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GS 2 - 607 Die grossen Entdecker II

GESCHICHTE > Entdeckungen & Eroberungen


ENTDECKUNGEN UND EROBERUNGEN  GS 2 - 607

Die grossen Entdecker II

Christoph Columbus

Zu den vielen Geheimnissen und offenen Fragen, die Christoph Columbus umgeben, gehört das Aussehen des Entdeckers. Weder er noch seine Zeitgenossen haben sich dazu erschöpfend geäussert, wahrscheinlich ist er zu seinen Lebzeiten (1451-1506) nie gemalt worden. Als seine Heimat gibt er Genua an, aber das ist genauso ungewiss wie sein richtiger Name. Der lateinische Name Christophorus Columbus kommt nachweislich erst um 1550, also 44 Jahre nach seinem Tod, auf. Er selber hat ab 1493 seine Dokumente mit den nebenstehenden  Kürzeln unterzeichnet.

Kolumbus steht als Mensch zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit. Im Glauben ist er mittelalterlich und vom Heil bringenden Christentum überzeugt. Als Mensch der Renaissance und des Humanismus besitzt er zumindest eine Grundbildung (er spricht Latein und kennt sich in Mathematik aus), zeigt sich aber in verschiedenen Situationen als Gebildeter sehr unkritisch. Zu Hause fühlt er sich auf dem Meer, aber auch dort schätzt er die Sachlage oft genug falsch ein, was ihn immer wieder Schiffe, vor allem aber mehrmals fast sein Leben kostet. Schliesslich ist Kolumbus getrieben von einem hartnäckigen Streben nach Ruhm, Titeln, Besitz und Gold.

Kolumbus studiert die Reiseberichte Marco Polos und die Karten des Ptolemäus. Er vermag aber nicht, ihre Fehler, z. B.  massiv falsche Längenangaben, zu entdecken. Kolumbus kennt Martin Behaims Globus und Paolo Toscanellis Weltkarte. Auf diese Autoritäten beruft er sich in seiner ersten Darstellung seines Vorhabens beim König von Portugal. Dieser lehnt aber seinen Vorschlag einer Reise auf der Westroute nach Indien ab. Kolumbus versucht anschliessend – über sieben lange Jahre – seinen Vorschlag König Ferdinand und Königin Isabella von Spanien zu unterbreiten. Letzten Endes gewinnt er - nach der abgeschlossenen Reconquista (Rückeroberung spanischen Besitzes aus muslimischer Hand – Fall von Granada) - ihre Zustimmung und kann 1492 zu seiner ersten Reise aufbrechen.

Am 4. August 1492 verlässt Kolumbus mit einer kleinen Flotte, bestehend aus der Nao „Santa Maria“ und den beiden Karavellen „Pinta“ und „Niña“, den Hafen von Palos (Spanien) für die Reise ins Ungewisse. Am 9. August erreicht er Gran Canaria. Das eigentliche Ziel, Lanzarote, hat er nach 700 Meilen um 100 Meilen verfehlt. Soviel zu den seefahrerischen Fähigkeiten des Generalkapitäns Christoph Kolumbus.  Die erste Begegnung der Alten mit der Neuen Welt ist ausgesprochen friedlich. Am 12.10. erreicht Kolumbus mit seinen Leuten Guanahani  (San Salvador), am 27.10. Kuba und am 6.12 Española (Haiti). Die eingeborenen „Tainos“ sind überaus freundlich und die Spanier sind bemüht, sie als Freunde zu gewinnen.

Durch eine Unvorsichtigkeit verliert Kolumbus die „Santa Maria“, die, auf eine Sandbank aufgelaufen, nicht mehr zu retten ist. Auf den beiden kleinen Schiffen, die Kolumbus bleiben, kann nicht die ganze Besatzung zurücksegeln. 40 Männer müssen in der Neuen Welt zurückbleiben. Sie gründen die erste Siedlung in der Neuen Welt, eine Festung (!!!), „La Navidad“ auf der Insel Española (Haiti).

