

Während der schwachen Folgeherrschaft der westfränkischen Karolinger zerfällt Frankreich in verschiedene Herrschaften des Hochadels. 987 wird der Herzog der Westfranken (Duc de France) Hugo Capet (Bild links) zum König gewählt. Noch völlig im politischen Schatten des Hochadels (seiner Vasallen) gelingt es ihm aber, aus der Wahlmonarchie eine Erbmonarchie zu machen und er gründet damit die Dynastie (Herrschergeschlecht) der Kapetinger, die bis zum Ende der Monarchie (Französische Revolution) die Könige stellen wird.
Die Geschichte Frankreichs macht im 11. Jahrhundert noch der Hochadel und nicht der König. Aber während im Römischen Reich (deutscher Nation) die Macht der Könige – besonders seit dem 13. Jahrhundert – ständig abnimmt, steigt der königliche Einfluss in Frankreich mehr und mehr. Im 11. Jahrhundert schwören die Normannen, die bis jetzt als Seeräuber und Eroberer an den Küsten des Atlantik und des Mittelmeers für Angst und Schrecken gesorgt haben, dem König den Treueeid, nicht ohne ihn nach der Zeremonie auf den Kopf zu stellen, um klar zu machen, wo die wirkliche Macht liegt. Auch in Süditalien entsteht ein normannischer Staat (Apulien, Kalabrien, Sizilien).

Auch in England setzen sich die Normannen fest (Bild oben: Wandteppich von Bayeux, 2. Hälfte 11. Jahrhundert). 1066 besiegt Herzog Wilhelm (der Eroberer) in der Schlacht von Hastings die Angelsachsen und wird erster Normannenkönig im eroberten Land, bleibt aber Vasall des französischen Königs, obwohl dieser ihm an Macht weit unterlegen ist.
Gemächlich und bedächtig drängen die Kapetinger im 12. Jahrhundert die Macht des Hochadels – zuerst in der Umgebung der Ile de France (um Paris) zurück. Auch ein Übergriff des normannischen England, das sich mit dem deutschen Kaiser Heinrich V. verbündet hat, kann abgewiesen werden. Bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts geht alles gut. Durch die Trennung Ludwigs VII. von seiner untreuen Frau, Erbtochter des Herzogtums Aquitanien, und deren Ehe mit Heinrich II. von England, gerät nun auch das Herzogtum im Südwesten Frankreichs an die Englander und stürzt Frankreich in eine schwere Krise. Das Herrschaftsgebiet der Normannen in Frankreich umfasst nun den ganzen Norden und Westen des Landes. In der Schlacht von Bouvines (1214) gelingt es dem Sohn Ludwigs VII., Philippe Auguste, Familienzwistigkeiten in der englischen Königsfamilie nutzend, die Macht der Engländer in Frankreich zu brechen und bei den Franzosen erstmals so etwas wie ein „französisches Nationalgefühl“ zu wecken.

1226 kommt Ludwig IX. (Bild links) an die Macht. Er wird 44 Jahre lang König sein und er wird als der „Heilige Ludwig“ (Saint Louis) in die Geschichte eingehen. Solange er noch Kind ist, führt seine Mutter die Regentschaft. Sie ist eine aussergewöhnliche Frau, die einen aussergewöhnlichen Herrscher hervorgebracht hat, zum Wohle der Untertanen und zur Stärkung Frankreichs. Ludwig IX. ruft das „Parlament“ in Paris ins Leben, einen obersten Gerichtshof, dem auch er sich unterstellt. Neu ist, dass auch Bürgerliche Richterämter besetzen können. Trotzdem bleibt klar, wer in Frankreich Recht spricht -, in erster Linie der König. Unter Louis IX. wird Paris zur grössten Stadt des Mittelalters. Messen, wie die in der Champagne, werden weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und fördern die Wirtschaft. In einer Münzreform werden die Münzprägestellen von 300 auf 30 verringert, der Edelmetallgehalt auf den Nennwert der Münze gesetzt und Münzfälschungen zum Majestätsverbrechen erklärt. Der silberne „Gros Tournois“ wird Ende des 13. Jahrhunderts zu einer Leitwährung in Europa.

