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GS 1 - 404 Karl der Grosse II

GESCHICHTE > Mittelalter


DAS MITTELALTER  I  (FRÜHMITTELALTER)  GS 1 - 404

Karl der Grosse II - Ein Reich ohne Hauptstadt

Viele Bischöfe, Äbte und Grafen sind nicht begeistert, wenn der König mit seinem Gefolge kommt. Zwar ist es eine grosse Ehre, aber sie müssen die Gäste kostenlos versorgen. Karl hat deshalb im ganzen Land königliche Güter errichten lassen, in denen er und sein Gefolge gut untergebracht und versorgt werden können.

Für die Verwaltung dieser etwa 150 Königshöfe (Pfalzen, vom lat. palatium = Palast; Bild links) erlässt Karl im „Capitulare de villis“ genaue Anweisungen:
- Auf jedem unserer Königsgüter sollen die Verwalter einen möglichst grossen Bestand an Kühen, Schweinen, Schafen, Ziegen und Böcken halten. Fehlen darf dieses Vieh niemals.
- Mit ganz besonderer Sorgfalt ist darauf zu achten, dass alles, was mit den Händen verarbeitet und zubereitet  wird, mit der grössten Sauberkeit hergestellt wird, wie: Speck, Rauchfleisch, Sülze, Pökelfleisch, Wein, Essig,  Most, Senf, Käse, Butter, Malz, Bier, Honig, Wachs und Mehl.
- Jedes Krongut soll in seinem Lagerraum vorrätig haben: Bettdecken, Matratzen, Federkissen, Tisch, Tücher, Polster für Bänke, Gefässe aus Kupfer, Blei, Eisen und Holz, Ketten, Kesselhaken, Bohrer und Schnitzmesser. Auch das eiserne Kriegsgerät muss man hier verwahren,  damit es gut erhalten bleibt.
- Unseren Frauenarbeitshäusern soll man liefern: Flachs, Wolle, Scharlach, Seife, Fett, Gefässe und die übrigen  kleinen Dinge, die dort benötigt werden.
- Jeder Verwalter soll in seinem Bezirk tüchtige Handwerker zur Hand haben: Grob-, Gold- und Silberschmiede, Schuster, Drechsler, Stellmacher, Schildmacher, Fischer, Seifensieder, Brauer, Bäcker und sonstige Dienstleute.

Grosse Aufmerksamkeit hat das Capitulare de villis erlangt, weil darin im Detail auch der Anbau von Obstbäumen, Weinreben und Gemüse beschrieben ist. Im letzten Kapitel sind 89 Pflanzen und Heilkräuter aufgelistet, die die Grundversorgung der Bevölkerung innerhalb des Frankenreich verbessern sollen. Nach dem Untergang des römischen Reiches im 5. Jahrhundert war die gesamte medizinische Versorgung zusammengebrochen.

Die Verwaltung des Frankenreiches
Das Reich Karls ist sehr gross. Er kann deshalb nicht selber überall nach dem Rechten sehen. Der König teilt das Reich daher in ungefähr 230 Gaue oder Grafschaften (= Verwaltungsbezirke) auf. Die Verwaltung in diesen Gebieten überträgt er Männern seines Vertrauens, die er zu Grafen ernennt. Diese Gaugrafen hatten die Aufgabe, Steuern einzuziehen, Recht zu sprechen und im Kriegsfall ein Heer aufzustellen. In den besonders bedrohten Gebieten an den Grenzen des Reiches, in den Grenzmarken, setzt er Markgrafen ein. Die Markgrafen können im Falle der Gefahr auf eigene Faust ein Heer aufstellen und in den Krieg ziehen. Um die Grafen zu kontrollieren, schickt der König Königsboten (Sendgrafen) im Lande umher, immer einen weltlichen und einen geistlichen Adligen. Sie überwachen die Tätigkeit der Grafen, vor allem die Verwaltung und die Rechtsprechung.

Karl selbst hält sich am liebsten in der Pfalz zu Aachen auf. Hier werden die ausländischen Gesandten empfangen, hierhin kommen die Grafen und Bischöfe des ganzen Reiches, um Bericht zu erstatten.

Zur Pfalz Aachen gehörte die vom Kaiser erbaute Pfalzkapelle. Das Untergeschoss, die "Zone des Volkes", besteht aus einfachen Steinen. Das Obergeschoss, die "Zone des Königs", ist mit kostbaren Materialien ausgestattet. Die Kuppel, die "Zone Gottes", ist mit einem Goldmosaik geschmückt. So ist in der Pfalzkapelle die „göttliche Weltordnung“ dargestellt, wie sie sich der Mensch des Mittelalters vorstellt.


Aufgaben und Recherchen
Lückentext: Karl der Grosse war in seinem Reich oberster R_____________, H_____________________ und K_____________________. Er regierte von dem Königsgütern, den P________________ aus. So waren er und seine Leute immer auf R________________. Sein Lieblingsplatz war ___________________ . Er teilte sein Reich in G ______________ ein. G______ grafen, ___________________________ und Sendgrafen sorgten für die Durchführung seiner Befehle.
Woraus leitet sich das Wort „Graf“ ab und was bedeutet es?
Der Tross des Königs umfasst ca. 1‘000 Leute. Stell dir vor, du wärest der Verwalter einer Königspfalz und ein Bote kündet dir das Eintreffen des Königs an. An was musst du alles denken? Schreibe dir die Stichworte auf, überlege dir aber weitergehend auch die Einzelheiten wie. Wann? Wo? Wie viel? Warum? Was noch?
Woraus leitet sich das Wort „Pfalz“ ab und was bedeutet es hier?
Du kennst nun verschiedene Adelstitel: Graf, König, Herzog, Ritter … Was ist ihnen gemeinsam? Bringe sie in die richtige Reihenfolge und benenne, um was für eine Art „Adel“ es sich handelt.

Portfolioauftrag
Beschaffe dir weitere Informationen zum Thema „Pfalzen“ und dokumentiere zwei Pfalzen (ausgenommen die von Aachen!). Verarbeite in diesem Portfolio auch die Gedanken, die du dir zur Frage 2 gemacht hast „Stelle dir vor du bist Verwalter einer Pfalz und der König mit einem Tross von 1‘000 Leuten kündigt seinen Besuch an“…




 
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