
In der Französischen Revolution versucht das Volk, seine Lage gegenüber den Herrschenden zu verbessern. In der Schweiz ist die Situation Ende des 18. Jahrhunderts nicht anders. In den meisten Kantonen sind es die Patrizier (Stadtadel) oder alteingesessene Familien, die das Sagen haben (Bern, Luzern, Solothurn..., Uri, Schwyz, Unterwalden...) oder es sind die Zünfte, die das wirtschaftliche Leben diktieren (Zürich, Basel, Schaffhausen...). Die überwiegende Mehrheit, die arme Landbevölkerung hat keine politischen Rechte. Ihnen gesellen sich die "Gemeinen Herrschaften" zu (Aargau, Thurgau, Tessin...), die als Untertanengebiete ebenfalls auf Gedeih und Verderb von den "gnädigen Herren" abhängig sind.
Die Französische Revolution hat Signalwirkung. Man bewundert einerseits die Volksbewegung in Frankreich, ist andererseits aber auch abgestossen von der sinnlosen Gewalt, die sich da und dort in Frankreich, vor allem in Paris, breit macht.

Ganz besonders die Ermordung der Schweizergarde beim Tuileriensturm (1792) weckt Empörung. So besteht neben der Faszination ein gesundes Misstrauen gegenüber der Revolution. Um 1790 regen sich diverse Widerstände, vorab in Basel, der Westschweiz und in den Untertanengebieten. Sie werden z.T. blutig niedergeschlagen. Allein dem Toggenburg gelingt es vorübergehend, sich gegen den Fürstabt von St. Gallen einige neue Rechte zu erkämpfen. 1761 wird die Helvetische Gesellschaft gegründet. Jährlich trifft sie sich im Aargau in Bad Schinznach und diskutiert die Zukunft der Schweiz. 1777 kommt erstmals der Ruf nach einem zentralistischen schweizerischen Einheitsstaat auf. Aber auch in anderen Teilen der Schweiz wird heftig diskutiert. Französische Agenten schüren die revolutionären Umtriebe und wiegeln die Bevölkerung gegen die Obrigkeit auf. 1797 arbeitet der liberale Basler Politiker Peter Ochs in Paris mit Napoleon an einer Helvetischen Verfassung für die ganze Schweiz. Das „Ochsenbüchlein“ stösst in der Eidgenossenschaft auf breite Ablehnung. Napoleon meint andererseits, die Schweiz sei reif für die Revolution. 1798 ruft der Thurgau seine Unabhängigkeit aus. Bern gerät unter Druck : Französische Truppen „befreien“ die Waadt. Der Aargau weigert sich, Bern Verstärkung zu schicken. Die Franzosen plündern nach den Siegen bei Fraubrunnen und im Grauholz die Berner Staatskasse. Noch im gleichen Jahr werden auch die übrigen Untertanengebiete in die Unabhängigkeit entlassen

121 Abgeordnete der Kantone Aargau, Basel, Zürich, Bern (+ Oberland), Fribourg, Léman (Waadt), Luzern, Schaffhausen und Solothurn versammeln sich am 12. April 1798 in Aarau und rufen die "Helvetische Republik" aus. Hauptstadt wird Aarau. Die Verfassung der neuen "Schweiz" ist der französischen Direktorialverfassung sehr ähnlich. Der alte Staatenbund der Eidgenossenschaft ist aufgehoben. Dass die Urschweiz und die Ostschweiz in Aarau fehlen, zeigt, dass die neue Staatsform nicht uneingeschränkt auf Zustimmung stösst. Die Kritiker anerkennen die neue Verfassung erst, als französische Truppen sie dazu zwingen. Nidwalden kämpft bis zuletzt dagegen, letztlich aber ohne Erfolg. Johann Heinrich Pestalozzi (1746 -1827), ein Pädagoge und Sozialreformer, kümmert sich um die Kriegswaisen und wird zum Vater der allgemeinen Volksschulbildung in der Schweiz (Didaktisches Prinzip Kopf, Herz und Hand).
Durch die (z.T. selbstverschuldete) Abhängigkeit von Frankreich wird die Schweiz 1799 im 2. Koalitionskrieg zum Kriegsschauplatz. Bei Zürich-Altstätten (Schlacht von Zürich) gewinnen zuerst die Österreicher, dann in einem weiteren Gefecht die Franzosen. General Suworow, Koalitionsverbündeter Österreichs, kommt nach einer abenteuerlichen Alpenüberquerung über den Gotthard (… Kinzigpass, Pragelpass) mit seinen russischen Hilfstruppen zu spät. Die Schweiz leidet enorm unter der Zwangseinquartierung und Zwangsversorgung tausender französischer Soldaten.
Die Helvetische Republik hat keinen Bestand. Als Napoleon 1802 aus militärischen Gründen seine Truppen aus der Schweiz abziehen muss, kommt es zur Gegenrevolution.
Aufgaben und Recherchen Wo steht das abgebildete Denkmal, an was erinnert es? Welche Fra¬gen zur Stellung der Schweiz in Europa wirft es auf?
Was bewegt die Schweizer Bevölkerung im 18. Jahrhundert. Wie ist das in einem weiteren Zusammenhang zu sehen?
Wie zeigt sich das „neue (revolutionäre) Bewusstsein“ in der Schweiz?
Was ist die „Helvetische Gesellschaft“? wann wird sie gegründet
Die Franzosen fallen vor allem aus zwei Gründen 1798 in die Schweiz ein. Warum?
Was sind die Folgen (nenne mindestens drei!) dieses Einfalls der Franzosen?
Was ist die „Helvetische Republik“? Wann wird sie gegründet? Wie lange hält sie?
PortfolioauftragEiner der bekanntesten Schweizer erlebt die französischen Wirren in der Schweiz mit. Wer ist das? Erstelle die Eckdaten zu seiner Biografie! Was stellt das Bild links genau dar?