Ludwig IX. vergisst auch das arme Volk nicht, zu denen auch Professoren und Studenten gehören. Sie sollen im „Collège de Sorbon“ unterstützt werden. Bald wird die ganze Universität nach dieser Institution „Sorbonne“ genannt. Sein religiöses Empfinden zeigt sich heute noch in der Sainte-Chapelle, der früheren Palastkirche der ehemaligen königlichen Residenz (Palais de la Cité; Bild unten) in Paris. Diese Kapelle gehört zu den schönsten gotischen Kirchenräumen überhaupt (Bild rechts).
Louis IX. hätte es in der Hand, die Engländer endgültig vom französischen Boden zu vertreiben. Dem Frieden zuliebe tut er es aber nicht. Er schliesst Frieden mit ihnen und überlässt ihnen das Gebiet von Bordeaux. Unglücklich verlaufen die Kreuzzüge, an denen Ludwig teilnimmt. Im 6. Kreuzzug wird er 1248 in Ägypten gefangen gesetzt und kommt nur gegen ein hohes Lösegeld frei, im 7. Kreuzzug stirbt er 1270 vor Tunis an der Pest.
Mit "Pest" sind im Mittelalter oft verschiedene tödliche Infektionskrankheiten gemeint. Der Tod Louis' IX. wird weit über die Grenzen Frankreichs beklagt.
Ludwig IX. hat Frankreich zu einer ernst zu nehmenden Macht im Abendland gemacht. Die hohen moralischen und ethischen Massstäbe des Herrschers gehen aber unter seinen Nachfolgern bald verloren. Machtgier und Selbstsucht regieren wieder den Staat. Philipp IV., ein Enkel Ludwigs IX. vernichtet den Templerorden, raubt das Vermögen der Juden und verweist sie des Landes. Er versucht die Engländer aus Bordeaux zu vertreiben und streckt seine Hand nach Flandern aus, das er unter seine Herrschaft bringen will. Klar, dass die Menschen sich in ihrer Bedrängnis England zuwenden.
Der Papst versucht, die Situation durch eine Heirat des zukünftigen englischen Königs Eduard II. mit der französischen Königstochter Isabella zu beruhigen. Als aber 1328 die direkte Linie der Kapetinger mit den kinderlosen Söhnen Philipps IV. ausstirbt und der Adel Philipp VI. , einen Neffen Philipps IV. aus der Nebenlinie der Valois auf den Thron erheben will, meldet Eduard III. von England (der mit Hilfe seiner Mutter den Vater umgebracht hat) seine Ansprüche auf den französischen Königsthron an , die er in direkter Linie von seiner Mutter Isabella ableitet. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, landen die Engländer 1340 in Nordfrankreich. Der Krieg beginnt.
DER HUNDERTJÄHRIGE KRIEG

Der Hundertjährige Krieg ist in erster Linie ein Raubzug der Engländer gegen die Franzosen. Die englischen Untertanen unterstützen ihn, denn gemessen am englischen Volk ist das französische Volk reich. Die Franzosen haben der Invasion, vor allem den Bogenschützen mit ihren legendären Langbögen, nichts entgegenzusetzen.
In dieser verzweifelten Lage erscheint 1428 ein einfaches Bauernmädchen mit einem übernatürlichen Sendungsbewusstsein als Retterin Frankreichs. Jeanne d’Arc (La Pucelle) gelingt es, dem französischen König (Karl VII.) den Mut zurückzugeben und in einer militärischen Aktion, die sie selber anführt, die Engländer vor dem belagerten Orleans zu besiegen. In Reims wird Karl VII. zum rechtmässigen König Frankreichs gekrönt. Jeanne wird verraten und den Engländern ausgeliefert. 1431 wird sie auf dem Markplatz von Rouen als Hexe verbrannt. Was sich aber nicht verbrennen lässt, ist das Nationalgefühl, das Jeanne d‘Arc im französischen Volk geweckt hat. Der Widerstand hält an, bis die Franzosen 1453 die Engländer endgültig aus Frankreich vertrieben haben. Nur Calais bleibt in englischer Hand. Ein offizieller Friede wird nicht geschlossen.
Aufgaben und Recherchen
Wer begründete wann die Dynastie der Kapetinger, die die Könige bis zum Untergang der Monarchie (1792) stellte?
Was ist ein König? Auf was stützt sich seine Macht?
Welche Bedeutung hat der König in Frankreich/im Römischen Reich deutscher Nation)
Stelle eine Faustregel auf: Wann ist ein König stark/schwach?
Welches ist die Macht, mit der an den Küsten Europas im 11. Jahrhundert gerechnet werden muss? Woher kommt dieses Volk und wie heisst es (2 Namen).
Wo bildet das oben genannte Volk feste Niederlassungen? Nenne die 4 wichtigsten Gebiete!
Wie heisst der grosse Kapetinger-König im 13. Jahrhundert? Nenne drei grosse Leistungen des Königs!
Wieso geht Louis IX. nicht gegen die Engländer im Land vor?
Wieso kommt es zum Hundertjährigen Krieg? (2 Gründe)
Wie heisst und wer ist die umstrittene, aber auch glorifizierte Heldengestalt im Hundertjährigen Krieg?
Wie endet die Jungfrau von Orleans?
Welche Waffe bestimmt wesentlich den Verlauf des Hundertjährigen Krieges?
Wann endet der Hundertjährige Krieg und mit welchen Folgen?