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GS 1 - 411 Das Rittertum

GESCHICHTE > Mittelalter


DAS MITTELALTER II  (HOCHMITTELALTER)  GS 1 - 411

Das Rittertum

Der Ritter: Treu muss er sein gegenüber seinem Herrn, im Kampf todesmutig, grosszügig gegenüber Feinden, milde gegenüber Armen, Schwache muss er beschützen, gerecht muss er sein, Unrecht bestrafen, fromm und gottesfürchtig muss er sein, galant gegenüber Damen, manierlich im Alltagsleben und am Tisch, ein ebenso  guter Schwertkämpfer wie Sänger (möglichst mit virtuoser Lautenbegleitung), standesgemäss in Aussehen und Auftreten ...

Kein Wunder, dass bei diesem Anforderungskatalog nur wenige dem Ideal nahe kommen. Aber das redliche Bemühen ist doch bei vielen vorhanden und führt letztlich zur „Hochzeit (= hohe Zeit)“ des Rittertums! Ritter zu sein wird und ist mit der Zeit eine Frage der Ehre und des Ansehens. In dieser Beziehung sind die Ritter unerbittlich gegeneinander. Wer gegen die Regeln verstösst, wird ausgegrenzt. Das Ritterturnier dient nicht nur der Erprobung der eigenen Waffentüchtigkeit, sondern auch der Bestimmung der Rangordnung untereinander.

Die ritterliche Erziehung

Mit 14 wird der Edelknabe zuerst einmal Knappe bei einem erfahrenen Ritter. Damit beginnt seine Lehrzeit, die in der Regel sieben Jahre dauert. Dabei lernt er neben dem Waffenhandwerk auch die ritterlichen Tugenden wie Genügsamkeit, Ausdauer, körperliche Abhärtung auch ritterliches (höfisches) Benehmen.

Der Höhepunkt im Leben des Knappen ist die Schwertleite, die feierliche Einsetzung in den Ritterstand nach bestandener Lehrzeit. Die Schwertleite wird i.d.R. vom Lehensherrn ausgeführt und ist oft direkt mit einem Lehen verbunden. Zur Schwertleite gehört neben dem Ritterschlag und der Segnung des Schwerts das Umgürten des Schwerts und die Verleihung der Sporen.

Das Turnier

Das Turnier dient nicht nur der körperlichen Ertüchtigung und dem Training des Kampfes, es ist auch eine Frage des Prestiges und wohl auch der „Rangordnung“. Da dem Sieger nicht selten Pferd und Rüstung des Besiegten zukommen, die er dann i. d. R. durch Geld wieder auslösen kann, steht einiges auf dem Spiel. Ganz abgesehen davon, dass es auch um Namen und Ehre geht. Entsprechend unerbittlich wird in den Schranken gefochten und es kommt nicht selten vor, dass Ritter im Turnier - trotz entschärfter Waffen - zu Tode kommen. Die Ritter in Rüstung sind an ihrem Schildwappen und der Helmzier erkennbar. Oft ist auch die Pferdedecke mit den eigenen Farben und Wappen bestickt.

Der Minnedienst

Das hohe Mittelalter bringt eine besondere Form der Frauenverehrung hervor, die wohl so etwas wie eine Weiterführung und Überhöhung der Vasallentreue ist. Die Minne gilt einer gesellschaftlich höher stehenden, verheirateten Frau, die als Herrin verehrt wird. Der treue Dienst an dieser Frau bleibt aber unbelohnt und unerwidert, die Dame ist und bleibt unerreichbar. Das Höchste der Gefühle ist, einen Blick der Angebeteten zu erhaschen oder ein Tüchlein zu erhalten, das dann im Kampf für die Dame wie eine Reliquie unter der Rüstung getragen wird. Für dieses „Glück“ setzt der Ritter seine gesamten musischen Gaben (Gedichte und Lieder) ein und manchmal sogar sein Leben (im Kampf für die Frau und ihre Ehre).

