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GS 4 - 1505 Das Werden des Deutschen Bundesstaates

GESCHICHTE > Nationalismus - Imperialismus


NATIONALISMUS & IMPERIALISMUS  GS 4 - 1505

Das Werden des Deutschen Bundesstaates

Der deutsch-französische Dualismus

Misstrauisch verfolgt Frankreich den zunehmenden Zusammenschluss Deutschlands und den Machtzuwachs Preussens, entsteht doch vor ihrer Nase neben Österreich eine zweite deutsche Grossmacht. Frankreich empfindet die wachsende wirtschaftliche und militärische Macht im Nordosten als Bedrohung. 1870 ergibt sich in der Erbfolge für den deutschen Prinzen Leopold aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen (einer Nebenlinie der Hohenzollern-Dynastie, von der die preussischen Könige abstammen) die Möglichkeit den verwaisten spanischen Thron zu besteigen. König Wilhelm I. stimmt dem Vorhaben zu. Frankreich reagiert scharf, da es eine deutsche "Umklammerung" befürchtet. Daraufhin verzichtet der Hohenzollernprinz mit Einwilligung Wilhelms I. auf die Kandidatur. Wilhelm I. will – anders als Bismarck - keine Konfrontation.

Frankreich ist unzufrieden und will weitergehende Zugeständnisse. In Bad Ems tritt der französische Gesandte Graf Benedetti auf den König zu und möchte ihm die verbindliche Zusage abringen, dass nie ein Hohenzollern den Thron Spaniens besteigen wird. Wilhelm I. verweist auf die zurückgezogene Kandidatur und macht klar, dass er eine solche verbindliche Zusage nicht geben könne und erstattet Bismarck in einem Telegramm ausführlich Bericht über diese Begegnung.

Für Bismarck geht die Vereinigung Deutschlands nur über einen gemeinsam geführten Krieg gegen der „Erzfeind“. Frankreich will weiterhin die Nummer eins auf dem europäischen Festland bleiben. Für Bismarck kann die Rangordnung der europäischen Mächte nur auf dem Schlachtfeld festgelegt werden; er zweifelt keinen Moment daran, wer als Sieger aus einer kriegerischen Konfrontation hervorgehen würde. Er kürzt den Bericht Wilhelms I., der als "Emser Depesche" in die Geschichte eingeht, derart, dass es Frankreich als eine Beleidigung auffassen muss. Diese gekürzte Fassung geht am 13. Juli 1870 an die Presse. Napoleon III. lässt sich provozieren. Sechs Tage später erklärt Frankreich dem Norddeutschen Bund den Krieg. Zwar ist die Emser Depesche nicht der Grund für den Krieg, aber sie hat Frankreich zu einer voreiligen Entscheidung verleitet. Auch Süddeutschland beteiligt sich an der Seite Preussens an diesem Krieg.



Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71

Der Krieg dauert kaum ein halbes Jahr. Bei Metz und Sedan wird das französi¬sche Heer vernichtend geschlagen, Napoleon III., ein Neffe Napoleons I., gerät in Gefangenschaft. Napoleon III. hat nach dem letzten französischen König (Louis-Philippe I., dem „Bürgerkönig“) vier Jahre lang als Staatspräsident die Zweite Republik regiert, bevor er sich - wie sein Onkel - zum Kaiser krönte (Second Empire). Napoleon wird zur Abdankung gezwungen, das Kaiserreich gestürzt. Die neugebildete Dritte Republik versucht das Unglück noch abzuwenden, aber es ist zu spät. Preussen hat gesiegt. Frankreich muss fünf Milliarden Francs als Kriegsentschädigung zahlen und  Elsass-Lothringen an Deutschland abtreten. Das Geld wird Preussen helfen, seine Aufrüstung weiter voranzutreiben, Elsass (Textilindustrie) und Lothringen (Berbau, Erz, Kohle) werden zu einem wichtigen Motor der preussischen Industrialisierung.

Das (Zweite) Deutsche Reich wird Wirklichkeit



Am 18. Januar 1871 wird König Wilhelm I. von Preussen im Versailler Spiegelsaal zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Damit ist die Einigung Deutschlands zu einer Nation vollzogen (Das Zweites Deutsche Reich wird in einem französischen "Nationalheiligtum", dem Schloss des Sonnenkönigs Ludwig XIV., geboren (!)) und das den Zeichen der Zeit entsprechend nicht durch einen Volksentscheid (Paulskirche), sondern durch Krieg. Diese demütgung und die Elsass-Lothringen-Frage werden auch in Zukunft das alte Bild des "Erzfeindes" zementieren. Wirtschaftlich hat sich das Deutsche Reich durch diesen Frieden in eine komfortable Situation gebracht (siehe oben). Zwischen 1871 und 1873 kommt es zur lang ersehnten deutschen Einheitswährung und zum Abbau der Binnenzölle. Die wirtschaftliche "Explosion" erfährt zwar nochmals einen empfindlichen Dämpfer im Börsenkrach von 1873. Doch bis zur Jahrhundertwende wird Deutschland in der Stahlproduktion sogar England überflügeln. Das Eisenbahnnetz und die Handelsflotte werden kontinuierlich ausgebaut. Die Maschinen- und Elektroindustrie, wie auch die Chemie werden zu führenden Industriezweigen in Europa. Der Name "Krupp" wird Synonym für Stahl (und Waffenproduktion).



Aufgaben und Recherchen
Wer ist 1870 preussischer König? Warum ist er nicht deutscher Kaiser?
Suche Informationen und biographische Daten zu Otto von Bismarck und beantworte folgende Fragen:
Von wann bis wann lebte Bismarck?
Aus was für einer Familie stammte er?
Welchen Bildungsweg ging Bismarck?
Welche besondere Begabung besass er?
Wo stand er politisch?
Was war sein unbestreitbares Verdienst?
Wie wurde er auch genannt?
Was ist die „Kleindeutsche Lösung“, die Preussen anstrebt?
Was sind die Folgen für Österreich?
Was ist der Anlass zum Deutsch-Französischen Krieg?
Was hat es mit der „Emser Depesche“ auf sich?
Was waren die Folgen des Deutsch-Französischen Kriegs?
Was waren die „Erste und Zweite Republik“ in Frankreich, von wann bis wann dauerten sie?
Wieso entsteht in Versailles 1871 das „Zweite Deutsche Reich?“
Was bedeutete der Deutsch-Französische Krieg für a) Frankreich, b) Preussen?



 
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