Die riesige, fast unbesiedelte Fläche zwischen dem Nordoman und der Südprovinz Dhofar wird nach dem hier lebenden Beduinenstamm der Harasis auch Jiddat al-Harasis genannt. Sie beginnt südlich der letzten Ausläufer des Hajar-Gebirges bei Adam. Es handelt sich um eine Wüstenebene, die etwa 150 m über dem Meeresspiegel liegt. Auf ungefähr 500 km Länge findet sich fast keine Erhebung, die die monotone Geröll- und Schotterwüste überragen würde. Ihre Breite zwischen Indischem Ozean und der grossen Sandwüste Rub al-Khali beträgt 250–300 km.
Das Emirat Oman ist ein Eldorado für Meteoritenjäger und es gibt viele unterschiedliche und namhafte Funde aus der Region. Ohne Erlaubnis ist allerdings die Ausfuhr von Meteoriten heute streng verboten. Ein amerikanischer Meteoritenjäger, der vorgab, das nicht gewusst zu haben, verbrachte 3 Monate im Oman im Gefängnis. Die damals noch nicht klar fixierte juristische Formulierung des Verbots ersparte ihm eine weitere Strafverfolgung.
Im Westen und Nordosten hat der beständig wehende Wind riesige Sanddünengebiete, die Rub al-Khali und die Ramlat al-Wahiba, geschaffen. Am Südrand der Wahiba liegt die Region Barr al-Hekman, ein Gebiet aus Salzebenen (arab. sabkha), die gelegentlich vom Meer überspült werden. Im Nordwesten der Jiddat al-Harasis befindet sich die Umm al-Samim, „die Mutter des Giftes", mit gefährlichen Treibsanden.
Das Emirat Oman ist einer der wenigen Plätze auf der Erde, wo Mondmeteoriten - eine sehr seltene Meteoritenart - gefunden werden. Aber auch andere interessante Meteoritenklassen sind im Oman üppig vertreten. Von den im Meteoritical Bulletin aufgeführten 3’116 Oman-Meteoriten (darunter 41 klassifizierte Mondmeteoriten) stammen 1’385 aus der Gegend von Jiddat al Harasis.
PD Dr. Beda Hofmann
Naturhistorisches Museum, Bern
Er ist in der Schweiz der Meteoritenexperte
L – und LL – Chondriten

Die Klasse der ordinären L-Chondriten gehört zusammen mit den LL-Chondriten zu den häufigsten Meteoriten, die auf der Erde gefunden werden (das Wort „ordinär“ bezieht sich lediglich auf ihren relativ undifferenzierten (nicht aufgeschmolzenen) Zustand). Sie stammen wahrscheinlich beide vom gleichen Asteroiden aber aus unterschiedlichen Regionen. Sie sind stark geschockt, d.h. sie haben in ihrem Lebenslauf im Weltall starke Stösse erhalten. Dabei haben sich im Asteroiden Risse gebildet, die mit verflüssigtem Material aus dem Zusammenstoss ausgefüllt wurden, das dann wieder erstarrt ist (Schockvenen).
Als Mutterkörper der L-Meteoriten werden auf Grund ähnlicher Reflexionsspektren die Asteroiden 433 Eros und 8 Flora, bzw. frühe Bruchstücke dieser Asteroiden (die man als „Familien“ bezeichnet) angenommen.
JaH 073Jiddat al Harasis 073
Ordinärer Chondrit L6
Dieses Bild zeigt die Schnittfläche des ca. 250 g schweren JaH 073 auf der Sternwarte Schafmatt der Astronomischen Vereinigung Aarau AVA. Die Schmelzkruste ist ganz dünn und verwittert ("Wüstenlack"). Das Innere zeigt Schockvenen und auch einzelne Chondren sind noch zu sehen.
Funddatum: 17. 1. 2002; Koordinaten: 19°42’N; 55°44’E;
Fundort: Al Wusta (Jiddat al Harasis), Oman
Fundmasse: TKW (Total Known Weight; Gesamtgewicht): 550 kg
2‘768 Einzelfragmente)
Klassierung:
Ordinärer Chondrit L6; S4 (Shock stage) / W2-4 (Weathering)
Fayalit 25,3 mol%, Ferrosilit (22,4 mol%), Wollastonit (1,2 mol%)
E. Gnos, B. Hofmann and A. Al-Kathiri, NMB

Die Häufigkeit der L/LL-Meteoriten wird mit einem katastrophalen, relativ jungen Zusammenstoss zweier Asteroiden verbunden („Ordovician Meteor Event“), der sich vor rund 470 ± 6 Millionen Jahren ereignet hat. Dieser Wert wurde mittels der „Gas-Retentions-Analyse“ bestimmt, bei der der radioaktive Zerfall von Kalzium [40] zu Argon [40] in den im Meteoriten eingeschlossenen Gasblasen, die in der Impaktschmelze entstanden sind, bevor diese wieder erstarrte, gemessen wird. Solche radioaktiven Zerfälle werden in der Meteoritenkunde noch öfters und in verschiedenen Zusammenhängen als Zeitmesser benutzt. Sie sind so etwas wie „kosmische Uhren“. Schockvenen (mit Impaktschmelzen gefüllte Risse im Gestein) zeugen von der Heftigkeit des Zusammenstosses.
Meine Jiddat al Harasis
JaH 055Fund: 2004
Fundort: Jiddat al Harasis, Oman
Koordinaten 19°39,1 N, 55°41,4E
Scheibe (poliert)
Klasse: L4-5
S2 / W3
TKW: 200 kg
Masse: 046 x 035 x 004 mm
Gewicht: 17, 2 g
Hauptmasse: NMBE (Naturhistorisches Museum, Bern, Schweiz)
JaH 073 Fund: 2002
Fundort: Jiddat al Harasis, Oman
Koordinaten 19,42 N, 55,44 E
Individuum
Klasse: L6
S4 / W2-4
TKW: 550 kg (2768 Fragmente)
Masse: 031 x 017 x 014 mm
Gewicht: 9, 3 g
Hauptmasse: NMBE (Naturhistorisches Museum, Bern, Schweiz)
JaH 267 Fund: 2005
Fundort: Jiddat al Harasis, Oman
Koordinaten 19° 59,982`N, 56° 24,665 E
Individuum
Klasse: Mesosiderit
S1 / W?
TKW: 16,01 kg (200 Fragmente)
Masse: 022 x 019 x 015 mm
Gewicht: 7, 6 g
Hauptmasse: NMBE (Naturhistorisches Museum, Bern, Schweiz)