GS 1 - 412 Minnedienst und Minnesang - Homepage Werner Keller 2016

Suchen
Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

GS 1 - 412 Minnedienst und Minnesang

GESCHICHTE > Mittelalter


DAS MITTELALTER II  (HOCHMITTELALTER)  GS 1 - 412

Minnedienst und Minnesang
(am Beispiel des von Kürenberg [Vornahme nicht bekannt] und Walther von der Vogelweides)

Der von Kürenberg oder Der Kürenberger (Mitte des 12. Jahrhunderts) ist ein Vertreter des frühen, donauländischen Minnesangs. Der Kürenberger war wahrscheinlich ein niederösterreichischer Ritter aus der Gegend um Linz im heutigen Österreich. Letztlich muss seine genaue Herkunft allerdings offen bleiben.

Das »redende« Wappen zeigt eine blaue Handmühle mit rotem Stiel: Kürnberg bedeutet »Mühlberg«.

Seine frühmittelhochdeutschen Gedichte entstanden etwa zwi¬schen 1150 und 1170, damit ist er der stilgeschichtlich älteste überlieferte Minnesänger. In der Manessischen Liederhandschrift sind fünfzehn Strophen von ihm enthalten. Am bekanntesten ist sein „Falkenlied“, das aus zwei Strophen besteht. (Quelle: wikipedia).



Ich zôch mir einen valken   mêre danne ein jâr.
dô ich in gezamete,   als ich in wolte hân,
und ich im sîn gevidere   mit golde wol bewant,
er huop sich ûf vil hôhe   und vlouc in ándèriu lant.
Sît sach ich den valken   schône vliegen,  
er vuorte an sînem vuoze   sîdîne riemen,
und was im sîn gevidere    alrôt guldîn.
got sende sî zesamene,    die gelíeb wéllen gerne sîn!

Walther von der Vogelweide * um 1170 (Geburtsort umstritten); † um 1230, möglicherweise in Würzburg) war ein Dichter mittelhochdeutscher Sangsprüche und Minnelieder. Er gilt als der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des Mittelalters. Über 500 Strophen sind erhalten. Historisch ist er jedoch nur in einer einzigen urkundlichen Erwähnung fassbar, am 12. November 1203. Nach seiner Aussage lernte er am Babenberger Hof in Wien Dichten und höfisches Singen. Aus einem seiner Gedichte geht hervor, dass Kaiser Friedrich II. ihm um 1220 ein Lehen schenkte, wahrscheinlich in oder um Würzburg, weil der Würzburger Michael de Leone um 1350 berichtet, Walthers Grab sei in Würzburg in der Neumünsterkirche, und dabei eine Grabinschrift mitteilt, die er dort gesehen haben will; Walther selbst sagt nicht, wo sich das Lehen befindet.



Ich saz ûf eime steine
dô dahte ich bein mit beine,
dar ûf satzt ich mîn ellenbogen;
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.
dô dâhte ich mir vil ange,
wie man zer welte solte leben.

Mittelpunkt des Minnedienstes ist der Minnesang, in mittelhochdeutscher Sprache geschrieben. Er ist wohl der höchste Ausdruck ritterlichen Selbstverständnisses im hohen Mittelalter. Treue, Aufopferung und (seelisches) Leiden spielen eine grosse Rolle. Der Minnesang ist eine hochmittelalterliche Liebeslyrik, in der es einerseits um den Dienst an einer hochgestellten und damit unerreichbaren Frau geht, die in den Liedern auf eine (für heutige Ohren fast tragisch-hoffnungslose Art)  besungen und verehrt wird. Auf der anderen Seite geht es aber auch um den bedingungslosen Dienst in einem weiteren Umfeld, in dem der Ritter bereit ist, wenn nötig auch sein Leben hinzugeben. Dieser bedingungslose Dienst „an einer höheren Sache“ ist letztlich Grundvoraussetzung für das Funktionieren des Lehensstaates. So kann man den Minnedienst als höhere Stufe des Lehensdienstes sehen. Ich denke, dass wir gerade im Verstehen des Minnesangs viel über das hochmittelalterliche Rittertum lernen können.

Aufgaben und Recherchen
Die Bilder, die du siehst, stammen aus einer berühmten Handschrift, die in Zürich entstanden ist. Die Hand schrift erhielt ihren Namen von deren Besitzern, einem Zürcher Patriziergeschlecht, das heute ausgestorben ist. Wie heisst sie und aus welcher Zeit stammt sie?
Was ist ein „redendes Wappen“?
Versuche, das mittelhochdeutsche Lied ins Neuhochdeutsche zu übersetzen (mündlich)! Von was handelt das Lied auf den ersten Blick? Wenn du aber die letzte Zeile liest und verstehst, siehst du, dass der Dichter etwas anderes im Sinn hatte, nämlich… (?)
Der wohl bedeutendste mittelalterliche Liederschreiber hat in seinem „redenden Wappen“ einen Vogel. Wie heisst er, von wann bis wann lebte er und wo?

Beim abgedruckten Gedicht handelt es sich um die erste Strophe eines Gedichts, das zwischen 1190-1202 auf dem Hintergrund der gleichzeitigen Wahl zweier Kaiser im Deutschen Reich geschrieben wurde. Damals wähl-ten die Staufer Philipp von Schwaben und die Welfen Otto IV. zum deutschen König, so dass es im Reich zu bürger¬kriegsähnlichen Zuständen herrschten. Übersetze das Gedicht ins Neuhochdeutsche!

Ich sâz ûf eime steine
__________________________________________________________
 und dahte 1) bein mit beine:
___________________________________________________________
 dar ûf satzt ich den ellenbogen.
___________________________________________________________
 ich hete in mîne hant gesmogen 2)
___________________________________________________________
 daz kinne und ein mîn wange
___________________________________________________________
  dô dâhte ich mir vil ange 3)
___________________________________________________________
 wie man zer welte solte leben.
___________________________________________________________

In welcher Sprache sind die Minnelieder geschrieben?
Was versteht man in der Literatur (was ist Literatur?)  unter „Lyrik“?
Nenne nochmals mindestens drei Merkmale des ritterlichen Minnediensts!





 
Copyright 2015. All rights reserved.
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü