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GS 2 - 510 Marignano

GESCHICHTE > Schweiz bis 1515


GESCHICHTE DER SCHWEIZ BIS 1515   GS 2 - 510

Marignano 1515

Mehr als tausend Worte sagt die Federzeichnung, die Urs Graf 1521 angefertigt hat (Bild unten).  Urs Graf, neben seiner Tätigkeit als Künstler und Handwerker in Basel und Solothurn ist er auch Reisläufer, kennt das Leben und die Probleme der Reisläuferei aus eigener Erfahrung und sieht sie ganz im Sinne der Renaissance mit nüchternen Augen. Da ist keine Verherrlichung mehr des Söldnerwesens. Am Boden liegen Waffen: Schweizer  Langspiess, Schweizerdolch, Schweizerschwert, Halbarte sowie eine eidgenössische, von einem Landsknechtsschwert durchbohrte Trommel. Sie zeigen schmerzlich, welche Verluste die Schweizer in fremden Diensten hinnehmen müssen.



Marignano (heute Melegnano) liegt in Norditalien, in der Lombardei, südlich von Milano (Mailand). Mit Hilfe von rund 5'000 eidgenössischen Söldnern erobert König Ludwig XII. 1499 das Herzogtum Mailand. Im folgenden Jahr gelingt es dem Herzog von Mailand, Ludovico Sforza («il moro»), sein Herzogtum ebenfalls mit der Hilfe von rund 5'000 eidgenössischen Söldnern zurückzuerobern. Später, bei Novara, treffen zwei Heere aus eidgenössischen Söldnern im Dienste Frankreichs bzw. Mailands aufeinander. Die Belagerung der Stadt Novara durch rund 10'000 Eidgenossen im Dienst Frankreichs endete damit, dass sich die Schweizer weigern, gegeneinander zu kämpfen und einen freien Abzug aus der Stadt erwirken. Ludovico Sforza soll mit aus der Stadt geschmuggelt werden, wird aber von einem Schweizer Söldner gegen Geld verraten und stirbt 1508 in französischer Gefangenschaft (Verrat von Novarra, 1500).  Ein Chronist vermerkt, die Schweizer hätten aus Novara viel Geld, ewige Schande und gar keine Ehre heimgebracht.

Die Schweizer tun sich – trotz schlechter Erfahrungen – schwer, sich aus der Lombardei zurückzuziehen. Zu viele eigene Interessen jenseits des Gotthards (u.a. im Tessin) spielen mit. Schliesslich zieht Kardinal Schiner aus dem Wallis mit 12‘000 Söldnern in die Schlacht und ins Verderben. Es geht um Macht, Geld und Prestige jenseits des Gotthards und wohl für eine kurze Zeit auch darum, im Spiel der Grossmächte mitzuspielen und den eidgenössischen  Einfluss in Norditalien auszuweiten. Im September 1515 kommt es bei Marignano zur letzten entscheidenden Schlacht. 20‘000 Eidgenossen stehen 30‘000 gut gerüsteten französischen Söldnern gegenüber. Diese haben zwei Trümpfe: die Kavallerie und die mobile Artillerie. Für die Schweizer Infanteristen ist das eine neue Situation. Es gelingt den Eidgenossen in der von Bewässerungskanälen durchzogenen Ebene nicht, die Kanonen des Feindes auszuschalten. Diese richten ein Blutbad unter den Eidgenossen an. Nach anfänglichen Erfolgen müssen sie zum ersten Mal den geordneten Rückzug antreten. Die Schlacht und Mailand ist verloren, 12‘000 Tote bleiben auf dem Schlachtfeld zurück, jegliche Grossmachtträume sind im Keim erstickt. Der „Ewige Friede von Freiburg“ (1516) beendet die Feindseligkeiten zwischen den Eidgenossen und Frankreich und sprechen ersteren die Herrschaftsrechte über das ganze heutige Tessin zu.

Marignano hat bewirkt, dass die Stimmen gegen die Reisläuferei in der Eidgenossenschaft lauter geworden sind. Aber die einzelnen Orte tun sich schwer mit einem gemeinsamen Vorgehen. Zu gross ist der wirtschaftliche Anreiz fremder Kriegsdienste. Nach wie vor lässt sich damit viel Geld verdienen, auf das die Regierungen der Kantone nicht verzichten wollen. Nur halbherzig zeigt sich ein so etwas wie ein „Wille zur Neutralität“. Einerseits will man sich nicht in fremde Kriegshändel einmischen, andererseits vermittelt die Eidgenossenschaft aber weiterhin Söldner in fremde Dienste. Erst seit 1929 besteht im Militärstrafgesetzbuch ein striktes Verbot für die Anwerbung in fremde Militärdienste. Trotzdem kommt es vereinzelt weiter vor, dass sich Schweizer Soldaten in fremden Kriegsdiensten engagieren, sie müssen aber heute bei ihrer Rückkehr mit einer Strafverfolgung rechnen.

Aufgaben und Recherchen
In welchem Ereignis ist der Beginn der Schweizer Reisläuferei zu sehen?
Urs Graf war neben Künstler auch Reisläufer. Das Wort „Reis“ kommt von „Reisen“. Reisläufer sind also Krieger, die zu fremden Kriegsschauplätzen „reisen“. Graf ist ein Augenzeuge der Geschehnisse rund um die Reisläuferei. Welchen Eindruck hinterlässt seine Federzeichnung beim Betrachter?
Wo liegt Marignano?
Wer kämpft gegen wen?
Wieso kämpften die Söldner so versessen und ohne Rücksicht auf Verluste?
Was passiert bei der Belagerung von Novarra?
Novarra stellt einen Meilenstein in der Beurteilung der Reisläuferei dar. Ein Chronist drückt die Erkenntnis, die sich in der Eidgenossenschaft breit macht, in einem Satz aus! Was vermerkt er?
Wieso ziehen sich die Eidgenossen nach den Erkenntnissen von Novarra nicht aus dem Soldgeschäft zurück?
Das Geschäft mit Krieg und dem „schnellen Geld“ hat aber auch negative Seiten. Welche?
Inwiefern stellt die Schlacht von Marignano eine Neuheit dar?
Was waren die Folgen der Schlacht von Marignano?


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