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GS 1 - 413 Die Kreuzzüge

GESCHICHTE > Mittelalter


DAS MITTELALTER II  (HOCHMITTELALTER)  GS 1 - 413

Die Kreuzzüge - Zeit der Ordensritter

Jahrhundertelang haben christliche Pilger ungestört Wallfahrten ins Heilige Land unternommen. Auch als Palästina in die Hand der Araber kommt, hindern die neuen Herren die Pilger kaum, mitunter begünstigen sie sie sogar. Im 11. Jahrhundert dringen die Seldschuken in dieses Gebiet ein, türkische Nomaden aus Turkestan, die Muslime geworden sind. Sie besiegen die Oströmer in Armenien, erobern das Kalifat Bagdad und nehmen den Fatimiden das Land Palästina ab. In Jerusalem zerstörten sie die Grabeskirche und bedrückten die Pilger. Dann entreissen sie den Oströmern (Byzanz) grosse Teile Kleinasiens und bedrohen direkt Konstantinopel. In dieser Not wendet sich der Kaiser von Byzanz an den Papst und bittet um Hilfe.

Im Herbst 1095 ruft Papst Urban II auf einer grossen Kirchenversammlung, dem Konzil zu Clermont in Südfrankreich, zum Kreuzzug gegen die „Schänder des Christusgrabes“ auf:

„Wehe uns, dass wir stillsitzen und ruhig zuschauen den Missetätern und der Schmach der Stadt Gottes! Darum auf, waffnet euch! Ein jeglicher lege sein Schwert an, um unseren Brüdern zu helfen. Lasset uns ausziehen, und der Herr wird mit uns sein. Im Namen des barmherzigen Gottes und der Apostel Petrus und Paulus verkündigen wir allen, so die Waffen gegen die Ungläubigen ergreifen wollen, vollkommenen Erlass ihrer Sündenstrafen, und denen, die im heiligen Streit fallen werden, verheissen wir den Lohn des ewigen Lebens!" (Quellentext)

Tausende antworten: „Gott will es!" Sie lassen sich ein rotes Kreuz, das Zeichen der Kreuzfahrer, auf die rechte Schulter heften. Ungeordnete Scharen treten sogleich die Pilgerfahrt an. Am Rhein beginnen die systematischen Übergriffe auf Juden, die auch in den kommenden Jahrhunderten zu einer traurigen Tradition werden. Wieso warten, bis man im Heiligen Land ist, wenn die „Mörder Christi" unter uns leben…?

Der erste Kreuzzug beginnt im Sommer des Jahres 1096. Die Ritterheere brechen auf. Es sind zum grössten Teil Franzosen, Normannen aus Nordfrankreich und Unteritalien, auch Deutsche aus Niederlothringen. Sie reiten durch Ungarn und das unwegsame Balkangebirge nach Konstantinopel, um sich dort zu einem grossen Kreuzfahrerheer zu vereinigen.

In Kleinasien werden sie von den schnellen Reiterschwärmen der Türken angegriffen, Hunger und Durst plagen sie furchtbar, Seuchen reissen Lücken in das Heer, das infolge der Uneinigkeit seiner Führer nur langsam vorrückt. Erst nach drei Jahren sehen die ermatteten Kreuzfahrer an einem Juniabend die Türme und Kuppeln von Jerusalems vor sich:



„Da konnten sie sich der Tränen nicht enthalten, warfen sich auf die Erde und dankten Gott, dass er ihnen gestattet habe, das Ziel ihrer Pilgerfahrt zu erreichen, die heilige Stadt, wo unser Heiland die Welt hat retten wollen. Es war ergreifend, das Schluchzen all dieser Leute zu hören! Sie rückten noch so weit vor, bis sie die Mauern und Türme der Stadt deutlich erkennen konnten, hoben dankend die Hände zum Himmel und küssten demütig den Erdboden."

Nach fünfwöchiger Belagerung gelingt der Sturm auf die hohen Mauern. Die siegestrunkenen Christen schonen unter den unglücklichen Bewohnern weder Weib noch Kind. Der „Tempel Salomons" ist rot von Blut. Dann aber gehen sie demütigen und zerknirschten Herzens, unter Seufzen und Weinen, mit blossen Füssen an den ehrwürdigen Orten umher, welche der Erlöser durch seine Gegenwart geheiligt hat, und küssen den heiligen Boden in grosser Andacht, wie ein Zeitgenosse berichtet. Die meisten Ritter kehren nun heim. Herr über das eroberte Gebiet wird Gottfried von Bouillon, der Herzog von Niederlothringen. Sich mit einer goldenen Krone zu schmücken, wo der Heiland die Dornenkrone getragen hat, lehnt er ab. Er nennt sich nur „Beschützer des Heiligen Grabes". Auch auf die Araber macht Gottfried einen grossen Eindruck. Eines Tages erscheinen mehrere Scheichs, um ihm Früchte des Landes zu bringen. Sie finden Gottfried in seinem Zelt auf dem Boden sitzend, ganz einfach auf der Erde. „Da staunten sie: Wie kann dieser furchtbare Herrscher, der so viele Länder erobert hat, so bescheiden sein, ohne Teppiche und seidene Tücher, ohne königliche Gewänder und Leibwachen?" Gottfried lässt ihnen antworten: „Der Mensch soll daran denken, dass er nur Staub ist und wieder zu Staub wird." Voller Bewunderung gehen die Araber fort.

Nach Gottfrieds Tod wird sein Bruder 1100 erster „König von Jerusalem". Er beherrscht ein Gebiet über Palästina und Syrien hinaus bis zum Euphrat. Aber die „Franken" - so heissen alle Kreuzfahrer bei ihren Gegnern - können es nicht halten.

Auf einem zweiten Kreuzzug werden die christlichen Heere vernichtend geschlagen. 1187 erobert Sultan Saladin von Ägypten die heilige Stadt. Das Königreich Jerusalem ist nach nur 87 Jahren schon wieder am Ende. 1229 wird der Staufer Kaiser Friedrich II im Laufe des vierten Kreuzzuges Jerusalem auf dem Verhandlungsweg für weitere 62 Jahre für die Christenheit zurückgewinnen. Dann aber wird endgültig Schluss sein.

