GS 1 - 424 Die Juden im Mittelalter - Quellentexte - Homepage Werner Keller 2016

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GS 1 - 424 Die Juden im Mittelalter - Quellentexte

GESCHICHTE > Mittelalter


DAS MITTELALTER III  (SPÄTMITTELALTER)  GS 1 - 424

Die Juden im Mittelalter

DIE JUDEN IM ANGEHENDEN UND FRÜHEN MITTELALTER

Den Judäern, ihren Obersten und Patriarchen bedeuten wir: Sollte nach Veröffentlichung dieses Gesetzes jemand wagen, sich an demjenigen, der ihre schädliche Sekte (eorum feralem sectam) verlassen und sich zum Kulte (des christlichen) Gottes bekehrt hat, mit Steinen oder in irgendeiner anderen Weise zu vergreifen, wie es heute unseres Wissens zu geschehen pflegt, so wird er den Flammen übergeben und mitsamt seinen Helfershelfern verbrannt werden. Sollte sich aber jemand aus dem Volke ihrer gottlosen Sekte (nefariam sectam) anschliessen oder ihren Zusammenkünften beitreten, so wird er zusammen mit ihnen (die ihn bekehrt haben) der verdienten Strafe verfallen.
(Codex Theodosianus XVI, 8, 1)

Katholische Mädchen dürfen weder mit Juden noch mit Ketzern vermählt werden, da der Rechtgläubige nicht mit Ungläubigen in einer Gemeinschaft leben darf. Eltern, die dem Verbot zuwiderhandeln, sollen auf die Dauer von fünf Jahren der Exkommunikation verfallen.
(Kanon 16)

Die Landbesitzer sollen ermahnt werden, keine Juden bei der Einsegnung der durch Gottes Gnaden erzeugten Früchte heranzuziehen, damit sie unsere Benediktion nicht ihrer Kraft und Wirkung berauben. Sollte jemand dieses Verbot nach dessen Bekanntmachung übertreten, so soll er aus der Kirchengemeinschaft gänzlich ausgeschlossen werden.
(Kanon 49)

Sollte ein Priester oder irgendein Rechtgläubiger mit Juden Tischgenossenschaft pflegen, so darf er zur Kommunion so lange nicht zugelassen werden, bis er sich eines Besseren besinnt.
(Kanon 50)

Ein Rechtgläubiger, der durch unerlaubten Verkehr mit einer Jüdin oder Heidin die Ehe gebrochen hat, ist in den Kirchenbann zu tun.
(Kanon 78)  Konzil von Elvira (Spanien) 306

Ich will euch über die Lebensweise und die Sitten der Juden in Kenntnis setzen, weil es mir nur allzu bekannt ist, wie sehr das von mir beherrschte Land durch diesen Aussatz befleckt ist. Während der allmächtige Gott in Unserem Lande alle Irrlehren ausgerottet hat, ist allein diese gotteslästerliche Sekte noch immer unvertilgt, und so muss sie entweder durch die Kraft unserer Frömmigkeit auf den rechten Weg geführt oder aber mit dem Stock der Rache zu Boden geschlagen werden. Sehe ich doch unter ihnen einerseits solche, die an den Verirrungen einer morschen Überlieferung und den Gesetzen ihres Afterglaubens unentwegt festhalten, während die anderen, obwohl durch das Wasser der Heiligen Taufe erlöst, zu meiner Betrübnis sich so sehr in die Sünde der Abtrünnigkeit verstrickt haben, dass ihr gotteslästerliches Verhalten noch mehr empören muss als das Verhalten derjenigen, die durch das zu neuem Leben erweckende heilige Taufwasser noch immer nicht geläutert sind. So beschwöre ich euch denn, ihr Ehrwürdigen und Glückseligen, ... dass ihr meinem Gebieter und Erlöser Jesus Christus zu Ehren einen vom Geiste der Aufrichtigkeit und der Wahrhaftigkeit getragen... Beschluss fassen möget, ohne Ansehen der Person und ohne euch durch irgendwelche von ihnen ausgehende Versprechen irremachen zu lassen ...
(Westgotenkönig Rekkeswint 653 am Konzil von Toledo)

Unwürdig unseres Glaubens ist es, dass auf die Kinder des Lichtes durch ihren Umgang mit den Söhnen der Finsternis ein Schatten falle. Ungeziemend ist auch, dass die Kirche Christi, die ohne Makel und Fehl ihrem himmlischen Gatten zugeführt werden soll, durch die Berührung mit der unreinen, altersschwachen und verworfenen Synagoge verunstaltet werde. Seltsam mutet es an, die unbefleckte, Christus anverlobte Jungfrau mit einer Hure beim gemeinsamen Mahle sitzen zu sehen.  
(Aus dem Hirtenbrief des Bischofs Agobard von Lyon an den Bischof Nibridius von Norbonne, 828)

