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GS 2 - 601 Humanismus & Renaissance

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ENTDECKUNGEN UND EROBERUNGEN    GS 2 - 601

Humanismus und Renaissance

Das Spätmittelalter geht über in die Neuzeit. 1453 wird Konstantinopel von den Türken (Osmanen) unter Sultan Mehmet (II.) Fatih eingenommen. Es wird in Istambul umbenannt und so heisst es auch heute noch. Die Grausamkeit der Osmanen gegen die Verteidiger muss unbeschreiblich gewesen sein. Viele byzantinische Gelehrte fliehen nach Italien, das schon immer enge Beziehungen zu Byzanz gehabt hat. Diese Gelehrten bringen ihr gesamtes Wissen mit. Es kommt zu einer Renaissance (Wiedergeburt) des alten Wissens,  das im Mittelalter bei uns vergessen gegangen ist. Auf ihm baut der Humanismus auf. Geistliche und weltliche Männer beschäftigen sich mit der Übersetzung und Erhaltung klassischer Werke der Antike. Die Verbreitung dieser Werke wird durch die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg 1455 beschleunigt und wird so praktisch allen zugänglich, die lesen können und das Geld haben, sich diese Werke zu kaufen.

Humanismus kommt vom lateinischen "humanus" und bedeutet „menschlich“ und meint das Menschsein in allen seinen Möglichkeiten und seinen Beschränkungen. Die Epoche des Humanismus erstreckt sich vom 15./16. Jahrhundert über ganz Westeuropa. Humanismus bedeutet Rückbesinnung auf den „Menschlichkeitsbegriff" der Antike. Ein wesentlicher Gedanke des Humanismus ist, dass der Mensch einen freien Willen hat, sein Leben dem Guten (oder dem Bösen) zuzuwenden. Dank dem ihm von Gott gegebenen Geist ist es ihm möglich, sich zu "Göttlichem" zu erheben, selber zum Schöpfer zu werden und sein Schicksal zu beeinflussen. Das bringt den Menschen ein neues Lebensgefühl. Ist im Mittelalter die Welt ein Jammertal, das man so schnell wie möglich hinter sich lassen will, so erfreut sich der Humanist an den schönen Dingen des Diesseits und greift denkend und gestaltend in die Schöpfung ein. Tritt im Mittelalter der Künstler noch bescheiden hinter sein Werk zurück, verkündet der Künstler der Renaissance nun stolz: „Das habe ich gemacht!“ So weiss heute jeder, dass die berühmte Kuppel des Doms von Florenz Bruneleschi zuzuschreiben ist und dass die berühmte „Pietà“ von Michelangelo stammt.

Die Renaissance ist eine europäische Bewegung. Wiedergeboren bzw. wiederentdeckt werden in der Kunst die antiken Vorbilder und diese werden weiterentwickelt. „Ad fontes“, zurück zu den Quellen der Antike, ist ein Leitsatz dieser Epoche. Die Renaissance beginnt in Italien schon gut 150 Jahre früher (13./14. Jahrhundert). Ausgehend von den antiken Bauwerken und Statuen wird ein neuer Schönheitsbegriff definiert und in der Architektur (Baukunst) und Skulptur (Bildhauerei) umgesetzt.

Die spätere Reformation ist ohne die neuen humanistischen Ideen nicht denkbar. Die Erneuerung der christlichen Lehre durch Martin Luther geht von einem neuen Menschenbild aus, das sich von dem des feudalen Mittelalters wesentlich unterscheidet. Dieses Bild des „freien Christenmenschen“ wird von humanistischen Denkern wie Erasmus von Rotterdam geschaffen. Durch Luthers Thesen gegen den Machtmissbrauch der katholischen Kirche wird die Reformation ausgelöst. Für Luther ist die Heilige Schrift die einzige Quelle christlicher Wahrheit. Eigenes Denken ersetzt den bedingungslosen Glauben. Seine Bibelübersetzung trägt wesentlich zu einem Neuverständnis des Christentums und zur Durchsetzung der neuhochdeutschen Sprache als Standardsprache bei.

1492 entdeckt Christoph Kolumbus Amerika (wieder). Die Entdeckungsfahrten verändern das Weltbild radikal. Das heliozentrische Weltbild des Kopernikus setzt sich durch. Johannes Kepler entdeckt die Gesetze der Planetenbewegung. Die Erde ist nicht mehr flach (das ist sie zwar z. T. für Leute, die sich zugänglichem Wissen nicht verschlossen haben, schon vorher nicht mehr!) und nicht mehr Zentrum des Universums.

Der Humanismus breitet sich von Italien in den anderen Ländern Europas aus. Literatur, Architektur, Bildhauerei, Malerei bieten ein weites Feld für künstlerische Meisterwerke. Letztlich wirken die neuen Ideen in alle Lebensbereiche, besonders aber in die Bildung der Schulen und Universitäten hinein. Das Menschenideal der Renaissance ist der Universalgelehrte. Der grösste unter ihnen, der seine Faszination bis heute nicht eingebüsst hat, ist Leonardo da Vinci (Bild links). Es gibt kaum ein Wissensgebiet der damaligen Zeit, in dem er sich nicht auskennt. Als Maler ist er ebenso genial wie als Bildhauer oder Ingenieur. Seine Neugier hat vor dem Innern des menschlichen Körpers nicht Halt gemacht (Bild rechts) und seine Visionen sind seiner Zeit um Jahrhunderte voraus.

Während Künstler der Renaissance die Werke der Griechen und Römer nachformen und sich humanistische Gelehrte in alte Schriften vertiefen, erschliessen die Kaufleute immer neue Märkte. Besonders einträglich ist der Fernhandel. Dabei ist Konstantinopel das Tor zum Osten gewesen. Nun sitzen aber die muslimischen Türken am Bosporus und die alten Handelswege (Seidenstrasse) sind für christliche Händler nicht mehr gangbar. Entweder muss man Indien und China vergessen oder sich neue Wege einfallen lassen. Aber noch ist die Welt nicht für alle Menschen rund...



Eroberung Konstantinopels, Chronik des Johann Ludwig Gottfried, 1674. Staatliche Museen zu Berlin



Aufgaben und Recherchen
Es gibt einige Möglichkeiten, den Beginn der Renaissance zu datieren. Nenne eine der Möglichkeiten!
Was bewirkt diese „Renaissance“? Was wird „wiedergeboren“?
Was trägt ganz wesentlich zur flächendeckenden Ausbreitung der Renaissance bei?
Wieso setzt in Italien die Renaissance schon gut hundertfünfzig Jahre früher ein?
Was bedeutet Humanismus, welche wesentlichen Gedanken vertritt er?
Was ist der „Idealtyp“ eines Menschen in der Renaissance?
Gab es einen solchen „Idealtypen“ in der Renaissance? Wenn ja, wer war das?
Auch der Begriff „Mittelalter“ (medium aevum) ist eine Wortschöpfung der Renaissance. Was meint der Begriff?
Wenn du obige Frage beantwortet hast, kannst du dir vielleicht auch vorstellen, was die Menschen der Renaissance für eine Meinung vom Mittelalter hatten.
Das obenstehende Werk aus weissem Marmor ist ein typisches Werk der Renaissance. Im Brustband der Madonna hat der Künstler seinen Namen verewigt – MICHAEL ANGELUS BONAROTUS FLORENTINUS FACIEBAT  - . Wie heisst das Werk (es wird im Text erwähnt), von wem ist es und wo steht es heute?





 
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