Geboren wird Luther 1483 in Eisleben, in Thüringen, in der Mitte Deutschlands. Sein Vater arbeitet in einem Kupferbergwerk. Seine Kindheit und Schulzeit verbringt er in Magdeburg und Eisenach. 1501 beginnt er sein Studium in Erfurt. Sein Vater möchte, dass er Jurist wird. 1505, auf dem Nachhauseweg, gerät er in ein heftiges Gewitter, in dem er fast von einem Blitz erschlagen wird. Für ihn wird das zu einem Schlüsselerlebnis und bestärkt ihn im Glauben: "Ich muss Mönch werden". Er tritt in ein Augustiner-Kloster ein und beginnt in Wittenberg mit dem Studium der Theologie.
1511/(12) ist er Professor (und Doktor) der Theologie und bei seinen Studenten sehr beliebt. Eine innere Krise drängt ihn zu den Fragen: "Wie kann ich vor Gott bestehen" und "Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?" Sie werden zu Leitfragen seines Lebens. Er kommt zur Erkenntnis, dass wir nichts tun können, um Gerechtigkeit vor Gott zu erlangen. Gute Taten können uns nicht in den Himmel bringen und schon gar nicht können wir uns von unserer Schuld loskaufen. Nicht wir können vor Gott gerecht werden, sondern Gott schenkt uns "Gerechtigkeit" (= das, was uns gerecht wird).

Luther kennt den Ablasshandel zur Finanzierung des Petersdoms und der ist ihm ein Dorn im Auge. Wahrscheinlich ist der Anschlag der 95 Thesen (Lehrsätze, die zur Diskussion stehen) an das Tor der Schlosskirche von Wittenberg 1517 nur eine Legende. Er markiert aber den Beginn einer akademischen Diskussion über zentrale christliche Fragen. Da die Thesen in Latein verfasst sind, richten sie sich nicht an das einfache Volk, sondern an Gelehrte. Durch den Buchdruck verbreiten sie sich schnell im ganzen Reich. Luther ist der Meinung: "Sola scriptura", nur was in der Bibel geschrieben steht, soll gelten, nicht das, was der Papst sagt. Die Androhung des Kirchenbannes (Ausschluss aus der Kirche) aus Rom lässt nicht lange auf sich warten. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen will nicht, dass Luther nach Rom geht. Daraufhin lässt der Habsburger Kaiser Karl V. 1521 den Reichstag in Worms (Bild links) einberufen. Vor Kaiser und kirchlichen (päpstlichen) und weltlichen Gesandten soll Luther seine Lehren widerrufen. Luther wird vom Kaiser freies Geleit zugesagt. Der entscheidende Moment des Streitgesprächs ist die Weigerung Luthers zu widerrufen: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen." Das ist die mutige Tat eines Mannes, der von seinem Glauben überzeugt ist! Luther wird verurteilt und ist jetzt "vogelfrei".

Auf den Heimweg wird Luther entführt. Es stellt sich heraus, dass dies auf Geheiss des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen geschieht, der Luther in eine Art „Schutzhaft“ auf die Wartburg (Bild rechts) nahe Eisenach bringen lässt. Dort nimmt Luther als Junker Jörg vorübergehend eine neue Identität an. Auf der Wartburg übersetzt Luther 1522 das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche (Hochdeutsch!). In einer ersten Fassung ist sein Werk in nur 11 Wochen fertig. Dabei benutzt er eine Standardsprache, für die er viele Begriffe erst „erfinden“ muss. Sein Leitsatz ist "dem Volk aufs Maul schauen und trotzdem der ursprünglichen Bedeutung so nahe wie möglich kommen. Es ist heute kaum mehr möglich, diese sprachliche und theologische Leistung richtig zu würdigen. Luther verdanken wir, dass wir heute eine Standardsprache haben, die im ganzen deutschen Raum geschrieben und verstanden wird. Das Buch findet dank dem Buchdruck schnelle und weite Verbreitung.

1523 kehrt Luther nach Wittenberg zurück und nimmt seine Predigttätigkeit wieder auf. Er beginnt mit der Übersetzung des Alten Testaments aus dem Hebräischen , was ihn 12 weitere Jahre beschäftigen wird. Dazu muss er zuerst Hebräisch lernen, was nicht besonders schwierig ist, da in Deutschland viele Juden leben.
