
Johannes Gutenberg wird um 1400 als drittes Kind einer Patrizierfamilie in Mainz geboren. Seine Lebensgeschichte lässt sich fast nur unter Rückgriff auf offizielle Einträge in Gerichtsakten und andere zeitgenössische Register rekonstruieren: Im Rahmen des Mainzer Zunftstreits verlässt er 1428 die Stadt in Richtung Strassburg, wo er verschiedene Handwerke (u. a. Goldschmiedekunst) lehrt und betreibt. Schon die dortige Produktion von Aachener Pilgerspiegeln (Spiegel, die „heilige Momente“ einfangen und „bewahren“ sollen) weist auf sein Gespür für die Herstellung von Massenartikeln hin.
Wieder in Mainz kauft er 1448 mit geliehenem Geld verschiedene Geräte zur Einrichtung seiner ersten Druckerwerkstatt. Mit den angefertigten Druckwerken kann er den Finanzier Johann Fust überzeugen, mit ihm gemeinsam ein Grossprojekt zu wagen: die mechanische Herstellung von etwa 180 Prachtbibeln (aufwendig hergestellt und auf Pergament gedruckt). Mit mehreren Druckstöcken und etwa 20 Mitarbeitern arbeitet er von 1452-55 an diesem Unterfangen. Am Ende wird Gutenberg von Fust finanziell unter Druck gesetzt. Letzterer erstreitet sich vor Gericht eine Anzahl der fertiggestellten Bibeln sowie den grösseren Teil der Druckwerkstatt. Zusammen mit Schöffer, einem ehemaligen Mitarbeiter Gutenbergs, führt Fust die Druckerei - überaus erfolgreich - weiter. Einige erhalten gebliebene sog. Inkunabeln (Frühdrucke) werden heute dennoch Gutenberg zugeschrieben, der mit Hilfe eines anderen Mainzer Geldgebers in einer bescheidenen Werkstatt weiterhin tätig ist.
1462 wird Mainz im Rahmen der Streitigkeiten um den Kurfürstensitz überfallen, die männliche Bevölkerung getötet oder vertrieben. Wahrscheinlich ist das mit ein Grund, dass sich die Buchdruckerkunst so schnell verbreitet: Die verstreuten Gesellen richten in den verschiedensten Städten eigene Druckerwerkstätten ein, darunter in damaligen Handelszentren wie Augsburg oder Venedig. Der verarmte Gutenberg wird 1465 vom Kurfürsten in die Hofgesellschaft aufgenommen. Drei Jahre später, 1468, stirbt er in Mainz.

Gutenberg hat zwar nicht als Erster Möglichkeiten gesucht, um das mühselige, teure, langwierige und auch fehleranfällige Abschreiben von Texten zu ersetzen: Schon eine Generation früher ist der (europäische) Holzdruck erfunden worden, der aber zum Druck von längeren Texten ungeeignet ist (gedruckt werden so sog. Blockbücher, Spielkarten, Einblattdrucke von Heiligen).
Genial ist jedoch Gutenbergs Idee, mit „beweglichen Lettern“ aus Metall zu drucken, wofür er neben einem leicht bedienbaren Handgiessgerät experimentell auch eine besondere Metalllegierung und geeignete Farben entwickelt . Für die berühmte B42, die Gutenberg-Bibel, benötigt er etwa 290 verschiedene Lettern, um mit Hilfe zahlreicher Doppelbuchstaben, Abkürzungen und Sonderzeichen eine gleichmässige Zeilenlänge zu erreichen. Der Druckstock selbst, dessen Prinzip sich in den folgenden 350 Jahren kaum verändert hat, basiert auf der Mechanik der Weinpresse, die Gutenberg mit einigen technischen Raffinessen versehen hat.

Gutenberg muss die herkömmlichen edlen Handschriften nachahmen, wenn er Erfolg haben will. Nur das Vollkommene gilt als gut genug. So wirken seine Drucke wie Handschriften und nur geübte Augen können erkennen, dass es sich um Druckwerke handelt. Nicht allein hinsichtlich der Schriftart ist sein Vorbild immer die Handschrift geblieben: Die Bibeln, die er auf Papier und Pergament gedruckt hat, müssen danach noch in Handarbeit mit Illustrationen, Initialen und roten Textpartien versehen werden. Anekdoten erzählen, dass andernorts die Frühdrucke noch einzeln mit der handschriftlichen Vorlage verglichen worden seien. Von der auf 180 Exemplare geschätzten Auflage der sog. B42 sind heute noch 48 bekannt. Zwei davon kann man im Tresorraum des Gutenberg-Museums in Mainz besichtigen.
Der Erfolg der Erfindung Gutenbergs ist durchschlagend: Etwa ein halbes Jahrhundert nach der Erfindung gibt es in etwa 270 Städten Druckereien, bisweilen mehr als 30 an einem Ort. Sie haben mehr als 40'000 Titel mit über 10 Millionen Exemplaren hergestellt. Die geistige Bewegungen des Humanismus mit den Übersetzungen humanistischer Texte aus dem Italienischen und vor allem die Reformation im 16. Jahrhunderts sorgen für die weitere Ausbreitung des Buchdrucks in ganz Europa.
Aufgaben und Recherchen
Wann, wo und unter welchem Namen wurde Gutenberg geboren? In welchem Jahrhundert lebte er?
Woher stammen die Namen "Gutenberg" und "zur Laden"?
Welches war sein Geburtsstand?
Welches war sein erstes Grossprojekt?
Welche Probleme warf das Kopieren von Büchern vor Gutenberg auf?