Die Kunde vom Fall Jerusalems 1187 erschüttert das Abendland von neuem. Die drei mächtigsten Herrscher, der Kaiser Friedrich I. und die Könige von Frankreich und England, nehmen das Kreuz zum dritten Kreuzzug. Die Deutschen kommen bis an die Küste Syriens, doch Kaiser Friedrich I., genannt „Barbarossa“ ertrinkt unterwegs in einem Fluss. Das ist ein herber Schlag für das Kreuzzugsheer. Vor Akkon vereinigen sich die Engländer und Franzosen mit den Deutschen. Doch bald kommt es zu Streitigkeiten unter den Kreuzfahrern; sie können Jerusalem nicht erobern.

Auf dem vierten Kreuzzug (1204) nehmen die Ritter auf Anstiften Venedigs Konstantinopel ein und gründen dort das „Lateinische Kaiserreich". Das Ziel der späteren Kreuzzüge (ab dem fünften) ist nicht mehr das Heilige Land, sondern Ägypten, der Hauptsitz der Sarazenen. Die Ritter in Palästina müssen eine Burg nach der anderen aufgeben. 1291 geht auch die letzte Stadt, die Küstenstadt Akkon, verloren.

Von den insgesamt 7 grossen Kreuzzügen kann nur der erste als erfolgreich bezeichnet werden. 1212 gibt es sogar einen (inoffiziellen) Kinderkreuzzug. Geschichtlich ist er nicht von Bedeutung (die meisten Kinder, die sich nicht zur Heimkehr überreden lassen haben, sind wohl in der Sklaverei gelandet), aber er zeigt, wie lebendig die Kreuzzugsidee auch im 13. Jahrhundert noch gewesen ist. Ebenfalls zum vierten Kreuzzug gehört der „Albigenserkreuzzug“ in dem die offiziellen Kreuzzugsheere gegen christliche „Sektierer“ (die Albigenser oder Katharer in Südfrankreich [Okzitanien]) vorgehen. Damit stärkt die Katholische Kirche ihre Position gegen abweichendes christliches Gedankengut.


Wirkungen der Kreuzzüge auf das Abendland

Die Ritterorden


Bereits vor dem ersten Kreuzzug haben Kaufleute aus Italien ein Hospital und eine Sankt-Johannis-Kirche in Jerusalem gebaut und eine Bruderschaft zur Pflege kranker Pilger gegründet. Aus dieser Vereinigung bildet sich nach den ersten grossen Siegen der „Franken" ein Ritterorden, der seine adligen „Brüder" zum Schutz der Pilger, zur Pflege der Kranken und zum Kampf gegen die „Ungläubigen" verpflichtet. Diese Johanniter tragen als Ordenstracht den schwarzen Mantel mit dem weissen Kreuz, im Kriege einen roten Waffenrock. Nach dem Verlust des Heiligen Landes verlegt der Orden seinen Sitz auf die Insel Rhodos, und als diese von den Türken erobert wird, nach Malta („Malteser"), wo er bis zum Jahre 1798 seine Unabhängigkeit behaupten kann.

Auf dem Platz des Salomonischen Tempels (Tempelberg in Jerusalem, wo seit dem 8. Jahrhundert der Felsendom steht) hat das älteste Haus der Tempelritter („milites templi") gestanden. Dieser Orden verbreitet sich rasch in Palästina, Frankreich und Spanien. Wie bei den Johannitern herrscht ein Grossmeister in fürstlichem Rang über die Ritter, die adligen Geistlichen und die nichtadeligen „dienenden Brüder". Als Ordenskleid tragen sie den weissen Umhang mit rotem Kreuz.

Die Tempelritter (Templer) gewinnen grosses Ansehen. Ihr Reichtum weckt den Neid des französischen Königs. Auf sein Betreiben wird dieser Orden Anfang des 14. Jahrh. verfolgt und aufgelöst. Noch auf dem Scheiterhaufen forderte der Grossmeister den König vor das Gericht Gottes.

Während des dritten Kreuzzuges errichten Kaufleute aus Bremen und Lübeck im Lager vor Akkon ein grosses Zelt. Sie nehmen dazu das Segel ihres Schiffes, einer so genannten "deutschen Kogge". Hier sammeln sie Kranke und Verwundete und pflegen sie. Aus dieser Bruderschaft entsteht der "Deutsche Ritterorden".

„Der Papst gab dem Hospital die Regel der Brüder vom Johannishospital zu Jerusalem, soweit es sich um die Armen und Kranken handelte; im Hinblick auf die Geistlichen, Ritter und anderen Brüder  aber verlieh er ihm die Regel des Tempelritterordens. Er erlaubte den Brüdern des Hospitals ein schwarzes Kreuz auf weissem Mantel zu tragen, und gewährte ihnen dieselben Freiheiten, die der Apostolische Stuhl den verehrungswürdigen Häusern des Hospitals und des Tempels  verliehen hatte. So wurde eingerichtet und bestätigt der Ritterorden der Hospitalbrüder Sanctae Mariae vom Hause der Deutschen im Königreich Jerusalem." (Quellentext)

Da ihnen im heiligen Land aber bald die Arbeit ausgeht, wird dem Deutschen Ritterorden die Christianisierung (d. h. Eroberung und Unterdrückung) der osteuropäischen Völker zur Aufgabe gemacht. Das Vorgehen der Deutschen Ritter z. B. bei der Eroberung Preussens kann aus heutiger Sicht durchaus als Völkermord bezeichnet werden.

Christen und Muslime - Auswirkungen auf das Abendland

Im Kampf gegen die „Ungläubigen" lernen die „fränkischen" Krieger einen Gegner kennen, vor dem sie bald Achtung gewinnen. Dadurch entsteht ein ritterliches Verhalten auf beiden Seiten und mildert oft die Grausamkeiten des Krieges. Der Sohn des Sultans Saladin sendet dem englischen König Richard Löwenherz mitten im Kampf zwei herrliche Pferde, „denn es gehört sich nicht für einen König, zu Fuss zu kämpfen". Als Richard bald darauf erkrankt, lässt ihm Saladin Pfirsiche und Fruchtsäfte überbringen.

