Jede Epocheneinteilung hat etwas „Künstliches“ und kann diskutiert werden. Sicher haben sich die Menschen damals nicht „spätmittelalterlich“ gefühlt, ja, nicht einmal „mittelalterlich“. Das sind Begriffe späterer Zeiten. Aber es gibt doch einige Neuerungen, die aus heutiger Sicht die Abgrenzung des Spätmittelalters vom Hochmittelalter erlauben. Wichtige Punkte sind:
- Niedergang des Feudalwesens (Rittertum)
- Machtverlust der deutschen Könige (Kaiser) gegenüber den Reichsfürsten (das führt zur Hausmachtpolitik)

Jeder König (Kaiser) ist ab den Spätmittelalter nur so stark, wie er als Fürst (Herzog) ist. Die Macht des Königs besteht immer noch vorwiegend in seinem Landbesitz. Da aber die Vasallen immer mehr Rechte beanspruchen und der König sie ihnen geben muss, weil er auf deren Dienste angewiesen ist, bröckelt das Lehenswesen mehr und mehr. Mehr und mehr muss der König bezahlte Krieger einstellen (Söldner). Unter Hausmachtpolitik versteht man die Tatsache, dass jeder König fortan versucht durch Eroberungen oder Heiratspolitik, so viel Land wie möglich zu gewinnen, um daraus höhere Steuern für seine Kriegszüge einnehmen zu können. So dehnen z. B. die Habsburger ihren Machtbereich mit der Zeit nach Osten (Österreich), Ungarn und schliesslich auch nach Spanien aus, vorübergehend sogar nach Mexiko.
- Aufstieg der Städte und des Stadtadels (Patrizier)
- Übergang von der Natural- zur Geldwirtschaft (Handwerker und Kaufleute)
- Erste „globale“ Katastrophen wie der „Schwarze Tod“ (1347 bis 1353; Krise des Spätmittelalters)

Nach dem Bevölkerungswachstum im Hochmittelalter durch die verbesserte Versorgungslage (Dreifelderwirtschaft ab ca. 1100)
bringen die Hungersnöte und Seuchen im 14. Jahrhundert einen massiven Rückfall, der allerdings von Region zu Region verschieden ist. Die Bevölkerungszahlen nehmen generell ab, viele Städte werden zu Dörfern oder verschwinden ganz. Die Abwanderung vom Land in die Städte verändert die Bevölkerungsstruktur und beschleunigt den Niedergang des Feudalsystems. Die Städte bieten neben Freiheit auch neue Aufstiegsmöglichkeiten für einfache Leute (Handwerkerzünfte und Handelsgilden).
- Feuerwaffen verändern die Kriegsführung (seit dem 14. Jahrhundert) und Reisläuferei (Kriegsdienst bei fremden Herren gegen Geld) wird eine neue Erwerbsquelle

Im Kampf um die Macht setzen sich die Habsburger gegen die Luxemburger und Wittelsbacher (Bayern) durch und stellen von 1437 bis zum Ende des „Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation“ (1806) die Könige bzw. Kaiser des Reichs. Allerdings ist mit dem Königs- oder Kaisertitel keine reale Macht mehr verbunden. Die Habsburger, die ursprünglich aus dem Elsass kommen, haben ihre Stammburg im Aargau. Durch ihre Hausmachtpolitik (vor allem Heirat) werden sie im Laufe der Zeit zu einer europäischen Grossmacht. 1499 versuchen sie noch einmal mit Hilfe der süddeutschen Reichsstädte, ihre Gebiete in der Eidgenossenschaft zurückzugewinnen. Der Versuch misslingt, worauf die Eidgenossen faktische Unabhängigkeit vom Reich erlangen (erstmals im „Frieden von Basel“ 1499 nach den „Schwabenkriegen“, endgültig nach dem „Dreissigjährigen Krieg“ 1648 im „Westfälischen Frieden) und die Habsburger sich endgültig nach Osten zurückziehen.
Aufgaben und RecherchenNenne drei Gründe, die heute rechtfertigen, von einem Übergang vom Hoch- zum Spätmittelalter zu sprechen.
Welches sind die drei Konkurrenten im Interregnum, die sich um die Nachfolge der Staufer streiten?
Was versteht man unter „Hausmachtspolitik“? Warum wird sie für die Habsburger überlebenswichtig?
Welche Krise des Mittelalters wird zur einschneidendsten Erfahrung des Mittelalters?
Was ist Reisläuferei? Wieso wird sie in der Schweiz so wichtig?
Reisläufer wurden wegen der militärischen Erfolge der Eidgenossen in der Zeit der Burgunderkriege (1474-1477) angeworben. Sie unterstanden nicht der Strafgewalt des Kriegsherrn, sondern derjenigen ihrer eigenen Hauptleute, also nicht fremden, sondern eigenen Richtern und eigenem Recht. Übervölkerung vor allem in den Urkantonen, „Feldsucht“ der jungen Männer, also Lust auf Abenteuer, Beute und Sold waren wichtige Gründe, den jeweiligen „Aufgeboten“ der Obrigkeit Folge zu leisten oder auch auf eigene Faust auszuziehen. Über je mehr der scheinbar unbesiegbaren eidgenössischen Reisläufer ein Kriegsherr verfügte, desto besser waren seine Siegchancen. Als wichtigstes Mittel der Anwerbung bürgerte sich das Zahlen von Pensionen an Politiker der Kantone. Spätestens seit der Schlacht bei Marignano kam der Vorwurf der Korruption auf. Zudem häuften sich die Fälle , in denen Schweizer gegen Schweizer kämpften. Aber erst In der Bundesverfassung von 1848 wurde die Reisläuferei verboten.
Woher kommen die Habsburger? Wo steht ihre Stammburg? In welchen drei Gebieten konzentrierten sich ihre Stammlande (Ländereien)?
Wie viele Jahre dauert das „Römische Kaiserreich (Deutscher Nation)“
Wie könnte man die Grundstimmung des Spätmittelalters beschreiben?