Wie viele Lettern (Buchstabenzeichen) stellte Gutenberg für sein Bibelprojekt her? Wieso brauchte er so viele, wenn es nur 26 Buchstaben gibt? Was waren die Hauptprobleme des Bibeldrucks? (vergl. auch Bild oben)
Der Bibeldruck legt nahe, dass Gutenberg eine höhere Bildung besass. Welche Sprache musste er können?
Was trug wesentlich zur Verbreitung der Buchdruckkunst in Europa bei?
Was hat Gutenberg genau erfunden?
Wieso konnte sich diese Methode in China, wo sie eigentlich erfunden wurde, nicht durchsetzen?
Welche Folgen hatte Gutenbergs Erfindung für Europa?
Zusatztext:
Gutenbergs Vater entstammte einem angesehenen Patriziergeschlecht, den Gensfleischs, das seit 1330 für Mainz beurkundet ist. Die Gensfleischs waren Ratsherren, Bürgermeister und Canonici und gelangten durch Fleiß, Lehen und Heiraten in den Besitz eines größeren Vermögens und etlicher Höfe u. a. dem »Zur Laden«. Den Namen Gutenberg führte die Familie erst in den zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts nach ihrer Wohnstätte »zum Gutenberg« in Mainz.
Es sind nur wenige Dokumente vorhanden, die über den Lebenslauf Gutenbergs Auskunft geben. Auch sein Geburtsdatum ist nicht bekannt. Verschiedene Berechnungen aufgrund späteren Archivalien weisen auf einen ungenauen Zeitraum von 1393 bis 1403. Durch internationale Übereinkunft wurde schließlich im Jahr 1900 als Geburtsjahr 1400 festgelegt, weswegen wir im Jahr 2000 das 600. Geburtsjahr feiern.
Im Jahre 1411 zogen 117 Patrizier kurzfristig aus Mainz aus, um in einer Auseinandersetzung mit den Zünften ihrem Anspruch auf die Privilegien der Steuer- und Zollfreiheit Nachdruck zu verleihen. Darunter war auch Vater Gensfleisch mit seinen Kindern. Mit hoher Wahrscheinlichkeit zog die Familie nach Eltville, wo sie aus mütterlichem Erbe ein Haus besaß. 1413 zwangen wiederum Hungerkrawalle die Familie, Mainz zu verlassen, was Johannes Gutenberg in seinem Leben noch öfters widerfahren sollte.
Auch wenn nichts Konkretes über die Ausbildung des Patriziersohnes bekannt ist, so geht man doch allgemein davon aus, dass Gutenberg zumindest eine Lateinschule besucht haben muss. Sehr gute Lateinkenntnisse waren schließlich unerlässlich, um eine solch epochale Erfindung machen zu können, bzw. ein so ehrgeiziges Unternehmen wie den Druck der in Latein verfassten Vulgata anzugehen. Viele Söhne aus Mainzer Patrizierfamilien absolvierten nach dem Besuch der Lateinschule ein Studium in Erfurt. Auch für Gutenberg könnte dies zutreffen: 1418/19 war ein Johannes de Alta villa (Eltville) an der Universität von Erfurt eingeschrieben.
1428 verließ Gutenberg Mainz abermals. Diesmal drohte der Zusammenbruch der der städtischen Finanzen, woraufhin die Zünfte das Regiment übernahmen. Sicher ist, dass Gutenberg sich ab dem 16. Januar 1430 nicht mehr in Mainz aufhielt. Erst 1434 ist er urkundlich in Straßburg belegt. Dort erteilte er 1437 einem Straßburger Bürger Unterricht im "Polieren und Schleifen von Edelsteinen", was ihn als Goldschmiedemeister auszeichnet. Er beteiligte sich ferner an einer Unternehmung, die Pilgerspiegel für eine Reliquienschau in Aachen im Jahre 1440 herstellte. Mit den so genannten "Heiltumsspiegeln" hofften die Pilger etwas vom Segensschein der Reliquien einzufangen und nach Hause bringen zu können. Für diese beliebten Spiegel aus einer Blei-Zinn-Legierung waren die Kenntnisse von Gusstechniken unabdingbar. Eine erste Gelegenheit also für Gutenberg, den Erfahrungsschatz für sein späteres Unternehmen zu vertiefen.
Im Jahre 1462 eroberte der Mainzer Erzbischof Adolf II. von Nassau im Badisch-Pfälzischen Krieg mit 500 Soldaten die Stadt Mainz. In den 12-stündigen Straßenkämpfen verloren 400 Menschen ihr Leben. Es kam zu Plünderungen und Brandschatzungen; Mainz verlor seine Freiheitsprivilegien und damit seinen Status als Freie Stadt. Am nächsten Tag wurden die Bürger zusammengerufen, es erschienen 800, sie alle werden aus der Stadt vertrieben. Etwa 400 von ihnen wurden etwas später wieder eingelassen und dürfen in Mainz bleiben.
Im Januar 1465 widerfuhr Gutenberg eine späte Genugtuung durch Adolf von Nassau. Der amtierende Bischof von Mainz würdigte in einem Schreiben an ihn seine Verdienste, ernannte ihn zum Hofmann und ließ ihm materielle Vergünstigungen zukommen.
Fortan wurde Gutenberg jährlich ein Hofkleid sowie 2'180 Liter Korn und 2'000 Liter Wein in Mainz ausgehändigt. Auf diese Weise verbrachte Gutenberg in sozial gesicherter Stellung seinen Lebensabend. Am 3. Februar 1468 starb er in Mainz.
Quelle: http://www.gutenbergdigital.de/
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