Im Dezember 1804 krönt sich Napoleon in Notre-Dame in Paris in Anwesenheit des Papstes selber und nennt sich von Gottes Gnaden und durch die Verfassung Kaiser der Franzosen. Aus der Republik ist ein Kaiserreich geworden, weil die Franzosen glauben, so das Erreichte am besten sichern zu können. Sehen wir einmal vom russischen Zaren ab, hat es in Europa seit 1'000 Jahren nur einen Kaiser, den Römischen Kaiser (später „Römischer Kaiser Deutscher Nation“ genannt), gegeben. So unerhört, ein zweiter Kaiser in Mitteleuropa zu der Zeit anmuten mag, so unerhört ist die Tatsache, dass aus der revolutionären Gleichheit aller Bürger in Frankreich wieder eine Ständegesellschaft geworden ist. Neu aber ist, dass der Adelstitel nicht mehr zwangsläufig ein Geburtsprivileg ist, sondern von jedem Bürger durch besondere Verdienste erworben werden kann. 2/3 des napoleonischen Adels ist bürgerlichen Ursprungs. Napoleon schafft für verdiente Männer seines Staates die "Ehrenlegion". In ihr aufgenommen zu werden ist so gut wie ein Ritterschlag und bringt neben der Ehre auch eine Pension, die für ein sorgenfreies Leben im Alter ausreicht.
Napoleon macht aber mehr. Mit dem "Code Civil" (auch "Code Napoléon" genannt) schafft er ein Gesetzbuch, das die für alle gleichen Rechte, vom Kaiser bis zum Handlanger, festhält. Dieses Zivilgesetzbuch gilt heute noch als Grundlage für die Gesetze in Frankreich und in vielen europäischen Staaten. In 2281 für alle verständlichen Artikeln wird das bürgerliche Leben geregelt.
Aber eines darf auch nicht vergessen werden: Napoleon ist zwar jetzt Kaiser, aber er gehört keineswegs dem europäischen Hochadel an. Dieser sieht die Machtanmassung Napoleons überhaupt nicht gerne. Die einzige Legitimation, die Napoleon an der Macht halten kann, wird seine Überlegenheit auf dem Schlachtfeld sein.

1805 bereitet Napoleon eine Invasion Englands vor. Wieder verbündet sich England mit Österreich und Russland (3. Koalition). Die Seeschlacht von Trafalgar (Südspanien) macht schnell klar, dass England seine Vormachtstellung zur See behalten wird. Innert Stunden ändert Napoleon seine ganze Strategie, zieht seine Truppen von der Kanalküste ab und führt sie in Eilmärschen gegen Österreich. Bei Ulm erzielen die Franzosen ihre ersten Siege. Der Gegner ist wegen des raschen Vorrückens der Franzosen überrumpelt. Auch Napoleon weiss, dass seine einzige Legitimation als Kaiser der Erfolg ist. So zieht er Bayern und Würtemberg auf seine Seite und dringt rasch nach Österreich vor. Wien wird fast kampflos genommen. In der "Dreikaiserschlacht bei Austerlitz" (1805; Kaiser Napoleon, Kaiser Franz II von Habsburg, Zar Alexander I von Russland) schlägt er das Restheer der Österreicher und der mit ihnen verbündeten Russen vernichtend.

1806 erklärt Preussen alleine Frankreich den Krieg (4. Koalitionskrieg) und wird bei Jena geschlagen. Napoleon zieht in Berlin ein. Die Russen halten das Gebiet östlich der Elbe. Im Frieden von Tilsit 1807 teilen sich die Franzosen und Russen das preussische Gebiet gemäss ihren eigenen Interessen. Schon 1806 in Berlin hat Napoleon über England die "Kontinentalsperre" verhängt, der sich nun auch Russland anschliesst. Durch ein Verbot von Importen und Exporten soll England wirtschaftlich in die Knie gezwungen werden. Da aber die Sperre auch die Handelsinteressen der anderen Staaten am Atlantik tangiert, ist sie nur sehr schwer lückenlos aufrecht zu erhalten.

1809 versucht Österreich noch einmal das Blatt zu wenden (Spanisch-Österreichischer Krieg), bleibt aber erfolglos. Österreich und Preussen werden durch Verträge ins napoleonische Staatensystem eingebunden. Grosse Teile Europas sind nun direkt von Napoleon abhängig. Preussen ist auf einen Reststaat zusammengeschrumpft. Das Deutsche Reich mit seiner Vielzahl von Klein- und Kleinststaaten ist verschwunden. An seine Stelle tritt der "Deutsche Rheinbund" (1806), der von der Nordsee bis zur Schweizer Grenze reicht. Deutschland und Österreich sind aus der Mitte Europas verschwunden und nach Osten gerückt. Unter dem Druck Napoleons legt Kaiser Franz II 1806 seine Deutsche Kaiserkrone nieder und besiegelt so das Ende des 1'000-jährigen Römischen Reiches (Deutscher Nation), des "Ersten Reichs". Die Habsburger werden aber in ihrem Land den Kaisertitel bis 1918 weiterführen, aber er wird nur noch ein Titel ohne zusätzliche Macht sein. Im deutschen Land wird es zwischen 1871 und 1918 (das Zweite Reich) auch wieder einen Kaiser geben, aber auch hier wird es nur noch ein Titel für den preussischen König als Vorsitzenden des Deutschen Bundes sein. Bayern tritt ebenfalls dem Rheinbund bei. Ein beträchtlicher Gebietszuwachs aus dem Erbe des alten Reiches ist der Lohn für diesen Schritt.
Aufgaben und Recherchen
Zähle die politischen Stationen in der Karriere Napoleons auf (mit Jahrzahlen!)
Wie viele Kaiser gibt es Ende des 18. Jahrhunderts in Europa und wer sind sie?
Wann begann das Römische Kaiserreich, das später auch „…Deutscher Nation“ genannt wird? Jahr, Anlass, erster Kaiser…?
Wann endete das Römische Kaiserreich Deutscher Nation? Als was geht dieses Reich in die (nationale) Geschichte Deutschlands ein?
Was ist der Unterschied zwischen der napoleonischen Ständegesellschaft und der Ständegesellschaft des Absolutismus?
Nenne einen nachhaltigen Verdienst Napoleons und erkläre, um was es geht!
Wo findet die erste Schlacht gegen die 3. Koalition statt, was zeigt sie und wie reagiert Napoleon darauf?
Wie heisst der grosse Schlachterfolg Napoleons in diesem 3. Koalitionskrieg? In welchem Jahr findet er statt?
Wer ist am 4. Koalitionskrieg gegen die Franzosen beteiligt? Wie endet er?
Was ist die „Kontinentalsperre“ (ab 1806) und welchem Zweck dient sie?
Napoleon schafft 1806 etwas, was später Deutschland mithilft, eine Nation zu werden. Um was geht es?