgemeinschaften drangen in katholische Kirchen ein, zerstörten Heiligenbilder, Statuen und Glasfenster. Sogar Lehrer hetzten ihre Schüler auf, Heiligenbilder mit Steinen zu bewerfen. Schon am 28. März 1523 erging an die Tagsatzung eine Bitte um Schutz der Kartause. Die katholischen Orte der Eidgenossenschaft waren erbittert und ermahnten den thurgauischen Landvogt Amberg, die Entwicklung im Auge zu behalten. Im Juli 1524 erhielt Amberg der Befehl, den Pfarrer Oechsli von Berg bei Stein nach Frauenfeld zu überführen. Burg war damals eine Kollatur (43) von Einsiedeln und Pfarrer Oechsli hatte sich in Wort und Tat der Reformation angeschlossen. Die Bauern von Nussbaumen und Umgebung rotteten sich zusammen. Ein Zug von 3000 bis 4000 Mann bewegte sich gegen Frauenfeld, um den Pfarrer zu befreien.

An der Thur angelangt sahen sie, dass die Fähre verschwunden war. Es wurde ihnen klar, dass sie so den Landvogt nicht mehr einholen konnten, und mit ihren primitiven Waffen konnten sie gegen das befestigte Frauenfeld nichts ausrichten. Ihre ganze Wut wandte sich nun gegen das "Pfaffenkloster", das nicht weit von ihnen lag. Sie traten die Tore des Klosters ein, misshandelten die Mönche, sotten Fische auf dem Feuer, das sie mit Kirchenbüchern unterhielten, und genossen reichlich vom vorhandenen Kartäuserwein. Plötzlich stand das Kloster in Flammen. Es brannte bis auf die Grundmauern nieder. Zwischen den Trümmern plünderten die Bauern, was sie noch erhaschen konnten. Der Schaden bei dem, was als "Ittinger Sturm" in die Geschichte einging, war enorm. In der Schadensersatzklage zu Handen der Eidgenössischen Tagsatzung waren aufgeführt: Refektorium, Gaststuben, vier Gastkammern, Bruder- und Predigtstube, Speisegaden und Küche, alle Bruder- und vier Priesterzellen, verschiedene andere Gemächer und Kammern, die Kirche mit dem Chorgestühl, zwei Glocken, wertvolle bemalte Fenster in Kirche und Kreuzgang, die Galluskapelle, 19 Öfen und diverses Mobiliar. Von den Wirt­schaftsgebäuden waren die Schmiede, die Mühle, die Küche, die Bäckerei und die Werkstätten heimgesucht.

In der "Specification und Anschlag" sind an zerstörten Kultgegenständen aufgeführt: Kelch, Ziborium44, Heiligölgefäss, eine silberne, zum Teil vergoldete Monstranz, etliche andere Monstranzen, zwei Rauchfässer, zwei vergoldete Armreliquien, zwei silberne Häupter, eine Fronaltartafel und mehrere zum Teil in Gold gefasste Reliquien. Dazu kamen 42 zum Teil sehr wertvolle Messgewänder, 15 liturgische Bücher, fünf Missale, verschiedene Graduale, Psalter und ein Evangeliar. Der gesamte Schaden wurde auf 20 000 fl45 geschätzt.

Die Reaktionen im thurgauischen Adel und in der Innerschweiz waren heftig. Zug drohte Zürich, das Kloster Kappel einzuäschern. So musste der Brand der Kartause ein Gerichtsverfahren nach sich ziehen. Hans Wirth, der Vogt von Nussbaumen, sein Sohn und Burkart Rütimann, Untervogt, die angeblichen Rädelsführer, wurden zum Tode verurteilt und zur Vollstreckung des Urteils durch das Schwert nach Baden überführt. Andere Rädelsführer wurden zu Geldstrafen verurteilt oder freigesprochen. Die drakonischen Strafen in der Folge des "Ittinger Sturms" waren nicht angetan, das Verhältnis zwischen der Kartause und den Bauern der Umgebung zu verbessern. In dieser schweren Zeit blieben nur noch Prior Peter Thaler, Schaffner (46) Leonard Janny, Pater Johannes de Austria und die beiden Laienbrüder Johannes Vogt aus Stammheim und Konrad Gruber aus Ravensburg in der Kartause. Ende November 1525, nach dem Tod von Pater Jo­hannes und Bruder Johannes bestand die Kongregation nur noch aus drei Männern, die inmitten der Zerstörung und des Hungers der Willkür des Volkes ausgeliefert waren. Sogar den Prior Thaler, der bis anhin tapfer die Sache der Kartause verfochten hatte, verlor langsam den Mut. Er zog in die Kartause Freiburg im Breisgau, wo er zwei Jahre später, am 5. Dezember 1527, verschied.