1524-25 kommt es zu den Bauernkriegen. Die Bauern berufen sich auf Luthers Schrift die "Freiheit des Christenmenschen" und versuchen, ihre Feudallasten abzuschütteln. Luther fällt ihnen in den Rücken, weil er auf die Gunst der grossen Herren (Kurfürsten) angewiesen ist. In seiner Zwei-Reiche-Lehre sagt Luther, dass, was im "Reich Gottes" gilt (dass alle Menschen gleich sind), nicht zwangsläufig auch im "Reich der Welt" gelte. Die Bauern hätten sich in dieser Welt der Macht der Fürsten unterzuordnen, weil das die göttliche Ordnung sei. Das bedeutet einen herben Rückschlag für die Reformation. Die armen Schichten der Bevölkerung, fühlen sich (z.T. zu recht) von Luther verraten. Der Bauernkrieg wird blutig niedergeschlagen.

Je älter Luther wird, desto eigener und gereizter wird er. Im Marburger Religionsgespräch 1529 (Bild rechts) entzweit er sich mit dem Zürcher Reformator Zwingli. Sie können sich über zentrale Fragen des Abendmahls nicht einigen. Was den deutschen Protestanten (protestare = für etwas Zeugnis ablegen) und den Schweizer Reformierten (reformare = erneuern, neu bilden) gemeinsam bleibt, ist der Glaube, dass die Menschen nur durch den Glauben an Jesus Christus errettet werden können (Sola fide“).
1534 ist die gesamte Bibel in die Deutscher Sprache übersetzt und findet weite Verbreitung. 1546 reist Luther nach Eisleben und stirbt nach kurzer Krankheit.
Aufgaben und Recherchen
Wann ungefähr und wo wird Luther geboren? Welches Jahrhundert ist das Jahrhundert der Reformation?
Was sollte Luther nach dem Willen des Vaters werden? Wieso schlug er einen anderen Weg ein?.
Was studiert Luther schliesslich und wo? Als was schliesst er ab?
Welche zwei Fragen bewegen sein künftiges Leben?
Zu welcher Einsicht kommt Luther in Bezug auf die Gerechtigkeit des Menschen vor Gott?“ (Was kann der Mensch dazu beitragen, „in den Himmel“ zu kommen?)
Was ist für Luther die einzige Quelle für das (woher wissen wir), was „göttlich“ ist?
Wann war der Reichstag in Worms und welchen Zweck hatte er?
Was waren die Folgen des Reichstags von Worms?
Was löst Luthers Schrift „Von der Freiheit des Christenmenschen aus?“
Wieso hat Luther mit seinen Schriften einen derart weitreichenden Erfolg?
Was ist die Leistung Luthers bis heute, die weit über sein theologisches Engagement hinausgeht?
In welcher zentralen Frage unterscheiden sich deutsche Protestanten, schweizerische Reformierte (und Katholiken) heute noch?
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Legenden um Luther
Der Blitz - "Hilf du, Heilige Anna, ich will ein Mönch werden!"
Ein Ereignis, das Luthers Leben tiefgreifend veränderte, fand am 2. Juli 1505 bei Stotternheim statt. Es sollte aus dem lebensfrohen Jurastudenten einen demütigen, nach der Gnade Gottes suchenden Mönch machen. Der gerade Magister gewordene Luther, der nun ein Jurastudium an der Universität Erfurt begonnen hatte, war auf der Rückreise von einem Besuch bei seinen Eltern, als er in einen schweren Sturm geriet. Nur noch ein paar Stunden von Erfurt entfernt, ereilte ihn ein schweres Gewitter. In seiner Nähe schlug ein Blitz ein, und er wurde sogar vom Luftdruck zu Boden geschleudert. In diesem Augenblick rief er die Heilige Anna an und gelobte: "Ich will ein Mönch werden."
Luther äußerte sich später noch mehrmals über dieses Ereignis. Auch gilt es als sicher, dass er schon vor dem Erlebnis im Sturm mit dem Gedanken, Mönch zu werden, gespielt hat. Zum Zorn seines Vaters löst er das Gelübde auch ein: Am 17.07. begibt sich Luther in das Schwarze Kloster zu Erfurt und wird Mönch.
