Die Hunnen
Die Hunnen, ein zentralasiatisches Reitervolk, brechen um 375 n. Chr. vom unteren Dnjepr nach Westen auf. Sie zerstören dabei das Reich der Ostgoten am Schwarzen Meer und lösen die Wanderung germanischer Stämme in Europa aus. Um 380 n. Chr. errichten sie zwischen Donau und Theiss ein mächtiges Reich (heute Ungarn). 451 stossen sie unter König Attila nach Gallien vor, werden aber an der oberen Seine In der Schlacht an den Katalaunischen Feldern von vereinten römischen und germanischen Kräften zurückgeschlagen. 452 tauchen sie in Oberitalien auf.
Der Römer Ammianus Marcellinus schreibt 375:
"Die Hunnen... sind von einer hemmungslosen Wildheit... fest und kräftig gebaut, haben feste Nacken und sind abstossend hässlich und widerwärtig, man könnte sie für zweibeinige Tiere halten... Wie angenagelt bleiben sie auf ihren abgehärteten und hässlichen Pferden... Unter willkürlicher Führung ihrer einzelnen Fürsten stürzen sie sich auf alles, was sich ihnen entgegenstellt..."
Der Grieche Priskus besucht den Hof König Attilas um 449:
"In der Mitte des Zeltlagers sass Attila, neben ihm... sein ältester Sohn, der aus Ehrfurcht vor dem Vater den Blick zu Boden senkte. Leckere Gerichte wurden uns dargeboten... für Attila lag auf einer hölzernen Platte nur Fleisch. Mässig erwies er sich auch in allem übrigen. Sein Gewand war schlicht. Als nach dem Essen... allerlei lustige Dinge vorgetragen wurden, brachen alle in lautes Gelächter aus; nur Attila nicht, sein Gesicht blieb wie aus Stein..."
AlarichEr ist der König der Westgoten. Er zieht mit seinem Volke zunächst nach Griechenland, später nach Italien. Hier erobert er sogar die Stadt Rom, hält sie aber nicht besetzt. Er stirbt im Alter von nur 40 Jahren im Jahre 410 in Italien. Sein sagenumwobenes Grab soll unter den Fluten des Busento bei Cosenza in Kalabrien verborgen sein.
Theoderich
Er lebt von 454 - 526 und führt die Ostgoten vom Schwarzen Meer nach Italien. Theoderich herrscht in Ravenna als König in einem vereinigten Reich über Ostgoten und Römer. Dabei überlässt er den Römern vor allem die Verwaltung, Handwerk und Handel, sowie die Landwirtschaft. Die Goten leisten den Kriegsdienst. Wir kennen Theoderich in der Sage als Dietrich von Bern (= Verona, Bern, Bonn ??). In Ravenna steht heute noch sein Grabmal
Attila
Er ist ein mächtiger König der Hunnen. Unter seiner Führung dringt sein kriegerisches Reitervolk bis in das heutige Frankreich vor. Er leitet den Niedergang des Römischen Reiches ein. Auf den Katalaunischen Feldern (451) unterliegt er einem gemeinsamen Heer von Germanen und Römern und zieht sich aus Mitteleuropa zurück. Er regiert in einem Holzpalast im heutigen Ungarn. Sein grosses Reich zerfällt bald nach seinem Tode, aber die Gefahr, die von den Ungarn (Magyaren) ausgeht, ist nicht endgültig gebannt. In der Nibelungensage ist Attila als König Etzel bekannt.

Aufgaben und Recherchen
Wie heisst das Volk, das im 5. Jahrhundert in Mitteleuropa Angst und Schrecken verbreitet? Woher kommen es?
Wo, in welchem heutigen europäischen Land, errichten die Hunnen ihr Reich? An was ist das heute noch zu erkennen?
Welches geschichtliche Grossereignis lösen die Hunnen in welchem Jahrhundert aus?
Wie erklärst du dir die unterschiedlichen Berichte der Römer und Griechen in Bezug auf die Hunnen?
Wie heisst der sagenhafte König der Westgoten? Wann und in welchem Alter ist er gestorben? Wo liegt der Sage nach begraben?
Wer und was stoppt wo den hunnischen Vormarsch?
Was ist mit den Ostgoten passiert?
Wie heisst der grosse Ostgotenkönig und wo steht heute noch sein Grabmal?
Was machen die Westgoten nach dem Tod Alarichs?
In welchem Sagenkreis finden wir die „Geschichte“ der Völkerwanderung wieder?
Wie heisst Theoderich I. der Grosse in diesem Sagenkreis? Recherchiere die Bedeutung seines Zunamens (von …)!
Wie heisst König Attila im burgundischen Sagenkreis?
Welches ist der germanische Volksstamm, der aus dem Norden Europas am weitesten nach Süden vordringt und wo siedelt sich dieses Volk schliesslich an? Wie gelangen sie dorthin?
