Nach Napoleons Abdankung treffen sich die Siegermächte 1815 in Wien zur Neuordnung Europas. Aber wie soll das Europa nach Napoleon aussehen? Der "Wiener Kongress" wird vom österreichischen Aussenminister Fürst Metternich, geleitet. Für ihn ist klar, dass Österreich wieder eine Vormachtstellung in Europa haben soll. England will ein Gleichgewicht der Mächte. Die Tendenz ist, die Mächteverhältnisse so wiederherzustellen, wie vor Napoleon (Restauration).
Folgende Gedanken leiten die Beschlüsse des Wiener Kongresses:
- Wiederherstellung der alten, "legitimen" Herrschaftsverhältnisse (So etwas wie Napoleon oder die Französische Revolution sollte es nie wieder geben!)
- Die alten Grenzen sollen nicht unbedingt wiederhergestellt werden. Vielmehr soll jede durch völkerrechtliche Verträge begründete Grenzziehung als legitim betrachtet werden.
- Anspruch auf absolute Herrschaft des Fürsten (So etwas wie eine revolutionäre Verfassung sollte es nie wieder geben).
- Dem Nationalismus (Kampf für die Freiheit eines Staates) und dem Liberalismus (Kampf für die Freiheit des einzelnen Bürgers) wird der Kampf angesagt.
- In Europa soll ein Gleichgewicht der Kräfte herrschen (Es sollte keine Vorherrschaft eines Staates (Hegemonie) mehr geben. Frankreich (nicht Siegermacht!) soll seine alten Rechte zurückbekommen, wie sie vor der Revolution bestanden.
Die fünf Grossmächte Russland, Österreich, Preussen, Grossbritannien, Frankreich streben vor allem nach einem Gleichgewicht der Kräfte. Dazu müssen verschiedene Kleinstaaten umgestaltet werden. Fast hätte auch die Schweiz dieses Schicksal ereilt. Der russische Zar Alexander I. setzt sich dafür ein, dass die Schweiz gegen die Auflage einer "immerwährenden bewaffneten Neutralität" ihre Eigenständigkeit im Herzen Europas bewahren darf. Streitigkeiten in der Eidgenossenschaft (z.B. über den Status der ehemaligen Untertanengebiete) führen dazu, dass die Schweiz gewisse Gebiete wie das Veltlin, Bormio, Mülhausen im Elsass und Hochsavoyen verliert. Dafür kommen Neuenburg, der Jura (Baselland) und das Wallis neu dazu.
Neun Monate tagt der Kongress, bis ihn die Nachricht erreicht, dass Napoleon heimlich von Elba geflohen und nach Frankreich zurückgekehrt ist. Jubelnd begrüsst ihn das Volk. Es beginnt das, was unter dem Namen "Herrschaft der Hundert Tage" in die Geschichte eingeht. Unter dem Druck der Ereignisse schliesst der Wiener Kongress seine Sitzung ab. Der englische General Wellington reist von Wien direkt zu seinem Heer. Napoleon hat nur wenig Zeit ein neues Heer auszuheben. Im Sommer 1815 stehen die Franzosen bei Waterloo (franz. Belle Alliance in Belgien) den feindlichen Heeren Englands und Preussens gegenüber. Die Kräfte sind etwa gleich. Napoleon ist zuversichtlich. Er hat am Vortag die Preussen unter General Blücher geschlagen und ist sicher, dass sie abziehen. Aber er irrt. Als er glaubt die Engländer besiegen zu können, stösst Blüchers Restarmee in die Flanke der Franzosen und entscheidet die Schlacht.


Nun ist Napoleon endgültig geschlagen. Er wird auf die Insel St. Helena im Südatlantik verbannt, wo er 1821 stirbt. Die Umstände seines Todes sind bis heute rätselhaft. Er stirbt scheinbar an einer Arsenvergiftung, die aber auch aus einer farbigen (das Arsen befand sich in der Farbe) Tapete in seinem Wohnhaus kommen könnte, die sich im feuchten Klima aufgelöst hat. Andere Quellen sprechen von Magenkrebs. Das Geheimnis wird wohl letztlich ungelöst bleiben. 1840 werden seine sterblichen Überreste nach Paris überführt. Er ruht heute in einem riesigen Sarkophag im Invalidendom.
Die Völker Europas können sich in den Grenzen einrichten, die der Wiener Kongress beschlossen hat. Preussen und Österreich haben ihre alte Vormachtstellung wiedergewonnen. Frankreich muss die Gebiete aufgeben, die es seit der Revolution erobert hat, wird aber wieder in die Völkergemeinschaft der europäischen Grossmächte aufgenommen. Was nicht mehr wiederhergestellt wird, ist das alte "Deutsche Reich". An seine Stelle tritt der "Deutsche Bund", der den napoleonischen "Rheinbund" ablöst und die Keimzelle des deutschen Nationalstaates wird, wie wir ihn heute kennen. Für die Sicherung der neuen Ordnung bilden Russland, Österreich und Preussen die sog. "Heilige Allianz".
Aufgaben und Recherchen
Wie heisst die Konferenz, die sich die Neuordnung Europas nach Napoleon zur Aufgabe macht, wer ist ihr Vorsitzender, wann fand die Konferenz statt?
Was ist das erklärte Ziel dieser Konferenz (3 Dinge)?
Welches ist das erklärte Ziel Grossbritanniens in dieser Konferenz, wer ist der englische Abgeordnete?
Was passiert mit dem Rheinbund bzw. mit dem ehemaligen Deutschen Reich?
Wieso kommt Frankreich relativ glimpflich davon? Wer vertritt Frankreich in Wien?
Was ist der „Preis“ für die Wiederaufnahme Frankreichs in den Völkerbund (2 Dinge)?
Was passiert mit den nationalistischen und liberalen Tendenzen in den einzelnen Staaten Europas?
Welches Bündnis soll die reaktionäre (gegen die Neuerungen der Französischen Revolution gerichtete) Ordnung sichern? Welche Statten gehören ihm an?
Welches Ereignis unterbricht die Restauration?
Wie endet dieses Ereignis? Wo wird die Sache entschieden?
Wann, wo und wie stirbt Napoleon?
Wo liegt die Insel, die Napoleons letzte „Heimat“ war und wie heisst sie?