GS 1 - 202 - Die Kelten II - Die Helvetier - Homepage Werner Keller 2016

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GS 1 - 202 - Die Kelten II - Die Helvetier

GESCHICHTE > Frühgeschichte


DIE KELTEN II - Die Helvetier GS- 1 202

Die Helvetier sind ein mächtiges keltisches Volk, das etwa seit 100 v. Chr. im Schweizer Jura und Mittelland siedelt. 107 v. Chr. haben die Helvetier die Römer bei Agen unters Joch gezwungen (besiegt). Divico, der Heerführer der Helvetier, ist der erste namentlich bekannte "Schweizer". Erste geschichtliche Zeugnisse haben wir von einem griechischen Universalgelehrten, Poseidonios, der um 100 v.Chr. die Gebräuche der "keltoi" beschreibt und die Helvetier als "goldreiches" und "friedliebendes" Volk bezeichnet. Er schreibt aber auch, sie seinen schwerbewaffnete und kampflustige Krieger, hochgewachsen, bekleidet mit langen Hosen und Kapuzenmänteln. Poseidonios schildert sie als scharfsinnig, begabt und schlagfertig, aber auch als trinkfreudig, voll prahlerischer Reden und cholerischer Wutanfälle.

Anderes erfahren wir vom römischen Feldherrn Julius Caesar in "De bello gallico" (Vom gallischen Krieg). Gemäss Caesar besitzen die Helvetier fast ein Dutzend stadtartiger (befestigter) Anlagen («oppida») und etwa 400 (unbefestigte) Dörfer («vici»). Die beherrschende Siedlungsform sind aber der Einzelhof und der Weiler. Wohnhäuser und Ökonomiegebäude (Ställe, Speicher…) bauen die Kelten aus Holz und decken die Dächer mit Stroh.

58 v.Chr. beschliessen die Helvetier, wahrscheinlich auf wachsenden Druck germanischer Völker aus dem Norden und auf der Suche nach reicherem Ackerboden, ihre Heimat zu verlassen und nach Westen, nach Gallien auszuwandern. Sie brennen ihre Wohnanlagen nieder und machen sich über Genf auf den Weg nach Westen. Laut Caesar machen sich 250'000 Menschen auf den Weg. Divico ist ihr Anführer, er muss jetzt gut 70 Jahre alt sein -, ein biblisches Alter in der damaligen Zeit.

Ein Auszug der Helvetier aus ihrem Stammesgebiet ist nicht im Interesse Roms. Eine Entsiedelung des Mittel-landes käme den Germanen einer Einladung gleich, nach Süden vorzustossen. Caesar beschliesst, die Helvetier zu stellen. Bei Bibracte soll es zur entscheidenden Schlacht gekommen sein. Von den 368'000 Menschen an Helvetiern und verbündeten Stämmen sollen lediglich 110'000 überlebt haben und zur Rückkehr gezwungen worden sein. Auch Divico habe in dieser Schlacht sein Leben verloren.

Neuere Forschungen nehmen an, dass nur eine Gruppe Helvetier ausgewandert ist, um ihren Brüdern gegen den (germanischen) Suebenfürsten Ariovist beizustehen, der in Gallien eingedrungen ist. Nachdem Caesar die Helvetier gestellt hat, hätten sie - die Sinnlosigkeit eines Kampfes erkennend - einen Waffenstillstand geschlossen und seinen zurückgekehrt. Dass die Helvetier in ihr Stammland zurückgekehrt sind und sich mit der römischen Präsenz dort abgefunden haben, ist unbestritten. Fraglich ist aber, ob die Schlacht so, wie sie Caesar geschildert hat, wirklich stattgefunden hat. Das Ganze sieht eher nach einer Kriegspropaganda Caesars aus, der  den Senat in Rom von der Notwendigkeit seines Gallienfeldzuges überzeugen muss.


Aufgaben und Recherchen
Von welchem Volk hat die Schweiz (Confoederatio Helvetica) ihren Namen, was weisst du über das Volk?
Wer war der berühmte Heerführer, der erste namentlich bekannte "Schweizer"? Was weisst du über ihn?
Von wem haben wir erste schriftliche Zeugnisse über die Kelten allgemein und die Helvetier im Speziellen? Welche Charaktereigenschaften der Helvetier werden genannt?
Wie heissen die drei Siedlungsformen der Helvetier und was ist mit diesen Begriffen gemeint?
Wie haben wir uns keltische Häuser vorzustellen?
Was könnten die Gründe sein, dass ein Volk um die Zeitwende aus Mitteleuropa auswandert?
Wieso waren die Helvetier in der Schweiz für die Römer wichtig?
Wie sind die Berichte Caesars als historische (geschichtliche) Quellen punkto Zuverlässigkeit einzustufen?


"Les Romans passant sous le joug" – "Die Helvetier zwingen die Römer unter dem Joch hindurch".
Das Gemälde aus dem 19. Jahrhundert verherrlicht den Sieg des helvetischen Teilstammes der Tiguriner über die Römer im Jahr 107 v. Chr. bei Agen. Links auf dem Gemälde der helvetische Häuptling Divico.













 
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