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GS 1 - 223 Die Römer VI - Untergang des Römischen Reichs

GESCHICHTE > Antike


DIE RÖMER VI  GS 1 - 323

Der Untergang des Römischen Reichs

Für die Historiker endet am 28. August 476 die Geschichte des Römischen Weltreichs. An diesem Tag setzt der germanische König Odoaker den jungen römischen Kaiser Romulus Augustus ab. Welches aber sind die Ursachen für das Ende Roms? Jede Antwort auf diese Frage muss - den realen Gegebenheiten entsprechend - vielschichtig sein.

Germanen
Die Römer betrachten die Bewohner der Wälder jenseits des Rheins und der Alpen als Barbaren. Andererseits sehen einige Schriftsteller wie Tacitus auch Charakterzüge bei den Germanen, die bewunderungswürdig sind. So lobt er die Kraft der Germanen und die Sittsamkeit ihrer Frauen. Damit kritisiert er gleichzeitig den beginnenden Sittenzerfall im Römischen Imperium (Kaiserreich).

Zudem dienen zahllose Germanen als Legionäre und zeichnen sich dabei durch ihre Tapferkeit aus. Dabei lernen die Germanen nicht nur römische Kriegskunst, sondern auch  römischen Kultur kennen. Die Römer wissen die Germanen als Söldner zu schätzen. Gegen gutes Geld sind die germanischen Krieger auch bereit, gegen die eigenen Landsleute zu kämpfen. Dadurch erlangen viele Germanen im Römischen Reich einflussreiche Stellungen, nicht nur beim Militär, sondern auch im Zivilleben. Selbst das Römische Bürgerrecht steht verdienten Germanen offen. Hier denken die Römer pragmatisch (was nützlich ist, ist gut).

Immer häufiger nehmen Germanen im Römischen Heer Offiziersposten ein. Ist das römische Heer zunächst ein Bürger- und Bauernheer (Milizheer), wandelt es sich ab 100 v. Chr. zu einem Berufsheer. Die Söldner verbinden ihr Schicksal oft mit ihrem Feldherrn und folgen ihm und dessen Politik willig, sofern das Geld stimmt. Die Feldherrn nutzen die Loyalität ihrer Truppen für die eigenen politischen Ziele. Im Lauf der Jahrhunderte kommt es deshalb immer wieder dazu, dass Söldner ihre Feldherrn zum Kaiser ausrufen. Der Höhepunkt dieser Zeit der Soldatenkaiser sind die Jahre von 235 bis 284, in denen 70 verschiedene - meist aber bedeutungslose - Kaiser in Rom geherrscht haben. Mit dem Zerfall des Reiches während der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert reissen viele lokale Feldherrn die Macht an sich und gründen eigene Reiche. Darunter sind zahlreiche germanische Fürsten. So kommt auch Odoaker an die Macht und verwandelt Italien in ein germanisches Königtum.

Niedergang der römischen Gesellschaft
Der Zusammenbruch Roms hat für Europa fatale Folgen: Der Handel bricht zusammen, die Geldwirtschaft verschwindet. 200 Jahre herrscht wieder Tauschhandel vor. Technische Fähigkeiten gehen weitgehend verloren.

Als einen Grund für den Untergang Roms nennen Historiker die zunehmende Dekadenz (Sitten- und Wertezerfall) in der Gesellschaft. Nach dem Ende der Republik wenden die Römer sich von den alten Traditionen und Werten ab und wollen nur noch "das Leben geniessen". Die römischen Kaiser ab Tiberius geben dem Volk “Brot und Spiele” als kostenloses Amüsement. Ausschweifungen jeglicher Art beherrschen den Alltag der reichen Bürger. Doch obwohl Rom sich dem Sittenverfall hingibt, wächst das Reich in dieser Epoche weiter und erreicht seine grösste Ausdehnung. So kann der moralische Zerfall der Römer eigentlich nicht wesentliche Ursache für deren Untergang sein.


Bevölkerungsrückgang
Im Zug des Wertewandels und der Zunahme des Wohlstands setzt bei den Römern ein Geburtenrückgang ein, und die Gesellschaft überaltert. Vergleiche zu unserer heutigen Zeit drängen sich dabei auf. Augustus will diesem Geburtenrückgang entgegensteuern. Kinderreiche Ehepaare werden steuerlich begünstigt. Kinderlose zahlen mehr Steuern. Doch diese und andere Bestimmungen zeigen nicht die erwünschten Wirkungen. Der Wohlstand lässt die Geburtenrate weiter sinken. Auch das kann heute in den Industrieländern beobachtet werden. Um das Reich nicht noch mehr zu schwächen, erhalten daher immer mehr Menschen das römische Bürgerrecht, was zu einer Überfremdung führt, die für den Erhalt der römischen Traditionen auch nicht unbedingt förderlich ist.

