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Leuchtspuren von kleinen Meteoren. Hier scheinen sie alle aus dem Sternbild Perseus zu kommen und heissen deshalb „Perseiden“.
Meteore heissen die Leuchterscheinungen, Meteoriten werden sie erst, wenn sie die Erde erreichen.
Kleine Kügelchen aus der Dachrinne. Sind es Mikrometeoriten?
(Im Hintergrund scheint ein Millimeter-Häuschen durch)
Mikrometeoriten Einführung
Es heisst, wer eine Sternschnuppe sieht, darf sich etwas wünschen. Wieso nur sehen, wenn man Meteoriten auch selber besitzen kann?
Nun, das Sammeln grosser Meteoriten ist in der Schweiz so eine Sache. Zuerst einmal fallen Meteoriten von der Grösse einer Faust hier nur etwa zweimal im Jahr und dann braucht es zudem enorm viel Glück, das gute Stück auch noch zu finden. Dass sich ein Meteorit den Briefkasten oder den Kofferraum eines Autos als Landeplatz aussucht, hat es zwar auch schon gegeben (Claxton/USA und Peekskill/USA), ist aber noch weit seltener. Grössere Meteoriten in grösserer Zahl werden heute vor allem in der Wüste und in der Antarktis gefunden. Die Antarktis können wir abhaken, sie ist nur wissenschaftlichen Expeditionen zugänglich. Bleibt also nur noch, eine Wüstenexpedition auf die Beine zu stellen oder die Jagd nach Meteoriten zu vergessen.
Eine hoffnungslose Sache, wären da nicht noch die kleinen , zwar von Auge kaum sichtbaren, aber (manchmal) ganz echten Mikrometeoriten, die praktisch ununterbrochen auf die Erde niederrieseln und unseren Planeten - so wird geschätzt - jährlich um 40'000 t schwerer machen.
Mit etwas Geduld, dem nötigen Wissen und einer erschwinglichen Ausrüstung lassen sich solche Mikrometeoriten selbst zu Hause leicht suchen und relativ leicht finden. Mikrometeoriten sind echt und garantiert 4,6 Milliarden Jahre alt. Das ist sicher die älteste Materie, die sich auf unserem Planeten finden lässt, Material aus der Geburtszeit unseres Sonnensystems.
Täglich verglühen eine Vielzahl von Eisen- oder Steinmeteoriten in unserer Atmosphäre. Sie erscheinen uns dabei als "Sternschnuppen". Durch Ablation (Abrieb) entstehen beim Eintritt in die Atmosphäre durch Reibungshitze aufgeschmolzene Partikel. Kleine Meteoriten im Bereich von Millimetern bis einigen Metern im Durchmesser verdampfen i. d. R. durch die Reibungshitze vollständig in der oberen Atmosphäre. Der heisse Dampf, der sofort wieder abkühlt, bildet kleine Tröpfchen aus Metall oder Gesteinsschmelze, darunter Silikaten (Tektit-Glas), die zu kleinen Schmelzkügelchen von ca. 1/10 - 1/100 mm erstarrt, durch die Luft getragen zur Erde sinken und sich in Form von (kosmischem) Staub absetzen. Diese Partikel sind meist absolut sphärisch (kugelförmig). Die Eisensphärulen (-kügelchen) sind zudem magnetisch. Das hilft, wenn wir sie aus dem Untersuchungsmaterial "herausfischen" wollen. Schätzungen gehen von 40'000 bis Millionen Tonnen aus, die die Erde durch kosmische Materie an Masse pro Jahr zunimmt. Da die Kügelchen sehr leicht sind, macht das doch einen beträchtlichen Niederschlag an Mikrometeoriten von ca. einem Mikrometeroriten pro Quadratmeter und Tag aus.
Der Fairness halber: Ich hatte die Gelegenheit, einige meiner Mikrometeoriten spektroskopisch untersuchen zu lassen. Fazit: Leider ist nicht alles, was in unsere Dachrinne fällt wirklich meteoritisches Material. Aber rein statistisch darf gesagt werden: Unter den Artefakten befinden sich mit Sicherheit auch echte Mikrometeoriten. Da wir als Laien das schlecht nachweisen können, muss der Glaube das Wissen ersetzen.
Zwei der Resultate der mikroskopischen Spektralanalyse gefundener "Mikrometeoriten". Leider sind solche Analyseverfahren dem Laien meistens unzugänglich.
Bedeutung der Mikrometeoriten in der Forschung
Forscher interessieren sich sehr für Mikrometeoriten. Sie sind wichtig für die Gefahreneinschätzung in der Weltraumfahrt, aber auch für wissenschaftliche Untersuchungen an kosmischer Materie. Allerdings werden zu diesen Zweck Mikrometeoriten mittels spezieller Flugzeuge und Fangvorrichtungen aus der Atmosphäre geholt, bevor sie den Boden erreicht haben und durch irdische Einflüsse verunreinigt werden. Hier finden wir auch nicht aufgeschmolzene Mikrometeoriten. Mikrometeoriten können in der Atmosphäre so abgebremst werden, dass sie nicht mehr unbedingt aufschmelzen oder gar verglühen. Solche nicht aufgeschmolzenen Mikrometeoriten sind aber im irdischen Staub in den sie fallen ohne aufwendige Hilfsmittel kaum auffindbar.
Auch aus dem ewigen Eis der Antarktis werden mittels Bohrkernen Mikrometeoriten für wissenschaftliche Untersuchungen gewonnen. Sie sind zwar nicht gross, in ihrer Menge und Konstanz stellen sie allerdings eine wichtige Ergänzung zu den grösseren Meteoriten dar. Zudem ist ihre Grösse für wissenschaftliche (chemisch-physikalische) Analysen durchaus ausreichend.