Trotz des Verlusts der „Santa Maria“ und der Tatsache, dass Kolumbus kaum Gold gefunden hat, wird ihm nach seiner Rückkehr Mitte März 1493 ein grossartiger Empfang zuteil. Die Könige Ferdinand und Isabella von Kastilien und Aragon bewilligen ihm eine weitere Reise.

Für die zweite Reise stechen 17 voll ausgerüstete Schiffe in See. Das Geld für deren Ausstattung stammt aus dem beschlagnahmten Besitz spanischer Juden (Conversos, Marranen). Mit den Seefahrern reisen 1200–1500 Kolonisten, 5 Priester, 2 indianische Übersetzer von der ersten Reise, 100 Hidalgos (Adelige), viele vollbewaffnete Soldaten mit Kanonen, Handwerker, Bauern, Bergleute und eine Menge Abenteurer, die  das schnelle Gold suchen, Frauen fahren keine mit (!).

In La Navidad angekommen muss Kolumbus feststellen, dass alle seine Männer, die er bei seiner ersten Reise zurückgelassen hat, tot sind. Die Siedlung ist überfallen worden. Ob von kriegerischen Insel-Kariben oder den Tainos selber, die den (wahrscheinlichen) Missbrauch ihrer Frauen gerächt haben, bleibt ungeklärt. Oder haben sie sich die Eroberer selbst gegenseitig umgebracht?

Mit der zweiten Reise beginnt die Versklavung und Ausrottung der indianischen Ureinwohner. Eine beispiellose und abscheuliche Spur der Gewalt zieht sich durch die spanischen Kolonien, von der Welt kaum beachtet, von den Verantwortlichen kaum dokumentiert.

Schätzungen für die Urbevölkerung (Tainos) zum Zeitpunkt des Auftauchens von Kolumbus 1492 auf der am dichtesten besiedelten Insel Espagñola (Haiti) gehen von einer Bevölkerungszahl von knapp 8 Millionen aus. 1514 sind es bei einer von den spanischen Königen verordneten Volkszählung noch gut 28‘000. Zwanzig Jahre später sind sie ausgestorben. Gründe sind die gewaltsamen Übergriffe der Spanier, das massenhafte Sterben der versklavten Indianer in den Landwirtschaftsbetrieben und Goldminen (was den sonst untadeligen Dominikanerpater de Las Casas veranlasst, zur Schonung der Indianer Negersklaven anzufordern!) und nicht zuletzt die zahllosen eingeschleppten Krankheiten und Seuchen,  gegen die die Indianer nicht immun sind.

Kolumbus ist auch als Gouverneur der Neuen Welt völlig überfordert und ebenso seine Brüder. Chaos und Willkür herrschen in den Kolonien, so dass die spanische Krone sich gezwungen sieht, Kolumbus seines Amtes als Verwalter der Westindischen Inseln zu entheben. Ein später Triumph Kolumbus‘ ist, dass man an Weihnachten 1499, nach sieben Jahren, endlich die lang ersehnten und von Kolumbus immer wieder versprochenen Goldvorkommen auf Española findet.

Am 30. Mai 1498 segelt Kolumbus zu seiner dritten Reise los.  Inzwischen hat der Portugiese Vasco da Gama Indien auf dem Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung erreicht. Diese dritte Reise wird ein armseliges Unternehmen mit einem zunehmend geistig verwirrten Admiral des Ozeanischen Meeres, der sichtbar an einer rätselhaften Krankheit leidet, die er sich auf bei seiner zweiten Reise zugezogen hat.

Kolumbus findet auf der dritten Reise definitiv den südamerikanischen Kontinent. Aber er ist sich keineswegs klar, was er gefunden hat. Noch immer ist Kolumbus überzeugt, dass Kuba ein Teil des asiatischen Festlandes ist. Würde aber der neu entdeckte Kontinent auch dazugehören, wäre die Reise Marco Polos von der Ostküste Chinas nach Indien nicht mehr erklärbar gewesen. Schliesslich ist Kolumbus überzeugt, das biblische Paradies, den Garten Eden, gefunden zu haben, zumal die Ureinwohner ihr Land „Paria“ nennen, was für Kolumbus dem Begriff „Paradies“ sehr nahe kommt!

