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GS 2 - 705 Konfessionelle Spaltung Europas

GESCHICHTE > Reformation & Gegenreformation


REFORMATION UND GEGENREFORMATION
GS 2 - 705

Die konfessionelle Spaltung Europas

Deutschland

In Deutschland wird Religion bald zu einem Politikum. Einzelne Fürsten versprechen sich durch die Tatsache, dass sie sich zur Reformation bekennen, mehr Freiheit vom Papst, aber auch vom Kaiser. Mehr Freiheit bedeutet auch mehr Macht.

Kaiser Karl V. ist in einer Zwickmühle. Einerseits ist er als strenger Katholik bestrebt, die Einheit des Reiches zu wahren, andererseits herrscht zu Frankreich wegen der habsburgischen Hausmachtpolitik ein gespanntes Verhältnis und im Osten bedrohen die Türken die Reichsgrenzen. Der Kaiser ist auf die Unterstützung seiner Fürsten angewiesen und kann sich nicht leisten, der Religion wegen im Innern des Reichs einen Krieg anzuzetteln. Der Bund der Ritter (Schmalkaldischer Bund) und der Bund der Bauern (unter dem Bundesschuh), die beide versuchen, basierend auf Luthers „Freiheit des Christenmenschen“ ihre Stellung zu verbessern, was beide Male in einem blutigen Krieg endet, ist ihm Warnung genug. Es bleibt ihm nicht viel anderes, als im Augsburger Religionsfrieden 1555 (Bild links) den Reichsfürsten ihre Glaubensautonomie (Eigenständigkeit im Glauben) zu garantieren („Cuius regio, ejus religio“). Es ist aber klar: Diese Regelung, die einer konfessionellen Spaltung Deutschlands  gleich kommt, bleibt für den Reichsfrieden gefährlich und ist für das Volk keine Lösung.

England

In England gibt es ein anderes Problem. Heinrich VIII. (1491 – 1547; Bild rechts) sagt sich von der katholischen Kirche los, weil der Papst ihm die legitime Scheidung von seiner Frau Katharina d’Aragón, die ihm keinen Sohn gebären kann, verweigert. Kurzerhand gründet er eine eigene, die anglikanische Kirche und wird deren Oberhaupt (1534). Wer sich weigert, den Eid auf die neue Kirche zu schwören, wird hingerichtet. Die englische Staatskirche verbietet den Katholizismus in England -, Schottland, Wales und Irland bleiben aber weiterhin der alten Konfession treu. Besonders brutal verfolgt Heinrich VIII. die (mehrheitlich) calvinistischen Protestanten. Im 17. Jahrhundert, nachdem Amerika entdeckt und teilweise kolonisiert ist, wandern viele Protestanten in die Neue Welt aus. (Mayflower 1620).

Frankreich

Frankreich hat schon seit jeher eine andere Struktur als Deutschland. In Frankreich ist der König tatsächlich der unumstrittene Herrscher, während der deutsche Kaiser immer von der Gunst seiner Reichsfürsten abhängig ist. So ist der Fall in Frankreich klar. Der König ist von der Verfassung her katholisch und er duldet nichts anderes in seinem Land. Natürlich gibt es auch in Frankreich Leute, die dem Protestantismus (vor allem calvinistischer Prägung) anhängen. Sie werden „Hugenotten“ (von „Eidgenossen“?) genannt. Aber die Hugenotten werden systematisch schikaniert und mit dem Tod bedroht, so dass viele den einzigen Weg in der Auswanderung sehen. Europa nimmt diese ethisch gefestigten und handwerklich geschickten Leute gerne auf. So begründen Hugenotten z. B. auch die Uhrenindustrie im Schweizer Jura. Für Frankreich aber bedeutet die religiöse Intoleranz einen herben wirtschaftlichen Verlust.

Schweiz

Das Wesentliche hast du schon im Kapitel über Ulrich Zwingli gelesen (siehe auch dort!)!

In der Schweiz kommt es – zum ersten Mal in Europa aus religiösen Gründen - zur gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen der katholischen Innerschweiz und dem reformierten Zürich. Kann im Ersten Kappelerkrieg 1529 noch das Schlimmste verhindert werden („Kappeler Milchsuppe“), kommt es im Zweiten Kappeler Krieg (1531) zur Schlacht, in der die Katholiken siegen und in der u. a. Ulrich Zwingli sein Leben verliert. Im Kappeler Landfrieden (1531) wird vereinbart, dass die Konfessionszugehörigkeit Sache der Kantone ist. Bestehende reformierte und paritätische Gemeinden dürfen weiter bestehen bleiben. Andere Gebiete, darunter das aargauische Freiamt, werden gezwungen, wieder zum Katholizismus zurückzukehren.

Damit ist die Reformation in der Schweiz gestoppt, was sicher weitere kriegerische Auseinandersetzungen verhindert. Andererseits ist das Problem der Konfessionen nicht wirklich gelöst. Zum „Gegensatz Stadt-/Landkantone“ gesellt sich nun auch der von „reformiert/katholisch“. Dieser neue Gegensatz wird für die Eidgenossenschaft in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten - bis zur Ausrufung des Bundesstaates 1848 - zu einem Prüfstein werden.


Aufgaben und Recherchen
Erkläre den Begriff „Religion“ in eigenen Worten.
Erkläre den Begriff „Konfession“ in eigenen Worten.
Wieso ist die Reformation in Deutschland so erfolgreich?
Nenne zwei Gründe, die dem deutschen Kaiser in der Religionsfrage die Hände binden.
Erkläre den Zusammenhang zwischen den Bauernkriegen 1523-26 und Luthers Schrift „Von der Freiheit des Christenmenschen“. Wie stellt sich Luther zu diesem Konflikt und wie ist diese Reaktion zu begründen?
Wie heisst der Deutsche Religionsfriede, wann wird er geschlossen und was ist sein wesentlicher Inhalt?
Wie heisst der König, der dem Papst die Gefolgschaft kündet und eine eigene Kirche gründet (welche?), aus welchem Herrscherhaus stammt er (R) und wessen Vater ist er?
Wie heissen die Reformierten Frankreichs und was ist ihr Schicksal?
Die französischen Protestanten „exportieren“ auch ihre calvinistisch gefärbte Arbeitsmoral nach ganz Europa. Umschreibe diese Arbeitsmoral kurz und erkläre, was die Folgen davon sind. (siehe auch „Calvin“)
Was bedeutet der Satz: “Für Frankreich wird die religiöse Intoleranz zu einem herben wirtschaftlichen Verlust“?





 
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