Je länger die Fremden im Lande sind, um so mehr sehen sie von der reichen Kultur der Muslime. Bei Überfällen auf Karawanen erbeuten die Ritter viele Dinge, die sie vorher nie gesehen haben. In den Regierungssitzen der Kalifen lernen Unterhändler der „Franken" eine ihnen unbekannte Pracht kennen:

“Sie kamen durch Galerien von Marmorsäulen, die alle mit Gold getäfelt waren, und an Marmorbecken mit fliessendem Wasser vorbei. Sie vernahmen das Zwitschern fremder Vögel mit wunderbarem Gefieder. Viele Gänge durchschritten sie, dann glitt ein aus Gold gewebter Vorhang, schwer von kostbaren Steinen zurück: auf seinem goldenen Thron erschien der Kalif, gekleidet in Gewänder von unerhörter Kostbarkeit."

Allmählich finden die Ritter auch am Islam vieles achtenswert und werden duldsamer gegenüber den „Ungläubigen". Es kommt auf vielen Gebieten zu einem für das abendländische Mittelalter befruchtenden Austausch. Christliche Gelehrte und Studenten besuchen maurische Universitäten; Schiften griechischer Ärzte, die früher ins Arabische übersetzt worden sind, werden nun ins Lateinische übertragen. Die Abendländer übernehmen die arabischen Ziffern und viele andere Kenntnisse in Mathematik, Geometrie, Architektur ... Dank dieser Kenntnisse werden die Meisterwerke romanischer und gotischer Baukunst erst möglich.

Durch die Kreuzzüge werden die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Morgenland und Abendland besonders lebhaft. Die italienischen Seestädte Genua und ganz besonders Venedig profitieren von diesem Austausch uns werden reich.


Aufgaben und Recherchen
Was war der Auslöser für die Kreuzzüge, wer rief sie ins Leben?
Wann begann der 1. Kreuzzug und wann wurde Jerusalem von den Kreuzfahrern erobert? Wie hiess der charismatische Führer des ersten Kreuzzugheeres und woher stammte er?
Schildere das eigenartige Verhalten der  Kreuzritter bei der Eroberung Jerusalems (bedenke in wessen Namen sie letztlich diese Stadt eroberten) und versuche eine Erklärung für dieses Verhalten zu finden!
Was waren die Folgen des 1. Kreuzzuges?
Während der Kreuzzüge kam es zu zwei  Übergriffen, die so nicht geplant waren und  die den Betroffenen viel Leid brachten.  Welche zwei Ereignisse sind gemeint?  Begründe, warum sie nichts mit der Idee  der Kreuzzüge zu tun hatten.
Welche Bedeutung hatte der  Kinderkreuzzug?
Nenne die drei wichtigsten Ritterorden. Was war ihre Bedeutung,  welche Aufgaben erfüllten sie?
Welche Auswirkungen hatten die Kreuzzüge auf das Geistesleben im Abendland? Nenne drei Bereiche, die besonders davon profitierten!
Welche Auswirkungen hatten die Kreuzzüge auf das wirtschaftliche Leben im Abendland? Nenne zwei Städte, die davon  besonders profitierten!
Welche Bedeutung hatte das Aufeinandertreffen der verschiedenen Kulturen, der christlichen und der orientalischen für die Geschichte Europas?

Zusatztext:

Kreuzzug            aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Kreuzzüge der christlichen Völker des Abendlands waren strategisch, religiös und wirtschaftlich motivierte Kriege. Dem Ersten Kreuzzug war ein Hilferuf des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos um militärische Unterstützung gegen die Seldschuken vorausgegangen. Dies löste den Aufruf Papst Urbans II. 1095 in Clermont aus, der zur Befreiung Jerusalems und des „Heiligen Landes“ aus der Hand der Muslime aufforderte, mehr als acht Jahrzehnte, nachdem es in der Regierungszeit des fatimidischen Kalifen al-Hakim 1009 zur Zerstörung der Grabeskirche gekommen war, eines der größten Heiligtümern des Christentums. Ebenso verschlechterte sich die Lage der Christen und der christlichen Pilger im Heiligen Land und Jerusalem.

1099 wurde Jerusalem von einem Kreuzfahrerheer erobert. In diesem Zusammenhang kam es auch zur Bildung von insgesamt vier Kreuzfahrerstaaten in Outremer. Deren Bedrohung durch die muslimischen Anrainerstaaten führte zur Durchführung weiterer Kreuzzüge, denen meistens kaum ein Erfolg beschieden war. Das Königreich Jerusalem erlitt 1187 in der Schlacht bei Hattin eine schwere Niederlage, auch Jerusalem ging wieder verloren. Mit Akkon fiel 1291 die letzte Kreuzfahrerfestung in Outremer.

Nach dem Ersten Kreuzzug wurde der Begriff „Kreuzzug“ auch auf andere militärische Aktionen ausgeweitet, deren Ziel nicht das Heilige Land war.



Allgemeines
Vorangegangen war seit dem 7. Jahrhundert die islamische Expansion, die militärische Unterwerfung, teilweiser Zwangsislamisierung und Besetzung ehemals christlicher Gebiete durch arabisch-muslimische Eroberer im Nahen Osten, in Nordafrika und (bis zur Rückeroberung im Rahmen der Reconquista) Spanien. Insofern wurde die Zurückeroberung des Heiligen Landes und die Zurückdrängung der Sarazenen als ein Akt der Verteidigung des Christentums betrachtet, welcher durch offiziellen Beistand und die Unterstützung der Kirche bekräftigt und angeführt wurde.

Die Kreuzzüge wurden nach kurzer Zeit allerdings auch zu rein weltlichen Machtinteressen genutzt, insbesondere gegen das Byzantinische Reich. Schon bald wurde der Begriff Kreuzzug nicht nur auf Kriege gegen Muslime, sondern auch gegen von der römischen Kirche als Ketzer propagierten Menschen (siehe Albigenser) ausgeweitet. Dieser Umstand gab dem Papsttum eine starke politische und militärische Waffe in die Hände.