Als die Söhne des Heiligen Bundes die zahllosen Scharen erblickten, begannen sie sich zu rüsten und legten alle, gross und klein, Waffen an; an ihrer Spitze hatten sie aber den Parnas Kalonymos ben Meschullam. Durch das viele Ungemach und Fasten waren sie indes-sen so sehr geschwächt, dass sie den Feinden nicht zu widerstehen vermochten... Im inneren Hofe des bischöflichen Hauses stellten sich die bewaffneten Juden am Tore auf, um die Vagabunden und die Bürger abzuwehren, und so kam es an dem Tore zu einem Gefecht. Sie waren aber den Feinden nicht gewachsen. So drangen diese in den Hof ein. Als sie nun sahen, dass ihr Los besiegelt sei . . . redeten sie einander Mut zu: «Lasset uns getrost und unverzagt alles erdulden, was der heilige Glaube uns auferlegt... Wohl werden uns bald die Feinde erschlagen... Was tut's, wenn nur unsere Seelen unversehrt in das ewige Licht Eden eingehen. Selig ist der, der um des Namens des Einzigen willen den Tod erleidet...» Da riefen alle im Chor: «Nun ist keine Zeit mehr zu verlieren. Der Feind drängt. Wollen wir uns ohne Säumen zu Ehren Gottes opfern!» ... Den in den Hof eingedrungenen Feinden bot sich das folgende Bild: Die frommen Männer mit unserem Rabbi Isaak ben Moses sassen, in ihre Gebetgewänder gehüllt, mitten im Hofe; er, der Rabbiner, hielt als erster seinen Hals hin, und schon fiel sein abgeschlagenes Haupt zu Boden; die übrigen sassen mittlerweile im Hof, bereit, den Willen ihres Schöpfers zu erfüllen. Die Feinde bewarfen sie mit Steinen und Pfeilen, doch die Unsrigen rührten sich nicht von der Stelle und kamen alle um. Bei diesem Anblick beschlossen die, die sich in den inneren Räumen befanden, sich lieber mit eigener Hand das Leben zu nehmen... Der Vater opferte den Sohn, der Bruder die Schwester, die Mutter ihre Tochter, der Nachbar den Nachbarn, der Bräutigam die Braut. Ein jeder opferte, um alsbald selbst geopfert zu werden. Und es vermischte sich das Blut der Eltern mit dem der Kinder, das der Brüder mit dem der Schwestern, der Meister und ihrer Jünger, der Bräutigame und der Bräute, der Säuglinge und ihrer Ammen... Wer hat je dergleichen gehört oder gesehen?...
(Augenzeugenbericht Salomo ben Simons aus dem Palast des Erzbischofs von Mainz, 27, Mai 1096)

Wozu sollen wir die Feinde Christi in fernen Ländern suchen, da doch die gotteslästernden Juden, die viel schlimmer sind als die Sarazenen, mitten unter uns leben und Christus und die kirchlichen Heiligtümer ungestraft schmähen?... Ich verlange nicht, dass diese Menschen, auf denen der Fluch lastet, dem Tode preisgegeben werden, denn es steht geschrieben: Du sollst nicht töten! Gott will nicht, dass sie ausgerottet werden, sie sollen vielmehr, gleich dem Brudermörder Kain, zu grossen Qualen und grosser Schmach fortexistieren, damit das Leben ihnen bitterer werde als der Tod. Sie sind abhängig, elend, gedrückt, furchtsam und müssen es bleiben, bis sie sich auf den Weg der Rettung gewandt haben werden. Nicht töten sollst du sie, sondern sie auf eine ihrer Niederträchtigkeit angemessene Art bestrafen. Ihr Vermögen und Besitz ist für die Finanzierung des Kreuzzuges zu beschlagnahmen.
(Brief des Abtes Peter von Cluny an den König Ludwig VII von Fankreich, 1146)

DIE JUDEN IM HOHEN UND SPÄTEN MITTELALTER

Keine Nation hat je derartiges für Gott erlitten. Unter alle Nationen zerstreut, ohne König oder weltlichen Fürsten, werden die Juden mit schweren Steuern bedrückt, als ob sie jeden Tag von neuem ihr Leben loskaufen sollen. Die Juden zu misshandeln, hält man für ein gottgefälliges Werk. Denn eine solche Gefangenschaft, wie sie die Juden erleiden, können sich die Christen nur aus dem höchsten Hass Gottes erklären. Das Leben der Juden ist ihren grimmigsten Feinden anvertraut. Selbst im Schlaf werden sie von Schreckensträumen nicht verlassen. Ausser im Himmel haben sie keinen sicheren Zufluchtsort. Wenn sie zum nächstgelegenen Ort reisen wollen, müssen sie mit hohen Geldsummen den Schutz der christlichen Fürsten erkaufen, die in Wahrheit ihren Tod wünschen, um ihren Nachlass an sich zu reissen. Äcker und Weingärten können die Juden nicht haben, weil niemand da ist, der ihren Besitz garantiert. Also bleibt ihnen als Erwerb das Zinsgeschäft, und dieses macht sie wieder bei den Christen verhasst.
(Pierre Abaelard, französischer Scholastiker, 1135)

