DIE JUNGSTEINZEIT (NEOLITHIKUM) GS 1 - 106
Der Mensch als Hirte und Ackerbauer

Das Neolithikum, das bei uns ca. 5'000 v. Chr. beginnt, ist von einer Reihe Neuerungen geprägt. Diese Neuerungen sind dermassen einschneidend, dass die Historiker heute von einer "Neolithischen Revolution" sprechen.
Zwar benutzen die Menschen nach wie vor Steinwerkzeuge. Diese sind aber so fein geworden, dass sie in Holz gefasst werden müssen. Die Steinklingen sind schon wahre Meisterwerke und um einiges schärfer als die alten Faustkeile. Solche Klingen können nur noch Spezialisten herstellen. Es geht auch ganz klar nicht mehr alleine um den Zweck (Funktionalität), sondern sichtbar auch um die Freude an schönen Formen (Ästhetik).
Die einstigen Jäger und Sammler sind sesshaft geworden. Sie leben oft an den Ufern von Seen und Flüssen, wo sie wegen des morastigen Untergrunds ihre Häuser oft auf Pfählen errichten, weshalb sie auch "Pfahlbauer" genannt werden. Die Sesshaftigkeit bringt andere Notwendigkeiten als die nomadische (umherziehende) Lebensweise. Land muss gerodet, bebaut, gepflegt werden und das heisst auch, der Bauer will es besitzen (sonst lohnt sich die viele Arbeit nicht). Besitz aber muss verteidigt werden (andere wollen auch so ein schönes, fruchtbares Stück Land!). Der Bauer oder Handwerker muss jetzt auch Krieger sein.
Sichtbare kulturelle Monumente und Zeichen eines ausgeprägten Totenkultes der Jungsteinzeit sind die sog. Megalithgräber, aber auch die Steinreihen und Steinkreise, die wahrscheinlich religiösen Zwecken und der Naturbeobachtung (Sonnen- und Mondlauf, Astronomie, Kalender) dienen.
Getreide (Gerste, Emmer [Art Weizen]) muss gesät und kultiviert (durch Auslese und Weiteraussaat besonders ertragreichen Sorten verbessert) werden, Gemüse und Hülsenfrüchte (Linsen) müssen gepflanzt, bewässert und gepflegt werden. Damit der Boden nicht auslaugt, muss er gedüngt werden. Das geschieht vorerst mit der Asche von Brandrodungen, später mit dem Mist der Tiere. Die Naturlandschaft wird langsam zur Kulturlandschaft. Da die Menschen sesshaft sind, müssen auch die Tiere "sesshaft" sein. Was früher gejagt worden ist, wird jetzt gezüchtet und in Umzäunungen gehalten. Dabei erweisen sich Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen... (Herdentiere) als besonders brauchbare und gut zu haltende Nutztiere.
Die neue, bäuerliche Lebensweise erlaubt es, Nahrungsüberschüsse zu produzieren. Das führt einerseits dazu, dass sich neue Berufssparten (z.B. Handwerker, Händler...) bilden können, die ihre Produkte (Handwerkserzeugnisse, Tauschwaren...) gegen Nahrung eintauschen. Andererseits führt das wachsende Nahrungsangebot zu einem Anwachsen der Bevölkerung und zu einer höheren Lebenserwartung (Bessere und gesündere Ernährung, weniger Hunger...).

Neu für das Neolithikum ist das Auftauchen von Töpferwaren, in denen Vorräte aufbewahrt werden können. Ganz frühe Töpferwaren werden noch ohne Töpferscheiben hergestellt. Ihre Herstellungsart und Verzierung wird für die Archäologen schon bald zu einem wichtigen Indikator (Anzeiger) für die Herkunft und die Entstehungszeit von Tongefässen (oder deren Scherben). So ist z. B. zwischen 2'800 und 2'200 v.Chr. die Schnurkeramik entstanden (Bild), deren Produktion sich über eine gewisse Zeit von der Schweiz nach Nordosten bis nach Zentralrussland erstreckt. Diese ausgedehnte Verbreitung lässt darauf schliessen, dass die Völker keineswegs so sesshaft gewesen sind, wie wir uns das heute gerne vorstellen. Durch das grössere Bevölkerungswachstum (wegen der besseren Ernährungslage) werden vielfach auch die Sippen an einem Ort zu gross, was Teile der Sippe dazu zwingt, auszuwandern und irgendwo anders eine neue Heimat zu suchen.
Heute wird diskutiert, ob diese sog. "Schnurkeramik- oder Streitaxtkultur" auf eine indoeuropäische Völkergruppe zurückgeht, die Vorfahren der Germanen, Balten und Slawen, vielleicht auch der Kelten und Italiker sind.
Aufgaben und RecherchenIm Neolithikum werden die Menschen sesshaft. Überlege und notiere, was das für Einflüsse auf ihr Leben hat.
Wie bestreiten die Menschen im Neolithikum ihren Lebensunterhalt?
Wo siedeln die Menschen im Neolithikum und warum gerade dort?
Was versteht man unter "Neolithischer Revolution?"
Was versteht man in de Geschichte unter "Revolution"? (R)
Könntest du dir in einem ähnlichen Sinn eine "Paläolithische Revolution" vorstellen? Was wäre das?
Was ist neu und kennzeichnend im Neolithikum und in welchen Zusammenhang steht es mit der neuen Lebensform?
Was versteht man ursprünglich unter "Kultur"?
Was versteht man heute im übertragenen Sinn unter "Kultur"? Gib Beispiele!
Wie gewinnen die Menschen des Neolithikums Boden für die Landwirtschaft, wie erhalten sie den Boden?
Auf Grund von was werden heute Zeitbestimmungen für neolithische Funde gemacht?
Wie heisst die spezielle Art der Keramik des Neolithikums und wann taucht sie in der Geschichte auf?Welche Bedeutung haben Megalitgräber und Steinkreise?