Trotzdem darf der religiöse Aspekt, besonders bei den Kreuzzügen in den Osten, nicht unterschätzt werden. So waren nach der Einnahme Jerusalems im Jahre 1099 die Gefallenen als Märtyrer gefeiert worden. Oft lagen die Interessen der kriegsführenden Parteien und die der kämpfenden Truppen weit auseinander. Die beiderseitigen Machthaber verfolgten unter anderem machtpolitische Interessen. Die Kreuzfahrer selbst glaubten zumeist an einen ehrenvollen, ja heiligen Kampf für die Kirche und Gott.

Schon vor dem Aufruf zum Kreuzzug zur Befreiung Jerusalems hatte die Kirche damit begonnen, Kriegszüge zu unterstützen. So wurden im Rahmen der Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer 1066 geweihte Fahnen an den Kriegsherren übersandt, die ihn und sein Heer im Kampf stärken sollten. Auf den geweihten Fahnen war unter anderem auch der Erzengel Michael abgebildet, der Schutzpatron des Heiligen Römisches Reiches und später Deutschlands. Auch der aragonesisch-französische Zug gegen das maurische Barbastro in Spanien im Jahr 1063, zu dem Papst Alexander II. aufgerufen hatte, sowie die Kämpfe gegen die Araber auf Sizilien, 1059, standen unter päpstlicher Patronage, und sind als Vorläufer der Kreuzzüge anzusehen. Diese gelten im Allgemeinen als die ersten historischen Ereignisse, an welchem die katholische Kirche beginnt, Kriegszüge dogmatisch zu stärken und zu rechtfertigen.

Ein Kreuzzug war zugleich Bußgang und Kriegszug, der nach Auffassung der (nicht orthodoxen, katholisch christlichen) Zeitgenossen direkt von Gott durch das Wort des Papstes verkündet wurde. Die Teilnehmer legten ein rechtsverbindliches Gelübde ab, ähnlich wie bei einer Pilgerfahrt. Als Folge der göttlichen und päpstlichen Verkündung waren die Kreuzzüge sehr populär. Dies erklärt auch die große Teilnehmerzahl. Die offiziell ver¬kün¬deten Kreuzzüge (darunter fallen beispielsweise nicht die Abwehrkämpfe der Kreuzfahrerstaaten in Outremer) wurden als Angelegenheit der gesamten abendländisch-katholischen Christenheit begriffen. Die Kreuzfahrerheere bestanden daher in der Regel aus „Rittern“ aus ganz Europa.

Grundlage für die Kreuzzüge war aus christlicher Sicht der Gedanke des „gerechten Krieges“ (lat. bellum iustum), wie er von Augustinus von Hippo vertreten worden war. Dies bedeutete später, dass der „gottgefällige Krieg“ nur von einer rechtmäßigen Autorität verkündet werden konnte (wie dem Papst).

Es musste ein gerechter Kriegsgrund vorliegen (wie die ungerechte Behandlung von Gläubigen) und der Krieg musste für gute Absichten (wie der göttlichen Liebe) geführt werden.

Nach dem katastrophalen Ausgang des Zweiten Kreuzzugs mehrten sich Stimmen von Theologen, die sich ge-gen die Idee bewaffneter Kreuzzüge wandten. Dazu zählen in Deutschland der Annalist von Würzburg und Gerhoch von Reichersberg sowie der Verfasser des Schauspiels Ludus de Antichristo, in Frankreich der Abt von Cluny Petrus Venerabilis in seinen späteren Schriften, der englische Zisterzienser Isaac (später Abt in Frankreich), Walter Map (ein Höfling König Heinrichs II. von England) und der Engländer Radulphus Niger. Sie beriefen sich u.a. auf Matthäus 26,52, demzufolge durch das Schwert sterben solle, wer das Schwert zieht, aber auch auf die Offenbarung des Johannes 19,11-16, wo der wiederkehrende Messias als König der Könige die Feinde des Christentums mit dem Hauch seines Mundes - also nur mit Gottes Wort - vernichtet. Um 1200 traten auch die Kanonisten, Kirchenrechtler wie Alanus Anglicus, dafür ein, die Muslime zu tolerieren.

Besonders ab Ende des 13. Jahrhunderts mussten die Päpste die Ablässe für das Anhören von Kreuzzugspredigten deutlich erhöhen, was ebenfalls als Indiz für die abnehmende Begeisterung der nicht-nahöstlichen Kreuzzüge zu deuten ist.

Insgesamt ist es falsch davon zu sprechen, dass es keinerlei zeitgenössische Kritik an den Kreuzzügen gegeben habe. Allerdings wird eine Erforschung u.a. durch unterschiedliche historische „Schulen“ erschwert.

So sehen manche Historiker (wie Hans Eberhard Mayer) nur die Orientkreuzzüge als „richtige Kreuzzüge“ an. Demgegenüber herrscht im anglo-amerikanischen Raum gelegentlich die Tendenz vor, den Begriff inhaltlich und auch zeitlich weiter zu fassen (besonders einflussreich: Jonathan Riley-Smith, Norman Housley). Dabei werden auch einige Militäraktionen der Frühen Neuzeit noch zu den Kreuzzügen gerechnet. Von Riley-Smith und seinen Schülern wird ihre Sicht als „pluralistisch“ bezeichnet. Sie behaupten, dass noch im Spätmittelalter der Kreuzzugsgedanke auf Begeisterung stieß. Kritiker werfen ihnen vor, die Quellen zu ignorieren, die ein anderes Bild zeichnen: dass nämlich die Kreuzzugsidee im Spätmittelalter deutlich an Anziehungskraft einbüßte. Eine Einigung konnte bisher nicht erzielt werden.

Ein eindeutiger Forschungstrend der letzten Jahrzehnte stellt die stärkere Berücksichtigung der Geschichte und Struktur der Kreuzfahrerstaaten dar, so dass nicht mehr nur die eigentliche Geschichte der Kreuzzüge im Fokus steht.