Der Thesenanschlag in Wittenberg
Wir schreiben den 31. Oktober, A.D. 1517: Luther nagelt mit lauten Hammerschlägen, die durch ganz Europa hallen, die 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Dies ist auf vielen Darstellungen zu sehen und wurde bis in unser Jahrhundert hinein als Tatsache anerkannt. Es ist ein Bild, das - wie kaum ein anderes - zum Symbol der Reformation geworden ist. So schlug es wie ein Blitz ein, als 1961 der katholische Lutherforscher Erwin Iserloh mit der Behauptung an die Öffentlichkeit trat, der Thesenanschlag gehöre in das Reich der Legende. Jedoch sind die angeführten Fakten durchaus einleuchtend. Zum einen stammt die erste schriftliche Darstellung dieses Ereignisses von Philipp Melanchton, der jedoch kein Augenzeuge gewesen sein konnte, da er erst 1518 als Professor an die Wittenberger Universität berufen wurde. Auch erscheint diese Darstellung erst nach dem Tode Luthers; von ihm selbst ist also kein Kommentar zu den 'Nagelarbeiten' des Jahres 1517 überliefert. Zwar sollen an die Tür der Schloßkirche regelmäßig Ankündigungen für Disputationen angebracht worden sein, jedoch muß das öffenliche Anbringen der Thesen ohne eine Reaktion der Bischöfe abzuwarten, als klare Provokation der Vorgesetzten gewertet werden. Dies ist jedoch einem Luther, der eigentlich nur Mißstände abändern wollte, nicht zuzutrauen. Auch ist zu vermerken, daß in Wittenberg keine öffentliche Disputation der Thesen stattfand und auch (noch) kein Urdruck der Thesen gefunden werden konnte.
So bleibt nur das Gesicherte: Luther schrieb am 31.10.1517 Briefe an seine Vorgesetzten, in denen er die Praxis des Ablaßhandels anprangerte und die Behebung der Mißstände anmahnte. Den Briefen legte er 95 Thesen bei, die als Grundlage für eine Disputation über das Thema dienen sollten.
Der Wurf mit dem Tintenfass
Seit seiner Kindheit wurde Luther von Teufeln, bösen Geistern und Dämonen belästigt... Er berichtet auch in späteren Zeiten häufig von derlei Ereignissen, vor allem in der Einsamkeit der Wartburg nahmen die Ängste vor solchen Angriffen stark zu. Luther schrieb ihnen seine Depressionen und Stimmungsschwankungen zu. Die Begründung für die ständige Angst vor dem Satan kann in der spätmittelalterlichen Religiosität im Elternhaus und während der Ausbildung gesehen werden. Luther wehrte sich gegen die ständigen Anfeindungen durch Gebet, "fröhliches Singen" oder auch rigoroser: durch den Wurf mit dem Tintenfaß: Luther soll sich, des Nachts durch den Teufel geweckt, mit einem beherzten Wurf mit dem Tintenfäßchen gegen den Satan verteidigt haben.
Luther selbst berichtet, daß er auf der Wartburg vom Teufel belästigt worden sei. Seine Aussage aber, er habe "den Teufel mit Tinte vertrieben", wird heute jedoch eher auf Luthers Bibelübersetzung bezogen, als auf die nächtlichen Kämpfe auf der Wartburg. Der Tintenfleck, der im letzten Jahrhundert noch in der Lutherstube auf der Wartburg zu sehen war, scheidet als Beweismittel jedoch aus - es gibt nicht wenige Berichte, nach denen der Fleck in den letzten Jahrhunderten oftmals nachgebessert, neu angebracht und nachgefärbt worden sein soll...
Luther auf dem Reichstag zu Worms Luther auf dem Reichstag zu Worms - "Hier stehe ich!"
Luther zieht mit einem Triumphzug in Worms ein. Jedoch auf dem Reichstag erwarten Kaiser und Kirche von ihm den Widerruf seiner Thesen. Luthers Bücher werden auf einem Tisch platziert. Er wird nun gefragt, ob es sich um seine Schriften handele und ob er etwas daraus widerrufen wolle. Luther erbittet sich Bedenkzeit, danach lehnt er jedoch mit der bekannt gewordenen Rede einen Widerruf ab: "Wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde; denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, daß sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!"
Das Luther dem die berühmt gewordenen Worte "Hier stehe ich und kann nicht anders! Gott helfe mir, Amen!" hinzugefügt haben soll, ist Legende. Es wurde wahrscheinlich nur hinzugefügt um die Geschichte interessanter zu machen und sie als große 'Pressesensation' darzustellen.
