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GS 1 - 402 Die Karolinger

GESCHICHTE > Mittelalter


DAS MITTELALTER  I  (FRÜHMITTELALTER)  GS 1 - 402

Das karolingische Frankenreich (Die Karolinger)

Nach dem Tode Chlodwigs (511) wird das Reich unter seinen vier Söhnen aufgeteilt. Zwar kann die Einheit des Reiches durch Chlodwigs Nachfolger immer wieder hergestellt werden, doch bringt die germanische Tradition mit sich, dass beim Tod des Vaters immer wieder das Erbe unter den Söhnen aufgeteilt und das Reich damit geschwächt wird.  639 stirbt Dagobert I. und hinterlässt seinem Sohn das nochmals geeinigte Reich. Die wahre Macht liegt aber beim Hausmeier (Gutsverwalter) Aega und der Witwe Dagoberts.

So auf den Geschmack gekommen, streben die Hausmeier auch in den nächsten Generationen nach der gesamten Macht im Reich. Da die merowingischen Herrscher nach Dagobert schwach sind, erringt der Hausmeier Pippin (der Mittlere) in einem verzwickten Thronstreit eine Stellung, die ihn zum ersten Mann im Reich macht. Aber den Griff nach der Krone wagt er doch nicht.

Der nächste in der Reihe der fränkischen Hausmeier, der die Politik Pippins weiterführt ist Karl Martell, der 714 – 741 zeitweise – in Ermangelung eines richtigen Königs – das Regierungsamt inne hat. Mit seinem Sieg über die Mauren in der Schlacht von Tours und Poitiers (732) gewinnt er den Ruf eines „Retters des christlichen Abendlandes“. Das stärkt seine Position massgeblich, aber den Griff zur Krone wagt auch er nicht. Auf ihn geht der spätere Name „Karolinger“ zurück. In einer Heeresreform lässt er einen festen Tross schwerer, gepanzerter Reiterei aufstellen, die er mit Lehen abfindet (der Erwerb und Unterhalt von Rüstung und Pferd, für die jeder Reiter selber zu sorgen hat, sind sehr teuer). Damit legt er den Grundstein zum feudalen Rittertum, das als Kerntruppe die zu Fuss kämpfenden freien Bauern ablöst.

In der nächsten Runde setzt sich Pippin (der Jüngere) gegen seinen Bruder durch. Pippin III. ist nun endgültig gewillt, auch die Königsmacht zu übernehmen. Der letzte Merowinger wird ins Kloster geschickt. Pippin lässt sich 751 zum König  wählen („Es ist besser, den als König zu bezeichnen, der die Macht hat.“) und diese Wahl durch den Papst bestätigen. Dadurch wird sein Königtum auch  geistlich (und damit "vor Gott") legitimiert (für rechtmässig erklärt). Für diesen Dienst verspricht Pippin dem Papst das von den Langobarden zurückeroberte Gebiet als Grundlage für einen Kirchenstaat. Der genaue Hergang dieser „Pippinischen Schenkung“ ist nicht mehr bekannt, da die Urkunden verloren gegangen sind. Das Resultat ist aber der heute noch existierende Vatikanstaat. Damit wird der Papst neben geistlichem Oberhaupt der Christenheit auch weltlicher Fürst.

Nach dem Tod Pippins (768) kom¬men dessen Söhne Karl und Karlmann auf den Thron. Der frühe Tod Karlmanns (771) macht Karl, der schon zu Lebzeiten den Beinamen „der Grosse“ erhält, zum alleinigen Herrscher über das Frankenreich. Karl nutzt die Gunst der Stunde und er nutzt sie gut. Die Regierungszeit Karls des Grossen wird zur wegweisenden Zeit für das gesamte Mittelalter. Mit ihm bekommt Europa ein „Gesicht“, mit ihm werden die kulturellen und geistigen Wege des künftigen Europa vorgezeichnet. Mit ihm erwacht die Idee des „Imperium Romanum“ wieder zu neuem Leben. Aber hier wird sich auch zeigen, dass sich das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen lässt. Ein neues „Römisches Kaiserreich“, wie das der Antike, wird Utopie bleiben.

Karl ist nicht nur gross von Gestalt, er ist auch für die damalige Zeit erstaunlich gebildet. Bis ins hohe Alter lässt er sich unterrichten. Dazu hat er immer wieder bedeutende Gelehrte an seinem Hof. Er spricht mehrere Sprachen. Nur im Schreiben scheint er nicht über die Beherrschung seines Namenszuges hinaus gekommen zu sein. Aber auch hier bildet er sich bis in hohe Alter weiter. Karl fördert die Bildung für das einfache Volk, wo er kann. Ihm verdanken wir die Grundidee einer Volksschule (die sich dann aber im Mittelalter nicht durchsetzen kann) und den Erhalt zahlreicher antiker Werke. Dieses Engagement für eine umfassende (christlich geprägte) Bildung im Reich, nennen viele Historiker (fälschlicherweise?) „Karolingische Renaissance“, besser wäre wohl „Karolingische Bildungsreform“).




Aufgaben und Recherchen
Wieso ist das germanische „Erbrecht“ für das Reich ungünstig?
Wie heisst der letzte starke Merowingerkönig? Wann starb er?
Wer leitet die langsame Machtübernahme durch die Karolinger ein. In welcher Funktion (Amt)?
Welcher Sohn des obigen Hausmeiers führt die Tradition weiter und gibt dem künftigen Königsgeschlecht den Namen? Welches ist seine grösste Tat („Retter des christlichen Abendlandes“) und wann geschah das?
Welche geschichtliche Bedeutung hatte obige Tat für Europa?
Was ist unter dem Begriff „feudales Rittertum“ zu verstehen?
Welcher der karolingischen Hausmeier wagt schliesslich den Griff nach der Krone? Wann?
Um was geht es bei der Bestätigung durch den Papst?
Was ist der Lohn des Papstes für seine Hilfe, unter welchem Namen geht sie in die Geschichte ein?
Wann kommt Karl (der Grosse) auf den Thron? Wieso ist er Alleinherrscher, obwohl er einen Bruder hat?
Welche Bedeutung hat Karl der Grosse für das Mittelalter als Ganzes?
Was ist unter „Karolingischer Renaissance“ zu verstehen? Wieso ist der Begriff nicht richtig?

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