Motive der Kreuzritter und Situation vor den Kreuzzügen
Die Motive der Kreuzfahrer reduzierten sich keineswegs nur auf religiösen Eifer; vielmehr handelten sie aus vielschichtigen Gründen, die sich zudem im Laufe der Zeit wandelten. Es handelte sich dabei um:

Die Einnahme von Jerusalem 1099Aufbauend auf den Kreuzzugsaufruf Papst Urbans II. auf der Synode von Cler¬mont im Jahr 1095 (begleitet von dem Zuruf „Deus lo vult“ - Gott will es) waren viele Kreuzfahrer überzeugt, durch die Vertreibung der Muslime aus dem Heiligen Land Gottes Willen zu erfüllen und die Erlassung aller ihrer Sünden zu erreichen. Dies muss vor dem Hintergrund christlicher Berichte über Greueltaten der islamischen Machthaber gegen die christliche Bevölkerung des Heiligen Landes gesehen werden und der Verwüstung christlicher Stätten, beispielsweise der Grabeskirche 1009 in Jerusalem. In Konkurrenz mit wirtschaftlichen Interessen traten die religiösen Motive im Laufe der Zeit teilweise in den Hintergrund - besonders deutlich wird das bei der Eroberung und Plünderung der christlichen Stadt Konstantinopel im Vierten Kreuzzug. Bezüglich der Kreuzzüge in den Orient verschwanden sie jedoch nie ganz, sie hatten auch großen Einfluss auf die christliche Bevölkerung in Europa. Besonders unter den nicht-adeligen Kreuzfahrern war die Religion ein wichtiges Motiv.

Verhältnis zum Islam
Ein wesentliches außenpolitisches Problem für die christliche Welt stellte der Islam dar, der in seinem Streben westwärts zunächst in der Mitte des 7. Jahrhundert das christliche Byzantinische Reich angriff. Ostrom/Byzanz verlor die seit dem monophysitischen Schisma in religiösem Gegensatz zu den griechischen und lateinischen Reichsgebieten stehenden semitischen Provinzen Syrien und Ägypten binnen weniger Jahre an die Araber, die dort vielleicht von Teilen der Bevölkerung als Befreier begrüßt wurden (doch ist dies in der Forschung umstritten); es behauptete jedoch weiterhin das griechisch geprägte Kleinasien. Das westliche Nordafrika leistete bis zum Ende des 7. Jahrhunderts gegen die Araber Widerstand, während das spanische Westgotenreich um 700 binnen weniger Monate unter dem Arabersturm zusammenbrach, so dass die Araber im Westen erst durch das Fränkische Reich aufgehalten und zurückgedrängt wurden.

Nachdem das Byzantinische Reich durch die Langobarden 751 schon aus Mittelitalien verdrängt worden war (Fall des Exarchats von Ravenna), war das Byzantinische Reich Anfang des 8. Jahrhunderts hauptsächlich auf das orthodoxe Kernland Kleinasien, die Küsten des Balkans und Süditalien beschränkt.

In der Folgezeit fand das Reich im 9. und 10. Jahrhundert zu einem modus vivendi mit den Arabern, der sogar in militärische Bündnisse mit einzelnen arabischen Staaten mündete. Dem militärischen Wiederaufstieg um das Jahr 1000 folgte ein innerer Niedergang. Mit dem islamischen Turkvolk der Seldschuken betrat gleichzeitig aber eine neue, expansive Macht die politische Bühne des Nahen Ostens, die sich auf Kosten der Araber und Byzantiner ausdehnte. Dies führte 1071 für die Byzantiner zur militärischen Katastrophe in der Schlacht von Manzikert gegen die Seldschuken, die den Beginn der türkischen Landnahme in Anatolien markiert.

Kleinasien überließ der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos wegen der Abwehr der normannischen Invasion von Epiros und Makedonien (mit dem Ziel der Eroberung von Konstantinopel) schließlich 1085 gegen einen Lehnseid bis auf wenige Stützpunkte vollständig den Seldschuken, um nicht zwischen zwei Gegnern aufgerieben zu werden. Nach dem Sieg über die Normannen bat Alexios den Papst um Unterstützung zur Rückeroberung des kleinasiatischen Reichsgebiets, das inzwischen in mehrere türkische Emirate zersplittert war, die die byzantinische Diplomatie gegeneinander ausspielte.

Der große militärische Aufwand aller christlichen Mächte der damaligen Zeit ist damit zu erklären, dass der Islam als eine große Gefahr - nicht allein für das Byzantinische Reich - gesehen wurde. Schließlich grenzte das islamisch-arabische Machtgebiet an den Pyrenäen an Frankreich, zudem waren fast alle Mittelmeerinseln und Teile Süditaliens zeitweise von Arabern erobert worden. Letztere wurden auch nach Rückeroberung immer wieder von ihnen angegriffen. Das byzantinische Sizilien wurde ab 827 von den Arabern erobert, dann von den Normannen, bis es 1194 an Heinrich VI. fiel, wodurch das Reich der Staufer ebenfalls direkt an den islamischen Machtbereich grenzte.

Das morgenländische Schisma von 1054 belastete von Beginn der Kreuz¬züge an das Verhältnis zwischen ortho¬doxen und katholischen Christen. Der Anblick einer Moschee in Konstantinopel durch das Heer des ersten Kreuz¬zugs trug auch nicht zur Vertrauensbildung bei.

Ein weiterer Aspekt ist das politische Verhältnis der beiden führenden Mächte der katholischen bzw. orthodoxen Staatenwelt. Die Eigenbezeichnung des deutschen wie des byzantinischen Kaiserreiches war „Römisches Reich“, und der jeweilige Kaiser leitete daraus einen Führungsanspruch über die gesamte christliche Staatenwelt ab. Byzanz betrieb im 12. Jahrhundert eine expansive Westpolitik. Dynastische Heiraten mit dem ungarischen und deutschen Herrscherhaus, aber auch militärische Interventionen in Italien mit dem Ziel, auch die (west)römische Kaiserkrone zu erringen, waren eine Grundkonstante der Außenpolitik der byzantinischen Komnenendynastie. Um den Einfluss Venedigs im Byzantinischen Reich zurückzudrängen, verfolgte man in Konstantinopel in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine scharfe anti-venezianische Politik. Dies blieb in Westeuropa natürlich nicht ohne Reaktion. Die Kreuzzüge richteten sich daher zunehmend nicht nur gegen den Islam, sondern gleichzeitig auch immer mehr gegen das orthodoxe, griechisch geprägte Byzanz.