Nachfolger für Prior Thaler wurde Prior Philipp von Stauffen, Professe der Kartause St. Margarethental in Basel. Unter seiner Führung errichteten die Mönche 1525 - 1528 notdürftig eine neue Kirche. Prior Philipp beschaffte Geld, Kleider, Bücher und liturgisches Gerät. Leider setzte der Tod dem Schaffen dieses fähigen Mannes bald ein Ende.

Der zehnte Prior der Kartause Ittingen war Pater Sebastian Rang von der Kartause Thorberg bei Bern. Er geriet aber bald zwischen die Fronten. Die Syno­de vom 13. Dezember 1529 in Frauenfeld legte ihm unter massiven Drohungen nahe, die Kartause wieder zu verlassen. In der Folge bot ihm Landvogt Zingerli seinen Schutz an. Um das sich langsam erholende Kloster nicht wieder in Gefahr zu bringen, beschloss Prior Rang schliesslich, Ittingen wieder zu verlassen. Er siedelte in die Kartause Strassburg über und über­trug seine Rechte dem Schaffner Janny.


Neuanfang und Blüte


Am 17. Juni 1532 beschloss die Eidgenössische Tagsatzung die Wiederherstellung der Kartause und deren Fortbestand. Das Generalkapitel von Grenobele schickte 1533 Pater Peter Frey aus der Kartause Thorberg, der zu­sammen mit Pater Janny erfolgreich mit den Eidgenossen verhandelt hatte, als Prior nach Ittingen.

Unter seiner Führung machte der Wiederaufbau der Kartause grosse Fortschritte, neu entstanden das Refektorium, das Priorat, das Bruderhaus und einige Zellen. Die herausragende Gestalt je­ner Zeit aber blieb Schaffner Janny, der trotz aller Anfechtungen dem Orden und seinem Glauben treu blieb.  1539 erschien ein Komet am Himmel und Besserwisser prophezeiten die schlimmsten Dinge. Aber 1539 wurde für Ittingen zu einem segensreichen Jahr, der Wein gedieh prächtig und in ausgezeichneter Qualität.

Der Wiederaufbau geschah unter grossem finanziellen Druck und unter der ständigen Frage nach Sinn oder Unsinn des Mönchslebens. Mit Ausnahme von St. Katharinental bei Diessenhofen standen die Klöster im Thurgau leer oder waren von verheirateten Mönchen bewohnt. Die Lehren der Reformatoren hatten offene Ohren gefunden und waren für viele die willkommene Gelegenheit, das dreifache Joch der Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams abzuschütteln. Die Aufhebung der Kartause Thorberg brachte Ittingen vier neue Konventualen, drei Patres und einen Bruder. Aber es fanden sich in diesen schweren Zeiten auch Gönner. Besonders trat Johannes Oening Juntaler von Schaffhausen hervor, der Sohn des 1490 verstorbenen Urban Oening Juntaler, der auch als grosser Gönner der Kartause gilt. Die Wirtschaft gedieh schliesslich so gut, dass die Tagsatzung 1543 der Kartause die Rechnungsstellung erliess.

