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METEORITENKUNDE > Einteilung von Meteoriten

EINTEILUNG DER METEORITEN

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Mein Ziel ist hier, dem Laien eine kurze systematische Übersicht zu geben, was es an Meteoriten so gibt. Es geht mir nicht um Vollständigkeit. Wer es genauer haben möchte, den verweise ich auf die sehr gute Internetseite von Siegfried Haberer:
http://www.haberer-meteorite.de.

Ich beschränke mich hier im Wesentlichen auf morphologische (äusserlich sichtbare) Kriterien. Und da steht am Anfang aller Fragen die, ob das, was ich in der Hand halte, wirklich ein Meteorit ist. Eine der einfachsten Kriterien ist: Über 90 % der Meteoriten sind mehr oder weniger magnetisch, weil sie entweder aus Eisen sind oder erhebliche Mengen an metallischem Eisen enthalten. Irdische Gesteine mit Einschlüssen von elementarem Eisen sind sehr, sehr selten. Meist liegt das Eisen in irdischen Gesteinen in Form irgendwelcher Eisenverbindungen, z. B. Eisenoxid (Rost) vor. Reines Eisen gibt es in der Natur i.d.R. nur im Erdkern. Der Spazierstock eines Meteoritenjägers hat also einen Magneten als Spitze.

Bei 95% der untersuchten Meteoritenfälle (man unterscheidet zwischen beobachteten Fällen und Funden, denen keine Beobachtung zu Grunde liegt) handelt es sich um Steinmeteorite (Aerolithe). Eisenmeteorite (Siderite) machen 4 % der Fälle aus. Stein-Eisen-Meteorite (Siderolithe) sind mit ca. 1% relativ selten. Bei den Funden ist das Gleichgewicht etwas zu den Eisenmeteoriten verschoben, weil sie haltbarer sind, d. h. nicht so schnell verwittern und damit noch als Meteoriten aufzufinden sind, wenn die andern schon lange "zu Staub" geworden sind.

Frisch gefallene Meteoriten haben in der Regel eine charakteristische samtschwarze Fusionskruste, die durch oberflächliche Aufschmelzung infolge Reibungshitze beim Eintritt in die Atmosphäre entstanden ist. Diese Fusionskruste ist erstaunlich dünn. Das hat mit der kurzen Fallzeit auf Grund der hohen Fallgeschwindigkeit zu tun. Bricht der Meteorit aber knapp über dem Boden auseinander, kann diese Fusionskruste fehlen. Liegt ein Meteorit länger auf der Erde, kann die Kruste auch mehr oder weniger verwittert sein.

Wenn Meteoriten nicht aufgebrochen sind, weisen sie keine scharfen Kanten auf. Ihre Form ist mehr oder weniger gerundet, oft erzeugen die Ablationsprozesse charakteristische Eindellungen, die als Regmaglypten oder Thumbprints ("Daumenabdrücke") bezeichnet werden. Sie sind zwar typisch, können aber auch fehlen.

Äusserlich lassen sich Meteoriten schon durch ihr Gewicht unterscheiden. Sie sind in der Regel schwerer als irdische Gesteine (und haben somit auch eine höhere Dichte). Was man aber effektiv in der Hand hat, erfährt man erst, wenn man den Meteoriten aufschneidet und die Schnittflächen poliert. Zusätzlich zu den morphologischen Kriterien (differenziert/undifferenziert, mit/ohne Chondren, viele/wenige/keine Eiseneinschlüsse... Widmanstätten'sche Figuren oder nicht (beim Ätzen von Eisenmeteoriten) und wenn ja mit welcher Bandbreite der Kamazitbalken...) kommen in der Laboruntersuchung noch die chemischen Kriterien dazu.

Meteoriten haben in der Regel einen Mutterkörper (einen grösseren Himmelskörper (Planeten oder Asteroiden), von dem sie kommen). Viele Herkunftsorte sind noch eher spekulativ. Es gibt aber Herkunftsorte, die ausreichend gesichert sind. So stammen die differenzierten Meteoriten (Meteoriten, deren Material schon eine grössere Umwandlung erfahren hat, z. B. durch Aufschmelzen im Innern eines Planeten) der HED-Gruppe praktisch sicher vom Asteroiden Vesta. Für die Enstatite und Angrite wird Merkur als Herkunftsort diskutiert, als gesichert gilt die Herkunft der Meteoriten, die vom Mars oder vom Mond stammen. Mondmeteoriten sind die gesuchtesten und damit teuersten Meteoriten überhaupt. Ihre Identität konnte durch Vergleiche mit Mondproben, die Astronauten vom Mond mitgebracht haben, zweifelsfrei bestimmt werden. Marsmeteoriten enthalten Einschlüsse von Gas aus der Marsatmosphäre, welche seit den Messungen der Viking-Sonden ebenfalls bekannt ist und andere Meteoriten werden durch Messung der Isotopenverteilung am Meteoriten und am Mutterkörper (spektroskopische Messungen) verglichen. Die "Isotopensignatur" eines Himmelskörpers, d. h. die Verteilung von Isotopen (Abarten von Atomen) in der Materie dieses Himmelskörpers, ist, wie ein Fingerabdruck beim Menschen, einmalig.

Nun, auch wenn meine Bilderauswahl etwas provokativ erscheinen mag (mit dem zertrümmerten Autoheck), Angst zu haben braucht eigentlich niemand vor Meteoriten. Bis jetzt konnte noch nie eindeutig nachgewiesen werden, dass ein Mensch durch einem Meteoriten zu Tode gekommen wäre. Einen Hund in Ägypten (Nakhla) soll es erwischt haben, obwohl es in der Geschichte solche Fälle gegeben haben mag. Sogar Einschläge in Häuser sind in der neueren Geschichte bisher relativ glimpflich abgelaufen. Wahrscheinlicher ist, dass sich schon viele Menschen wegen Meteoriten mächtig erschrocken haben. Als ich 12-13 Jahre alt war, rauschte einmal ein Feuerball in der Nähe von Mailand über mich hinweg. Leider war ich noch zu jung, um mit dem Ereignis etwas anfangen zu können, aber ich erinnere mich noch gut, wie für einen Augenblick mein Atem stockte. Das war ein eindrückliches Erlebnis, das leider in der Form (bis jetzt) einmalig geblieben ist.



 
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