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GS 4 - 1502 Kolonialismus und Imperialismus

GESCHICHTE > Nationalismus - Imperialismus


NATIONALISMUS & IMPERIALISMUS  GS 4 - 1502

Kolonialismus und Imperialismus

Definitionen:

Kolonialismus : Unterwerfung und Ausbeutung technisch und zivilisatorisch unterentwickelter Gebiete und Völker (seit dem 15. Jahrh.).

Imperialismus : Form des Kolonialismus zwischen ca. 1870 und 1918/1945; politische, wirtschaftliche und militärische Herrschaft eines Staates über andere Völker oder   Staaten aus wirtschaftlichen Überlegungen oder  aus Gründen des Prestiges. Im Extremfall strebt  ein "Herrenvolk" die Weltherrschaft an.

Imperialismus lässt sich als Krise des kapitalistischen Wirtschaftssystems verstehen, wie es seit der Industrialisierung aufgekommen ist. Massenproduktion fordert enorme Rohstoffmengen, aber auch grössere Absatzmärkte für die Produkte. Die Kolonien bieten billige Rohstoffe, die mit billigen Arbeitskräften gewonnen werden können. Das vermehrt den eigenen Gewinn. Diesen braucht es, um im Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Durch die Möglichkeit höherer Löhne kann die Arbeiterklasse zufriedengestellt werden (Mittel gegen Arbeiteraufstände). Kolonien bieten zudem neue Absatzmärkte für die eigene Überproduktion und sie sind ein Auffangbecken für den eigenen Bevölkerungsüberschuss und bieten Anlagemöglichkeiten für das üppig vorhandene Kapital, das im eigenen Land nicht mehr gewinnbringend investiert werden kann.

Da imperialistische Systeme auch militaristische Systeme sind, muss jeder, der mitmachen will, militärisch aufrüsten. Und dazugehören will im 19. Jahrhundert jeder, das ist eine Frage des nationalen Prestiges. Wer auf derWeltbühne etwas sein will, muss Kolonien vorweisen können ("Ein Platz an der Sonne"). Die nationalistische Bewegungen definieren sich nicht mehr über ihre kulturellen und politischen Leistungen, sondern über die Macht, die sie über andere Völker ausüben, denen sie die "Zivilisation" bringen. Soldaten und der Militärapparat müssen zudem beschäftigt werden und das am besten in anderen Ländern. Die Sinnfrage von Eroberungen steht hier an zweiter Stelle. In Europa herrscht seit der Gründung des Zweiten Deutschen Reichs ein labiles Gleichgewicht, das alle Staaten zu erhalten bemüht sind.

Der Aufbau der Kolonialreiche

- Es gibt formal selbstständige Staaten. Sie sind wegen ihrer wirtschaftlichen Rückständigkeit von den europäischen Staaten abhängig, die hier Absatzmärkte und Rohstoffquellen sehen. (z. B. China, Iran...)
- Es gibt Kolonien mit voller innerer Selbstverwaltung (Dominiens). Das sind englische Kolonien, die vorwiegend von Weissen besiedelt sind. (z. B. Australien, Neuseeland, Südafrika, Kanada...)
- Protektorate unter einheimischer Verwaltung geniessen eine gewisse Selbständigkeit, werden aber durch militärische Präsenz der Kolonialmacht kontrolliert. Die Aussenpolitik untersteht der Kolonialmacht. (z. B. Indien)
- Schliesslich gibt es auch direkt durch die Kolonialmacht verwaltete Kolonien (mit einem Gouverneur).

Wirkung des Imperialismus auf die Kolonien

- Zunahme der Bevölkerung (Medizin, Hygiene, Aufhebung traditioneller Normen...)
- Liberal-privatwirtschaftliches Wirtschaftssystem ruiniert traditionelles Handwerk
- Einführung einer Mehrklassengesellschaft, in der untersten Schicht sind die Einheimischen, die zu einem neuen Arbeiterproletariat werden. (Proletarier = Mensch, der ausser seiner Arbeitskraft nichts besitzt)
- Technisierung aus Europa führt zu weiterer technische und wirtschaftliche Abhängigkeit der Kolonien.
- Der Imperialismus verfolgt ausschliesslich eigene Interessen und kümmert sich nicht um das Befinden der kolonisierten Völker. Hier werden die Grundlagen geschaffen für viele Probleme des 20. und 21. Jahrhunderts in Afrika, Lateinamerika…, z.T. auch im
 nahen und im fernen Osten (Asien).

Rechtfertigung der Kolonialpolitik

Innen- und aussenpolitisch bedeuten Kolonien eine Stärkung der eigenen Position in der Weltgemeinschaft. Die moralische Rechtfertigung geht in die Richtung, dass man ja schliesslich den unterentwickelten Völkern die Segnungen der Technik und Medizin bringt (von denen die Einheimischen oft herzlich wenig profitierten). Von hier ist es nur noch ein Schritt zum „Sozial- oder Vulgärdarwinismus“, zur Idee vom "überlegenen Herrenvolk" („Survival of the fittest“), das "unterentwickelten Völkern" europäische Lebensweise beibringen muss. Für die Tatsache, dass auch die fremden Völker zum Teil hochstehende Kulturen haben (nur eben keine technologische) fehlt der Blick. Ob die anderen Kulturen die technologischen Fortschritte wollen, steht überhaupt nie zur Diskussion, sie werden ihnen einfach aufgezwungen.



Aufgaben und Recherchen
Was bedeutet die Karikatur oben links! Beschreibe das Bild und erkläre es! Achte auf sichtbare Details!
Was versteht man unter „Kapitalismus (kapitalistisches Wirtschaftssystem)?
Erkläre den Satz: „Imperialismus ist die Krise des kapitalistischen Wirtschaftssystems“.
Welche Formen von Kolonialreichen gibt es?
Welchen Einfluss hat der Imperialismus auf die Kolonien? Führe drei konkrete Punkte auf!
Was stellt das Bild unten rechts dar? Was hat es mit „Kolonialismus“ zu tun? Was meinst du zu diesem Gegenstand?
Wieso sind Kolonien im 19. Jahrhundert interessant (politisch und wirtschaftlich)?
Definiere noch einmal mit eigenen Worten die Begriffe „Imperialismus“ und „Kolonialismus“!
Wie beurteilst du den Imperialismus aus ethischer (moralischer) Sicht?
Interpretiere untenstehende Karikatur möglichst ausführlich!










 
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