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GS 3 - 1403 Die soziale Frage

GESCHICHTE > Industrielle Revolution


DIE INDUSTRIELLE REVOLUTION   GS 3 - 1403

Die soziale Frage

Die industrielle Revolution bringt eine massive Veränderung in der Arbeitswelt. Zunächst intensiviert sich die landwirtschaftliche Produktion (Melioration [Bereinigung der Anbauflächen], Kunstdünger, neue Kulturpflanzen [z. B. Kartoffel, Rotklee, Rüben → verbesserte Fruchtwechselwirtschaft] … Das steigert zwar durch vermehrtes Nahrungsangebot die Bevölkerungszahl, schafft aber keine neuen Arbeitsplätze. Auch in der Landwirtschaft sind vermehrt (Klein-)Bauern gezwungen, ihr Land zu verlassen, weil es sich nicht mehr rentiert. Der weitaus grösste Teil der Bevölkerung hat nicht die Fähigkeit und Bildung an der Front der wissenschaftlihen und technischen Ent¬wicklungen mitzumachen. Unternehmer (Fabrikbesitzer) zu werden oder im lukrativen Überseehandel mitzuwirken bedingt Kapital (Geld, viel Geld!) das nur wenige zur Verfügung haben. Viele einfache Leute mit wenig Bildung stehen abseits, haben weder Besitz noch Vermögen und haben ausser ihrer Arbeitskraft nichts anzubieten. Das ist die neue Gesellschaftsschicht der „Proletarier“, die zwar als Arbeitskräfte gefragt sind, sich aber andererseits in einer verhängnisvollen Abhängigkeit leben müssen. Die Zerlegung des Arbeitsprozesses in Teilschritte (Arbeitsteilung) erlaubt es auch ungelernten Arbeitern, im Produktionsprozess mitzumachen, auf der anderen Seite sind es gerade diese einfachen Arbeitsschritte, die am meisten durch Automation (was heute der Mensch macht, macht morgen die Maschine) bedroht sind. Im Gegenzug winkt dem Arbeiter (wenn er eine Arbeit hat) ein zwar bescheidenes, aber regelmässiges Einkommen. Trotzdem ist die Lage angespannt, der Existenzkampf der Arbeiter ein dauerndes Konfliktpotenzial. Viele Arbeiter haben zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben!

Die Produktion in Fabriken ist sehr kostenintensiv (Produktionshallen, Maschinen (die zudem schnell veralten), Arbeiterunterkünfte…). Deshalb ist der Arbeitgeber natürlich daran interessiert, die Produktionskosten und damit die Arbeiterlöhne möglichst tief zu halten. Die teuren Maschinen bedingen zudem eine möglichst grosse Auslastung. Gearbeitet wird im Schichtbetrieb. 80 Stunden und mehr Arbeitszeit pro Woche (12 – 14 Stunden am Tag) sind keine Seltenheit. Die Löhne sind so tief, dass auch Frauen und Kinder mitarbeiten müssen, um die Familie über die Runden zu bringen. Der Konkurrenzdruck ist hoch: für den Unternehmer, der bei dem wachsenden globalen Angebot mit Preiseinbrüchen zu rechnen hat (freie Wirtschaft, Angebot und Nachfrage) und für den Arbeitnehmer, weil gerade in der frühindustriellen Zeit ein Überangebot von Arbeitskräften herrscht. Wer den Anforderungen der neuen Arbeitsumgebung, in der die Maschinen den Arbeitsrhythmus diktieren, nicht gewachsen ist, kann leicht ersetzt werden. Das Elend der Arbeitslosen ("Pauperismus" = Massenarmut) nimmt teilweise dramatische Formen an.

Die Wohnverhältnisse der Arbeiterfamilien sind desolat. Auf engstem Raum leben bis zu 12 Personen oder mehr. Sanitäre Einrichtungen gibt es nicht, Toiletten sind im Hof. Oft müssen sich mehrere Personen ein Bett teilen. Die hygienischen Verhältnisse sind eine Katastrophe. Intimität (Zurückgezogenheit) oder Erholung sind unter diesen Bedingungen kaum möglich. Reiche Grund- und Hausbesitzer verdienen sich an minderwertigen Mietwohnungen eine goldene Nase. Wer mit dem Angebot nicht zufrieden ist, kann gehen, es warten Duzende andere vor der Tür.


Aufgaben und Recherchen
Nenne drei Gründe für die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion!
Die verbesserte Landwirtschaft ist ein Segen, schafft aber auch neue Probleme. Welche?
Neben den Unternehmern entsteht eine neue Klasse von Arbeitern. Wie nennt man diese Klasse? Woher kommt der Begriff und wie ist diese Klasse charakterisiert?
Wie heisst das neue Phänomen der Massenverelendung in der (frühen) Industriellen Revolution?
Welche Bedingungen helfen, in der industrialisierten Welt gut zu überleben? Wer erfüllt diese?
Wie ist die Situation des Proletariers im frühen 19. Jahrhundert? Beleuchte in Stichworten kurz seine Arbeits- und Lebenssituation (zu jedem Bereich mindestens drei unterschiedliche Aspekte)!
Auch der Unternehmer hat seine Probleme. Liste mindestens drei auf!
Mit der Industrialisierung beginnt auch die Umweltverschmutzung. Warum ist das so?

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