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Meteoriten gefunden?

Erste eigene Abklärungen



Hier findet der amerikanische Meteoritenjäger Michael Farmer (Mitte) mit seinen Freunden seinen 10. La Mancha-Meteoriten in Spanien  
Bildquelle: http://meteoriteguy.com/lamanchaspainfall/LaManchafall.htm



Meteoriten sind ein seltener Stoff auf Erden. Aber man weiss ja nie...! Der Stein, den ich letzthin in einem Acker gefunden habe, sieht ganz vielversprechend aus. Wie aber finde ich heraus, ob es sich um einen Meteoriten handeln könnte?

Es ist immer noch eine Tatsache, dass über 99% der Steine, die Fachleuten an Instituten und Universitäten zur Begutachtung vorgelegt werden, leider alles andere sind als Meteoriten. Trotzdem können auch Laien durch ein relativ einfaches Ausschlussverfahren Meteoriten mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 95% als Meteoriten bestimmen. Drei Kriterien werden dabei herangezogen, die für den grössten Teil der Meteoriten gelten. 100%ige Sicherheit gibt es aber nur durch aufwendige chemisch-physikalische Bestimmungen (Spurenelemente, Isotope...).

Allgemeine Kriterien:

Alle Meteoriten sind ziemlich dicht und kompakt. Alles, was da leicht, locker und blasig daherkommt, können wir als Meteoriten ausschliessen. Oft werden vulkanische Auswurfgesteine für Meteoriten gehalten.  Steinmeteoriten haben in der Regel "weiche", gerundete Formen, ausser dort, wo sie beim Aufprall auf die Erde zerbrochen sind. Trotzdem ist ihre Oberfläche aber i.d.R.  rau und nicht glatt wie bei Flusskieseln.

Eisenmeteoriten sind am leichtesten zu erkennen, denn gediegenes Eisen kommt in der Natur praktisch nicht vor. Liegt ein Eisenklumpen in der Natur herum, kann aber auch nicht immer ausgeschlossen werden, dass er durch menschlichen Einfluss dorthin gekommen ist. Oft liegen Eisenschlacken in der Natur herum. Der Herrgott weiss, wie die dorthin gekommen sind! Enthält aber der Eisenbrocken Nickel, ist die Wahrscheinlichkeit schon etwas grösser, dass es sich - egal wie verrostet er aussieht - um einen Meteoriten handelt. Eisenmeteoriten widerstehen besser als Steinmeteoriten allen widrigen Witterungsverhältnissen. Wer noch sicherer sein will, kann einen Nickeltest (1% Dimethylglyoxim in Äthanol + 10% Ammoniumhydroxid) am Fundstück machen (es reichen i.d.R. auch Nickelallergie-Teststäbchen aus der Apotheke). Eisenmeteoriten weisen durchwegs einen relativ hohen Nickelgehalt (5 - 20 Gew.%) auf.

1. Kriterium: Fusionskruste

Frisch gefallene Meteoriten weisen eine durch Reibungshitze entstandene schwarze Fusionskruste (oberflächliche Schmelzkruste) auf. Sie fehlt natürlich teilweise oder ganz dort, wo der Stein auf der Erde zerbrochen ist. Liegt ein Stein längere Zeit auf dem Boden, kann sich die Fusionskruste bräunlich verfärben oder ganz verwittern, so dass sie nicht mehr zu sehen ist. Primärkrusten bilden sich während des ganzen Falls durch die Atmosphäre. Sekundärkrusten entstehen dann, wenn der Stein unterwegs zur Erde auseinanderbricht, aber noch hoch genug fliegt, um an der Bruchstelle durch Reibungshitze eine neue Kruste zu bilden, die dann aber weniger ausgeprägt ist als die Primärkruste. Fusionskrusten sind immer relativ dünn (Bruchteile eines Millimeters bis Millimeter) und oberflächlich. Oft ist die Fusionskruste von feinen Hitzerissen überzogen, die beim Abkühlen der Meteoritenoberfläche entstehen, wenn sich das erhitzte und damit gedehnte Material wieder zusammenzieht.