Soziale Unterschiede
Als weitere Ursache für den Niedergang Roms gilt vielen Historikern die riesige Kluft zwischen Arm und Reich. Trotz dieser Unterschiede kommt es aber nachweislich zu keinen sozialen Unruhen während der Kaiserzeit. Vielleicht ist das bedingt durch die Politik von “Brot und Spiele” oder weil die römische Gesellschaft Karrieren vom “Tellerwäscher zum Millionär” ermöglicht. Ehemalige Sklaven und Gladiatoren können durchaus zu Ruhm und Reichtum gelangen.




Die Völkerwanderung
Historiker listen die verschiedensten Gründe auf, die zur Völkerwanderung geführt haben könnten. Im vierten und fünften Jahrhundert verschlechtert sich das Klima nördlich der Alpen. Zusätzlich wächst die Bevölkerung der germanischen Stämme deutlich an. Durch ihre Handelskontakte und durch germanische Legionäre erfahren die Völker von den Vorzügen der römischen Kultur und der südlicheren Lagen.

Gleichzeitig drängen aus den asiatischen Steppen die Hunnen nach Westen vor und vertreiben unzählige Stämme aus ihren Siedlungsgebieten. Die Goten, Wandalen, Kelten, Franken u.a. drängen im Laufe der Jahrhunderte über die Grenzen des Römischen Imperiums und gründen eigene Reiche.

Warum Rom diesem Ansturm so relativ hilflos gegenüber steht, ist für Historiker auch heute noch ein Rätsel. Die römische Stärke ist es immer gewesen, sich bei existenzbedrohender Gefahr zu einem Kraftakt aufzuraffen und die Feinde zu besiegen. Diesmal kommt es nicht dazu. Vielleicht liegt es daran, dass Rom die kulturellen Traditionen der Antike abhanden gekommen sind. Das Christentum, seit Konstantin dem Grossen Staatsreligion, hat die alten Götter verdrängt. Unsicherheit macht sich in der Bevölkerung Roms breit angesichts dieses Wertewandels. Das Imperium fällt auseinander, übrig bleibt schliesslich nur Ostrom mit seiner Hauptstadt Konstantinopel. Erst 1453 fällt auch diese letzte “römische Bastion”.

Legitimationsprobleme
(Die Herrschaft der Soldatenkaiser)
Mit dem Beginn der Zeitenwende herrscht Rom über den Grossteil der damals bekannten Welt. Gegner scheint es zunächst nicht mehr zu geben. Die aufrührerischen Germanen haben zwar die Römer im Jahr 9 im Teutoburger Wald besiegt (Bild rechts: "Varusschlacht"), doch sind die germanischen Stämme durch ihre Uneinigkeit nicht in der Lage, Rom zu diesem Zeitpunkt ernsthaft zu bedrohen.

Nur im Osten des Römischen Reiches finden die Römer einen gefährlichen Gegner, die Parther. Mit dem Beginn des dritten Jahrhunderts verändern sich die politischen Verhältnisse in Europa und Asien. Rom stürzt nach der Ermordung des Commodus (192) in eine tiefe innenpolitische Krise, als mehrere Feldherrn um die Macht im Reich zu kämpfen beginnen. Gestützt auf ihre Legionen lassen sie sich zu Imperatoren ausrufen. Die Zeit der Soldatenkaiser bricht an.

Auch bei den germanischen Völkern verändert sich die Herrschaftsform. Die Macht der regionalen Fürsten weicht der Herrschaft eines mächtigen Königs. Der König vereinigt die Stämme seines Volkes und sorgt dadurch für ein Anwachsen der militärischen und politischen Macht. Einer dieser ersten mächtigen Könige der Goten ist Kniva, der die Römer in Thrakien um 250 erfolgreich bekämpft.

Im östlichen Mittelmeerraum haben die Sassaniden (Neupersisches Reich) die Parther verdrängt. Der Kampf zwischen der neuen Macht und (Ost-)Rom wird sich über vier Jahrhunderte erstrecken.

Um ihre Macht zu sichern, können die römischen Kaiser in dieser Epoche nicht von Rom aus die Regierungsgeschäfte führen. Sie sind oft bei ihren Legionen, um ihre Herrschaft in den Regionen zu sichern, bzw. Gegner abzuwehren, die die Grenzen überschritten haben. Die römischen Kaiser können diese militärische Aufgabe nicht immer delegieren, weil sie damit rechnen müssen, dass ein siegreicher Feldherr zum Konkurrenten werden könnte. Mit dieser Art der Kriegsführung gefährden sich die Kaiser selber. Mehrere Kaiser fallen in den Kämpfen bzw. werden von ihren Feldherren getötet, wenn sich das Kriegsglück gewendet hat.