Zusatzinformationen
410, in der Regierungszeit des Kaisers Honorius, plündern die Westgoten unter ihrem König Alarich die Stadt Rom. Das ist der Beginn des Endes des Römischen Imperiums. Dieses besteht zwar noch 66 Jahre weiter, aber es hat seinen Glanz und den Nimbus der Unbesiegbarkeit eingebüsst.
DAS GRAB IM BUSENTO
August von Platen
Nächtlich am Busento lispeln,
bei Cosenza, dumpfe Lieder.
Aus den Wassern schallt es Antwort,
und in Wirbeln klingt es wider!
Und den Fluß hinauf, hinunter,
ziehn die Schatten tapfrer Goten,
Die den Alarich beweinen,
ihres Volkes besten Toten.
Allzufrüh und fern der Heimat
mußten hier sie ihn begraben,
Während noch die Jugendlocken
seine Schulter blond umgaben.
Und am Ufer des Busento
reihten sie sich um die Wette,
Um die Strömung abzuleiten,
gruben sie ein frisches Bette.
In der wogenleeren Höhlung
wühlten sie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam,
mit der Rüstung, auf dem Pferde.
Deckten dann mit Erde wieder
ihn und seine stolze Habe,
Daß die hohen Stromgewächse
wüchsen aus dem Heldengrabe.
Abgelenkt zum zweiten Male,
ward der Fluß herbeigezogen:
Mächtig in ihr altes Bette
schäumten die Busentowogen.
Und es sang ein Chor von Männern:
«Schlaf in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht
soll dir je dein Grab versehren!»
Sangen's, und die Lobgesänge
tönten fort im Gotenheere;
Wälze sie, Busentowelle,
wälze sie von Meer zu Meere!

Prokopios, einem Historiker aus dem sechsten Jahrhundert, verdankt die Nachwelt die Überlieferung der Tragödie. In seinem Werk "Die Gotenkriege" berichtet er, dass die Eroberer Berge von Gold aus Rom wegschleppten. Darunter den jüdische Tempelschatz. Der Chronist erwähnt auch die nächste Station auf dem berüchtigten Raubzug: Cosenza in Kalabrien.
Die Erinnerung an Alarich lebt in der Stadt am Flüsschen Busento bis heute. Im Alter von etwa 40 Jahren sei der Anführer der Westgoten in der Nähe des Ortes verstorben und mit dem Raubgut aus Rom bestattet worden, heisst es. Der deutsche Dichter August von Platen (Bild rechts) hat dem toten Krieger mit einem Gedicht ein Denkmal gesetzt.
Inspiriert fühlte sich der Deutsche vom Bericht des Jordanes aus dem 6. Jahrhundert. Die Krieger aus dem Osten leiteten den Busento um und versenkten die Leiche ihres geliebten Königs mitten im Flussbett, schreibt er. Dann lenkten sie die Wassermassen zurück und schufen so ein perfektes Versteck für ihren Herrscher samt der Beute. Seit dem 18. Jahrhundert haben Archäologen und Glücksritter immer wieder das Flussbett am Fuss der Altstadt durchsucht. Aber hätten die Goten das Grab direkt unter den Augen der Bewohner angelegt?
Um es dauerhaft vor Räubern zu schützen, müssen die Westgoten einen einsamen Platz gewählt haben. Davon sind zwei Schatzsucher aus Cosenza überzeugt. Sie glauben fest daran, die genaue Stelle des Alarichgrabes zu kennen.
Natale und Francesco Bosco durchstreifen seit Jahren die Schluchten am Oberlauf des Busento. In einem Berghang über dem Wasserlauf haben sie den Eingang zu einer Höhle entdeckt. Der alte Flurname des Areals lautet "Rigardi" - ein gotisches Wort. Es bedeutet: "Behandle diesen Ort mit Respekt". Ein verschlüsselter Hinweis, dass der Regent in der Grotte bestattet liegt? Die Höhlenwände weisen zumindest Spuren menschlicher Bearbeitung auf. Ebenso deutlich ist ein primitiver Altar erkennbar - eine Hinterlassenschaft der Westgoten? Natale Bosco ist noch auf andere Indizien für das verschollene Grab gestossen.
Schatzsucher Natale Boscos Grabtheorie: "Die Westgoten haben meiner Meinung nach im Inneren der Höhle einen Schacht in die Tiefe getrieben, dort haben sie Alarich samt seiner Schätze bestattet und anschliessend mit einer enormen Menge Geröll aus dem Busento bedeckt. Also nicht unter dem Fluss, wie der antike Chronist schreibt, sondern unter dem Geröll des Flusses ist Alarich bestattet worden. Der Höhlenboden besteht aus Kiesel und nicht aus erodiertem Stein, der ganz fein wäre. Die Kiesel wurden, wie ich glaube, von den Goten hier heraufgeschafft."