Dennoch blieb der religiös motivierte Kreuzzugsgedanke auch in der Folgezeit eine immer wiederkehrende Kom¬ponente der europäischen Politik, wenn in der Forschung auch manchmal betont wird, dass die Kreuzzugsidee ab dem 13. Jahrhundert an Kraft einbüßte (siehe oben den Abschnitt Forschungsprobleme). Insgesamt darf man wohl ihre Bedeutung im Spätmittelalter nicht mehr allzu hoch ansetzen. So wurde zwar im Jahr 1453 eine Militärexpedition erwogen, um Konstantinopel gegen Sultan Mehmed II. zu verteidigen. Doch startete diese halbherzige Expedition reichlich spät, nämlich erst im April 1453. Der Sultan hatte aber schon im Frühjahr 1452 mit den baulichen Vorbereitungen für ein mögliche Belagerung begonnen und machte daraus keinerlei Geheimnis.

Ob man die konzertierte militärische Hilfe christlicher Mächte wie z. B. des Deutschen Reiches und Polens bei der Verteidigung Wiens 1683 gegen die Türken in die Kreuzzugstradition stellen darf, ist fraglich. 1528 kam es nämlich zu einem wenige Jahrzehnte zuvor noch unvorstellbaren Ereignis: Frankreich, Ungarn und das Osmanische Reich schlossen ein Bündnis gegen das Habsburgerreich. Spätestens mit der Integration des muslimischen Staates in das Bündnissystem der christlichen Mächte endete der vereinigende Anspruch der katholischen Kreuzzugsidee in der europäischen Politik.

Der abendländische Adel erhoffte sich durch die Eroberung neue Besitztümer. Auch und gerade traf das auf die jüngeren Söhne des Adels zu, die nicht erbberechtigt waren und nun die Chance sahen, doch noch über ein eigenes Gebiet herrschen zu können. Dies war ebenso ein Ziel der Kirche, da der Kirchenfrieden (eine päpstliche Regel, die streng vorschrieb, wann und wie gekämpft werden durfte; Weihnachten und andere hohe Feiertage waren beispielsweise tabu) immer wieder durch Konflikte gestört wurde, die sich in erster Linie um Gebietsstreitigkeiten drehten. So boten die Kreuzzüge auch eine willkommene Beschäftigung für die überzähligen Söhne, die nicht im Kloster oder im Klerus untergebracht werden konnten oder wollten.

Große Teile der Landbevölkerung sahen im Kreuzzug eine Fluchtmöglichkeit vor den harten und oft sehr ungerechten Lebensumständen in der Heimat. Zumal der Papst ein Ende der Leibeigenschaft in Aussicht gestellt hatte für jeden, der das Kreuz nehmen und ins heilige Land mitziehen würde.

Auch Verbrecher und Gesetzlose folgten den Aufrufen, weil sie sich durch ihr Kreuzzugsgelübde der Strafverfolgung entziehen konnten und sich ein neues Leben oder Beute erhofften.

Wirtschaftlich profitierten auch die italienischen Seerepubliken (Genua, Pisa, Venedig und andere) vom Handel mit dem Orient. So wurde kurzzeitig überlegt, einen Kreuzzug zur Sicherung der Gewürzstraße durchzuführen. Die Idee wurde allerdings recht bald wieder fallen gelassen.

Das Papsttum versprach sich von der Kontrolle über das Heilige Land eine massive Stärkung seiner Machtposition. Letztlich haben die Päpste wohl auch auf die Wiedervereinigung mit der bzw. auf die Kontrolle über die Ostkirche gehofft. Daneben dominierten mit Beginn des 4. Kreuzzuges auch wirtschaftliche Interessen. Das beste Beispiel für dieses Motiv ist wohl der vierte Kreuzzug selbst, der von der Handelsmetropole Venedig nach Konstantinopel umgeleitet wurde und in der Plünderung durch das Kreuzfahrerheer mit Abtransport der Beute nach Venedig mündete, um den Handelskonkurrenten auszuschalten. Hier zeigt sich die vollständige Pervertierung des ursprünglich religiösen Kreuzzugsgedankens einerseits, andererseits auch ein Grund für die immer geringere Wirkung der Kreuzzüge in der Verteidigung des oströmischen Reiches.

Robert Bartlett sieht die Kreuzzüge in einem größeren, gesamteuropäischen Zusammenhang: Im 11. Jahrhundert setzt ein starkes Bevölkerungswachstum ein, bedingt durch günstige klimatische Umstände und neue Entwicklungen in der Landwirtschaftstechnik. Der Bevölkerungsüberschuss führt zu einer Expansion in die Peripherien Europas: Iberische Halbinsel, Irland, Germania Slavica, Baltikum und eben auch ins Heilige Land.

Im engeren Sinne versteht man unter Kreuzzügen allgemein nur die Orientkreuzzüge, also gegen die muslimischen Staaten des nahen Ostens (siehe jedoch oben den Abschnitt „Forschungsprobleme“). Daneben bzw. daach gab es folgende Arten von Kreuzzügen:

gegen Heiden (Wenden, Finnen, Balten),
gegen die Ostkirche (eher en passant, die Gebiete der Ostkirche waren nie offizielles Ziel eines Kreuzzugs),
gegen Ketzer bzw. zu Ketzern erklärte Aufständische (Katharer (Albigenser); Stedinger; Hussiten),
gegen politische Gegner (Ghibellinen).
Der Kreuzzug in seiner ursprünglichen Form hatte die Befreiung Jerusalems zum Ziel und war ein gesamteuropäisches Unternehmen, das auch passagia generalia genannt wird. Aus dieser entwickelte sich die passagia particularia, die sich gegen jeden anderen Ort wenden konnte.

