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Falsche Meteoriten

METEORITENKUNDE > Meteorwrongs

Hämatite aus dem Mekong-Delta (Kambodscha) . Diese Steine werden vom Magneten angezogen, sind aber keine Meteoriten. (Aus meiner Sammlung)

Prophetenstein (Markasit, Ägypten), auch wenn er so aussieht, es ist keiner! (Aus meiner Sammlung)


Mendota (Arizona, USA), absolut erstaunliches Aussehen, wie ein Chondrit, aber kein Meteorit!
(Aus meiner Sammlung)


Khungtukun (natives Eisen in Basalt) Mittelsibirien - Russland (Aus meiner Sammlung).


Putorana (natives Eisen in Basalt) Nordsibirien - Russland (Aus meiner Sammlung).



Meteorwrongs
- falsche Meteoriten

Wichtige weiterführende Links zum Thema:  

http://meteorites.wustl.edu/meteorwrongs/meteorwrongs.htm
http://meteorite-identification.com/


Lange habe ich bei diesem Thema die Nase gerümpft und mich geziert, wenn es darum ging, mich mit falschen Meteoriten zu beschäftigen. Und ich denke jetzt auch nicht an die suspekten Meteoriten aus China, die man über Ebay günstig ersteigern kann und die dann meist alles andere als Meteoriten sind (siehe Link "Meteorite Identification"). Erst mit der Zeit habe ich gemerkt, dass das Erkennen falscher Meteoriten halt eben doch zum Business eines privaten Sammlers und Hobbyastronomen gehört, der sich mit Weltraummaterie befasst und dass das Ganze spannender ist, als man meinen möchte.

Mit der Zeit kam dann die Erkenntnis, dass es unter den falschen Meteoriten Stücke gibt, die wohl auch den Fachmann zum Erstaunen bringen. Nicht jeder falsche Meteorit ist auf Anhieb als solcher zu erkennen. Die Liste der Washington University in St. Louis (Missouri / USA) eröffnet ein ganz neues und faszinierendes Feld der Meteoritenforschung und Mineralogie und macht klar, dass die Petrologie, die Wissenschaft der Steine, ein weites und oft auch kompliziertes Feld der Forschung ist.

Wenn ich einmal gesagt habe, die meisten Meteoriten seien - entgegen irdischen Gesteinen - magnetisch, so trifft das zum Einen nicht für alle Meteoriten zu. Gerade die selteneren und besonders wertvollen Meteoriten sind differenziert und weisen kein natives Eisen mehr auf, das dafür verantwortlich ist, dass Meteoriten vom Magneten angezogen werden. Andererseits gibt es aber auch irdisches Gestein, z.B. die Hämatite, die von Magneten angezogen werden und keine Meteoriten sind.

Gediegenes (mineralisches) Eisen kommt in irdischen Gesteinen kaum vor. Das hat damit zu tun, dass die Erde im Laufe ihrer Entwicklung aufgeschmolzen wurde, wodurch die schweren Metalle wie Eisen in den Erdkern absanken und dort den Eisenkern der Erde bildeten, dem wir heute u. a. das Magnetfeld der Erde verdanken. Zwar kam immer wieder Eisen mit den Lavaströmen an die Erdoberfläche, aber meist in Form von chemischen Eisenverbindungen (meist mit Sauerstoff oder Schwefel). Diese Verbindungen sind zudem mit Gesteinsmassen zu Eisenerz vermengt. In einem energetisch aufwendigen Verfahren (Verhüttung) muss das reine Eisen von den anderen Bestandteilen (Schlacke) getrennt und zugleich die chemische Eisenverbindung zu elementarem Eisen reduziert werden.

Nun gibt es aber an einigen Stellen der Erde Gesteinsvorkommen, in denen wir - entgegen aller Lehrmeinungen - gediegenes Eisen in Basalten finden. Eine solche Stelle befindet sich in Weimar bei Kassel (Deutschland), eine andere im Hochgebirgs-Plateau Putorana auf der Taimyr-Halbinsel in Nordsibirien (seit 2010 UNESCO Weltnaturerbe). Ein weiterer Ort ist Khungtukun in der Provinz Krasnojarsk im Mittelsibirisches Bergland. Das Rätsel, wie das gediegene Eisen in diese Steine gekommen ist, ist nach wie vor ungelöst.