Inzwischen (1499) hat es vier von Kolumbus unabhängige Entdeckungsreisen in die Neue Welt gegeben. Eine von ihnen ist die von Alonso de Hojeda in Begleitung des Handelsreisenden Amerigo Vespucci,

1502 – 1504 macht Kolumbus seine vierte Reise. Auf dieser letzten Reise begleitet ihn sein Sohn und späterer Biograf Fernando als 13-jähriger Schiffsjunge. Die Reise wird zur Katastrophe; Kolumbus verliert alle vier Schiffe und sitzt an der Nordküste Jamaikas fest, bis ihn ein gemietetes Schiff nach Spanien zurückbringt.



Auf dieser Reise erkennt Kolumbus die wahre Natur Südamerikas und er nimmt (zu Recht) für sich in Anspruch, „eine neue Welt“ entdeckt zu haben. Zum erstem Mal in der Geschichte (Ende 1501 /Anfangs 1502) prägt er nachweislich den Begriff „Indias Occidentales“ (Westindien). Er ist aber immer noch überzeugt, sich in der Nähe Asiens zu befinden. Auf seiner 6'000 Seemeilen dauernden Reise kommt er auf einer Expedition ins Landesinnere bis 40 Meilen an den Pazifik heran, aber wahrscheinlich trübt ihm auch hier seine Gier nach Gold den Blick für das für ihn als Entdecker Wesentliche.

Die Rückkehr Kolumbus‘ ist alles andere als triumphal. Seine langjährige schwere Krankheit (Reiter’sche Krankheit) plagt ihn. Drei Wochen nach seiner Rückkehr stirbt seine Gönnerin Königin Isabella. Von König Ferdinand bekommt er keine neuen Privilegien zugesprochen, was ihn sehr verbittert. Kolumbus stirbt, von der Welt unbeachtet, schliesslich am 20. Mai 1506 als reicher, aber zutiefst unglücklicher und verwirrter Mann in Valladolid im Herzen des alten Kastilien.

Wenigstens bleibt ihm das Wissen um die Schmach erspart , dass der neue Kontinent nicht nach ihm „Columbia“, sondern nach Amerigo Vespucci „America“ genannt worden ist. Auf einer Karte  von 1507 des deutschen Kartografen Martin Waldseemüller erscheint zum ersten Mal dieser Name und verbreitet sich bald durch den Kartendruck in ganz Europa. Erst zur 400-Jahrfeier der Entdeckung Amerikas wird sich Spanien wieder intensiver an Kolumbus erinnern, alte Grösse heraufbeschwörend, die in all der Zeit dazwischen - nicht zuletzt wegen der brutalen Vertreibung der Juden - gründlich verloren gegangen ist.