Der Begriff „Kreuzzug“ wurde erst im 13. Jahrhundert geprägt, davor finden sich lediglich die Begriffe „bewaffnete Pilgerfahrt“ und „bewaffnete Wallfahrt“.

Neben den eigentlichen Kreuzzügen gab es noch den Katharer- oder auch Albigenserkreuzzug, der in Okzitanien (Südfrankreich) stattfand, den Kinderkreuzzug, der für die meisten Beteiligten in der Sklaverei endete, den Feldzug der Deutschordensritter ins Baltikum 1225 und diverse andere Feldzüge, z. B. gegen nicht-christliche Völker wie Türken oder Mongolen, die zum Teil bis ins 15. Jahrhundert dauerten. Auch Kriege gegen machtpolitische Gegner wurden von mittelalterlichen Herrschern mitunter als Kreuzzug propagiert, um eine Infragestellung der Notwendigkeit des Kriegs zu verhindern, um Verbündete zu gewinnen und um Plünderungen und Übergriffe auf Zivilisten zu legitimieren.

Ein bleibendes Erbe der Kreuzzüge waren die Ritterorden, eine Art kämpfender Mönchsorden.

In der Geschichtswissenschaft werden insgesamt sieben Kreuzzüge (Orientkreuzzüge) als offizielle Kreuzzüge gezählt, wenn auch weitere so bezeichnete Kreuzzüge stattfanden. Die Zählung ist in der Fachliteratur aber nicht ganz einheitlich, da manche Kreuzzüge teilweise nicht als eigenständige Kreuzzüge gezählt werden.

Erster Kreuzzug:                                   1096–1099, Ziel: Jerusalem
Volkskreuzzug:                                     1096, Ziel: Jerusalem
Deutscher Kreuzzug                            1096, Ziel: eigentlich Jerusalem
Kreuzzug von                                        1101, Ziel: Jerusalem
Zweiter Kreuzzug:                                1147–1149, Ziel: eigentlich Edessa, letztlich Damaskus
Wendenkreuzzug:                                1147, Ziel: Germania Slavica
Kreuzzug:                                               1189–1192, Ziel: Jerusalem
Kreuzzug Heinrichs VI.:                       1197–1198, Ziel: Jerusalem
Vierter Kreuzzug:                                 1202–1204, Ziel: eigentlich Ägypten/Jerusalem, letztlich Konstantinopel
Kinderkreuzzug:                                   1212, Ziel: Jerusalem
Albigenserkreuzzug:                            1209–1229, Ziel: Okzitanien
Fünfter Kreuzzug
Kreuzzug von Damiette:                      1217–1221, eigentlich Jerusalem, letztlich Ägypten
Kreuzzug Friedrichs II.:                        1228–1229, Ziel: Jerusalem
Sechster Kreuzzug:                               1248–1254, Ziel: Ägypten/Jerusalem
Hirtenkreuzzug:                                     1251, Ziel: eigentlich Ägypten
Siebter Kreuzzug:                                  1270-1272, Ziel: Tunis/Jerusalem
Aragonesischer Kreuzzug:                   1284–1285, Ziel: Girona
Hirtenkreuzzug:                                     1320, Ziel: eigentlich Andalusien
Kreuzzug gegen Alexandria:                1365, Ziel: Ägypten
Kreuzzug von Nikopolis:                       1396

Im 14. Jahrhundert wurden über 50 Kreuzzüge gegen die damals heidnischen Pruzzen und Litauer geführt. Diese vom Deutschen Orden organisierten Feldzüge bezeichnete man auch als „Reisen“. Das 15. Jahrhundert weist vier Kreuzzüge gegen die Hussiten auf. Von 1443 bis 1444 fand ein meist als „letzter Kreuzzug“ eingestufter Feldzug gegen das Osmanische Reich statt, der in der Schlacht bei Warna scheiterte.

Beschreibung siehe die jeweiligen Kreuzzüge

Aufgrund der Bedrängung des Byzantinischen Reiches durch die muslimischen Seldschuken infolge der byzantinischen Niederlage in der Schlacht von Mantzikert 1071, hatte der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos im Westen um Hilfe angefragt. Papst Urban II. hatte 1095 denn auch auf der Synode von Clermont zum ersten Kreuzzug aufgerufen, um die heiligen Stätten der Christenheit zu befreien. Allerdings war Jerusalem zum Zeitpunkt des „Kreuzzugaufrufs" im Jahr 1095 vorübergehend im Besitz der Seldschuken (1071-1098), die christliche Pilger weitgehend ungestört gewähren ließen. Eine religiöse Begeisterung wurde in Westeuropa hervorgerufen, die teilweise erschreckende Züge annahm: So wurden im Rheinland mehrere jüdische Gemeinden von Christen regelrecht vernichtet, und sogar einfache Leute machten sich mit Peter dem Einsiedler auf ins Heilige Land (so genannter Volkskreuzzug) – sie sollten es jedoch nie erreichen.

Als die verschiedenen Kreuzfahrerheere Ende 1096 die byzantinische Hauptstadt Konstantinopel erreichten, traten weitere Probleme auf: Obwohl die Byzantiner mitnichten beabsichtigt hatten, einen Kreuzzug herbeizurufen (sie hatten vielmehr auf Söldner aus Europa gehofft) und den Kreuzfahrern auch nicht ganz ohne Grund misstrauten – manche von ihnen, wie die unteritalienischen Normannen, hatten zuvor schon gegen Byzanz gekämpft –, unterstützte Alexios sie zunächst, zumal sie ihm einen Treueeid schworen und die Kreuzfahrer ebenfalls auf den Kaiser angewiesen waren. Im Frühjahr 1097 machte sich das Heer auf den Weg, und bald schon stellten sich erste Erfolge ein, wie die Eroberung von Nikaia, das vertragsgemäß an die Byzantiner übergeben wurde. Nach schweren Kämpfen, unter anderem bei der Einnahme Antiochias, endete dieser Kreuzzug mit der Eroberung Jerusalems im Juli 1099, bei der es zu blutigen Massakern an den verbliebenen Bewohnern kam – ungeachtet der Religionszugehörigkeit. Es folgte die Entstehung der Kreuzfahrerstaaten. Byzanz hatte zwar Teile Kleinasiens zurückgewonnen, stand dieser Entwicklung im Heiligen Land jedoch mit Misstrauen gegenüber, was bald schon zu Kämpfen mit dem Fürstentum Antiochia führte.