Essen und Trinken

Um die Mitte des 13. Jahrhunderts beinhaltet das Essen bei den reichen Burgherren und wohlhabenden Bürgern oftmals 10 oder mehr Gänge. Bei den Bauern hingegen, die von den Reichen als " Kraut- und Rübenfresser " verspottet werden, lebt man in ständiger Angst vor den immer wiederkehrenden Hungersnöten. Burgherren und wohlhabende Bürger haben nicht nur mehr Essen auf dem Tisch als die ländliche Bevölkerung, sie haben auch andere Gerichte. Während die Bauern nur selten Fleisch essen können, essen die Reichen bei einer Mahlzeit meist verschiedene Fleischsorten. Dafür aber essen sie nur selten bis gar nie Obst und Gemüse. Der Nahrung der Reichen mangelt es also nicht nur an Ballaststoffen, so das sie häufig unter Verstopfung leiden, sondern auch an Vitaminen. Dieser Mangel macht, dass Krankheiten wie Skorbut oder Rachitis bei den Wohlhabenden häufiger auftreten.

Höfisches Benehmen (ist höfliches Benehmen)

Für jeden Teilnehmer gibt es kleinere Schüsseln (Teller hat es keine gegeben). Bei festen Speisen dienen oft Brotschnitten als solche. Löffel kennt man, aber man gebraucht sie nicht oft. Gegen die Gabeln verhält man sich noch lange ablehnend und bedient sich lieber der Finger. Es gilt als sündhaft, die guten Gaben Gottes nicht mit den Fingern berühren zu wollen. Ein Messer hat  jeder Mann bei sich und er gebraucht es auch.

Nun wird das Gedeck mit dem Brot gebracht, das "Benedicte" (der Segen über das Essen) gesprochen und mit einer grossen Feierlichkeit der erste Gang serviert. Die Bedienung besorgten dann Edelknaben bei den Frauen, junge Mädchen bei den Rittern.

Bei der Tischordnung gehört es sich zur Zeit der Blüte des Minnedienstes, dass der Ritter und die von ihm verehrte hohe Frau nebeneinander sitzen. Sie erhalten gemeinsam nur einen Becher und eine Schüssel. Fleisch isst man auf und mit einer Scheibe - oft gerösteten - Brotes. Brot, das als Teller oder Schieber gedient hat, wird nicht aufgegessen, sondern den Armen gegeben.

Den Wein schenkt man aus Kannen und Krügen in die Becher der Gäste, die aus Glas, kostbarem Holz und den verschiedensten Metallen bestehen und oft mit Edelsteinen verziert sind.

Nach dem Essen erhalten die Gäste aufs neue Becken zum Händewaschen und kostbare Handtücher. Erst nachdem die Tische abgedeckt und vollständig fortgeräumt sind, sprechen die Anwesenden stehend das Dankgebet.

Verhalten bei Tische

Von Tannhäuser sollen folgende Verhaltensregeln bei Tische stammen:

-  Kein Edelmann sollte mit einem anderen gemeinsam einen Löffel benutzen.
-  Man rülpst nicht und schneuzt sich nicht ins Tischtuch.
-  Man wischt sich den Mund ab, bevor man trinkt, damit nicht das Fett in den Becher rinnt.
-  Den abgenagten Knochen legt man nicht zurück in die Schüssel.

Als weitere Verhaltensregeln sind bekannt:

- Man fasst die Schüssel mit beiden Händen und setzt sie so an.
- Man isst nur mit den drei ersten Fingern der Hand, wobei Ringfinger und kleinen Finger abzuspreizen sind.
- Die Knochen wirft man hinter sich oder unter den Tisch oder in die Mitte des U`s (für die Hunde).
- Man wischt sich nicht die Hände an Stiefeln oder Kleidern ab.

Trunkenheit wird bis etwa zum 14. Jahrhundert in ritterlichen Kreisen verachtet.

Die Burg

Die Burg ist  in erster Linie das Wohnhaus des Adeligen oder Ritters. Der Gedanke der Wohnlichkeit wird aber zu Gunsten der Wehrhaftigkeit hintenan gestellt. Die Wehrhaftigkeit machen zuerst einmal die Mauern aus, die durch andere Wehrbauten wie spezielle Mauertürme, Gräben, Zwinger usw. ergänzt werden. Dann aber ist die Lage der Burg ein entscheidendes Kriterium. Idealerweise ist die Burg hoch gelegen und nur von einer Seite zugänglich. Es gibt auch Burgen in Seen (Wasserburgen) oder in Felsen (Höhlenburgen). Im Notfall dient die Burg nicht nur als letzter Zufluchtsort für den Herrn, sondern auch für dessen Untertanen in der näheren Umgebung. So ist die Burg zwar meist ein imposantes Gebäude, aber alles andere als gemütlich.