Aufgaben und Recherchen
Was wissen wir über die frühe Zeit (Kindheit, Jugend, junges Erwachsenenalter) von Christoph Kolumbus?
Von wann bis wann lebte Christoph Kolumbus, welches ist seine Heimat?
Was treibt Kolumbus zu seinen (wagemutigen) Fahrten nach Übersee?
Welche Kenntnisse besitzt Kolumbus für sein Vorhaben, auf dem Westweg nach Indien zu segeln?
Betrachte den Beheim-Globus und die Karte des Ptolemäus genau. Was kannst du jetzt schon sagen, was pas-siert, wenn Kolumbus seine Reise mit diesen Hilfsmitteln plant (das konnte er natürlich noch nicht wissen!)?
Wieso lehnt Portugal Kolumbus‘ Dienste ab?
Wieso fährt Kolumbus nicht für Italien (Genua oder Venedig)?
Wieso fährt Kolumbus für Spanien, warum lassen sie ihn für Spanien fahren?
Was ist die Voraussetzung für die Reise des Kolumbus unter spanischer Flagge?
Was ist eine „Nao“?
Kolumbus findet im Westen tatsächlich Land. Was entdeckt Kolumbus genau, was glaubt Kolumbus entdeckt zu haben?
Was unterscheidet die zweite Reise wesentlich von der ersten?
Während heute die westliche Welt die Verdienste Kolumbus‘ feiert, wird leicht übersehen, dass sich ab Ende 15. Jahrhundert zwei menschliche Tragödien abspielen, die bis in die neuere und neuste Geschichte Nachwirkungen zeigen. Eine dieser Tragödien spielt sich in Spanien selber ab (woher kommt das Geld für die Expeditionen des Kolumbus?) und eine Tragödie noch grösseren Ausmasses bahnt sich in der neu eroberten Gebieten an. Was sind das für zwei Tragödien?
Wie viele Reisen unternimmt Kolumbus in welchem Zeitraum, wie viele Schiffe verliert er dabei?
Was entdeckt Kolumbus effektiv auf seinen Reisen (auch wenn ihm das nicht bewusst ist)? Was bringt ihn zur An¬nahme, er habe das Paradies entdeckt?
Was bedeutet die Entdeckung Südamerikas für die einheimischen Indios?
Wann, wo und unter welchen Umständen stirbt Kolumbus?
Was lernen wir aus dem Leben des Kolumbus für uns?
Wenn du ein Bewohner der 3. Welt (Südamerika, Karibik, Afrika…) wärest, arm, unterernährt, ohne Aussicht auf eine auch nur einigermassen gesicherte Zukunft: Welche Botschaft hättest du heute an die reichen Industriestaaten in Europa und Amerika?

Zusatztext:

GRANADA - Wie der spanische Mediziner Prof. Antonio Rodriguez Cuartero von der Universität in Granada jetzt feststellte, ist Christoph Kolumbus offenbar an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben. Auch soll er nicht an Gicht, dem schlechthin als Wohlstandserkrankung bekannten Leiden, sondern am so genannten Reiter-Syndrom erkrankt sein, das nach dem Berliner Hygieniker Hans C. Reiter (1881?1969) benannt wurde. Die Reiter-Trias besteht aus steriler Arthritis, einer unspezifischen (nicht gonorrhoischer) Urethritis oder Zervizitis (einge¬trüb¬ter Ausfluss), gelegentlicher milder Prostatitis bzw. Zystitis und eitriger oder seröser, beidseitiger Konjunktivitis. Eine Beteiligung der Uvea oder eine Iridozyklitis sind möglich.
So habe auch Kolumbus schon mit 25 Jahren an Gelenkschmerzen und "Augen-Blutungen" gelitten. "Auf Grund der Tagebucheintragungen von Kolumbus sowie der Aufzeichnungen von Zeitgenossen können wir die Krankengeschichte von Kolumbus gut rekonstruieren", sagte Cuartero. Mit etwa 55 Jahren starb Kolumbus verarmt am 20. Mai 1506 in Valladolid in Spanien. Über seinen Geburtstag und -ort wird eben¬so gestritten wie über seine Grabstätte. So gibt es Hinweise per DNA-Nachweis, dass die Gebeine im spanischen Sevilla von Christoph Ko¬lumbus stammen. In Sevilla sind allerdings nur wenige Skelettreste, etwa 150 Gramm, vorhanden. Dies lässt die Möglichkeit offen, dass sich die anderen sterblichen Überreste in der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, in Santo Domingo befinden, wo es eine prunkvolle Grab¬stätte (Faro Colon) gibt.

http://www.aok.de/niedersachsen/gesundheit/behandlung-aok-clarimedis-frage-der-woche-archiv-210901.php?page=171&article=5744

Ob Kolumbus die Syphilis aus Amerika in Europa eingeschleppt hat, wie eine zeitliche Koinzidenz der ersten bekannten Syphiliserkrankungen um 1500 vermuten lässt, ist nicht unumstritten. Offenbar konnten an Knochen aus England und der Türkei aus früheren Epochen schon Anzeichen einer Syphiliserkrankung nachgewiesen werden.






 
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