2. Kriterium: Dellen (Regmaglypten)

Ein weitere Oberflächenmerkmal, das auftreten kann, aber nicht muss, sind "Regmaglypten", Eindellungen an der Oberfläche, die aussehen, als hätte sie jemand mit dem Finger hineingedrückt. Regmaglypten entstehen durch Luftverwirbelungen beim Flug durch die Atmosphäre. Die Luftwirbel fressen sich regelrecht in den Stein (oder das Eisen) ein. Regmaglyptenähnliche Strukturen kann es aber auch bei irdischen Steinen geben.

3. Kriterium: Magnetismus

Nicht alle, aber die allermeisten Meteoriten sind auf Grund ihres Eisengehalts von 10 - 30% mehr oder weniger magnetisch. Ein starker Neodymmagnet gehört also in die Hosentasche eines Meteoritensammlers. Zwar gibt der Magnettest keine absolute Sicherheit, dass es sich beim untersuchten Stein um einen Meteoriten handelt, denn auch gewisse irdische Gesteine werden von Magneten angezogen (z. B. Hämatite), ist der Stein aber nicht magnetisch, können wir fast sicher sein, dass es sich nicht um einen Meteoriten handelt. Doch auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel!

4. Kriterium: Innere Struktur

95 % der Meteoriten sind Chondriten. Ist der Stein zerbrochen, wird an der Bruchstelle oft schon eine körnige, hell-dunkel gesprenkelte Struktur sichtbar. Von blossem Auge sieht es grobem Sandstein nicht unähnlich. Bei genauerem Hinsehen sieht man aber lauter dunkle, glasige Schmelzkörnchen von 1/2 - 2 mm Grösse, die Chondren. Noch besser sichtbar sind sie natürlich mit einer Lupe.

Wer es genauer wissen möchte, kann an einer Stelle, wo es nicht schade um den Stein ist, mit Schleifpapier ein ca. 2 x 2 cm grosses "Fenster" in den Stein schleifen. Gröberes Schleifpapier für den Anschliff, feineres, damit die Struktur besser sichtbar wird. Oft hilft das Anfeuchten der Schnittfläche, um die Strukturen besser erkennen zu können. Nicht in allen Meteoriten sind die Chondren gleich ausgeprägt, sie und die Anwesenheit von Eisenflöckchen zeigen aber das typische Innenleben der häufigsten Meteoritenart.

Die innere Struktur von Eisenmeteoriten sichtbar zu machen ist schon etwas komplizierter. Auch hier muss ein "Fenster" angeschliffen und nachher mit verdünnter alkoholischer Salpetersäure angeätzt werden. Kommen dann die sog. Widmanstättenschen Figuren zum Vorschein, ist der Fall klar. Wenn nicht, könnte es sich noch um einen (sehr seltenen) Ataxiten handeln, wahrscheinlicher aber ist dann, dass es kein Meteorit ist.



Beim Aufprall zerbrochener Meteorit mit frischer Schmelzkruste (Aus meiner Sammlung).


Bruchstelle: Sichtbar ist vorne die dünne, schwarze Schmelzkruste mit den Hitzerissen. Oben kommt das chondritische Innere des Meteoriten zum Vorschein (Aus meiner Sammlung).



Angeschliffenes (und poliertes) "Fenster" (leicht vergrössert). In dieser Probe sind die Chondren besonders gut sichtbar. Das braucht nicht bei jeder Probe in der Deutlichkeit der Fall zu sein! (Aus meiner Sammlung)

Sehr ausgeprägte Regmaglypten auf dem Eisenmeteoriten Sikhote Alin (Aus meiner Sammlung).


Regmaglypten an einem Campo del Cielo-Eisenmeteoriten (aus meiner Sammlung).

Neodymmagnet haftet an H- (High Iron) Steinmeteoriten.

Hier relativ dunkle körnige Struktur eines Kohligen Chondriten.

Widmanstättensche Figuren eines feinen Oktaedriten (Muonionalusta). Die Kristallstruktur kann je nach Nickelgehalt des Eisens variieren, ist aber ein eindeutiges Indiz für einen Meteoriten, weil solche Makrokristalle nur bei einer Abkühlungsrate von rund 1 °C/Million Jahre entstehen können.

 
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