Die Giftanschläge
Ob in Worms oder zurück in Wittenberg - viele Legenden berichten davon, daß Luthers Feinde ihn mit allen Mitteln aus dem Weg schaffen wollten.
So sind einige Geschichten über Versuche, Luther mit Gift zu ermorden, überliefert. Diese Versuche scheiterten jedoch - bekanntlich - alle, entweder erholte sich der Reformator wieder oder die Gefäße mit den tödlichen Getränken zerfielen kurz vor dem Genuß...
Luther und die Bäume - Luthereichen und ein Apfelbäumchen
Bäume sind in allen Zeiten und in allen Religionen zu mythologischer Bedeutung, ja geradezu Verklärung gekommen - es sei nur an den 'Baum der Erkenntnis' erinnert. Auch in neuerer Zeit wurden viele Ereignisse, die sich mit Bäumen oder deren Früchten befassen, zu Legenden - so der unter dem Apfelbaum sitzende Newton. So beschäftigen sich auch viele 'Baumlegenden' mit Martin Luther, der sich in seiner freien Zeit gern in Gärten aufhielt und sich an Bäumen und Blumen erfreute. Überall wurden und werden Luthereichen, Lutherbuchen oder Lutherlinden gezeigt, die mit mehr oder weniger verbrieften Legenden verbunden sind. Eine der bekanntesten ist die Luthereiche in Wittenberg, über sie werden ebenfalls mehrere Legenden berichtet. Die Stelle, an der sich heute in Wittenberg die Luthereiche befindet, beschreibt den Platz, an dem Luther am 10. Dezember 1520 das Kirchengesetzbuch, die päpstliche Bannandrohungsbulle und Bücher seiner Gegner verbrannte.
Die Legende berichtet nun folgendes: Ein Wittenberger Student - ein eifriger Anhänger Luthers - liebte ein Mädchen, dessen Großmutter jedoch der alten Kirche anhing. Am Tage der Verbrennung der Bannrolle soll die Frau nun mit ihrer Enkelin aus Neugier zu besagter Stelle gewandert sein. Dort trafen sie auch auf den Studenten, der von Luthers Taten begeistert berichtete. Die Großmutter geriet darüber in Zorn, rammte ihren Spazierstock in die Erde und versprach dem Studenten, daß er nicht eher ihre Enkelin haben könne bis dieser Stock zu grünen begonnen habe. Der Student pflanzte nun an genau dieser Stelle eine junge Eiche. Im nächsten Frühjahr berichtete er der Großmutter von dem "Wunder" ...
Die ursprüngliche Wittenberger Luthereiche - wie und von wem auch immer sie gepflanzt wurde - fällte man während der Napoleonischen Kriege, um dem Brennstoffmangel abzuhelfen. Die heutige Luthereiche wurde 1830 gepflanzt, sie wurde 1904 von einem Unbekannten angesägt. Heute leidet sie vor allem unter der Luftverschmutzung, aber auch unter den Spätfolgen dieses "Anschlages".
Es ranken sich noch weitere Legenden um Luther und die Bäume. Eine der bekanntesten sei noch erwähnt: Der berühmte Spruch: "WENN ICH WÜSSTE, DASS MORGEN DIE WELT UNTERGINGE, WÜRDE ICH HEUTE EIN APFELBÄUMCHEN PFLANZEN!" wird Luther in den Mund gelegt. Allerdings mag zu denken geben, daß der erste schriftliche Nachweis dieses Spruches erst 1944 zu finden ist...
Luthers Tod (1546)
Der von Krankheiten gezeichnete Luther bricht am 17.01.1546 zur letzten Reise seines Lebens in seine Geburtsstadt Eisleben auf, um dort Streitigkeiten in der Mansfelder Grafenfamilie zu schlichten. Die Verhandlungen enden erfolgreich. Luther hat aber nicht mehr die Kraft nach Wittenberg zurückzukehren. Er stirbt am 18. Februar 1546 in Eisleben. Auf dem Sterbebett betet er: "In Deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, Herr, Du treuer Gott." Nachdem der Sarg zwei Tage in Eisleben aufgebahrt wurde, wird er über Halle und Bitterfeld nach Wittenberg überführt. Am 22. Februar wird Luther in der Schloßkirche zu Wittenberg beigesetzt.
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