Das erste Volk, das in unserer Gegend (Mitteleuropa) geschichtlich fassbar wird, sind die Kelten. Ihre ursprüngliche Heimat liegt im süddeutschen Raum. Sie selber kennen zwar keine Schrift, aber wir haben schriftliche Zeugnisse, die von den Griechen, später von den Römern stammen. Auch die Bezeichnung "keltoi" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "die Tapferen". Die Römer nennen sie "celtae" oder "galli" (Gallier).
Reste keltischer Kultur sind heute noch in Südwestengland, Irland und in der Bretagne (Frankreich) erhalten. Irisch, Gälisch (Schottland), Wallisisch und Bretonisch sind heute noch gesprochene keltische Sprachen.
Die Kelten leben in Sippenverbänden in befestigten Siedlungen, Dörfern oder Einzelhöfen und sind ständisch gegliedert. An der Spitze steht oft ein von Druiden gewählter König. Der Adel stellt die Krieger und geht auf die Jagd. Die Druiden als Priester stehen gesellschaftlich, aber nicht unbedingt was die Macht anbelangt, unter dem König. Die Freien tragen ebenfalls Waffen und sind zur Heerfolge verpflichtet, beschäftigen sich aber hauptsächlich mit Landwirtschaft, Viehzucht, mit dem Handwerk und dem Handel. Zuunterst in der Ständepyramide sind die Dienstboten. Sklaven stehen ausserhalb der Gesellschaftsordnung, sie haben keine Rechte.
"Kelten" ist ein Überbegriff für eine Vielzahl von Völkern in der Eisenzeit, die aber Gemeinsamkeiten in der Sprache und Kultur aufweisen. In der Schweiz kennen wir die Helvetier (Mittelland), die Rauriker (Bodenseegebiet), die Räter (Bündnerland), die Tiguriner (Seeland) und die Lepontier (Tessin).
In der Eisenzeit unterscheiden wir zwischen der Hallstattkultur (Älteren Eisenzeit, ca. 800 - 500 v.Chr.; nach einer Fundstätte in Österreich) und der La Tène-Kultur (Jüngere Eisenzeit, ca. 500 - 100 v.Chr. (vorrömisch); nach dem Fundort am Neuenburgersee in der Schweiz). Bei der Hallstattkultur ist sich die Wissenschaft noch nicht einig, die La Tène-Menschen sind aber sicher schon Kelten. Die Verbreitung der Eigenheiten der La Tène-Kultur (z. B. Töpferwaren, Schmuck, Zierelemente, Waffen...) über ganz Europa bis in die Türkei zeigt die Wanderbewegungen dieses immer noch geheimnisvollen und faszinierenden Volkes.
Die Kelten haben weitläufige Handelsbeziehungen in alle Himmelsrichtungen. Gut spürbar ist der Einfluss des Mittelmeerraums. Sie bauen mit Ziegeln, ihr Schmuck weist immer wieder Motive aus dem Mittelmeerraum auf (z. B. Pflanzenranken). Sie prägen Münzen nach griechischem Vorbild. Ihre Wanderungen sind mehr von der Suche nach fruchtbarem Land geprägt als von Lust nach Eroberungen und Beutezügen. Im 5. Jahrhundert v. Chr. ändert sich das aber, das Leben der Kelten wird unruhiger (Keltische Wanderung). Die Schwäche der Kelten ist ihre Planlosigkeit und dass sie ihre Freiheit über jede politische Organisation stellen. So handeln sie immer in kleinen Gruppen und selten im grösseren Verband. 387 v.Chr. stehen sie unter Brennus vor Rom. Nachdem die Römer ein horrendes Lösegeld ("Vae victi" - "Wehe den Besiegten") gezahlt haben, ziehen die Kelten wieder ab. Sie hätten es mehrmals in der Hand gehabt, die Entstehung eines römischen Grossreichs zu verhindern. Sie haben es nicht getan und damit letztlich ihren eigenen Untergang herbeigeführt.
Aufgaben und RecherchenWas bedeutet der Begriff "Kelten"?
Was steckt im Wort "Gallier" für ein römisches Wort und warum wurden sie wohl so genannt?
Was war die Standardbewaffnung der keltischen Krieger?
Was unterscheidet die keltische Kleidung wesentlich von der römischen?
Nenne vier heute noch existierende keltische Dialekte!
Zeichne eine Ständepyramide für die keltische Gesellschaft!
Wo finden wir heute noch Zeugnisse keltischer Kultur?
Nenne vier ehemalige keltische Völker in der heutigen Schweiz!
Wer waren die mächtigsten Leute bei den Kelten? Welche Funktion hatten sie?
Wie heissen die beiden grossen eisenzeitlichen Kulturen, deren zweite sicher schon keltisch ist? Woher kommt der Name der Kulturen? Wie sind sie zeitlich einzuordnen?
Wo finden wir keltische Kulturen in Europa, wie haben sie sich ausgebreitet? Erkläre anhand der Karten in diesem Kapitel die Wanderbewegung. Die Farben geben dir die zeitliche Abfolge (auf nebenstehender Karte ist das Kernland ist gelb).
Auf Grund von was werden die verschiedenen keltischen Kulturen unterschieden?
Wieso sind die Kelten immer wieder auf Wanderschaft?
Was ist der grosse Unterschied zwischen Kelten und den Griechen und Römern? Warum sind die Kelten schliesslich untergegangen?