Als Folge dieser Kämpfe zwischen verfeindeten Legionen herrschen in weiten Teilen des Reiches häufig bürgerkriegsähnliche Unruhen. Die zahlreichen Kriege sorgen oft dafür, dass die Wirtschaft in einzelnen Regionen zusammenbricht, und das Geld seinen Wert verliert. Um ihre Herrschaft zu sichern, geben die Kaiser einzelnen Statthaltern der Grenzprovinzen mehr Eigenverantwortung, damit diese effektiver die Grenzen sichern. Dadurch besteht aber wiederum die Gefahr, dass der Kaiser mächtige Gegner im eigenen Lager fördert.

Um das Reich effektiver zu verwalten und die kaiserliche Macht präsenter zu halten, teilen die Kaiser die Herrschaft im Reich auf. Kaiser Valerian (Bild rechts: Aureus aus der Zeit Valerians) ernennt deshalb seinen Sohn Gallienus zum gleichberechtigten Kaiser des westlichen Reichsteils. Eine weitere Möglichkeit, sich die Macht zu sichern, sind religiöse Kulte, die sich die Kaiser zunutze machen. So nutzt Kaiser Konstantin das aufstrebende Christentum dazu, seine Macht zu festigen. Sein Übertritt zum Christentum hat wohl  eher pragmatische (zweckdienliche) als religiöse Gründe.

Fazit (Schlussfolgerung):
Eindeutige Ursachen für den Zusammenbruch Roms gibt es nicht. Eine Vielzahl von Gründen führt dazu, dass sich das Ende des römischen Weltreichs abzeichnet. „Panta rei“ (alles fliesst). Diese Worte werden auf Heraklit (um 500 v.Chr.) zurückgeführt. In der Geschichte heisst das: Grosse Männer und Weltreiche kommen und gehen. Für uns schliesst sich der Kreis und unser Abstecher in die Antike endet dort, wo wir die Frühgeschichte Europas unterbrochen haben. Mit dem Ende des Römerreiches beginnt bei uns das (Frühe) Mittelalter.

Quelle: http://www.meinebibliothek.de/Texte/html/rom10.html  (gekürzt und überarbeitet, wk)


Aufgaben und Recherchen
Wann beginnt die Geschichte Roms ungefähr? (Jahrhundert)
Welches war die erste Regierungsform in Rom? Unter wem? Bis wann?
Von wann bis wann ist Rom Republik? Was ist und bedeutet „Republik“?
Wer hatte in der frühen Republik die Macht im Staat inne?
Erkläre den Unterschied zwischen Plebejern und Proletariern. Was bedeutet „Proletarier“?
Wann und mit welchem Vorstoss beginnt die „Demokratisierung der Republik“?
Wann ungefähr und durch welche Massnahmen wird die„Demokratisierung der Republik“ abgeschlossen?
Was ist die Nobilität, von was ist sie zu unterscheiden?
Mit welchem Ereignis beginnt Rom Weg zur Grossmacht?
Was zeigt Rom in dieser bewegten Zeit für eine ausserordentliche Fähigkeit?
Nenne mindestens zwei Vorgehensweisen, die es dem kleinen Stadtstaat Rom erlaubt, sich auch als Weltmacht zu behaupten und zu überleben.
Was ist die Kehrseite von Roms Erfolg?
Was sind Steuerpächter?
Neben dem Patriziat (Geburtsadel) und der Nobilität (Beamtenadel) entsteht nun eine dritte Form von Adel.
Welcher und was ist seine Besonderheit?
Auch Rom übersteht seine Machtpolitik nicht unbeschadet. Wann, wie und unter welchem Konsul beginnt sich der Niedergang der Republik abzuzeichnen?
Was ist ein Triumvirat? Welche drei Männer bilden das Triumvirat des Jahres 60 in Rom?
Wodurch wird Caesar berühmt, wie verläuft sein weiterer Werdegang?
Wie heisst der erste römische Kaiser mit vollem Namen und Titel, von wann bis wann regierte er als Kaiser und in welchem Ver¬hält¬nis stand er zu Caesar? (R)
Christen haben in der Kaiserzeit immer wieder unter Verfolgungen zu leiden. Wann und unter wem endet das, wann und unter wem wird das Christentum Staatsreligion? Was bedeutet das?
Mit dem Ende des Römischen Reiches beginnt das Mittelalter. Wann und wie endet das Römische Reich?
Nenne mindestens drei Faktoren, die zum Ende des Römischen Reiches führen!


 
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