Ritter im Krieg

Lederwams und Kettenhemd werden von schweren Rüstungen abgelöst. Dadurch wird der Ritter in der Schlacht besser geschützt. Die tödlichen Verletzungen nehmen ab, dafür nehmen die Verstümmelungen zu. Wenn der Ritter im Vollharnisch vom Pferd fällt, ist es in der Regel um ihn geschehen, denn ohne fremde Hilfe kann er sich nicht wieder erheben.

Im 12. Jahrhundert kommt die Armbrust auf, ab dem 14. Jahrhundert der englische Langbogen. Ihre Bolzen bzw. Pfeile vermögen, die Panzerplatten einer Rüstung zu durchschlagen. Das leitet den Niedergang der Ritterheere ein.

Im 15. und 16. Jahrhundert wird dieser Niedergang mit der Erfindung der Arkebuse (Hakenbüchse) und schliesslich der Muskete endgültig besiegelt.

Ein ähnliches Schicksal ereilt auch die Burg als Wehrbau mit der Erfindung der Kanone im 14. Jahrhundert. Stadtmauern weichen zuerst stärkeren Befestigungsanlagen (Festungen, Forts), die auch intensivem Beschuss standhalten, die aber das Wachstum der Stadt stark einschränken. Das führt vorerst zu einer immer dichteren Besiedlung der Städte.  Im Rahmen des Bevölkerungsanstiegs während der Industriellen Revolution werden im 19. Jahrhundert die Stadtmauern und Festungen weitgehend beseitigt.


Vollharnisch, 16. Jahrhundert

Aufgaben und Recherchen
Schreibe die drei Arten Ritter heraus, die ein Zeitzeuge 1415/16 im Ritter-Spiegel dokumentiert!
Schreibe aus dem Gedicht von Gottfried von Strassburg he¬raus, was ein Knappe alles lernen und können musste!
Was wird vom frischgebackenen Ritter erwartet? (Quelle: Gottfried von Strassburg, + 1220)
Nenne die drei Gründe, die Ulrich von Liechtenstein 1224 aufführt, warum Ritter im Kampf ihr Gut und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen!
Nenne drei Einrichtungen zur äusseren Verteidigung einer Burg!
Nenne drei Einrichtungen zur inneren Verteidigung einer Burg!
Nenne drei Einrichtungen einer Burg, die mit Verteidigung direkt nichts zu tun haben!
Welches ist die wichtigste Einrichtung einer Burg?
Nenne 5 Eigenschaften (Adjektive), die ein Ritter im Hochmittelalter haben muss!
Wie nennt man den „Ritterlehrling“? Wie lange dauert seine Ausbildungszeit?
Wie nennt man die Erhebung in den Ritterstand, mit was ist sie i.d.R. verbunden?
Nenne mindestens drei Funktionen eines Turniers!
Was genau versteht man unter Minne? Wie äussert sie sich?
Wie ist die Ernährung im Mittelalter?
Was ist eine Burg? Nenne drei Dinge!
Wie entwickelt sich die Kampfkleidung des Ritters? Was ist Vor- und Nachteil dieser Entwicklung?
Welche Erfindung, die schon seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. bekannt war, sich in Europa aber trotz der Hunnen nur schwer durchsetzte, war Voraussetzung für den Kampf in voller Rüstung zu Pferde?
Nenne drei Dinge und das Jahrhunderts ihres Auftauchens, die das Ende des Rittertums einläuteten.

Beschrifte die einzelnen Teile einer Burg. Die wichtigsten Teile musst du benennen können
Kapelle / Mauerturm / Gesindehaus / Stallungen / Bergfried / Burgweg / Zugbrücke / Zugang zum Bergfried (Wehrgang)  / Halsgraben / Torturm / Zwinger / Oberer Hof / Linde / Palas / Sodbrunnen / Oberes Tor / Werkstatt / Unterer Hof












 
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