Putorana-Hochebene (Unesco Weltnaturerbe) - Satellitenaufnahme - Bild (V. Kantor, Greenpeace) - Google-Karte



Auch die ägyptischen "Prophetensteine" (wohl eine Mischung aus Markasiten (Schwefeleisen) und Lemoniten (hydratisiertem Eisenoxid) können mit Meteoriten verwechselt werden. Hie und da stösst man bei Auktionen auf solche Mineralien. Ich selber habe auch Belegstücke für meine Sammlung erworben.



Hübsche Sammlung, aber nur einer der Steine ist ein Meteorit. Der oben rechts fällt schon einmal weg: zu blasig. Diese Blasen (Vesikel) sind Merkmal irdischer Vulkangesteine. Es gibt zwar auch blasige Achondrite, ihre Blasen sind aber klein, das Gestein trotzdem dicht und relativ schwer (Meteoriten sind dichter und damit schwerer als vergleichbare irdische Gesteine). Etwas weniger gut sichtbar, aber aus dem gleichen Grund fällt die Probe oben links weg. Bei der Probe unten rechts fehlt eine Fusionskruste (Schmelzkruste). In besonderen Fällen kann sie auch bei echten Meteoriten fehlen, dann kann - neben einer für den Laien nicht durchführbaren chemisch-physikalischen Analyse - nur noch eine Magnetprobe (relative) Sicherheit schaffen. Hier trifft aber diese Möglichkeit nicht zu, der Stein ist kein Meteorit. Bleibt noch der Stein unten links: Er ist dicht und schwer (für seine Grösse), hat eine fast durchgehende leicht verwitterte Fusionskruste (sie ist nicht mehr samtschwarz, sondern schon etwas bräunlich mit Flecken), am einigen Stellen ist die Fusionskruste durch den Aufprall aufgebrochen, darunter kommt das eigentliche Meteoritenmaterial zum Vorschein. Das ist der Meteorit!



Schnitte stellen das Innere eines Meteoriten dar. Ein Merkmal vieler Steinmeteoriten sind die kleinen, in die Matrix eingeschlossenen runden Schmelzkügelchen (Chondren) und Eisenflocken. Ein einzigartiges Erkennungsmerkmal für echte Meteoriten! Aber nicht einmal dem Merkmal kann man 100%ig trauen, wie der nebenstehende "perfekte Meteorwrong" beweist. Auf den ersten Blick lassen sich "Chondren" und Eisenflöckchen erkennen. Die Scheibe ist magnetisch, nur eines ist sie nicht - ein Meteorit. Manchmal erscheint es mir, als würde selbst die unbelebte Natur Mimikry betreiben, wie wir es von der Tierwelt her kennen. Dort, um die Sinne möglicher Feinde zu verwirren, hier um Meteoritensammlern vor Augen zu führen, dass nicht alles ist, was es zu sein scheint.

Zum Schluss möchte ich nochmals sagen: Wer neu ist beim Meteoritensammeln, sollte auf das Logo der IMCA (International Meteorite Collector Association) schauen. Diese Vereinigung hat z. Z. (2010) 344 registrierte Mitglieder, die i.d.R. mit Meteoriten handeln und sich einen Ehrenkodex auferlegen und garantieren, dass das was sie deklarieren auch das ist, was sie verkaufen. Registrierte Händler können auf der Mitgliederliste anhand ihrer IMCA-Nummer identifiziert werden. Fühlt sich ein Käufer betrogen, kann er bei der IMCA Klage einreichen. Erweist sich die Klage als gerechtfertigt, führt das zum Ausschluss des Mitglieds. Ich selber habe bis jetzt mit diesem System gute Erfahrungen gemacht und kann es nur weiterempfehlen. Das heisst nicht, dass Meteoritenfreunde dort keine falschen Meteoriten bekommen, aber wenn sie falsch sind, werden sie auch als solche angeboten.






 
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