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GS 4 - 1503 48er-Revolutionen und Deutsche Frage

GESCHICHTE > Nationalismus - Imperialismus


NATIONALISMUS & IMPERIALISMUS  GS 4 - 1503

48er-Revolutionen und Deutsche Frage



Europa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Das frühe 19. Jahrhundert wird durch verschiedene Kräfte geprägt. Wirtschaftlich ist die Industrielle Revolution in vollem Gange. Der Euphorie der wissenschaftlichen und technischen Möglichkeiten auf der bürgerlichen Seite steht die die neue Armut des Proletariats gegenüber. Die Lage der Arbeiter bietet immer wieder Konfliktstoff und so ist das 19. Jahrhundert auch ein Jahrhundert, wo die Mehrheit der Bevölkerung (das sind die Arbeiter) nach lebenswerten und gesicherten Lebensformen sucht.

Politisch ist das 19. Jahrhundert durch den Kampf zwischen bürgerlichem Liberalismus und konservativer Restauration geprägt. Noch versuchen sich die adeligen Machthaber an der Macht zu halten und sie tun das teils mit sehr unzimperlichen Methoden. Aus dem Bildungsbürgertum, vor allem aus der jungen Studentenschaft, drängen aber Kräfte nach, die politische Mitbestimmung suchen und diese auch einfordern. Noch scheint aber die Zeit für den politischen Wandel nicht gekommen.

Als weitere Kraft steigt aus dem Trümmerhaufen des napoleonischen Empires der Nationalismus auf. Unter der Tyrannei des französischen Kaisers, die praktisch ganz Europa überzogen hat, ist das Bewusstsein der eigenen Herkunft, Sprache, Kultur… erwachsen, das die Völker zwar innerhalb des Kulturkreises stärkt und zusammenschweisst, aber auch das Bewusstsein des „Andersseins der anderen“ nährt. Da die alten Kaiser- und Königreiche wenig auf diese Unterschiede gegeben haben, sind auch hier neue Konflikte vorprogrammiert.

Die „Deutsche Nation“ besteht im 19. Jahrhundert im Wesentlichen aus dem Nachfolger des 1815 aufgelösten "Rheinbunds", dem "Deutschen Bund" – der immer noch ein starker Fürstenbund ist. Diese schauen argwöhnisch auf ihre Privilegien und verteidigen nach wie vor ihre Macht.

Dann ist da Preussen. Es ist nach dem Wiener Kongress als Machtfaktor in Europa nicht mehr zu übersehen. Der preussische Staat ist ein hochgerüsteter  Militärstaat, entschlossen, sich einen seiner militärischen Macht entsprechenden Platz in der europäischen Völkergemeinschaft zu sichern. Was Preussen unter Napoleon passiert ist, soll nie mehr geschehen können.

Und schliesslich ist da Österreich, eine alte, starke Monarchie, die mit dem Haus Habsburg über Jahrhunderte die Geschicke Europas mitgestaltet hat. Österreich führt den Vorsitz im Deutschen Bund (bis 1866).

Das neue deutsch-nationale Staatsgebilde müsste logischerweise aus diesen drei Partnern entstehen. Wer aber sollte darin die Führung übernehmen? Und dann ist da noch ein „Schönheitsfehler“: Österreich ist ein Vielvölkerstaat und in dem hat es Völker, die in einem deutsch-nationalen Gebilde nichts zu suchen haben.

Die revolutionären Unruhen des Jahres 1848

Zeitlich etwas verschoben dehnen sich 1848 revolutionäre Unruhen über ganz Europa aus (Wien, Berlin, Paris...; Bild oben, Berlin 1848). Es ist im Wesentlichen nochmals ein Aufbäumen des Bürgertums gegen die reaktionäre (zurück zu den vorrevolutionären Zuständen) Kräfte. Auch in der Schweiz wogt der Kampf zwischen liberalen (fortschrittlichen) und konservativen Kräften. Das aber wird ein spezielles Thema sein. Hier interessiert uns vor allem, was in Deutschland passiert.

Im März springt der revolutionäre Funke aus Frankreich auf Deutschland über. Die Landesfürsten kapitulieren vorerst. Eine aus Volkswahl hervorgegangene  verfassungsgebende Nationalversammlung  trifft sich in der Frankfurter Paulskirche (Bild links) mit dem Ziel, einen Deutschen Nationalstaat zu schaffen. Dabei ist aber keineswegs klar, was dieser „Nationalstaat“ sein soll, denn die Macht liegt nach wie vor bei den einzelnen Ländern. Und was soll mit Habsburg passieren? Die „Kleindeutschen“ wollen Habsburg als eigenen Vielvölkerstaat weiter bestehen lassen. Die „Grossdeutschen“ wollen eine Aufspaltung Habsburgs in seine nationalen Bestandteile und die Eingliederung des deutschen Teils ins neue Deutsche Reich. In der explosiven Stimmung droht 1848 das Habsburgerreich auseinanderzubrechen. Auch in Österreich regen sich nationalistische  Bewegungen (vorab in Italien). Das Haus Habsburg vermag sich aber nochmals zu retten und seinen Bestand zu sichern. Der Held der Habsburgerkriege in Oberitalien, Radetzky, räumt im Oktober 1848 in Wien mit der grossdeutschen Bewegung auf und er zwingt den untätigen Kaiser Ferdinand I. zum Abdanken. An seine Stelle tritt dessen Neffe, der erst 18-jährige Franz Joseph. Der junge Kaiser  ist aber mit der Aufgabe der nationalen Einigung völlig überfordert. Er steuert wieder einen reaktionären Kurs (Rückkehr zu Absolutismus) an.

Die schrecklichen Ereignisse im italienischen Befreiungskrieg (unter Führung Sardiniens) gegen Österreich, vor allem die desolate Lage der Verwundeten in der Schlacht von Solferino (1859) veranlasst einen zufällig anwesenden Zeugen, den Schweizer Henri Dunant, zur Gründung des Roten Kreuzes (1863). Ziel dieser Organisation sollte die Einhaltung minimaler humanitärer Standards im Krieg und die Versorgung der Kriegsverletzten sein. Nach diesem Krieg verliert Österreich seinen Einfluss in der Lombardei.





Aufgaben und Recherchen
Woher kommt der Nationalismus, wie ist er entstanden?
Was hat den Nationalismus überhaupt möglich gemacht?
Was bewegt das 19. Jahrhundert politisch? In welcher Phase der politischen Entwicklung befinden wir uns immer noch?
Was bewegt das 19. Jahrhundert wirtschaftlich?
Wie sieht Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts aus?
Wieso hat Österreich keine Chance die Führungsrolle in der Deutschen Nation zu übernehmen?
Welche Rolle soll Österreich in der neuen Deutschen Nation zukommen?  
Wie werden die Unruhen 1848, die ganz Europa durchziehen, auch noch genannt?
Von wem werden die Unruhen 1848 getragen, worum geht es?
Welche Bedeutung hat die Frankfurter Paulskirche in der Geschichte Deutschlands? Wie geht die Sache aus?
Wer bedroht Mitte 19. Jahrhundert den Bestand des Habsburgerreiches?
Die Schlacht von Solferino wird zu einem Meilenstein hin zu einer „humaneren“ Kriegsführung. Wer schafft was unter welchen Umständen und zu welchem Zweck?

Zusatztext:





 
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