Situation der Kreuzfahrerstaaten und zweiter bis vierter Kreuzzug
Die so genannten Kreuzfahrerstaaten erwiesen sich jedoch auf die Dauer dem moslemischen Druck nicht gewachsen: die meisten Adligen waren schon kurz nach dem Fall Jerusalems wieder abgereist; zurück blieb keineswegs nur die Elite. Die feudal organisierten Kreuzfahrerstaaten waren aufgrund der geringen katholisch-christlichen Bevölkerungsanzahl (wo die Mehrheit der Bevölkerung christlich war, war sie nicht katholisch, wie etwa in Syrien) auf Nachschub aus Europa angewiesen, was diesen Staaten einen gewissen „kolonialen“ Charakter verlieh. Andererseits kam es zu einem durchaus bemerkenswerten Wandel im Verhältnis zwischen Christen und Moslems: Fortan lebten sie in der Regel durchaus friedlich zusammen, den Moslems wurde in Grenzen eine freie Religionsausübung gestattet, desgleichen ihnen eine eigene Gerichtsbarkeit zugestanden. Auch gegenüber den anderen christlichen Konfessionen verhielten sich die katholischen „Franken“ (so wurden die Kreuzritter vor allem in arabischen Quellen genannt) durchaus tolerant. Diese Entwicklung war ebenfalls eine direkte Konsequenz der zu geringen Zahl zurückgebliebener Kreuzfahrer, die sonst den eroberten Raum nicht zu kontrollieren vermocht hätten – was aber ohnehin nur in gewissen Grenzen möglich war.

Auch die Juden hatten in den Kreuzfahrerstaaten eine wesentlich bessere Stellung als in Europa und wurden in Outremer, wieder anders als in Europa, nach der Eroberung Jerusalems auch nie das Opfer von Pogromen.

Auch wenn es den Kreuzfahrern teils sogar gelang, die verfeindeten moslemischen Reiche, die sie umgaben, gegeneinander auszuspielen (die Fatimiden in Ägypten waren den Türken beispielsweise feindlich gesinnt), so war die militärische Situation doch immer äußerst schwierig. Der letztendlich erfolglose zweite Kreuzzug (1147-1149) hatte bereits das Ziel, die bedrängten Kreuzfahrerstaaten (nach dem Fall der Grafschaft Edessa) zu ent-lasten. Nach der Schlacht von Hattin 1187, in der faktisch das gesamte militärische Aufgebot des Königreichs Jerusalem geschlagen worden war, fiel gar Jerusalem wieder in moslemische Hände. Die nachfolgenden Kreuzzüge, die diese Entwicklung umkehren sollten, hatten wenig Erfolg, teils aufgrund unzureichender Planung oder strategischer Fehler, teils aufgrund der Uneinigkeit bei der Führung des Oberkommandos: wie etwa beim dritten Kreuzzug, wo der Hauptteil des Heeres aus Franzosen und Engländern bestand, die einander feindlich gesinnt waren.

Der vierte Kreuzzug endete gar 1204 mit der Eroberung und Plünderung Konstantinopels, der damals größten christlichen Stadt der Welt, durch Kreuzritter, die damit den Schiffstransport durch die Flotte Venedigs „bezahlten“; der Papst, der sich angesichts der Gräueltaten der Kreuzfahrer darüber im Klaren war, dass damit eine Kirchenunion mit der Orthodoxie praktisch unmöglich wurde, verurteilte diese Aktion denn auch auf das Schärfste, was jedoch faktisch ohne Wirkung blieb.

Kriegsfolgen, weitere Kreuzzüge im Mittelalter
Die Republik Venedig hatte somit ihren größten Konkurrenten im Orienthandel dauerhaft geschwächt, der Nimbus der Kreuzzüge nahm damit freilich dauerhaft Schaden, zumal in diesem Zusammenhang das Byzantinische Reich von einer intakten Großmacht zu einer (nach der Rückeroberung Konstantinopels 1261) Regionalmacht degradiert wurde. Außerdem wurde das Verhältnis der orthodoxen Völker zu Westeuropa für Jahrhunderte schwer belastet. So wandten sich die Russen auf Jahrhunderte fast vollständig von Europa ab.

Die Kreuzzüge hatten damit endgültig ihren ursprünglichen Charakter, der in der Rückeroberung des Heiligen Landes lag, verloren. Allerdings verlor man dieses Ziel nie ganz aus den Augen, auch wenn alle weiteren Versuche – vom diplomatischen Erfolg des Stauferkaisers Friedrich II. während des fünften (bzw. nach anderer Zählung sechsten) Kreuzzugs abgesehen – keinen Erfolg hatten oder sogar in militärischen Katastrophen endeten.

Der Albigenserkreuzzug (1209–1229) - wie andere, ähnlich geartete Unternehmen gegen Christen - trug mit dazu bei, dass die Kreuzzüge oft nur als eine politische Waffe des Papsttums begriffen wurden. Sogar Feldzüge gegen die Ghibellinen (Anhänger des Kaisers) in Italien wurden noch zu Kreuzzügen erklärt. Demgegenüber trugen die „Kreuzzüge“ der Reconquista auf der iberischen Halbinsel bereits quasi-nationale Züge.

Die Kreuzzüge in die Levante endeten 1291 mit dem Fall von Akkon, der letzten Kreuzfahrerbastion. Die Kreuzzüge in das Baltikum (die vor allem der Missionierung dienten und von den teilnehmenden Adligen auch als „gesellschaftliches Ereignis“ begriffen wurden) gingen noch bis ins 14. Jahrhundert weiter.




 
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