Auf Grund seiner Fähigkeiten wurde Pater Janny vorübergehend nach Aspach berufen. Als Prior Frey am 30. Januar 1449 starb, kehrte Pater Janny als 12. Prior nach Ittingen zurück. 1549 bis 1567 war der ehemalige Schaffner Leonard Janny Prior von Ittingen. Dank seiner Persönlichkeit konnte er die Wogen der Missstim­mung unter den Mönchen glätten. Auch wehrte er sich erfolgreich gegen die "äussere Belagerung" durch unerwünschte Besucher und Schmarotzer. Die geistlichen Obern bezeugten ihm ihre Gunst, indem sie ihn zum Visitator der österreichischen Ordensprovinzen machten. Er wurde auch nach Rapperwil berufen, um zusammen mit dem Abt von Fischingen und dem Propst von Bischofszell bei der Wahl des Abgeordneten für das Konzil von Trient (1545 - 63) mitzuwirken. In seine Führungszeit fiel die Fertigstellung der Kirche mit sieben Altären, sowie zwei Kapellen. 1553 weihte sie der Konstanzer Generalvikar wieder dem Hl. Laurentius. So ging Prior Janny als "Alter fundator" (47) in die Geschichte der Kartause Ittingen ein. Als Pater Janny am 2. September 1567 starb, hatte er der Kartause Ittingen 25 Jahre als Verwalter und 18 Jahre als Prior gedient.

Die Bauarbeiten gingen jetzt gemächlicher weiter. Ein weiterer grosser Bauschub fand unter Prior Johannes Eckstein (1549 - 1567) statt, was ihm den Nachruf "Zweiter Restaurator" einbrachte. Unter dem trefflichen Prior Bruno Müller von Warth (1614-48) hielt auch die Wissenschaft Einzug in die Klostermauern. Vor allem wurde die Literatur gepflegt.

Die herausragende schriftstellerische Gestalt der Zeit in Ittingen war Heinrich Murer aus Baden. Er verfasste neben Gedichten auch das bekannte Werk "Helvetia sancta" und verschiedene Monographien über thurgauische Klöster und Stifte ausserhalb des Thurgaus. In diese Zeit fällt eine grosszügige Schenkung von 14 000 Gulden von Ludwig Pfyffer von Altishofen, dem Sohn des "Schweizerkönigs" und Stiefbruder Heinrich Murers. So konnten die Mönchszellen fertiggestellt werden.

Mitte des 17. Jahrhunderts erfuhr das Refektorium eine barocke Umgestaltung. Die gute Wirtschaftslage und die Erträge aus dem Weinhandel machten Ittingen im 18. Jahrhundert zum reichsten Kloster im Thurgau. Die gute finanzielle Lage erlaubte den Bau eines neuen Kapitelsaals, einer Sakristei, von Kellerräumen, dem Bibliotheksaal im Ostflügel und verschiedenen Wirtschaftsgebäuden. Die gotische Kirche erfuhr unter Prior Christoph II Schmid (1685 - 1708) zahlreiche barocke Erneuerungen. So plante der Einsiedler Klosterbruder Caspar Moosbrugger, der auch in Kalchrain und Freudenfels tätig war, ein neues Chorgestühl im Professchor nach Buxheimer Vorbild. Gleichzeitig musste der zu enge Altarraum erwei­tert werden, was eine neue Lichtführung von der Seite her erlaubte. Caspars Bruder Johannes führte die Arbeiten aus und beendete sie 1703. Nach und nach entstand ein einheitliches Erscheinungsbild der Kartause. Prior Lorenz Landwing (1728 - 36) liess auch den Westflügel mit den Gästezimmern und Bruderzellen erneuern. Da der Bau auf schlechten Grund zu stehen kam - ein grosser Teil der Kartause steht auf Eichenpfählen -, war schon 1756 ein Neubau nötig. Eine weitere und endgültige Barockisierung erfuhr die Kirche unter dem Prior Anton von Seilern (1760 - 93). Aus dieser Zeit stammt der Rokoko-Einschlag in der Kirchenausstattung. Damit waren die wesentlichen Bautätigkeiten an der Kartause abgeschlossen, auch wenn wegen der Wasseradern und des Bergdrucks, dem auch die nördlichen Mönchshäuslein zum Opfer fielen, immer wieder Reparaturarbeiten geleistet werden mussten.



Fussnoten

40   ahd. "der dem Gefolge Vorsitzende"; urspr. Vorsteher der Hofverwaltung, eines der vier merowingischen Hofämter
41   Schutzherrschaft eines Heiligen über eine Kirche
42   stimmberechtigtes Klostermitglied
43   Recht, Kirchenämter zu verteilen


 
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