«Die Juden sind gleich dem Brudermörder Kain dazu verdammt, als Flüchtlinge und Landstreicher auf der Erde umherzuirren und voll Scham ihr Antlitz zu verhüllen. Die christlichen Herrscher dürfen sie nie und nimmer begünstigen, sondern müssen sie vielmehr der Sklaverei preisgeben. Nicht recht handeln daher jene christlichen Herrscher, die den Juden in ihre Städte und Dörfer Einlass gewähren und ihre Wucherdienste für die Herauspressung von Geld aus der christlichen Bevölkerung in Anspruch nehmen. Geschieht es doch, dass sie (die Herrscher) Christen wegen Zahlungsversäumnissen jüdischen Gläubigern gegenüber festnehmen lassen und, was das Schlimmste ist, es dulden, dass die Kirche auf diese Weise ihres Zehnten verlustig gehe.»
(Brief von Papst Innocenz III. an den Grafen von Nevers, 1208)

«Wir haben die flehentliche Klage der Juden vernommen, dass manche kirchliche und weltliche Würdenträger wie auch sonstige Edelleute und Amtspersonen in euren Städten und Diözesen gottlose Anklagen gegen die Juden erfänden, um sie aus diesem Anlass auszuplündern und ihr Hab und Gut an sich zu raffen ... Ohne gerichtliche Untersuchung, ohne Überführung der Angeklagten oder deren Geständnis, ja in Missachtung der den Juden vom Apostolischen Stuhl gnädig gewährten Privilegien, beraubt man sie in gottloser und ungerechter Weise ihres Besitzes, gibt sie den Hungerqualen, der Kerkerhaft und anderen Torturen preis und verdammt sie zu einem schmachvollen Tode... Solcher Verfolgungen wegen sehen sich die Unglückseligen gezwungen, jene Orte zu verlassen, wo ihre Vorfahren von alters her ansässig waren. Eine restlose Ausrottung befürchtend, rufen sie nun den Apostolischen Stuhl um Schutz an. Da Wir die Juden, deren Bekehrung Gott in Seiner Barmherzigkeit noch immer erwartet, nicht ungerechterweise gequält wissen wollen, gebieten Wir euch, ihnen freundschaftlich und wohlwollend zu begegnen. Solltet ihr in Zukunft von solchen gesetzwidrigen Bedrückungen... hören, so achtet darauf, dass die Schranken des Gesetzes nicht überschritten werden, und lasset nicht zu, dass man die Juden unverdienterweise belästige.»

(Brief von Papst Innocenz IV. an die Erzbischöfe und Bischöfe in Deutschland, 5.Juli 1247 )

«Von dem Wesen der Gottheit sagt ihr aber etwas aus, was (uns) sehr schmerzlich berührt. Du, mein Herr und Gebieter , bist der Sohn eines Christen und von einer Christin geboren, dein Leben lang hämmerten dir deine Priester und Mönche eine Vorstellung von der Gottheit ein, wie sie dem Dogma eures Glaubens entspricht; indessen ist diese Vorstellung sowohl der Vernunft wie der Natur zuwider, und auch die Propheten haben keinesfalls daran glauben können, dass der Schöpfer des Himmels und der Erde in einer Jüdin Mutterleib Fleisch werden, sieben Monate lang darin reifen, dann als Säugling zur Welt kommen und heranwachsen werde, um seinen Feinden überantwortet, zum Tode verurteilt und hingerichtet zu werden, damit er schliesslich auferstehe und in seinen göttlichen Urzustand zurückkehre. Solche Vorstellungen sind für die Vernunft eines Juden wie eines jeden Menschen überhaupt geradezu unfassbar. Umsonst ist daher all eure Redekunst, denn an diesem wesentlichsten Punkt muss unsere Verständigung scheitern.»
(«Rambans Disput über den Glauben vor dem König und den Fürsten», Rabbi Mose ben Nachman, 1263)

«Oh Himmel, sind wir denn schlimmer als andere Völker? Ist denn unsere Widerstandskraft gleich der eines Steines oder aus Erz unser Fleisch, dass wir so schweres Unheil ertragen sollen? Schon zwölfhundertdreissig Jahre sind vorbei, seit der Feind uns verheeret, und noch würgt er uns mit seinen scharfen Krallen. Alle nur möglichen Todesqualen ersinnt er, um uns zu vernichten: Zum Schwerte greift er, zu Feuer und Wasser. Verbrannt und geschlachtet werden klein wie gross, Frauen und Kinder, Greise und Jünglinge, Bräute und Bräutigame...  Fraget alle, die auf der Erde wandeln: Hat je ein Volk solches zu leiden gehabt?»

(«M'kol ha-son» [Von der Stimme der Voraussehung], Moses ben Eleasar ha-Kohen, Ende 13. Jahrhundert.)








 
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