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GS 3 - 1402 Die frühe Industrialisierung

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DIE INDUSTRIELLE REVOLUTION   GS 3 - 1402

Die frühe Industrialisierung

Die Welt ist seit der Neolithischen Revolution bis zur Industriellen Revolution (das sind in unseren Breiten gut 7‘000 Jahre!) eine vorwiegend landwirtschaftlich orientierte Welt gewesen. Diese landwirtschaftliche Umgebung prägt auch die Gesellschaft der jeweiligen Epoche. Die Landwirtschaft ist die Grundlage des Feudalsystems des Mittelalters, die Naturalwirtschaft ihre Handelsform. Auch zur Zeit der Französischen Revolution arbeiten die meisten Menschen noch in der Landwirtschaft. Aber dieses System begrenzt sich selber. Ein wesentlicher begrenzender Faktor ist das Nahrungsangebot (durch unvorhersehbare Naturereignisse immer wieder in Frage gestellt!). Weitere begrenzende Faktoren sind die Entwicklungsmöglichkeiten in einer Ständegesellschaft (die auch die Leibeigenschaft noch kennt), Seuchen, Krankheiten, Kriege, gelenkte wirtschaftliche Entwicklungen, die dem einfachen Mann keine Chance lassen (z. B. Merkantilismus)…

Zwar wandelt sich die Menschheit dauernd, aber im 18./19.  Jahrhundert gibt es einen Schub, der sich schon bald in der Entwicklung der Bevölkerungszahlen auf dem Land, vor allem aber in den Städten zeigt. In Berlin steigt die Bevölkerungszahl zwischen 1800 und 1850 von 172‘000 auf 419‘000 (bis 1910 wächst sie auf 3,7 Mio. Einwohner an!). Im gleichen Zeitraum wächst die Bevölkerung der Schweiz von 1,6 Mio. auf 2,4 Mio. Menschen.

Die Gründe für die Entwicklung im 18. Jahrhundert  sind vielfältig. Die Französische Revolution und die Aufklärung schaffen ein neues Menschenbild, das direkt nach Selbstverwirklichung schreit. Bürgerliche Freiheit und Gleichberechtigung sind schöne Worte. „Dem Tüchtigen gehört die Welt!“ Aber nicht alle sind „Tüchtige“ und nicht jeder „Tüchtige“ hat Erfolg. Doch vorerst bringt dieses neue Lebensgefühl Bewegung und gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Aufbruch. Die Wissenschaft ermöglicht neue Entwicklungen in der Technik. Maschinen steigern die Produktion an Gütern. 1769 meldet James Watt die erste brauchbare Dampfmaschine zum Patent an. 1814 bringt sie George Stephenson als „Lokomotive“ auf die Schiene (Bild oben). 1825 gibt es in England die erste, 27 km lange Eisenbahnstrecke. Die Eisenbahn wird bald die Fluss-und Kanalschifffahrt beim Binnentransport schwerer Güter ablösen. Die Vorteile liegen auch hier auf der Hand (Standortunabhängigkeit). Die Landwirtschaft wird ausgeweitet (Melioration (Flurbereinigung), Vierfelderwirtschaft, neue Kulturpflanzen (vorab die Kartoffel), Kunstdünger…). Die Sterblichkeitsrate sinkt dank verbesserter Medizin. Das Manufaktur- und Verlagssystem hat neue Einnahmequellen erschlossen, das zwar bescheidene, aber gegenüber früher doch merkbare Verbesserungen in den Einkünften (Verdienst bescheiden aber regelmässig und unanbhängig von der Witterung!) bringt. Die technischen Erfindungen lassen ungeahnte Entwicklungen zu, von denen die Menschen aber in sehr unterschiedlicher Weise profitieren. 1764 revolutioniert die „Spinning Jenny“ (Bild oben) die Spinnerei und 1785 kommt der erste mechanische Webstuhl auf den Markt. Da diese Maschinen schneller arbeiten als der Mensch und normale Heimwerker sich solche Maschinen nicht leisten können, werden sie von vielen Menschen als Bedrohung ihrer Existenz empfunden. Das Festland hinkt der technischen Entwicklung in England um einige Jahrzehnte hintennach.

Merkantilismus gegen Physiokratie

Ende des 18. Jahrhunderts hat der Merkantilismus ausgedient. An seine Stelle tritt die Physiokratie (gr. "Herrschaft der Natur"). Wegbereiter für die neue Wirtschaftsidee ist der Engländer Adam Smith (Bild rechts). Im Gegensatz zu den Merkantilisten, die wirtschaftlichen Erfolg in einer aktiven Aussenhandelsbilanz sehen und die Lenkung der Wirtschaft durch den Staat befürworten, sagt Smith, dass alleine die Urproduktion (Bergbau und Landwirtschaft) die Güter und damit den Volkswohlstand vermehren. 1776 weitet er seinen Gedanken aus, dass jede sinnvolle Beschäftigung zu mehr Wohlstand führe. Als treibende Kraft für jede wirtschaftliche Entwicklung sieht er den „Eigennutz“ des Einzelnen, der durchaus zum Wohl aller führen kann (das wird heute kontrovers diskutiert). Der Natur spricht er die Fähigkeit zu, wirtschaftliche Abläufe von sich aus sinnvoll zu regeln (Prinzip von Angebot und Nachfrage). Aus diesem Grund lehnt er auch jeden Eingriff des Staates in wirtschaftliche Abläufe ab. Smith wird so zum Vater des „Wirtschaftsliberalismus“, der “freien Marktwirtschaft“ und der „klassischen Nationalökonomie“ (Wohlstand hat nicht nur eine persönliche, sondern auch eine nationale Dimension).

Aufgaben und Recherchen
Was ist unter „Neolithischer Revolution“ zu verstehen, wann war sie und was verändert sich im Leben der Menschen?
Was bedeutet es bis ins 19. Jahrhundert hinein, Bauer zu sein?
Was versteht man unter Naturalwirtschaft, was ist das Gegenstück dazu?
Nenne mind. 3 Gründe für den Entwicklungsschub im 19. Jahrhundert!
Nenne mind. 3 Gründe für das Bevölkerungswachstum im 19. Jahrhundert!
Nicht alle sind begeistert von der Mechanisierung. Wer ist, wer nicht? Warum?
Erkläre nochmals die Grundzüge des Merkantilismus! Was ist er und was ist sein Ziel?
Was ist die Physiokratie, was unterscheidet sie vom Merkantilismus?
Was regelt in der Physiokratie den Markt? Welches sind die Risiken, die damit verbunden sind?



 
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