
Schon 25 Jahre (1913) ist der exzentrische Wilhelm II. mit einem Hang zu Uniformen an der Spitze Preussens. Eine Lähmung am linken Arm kaschiert er, indem er den Arm immer auf seinem Säbel hat. In seinem Leben kommt zuerst das Militär, dann lange nichts mehr … . Das Bürgertum pflegt er, soweit es ihm nützt, das gewöhnliche Volk darf ihm zujubeln, wenn er die „Glorie Preussens“ zelebriert. Uniformen, flotte Märsche und grosse Sprüche prägen das politische Bild. Daneben läuft eine Rüstungsindustrie, die ihresgleichen sucht, auf Hochtouren. Riesige Kanonen (Bild rechts: "Die dicke Berta"), mächtige Kriegsschiffe, Munition in rauen Mengen. Nicht nur England reagiert befremdet. Zu offensichtlich ist, dass Preussen die Vorherrschaft zur See anstrebt… und wem die gehört, ist für England kein Diskussionspunkt. Obwohl die meisten Herrscherhäuser Europas untereinander verwandt sind, wenden sich immer mehr Monarchen von den rüstungswütigen Preussen ab -, zuerst England, dann Russland… Frankreich ist schon immer „der Feind“ gewesen. Kritik im eigenen Land geht im Säbelrasseln unter. Er hat ihnen „herrliche Zeiten“ versprochen -, und viele sind nur zu bereit, ihm zu glauben.

Auch die Zeiten der Donaumonarchie sind gezählt. Zwar ist Kaiser Franz-Joseph mit 68 Jahren Regierungszeit der habsburgische Herrscher, der am längsten auf dem Thron gesessen hat, aber seine Regierungszeit ist keine glorreiche. Innenpolitisch tut sich der konservative Herrscher schwer mit dem aufstrebenden liberalen Bürgertum. Seine Heirat mit der wittelsbachischen Prinzessin Elisabeth („Sissi“, Bild links) ist keine glückliche, zu verschieden sind die beiden Charaktere. Trotzdem trifft ihn ihre Ermordung bei einem Kuraufenthalt in Genf 1898 durch einen italienischen Anarchisten schwer. Aussenpolitisch muss er im Deutschen Krieg hinnehmen, dass ihn Preussen aus der „Deutschen Nation“ hinausgedrängt hat. Der Verlust Lombardo-Venetiens in den italienischen Befreiungskriegen schwächt seine Position im Vielvölkerstaat Österreich. Diese Demütigungen und drohenden Gefahren lassen ihn politisch erstarren. Er wird Zeit seines Lebens keine Hand zu Reformen bieten und so die Habsburgermonarchie an den Rand des Ruins führen.
Die Reaktion des Habsburger Kaisers nach der Ermordung des Thronfolgers in Sarajewo ist verständlich. Er möchte ein Exempel statuieren, überlegt sich aber zu wenig die Folgen, die seine Kriegserklärung an Serbien haben könnte. Wilhelm I. stärkt Österreich, versichert ihm seine Bündnistreue („Nibelungentreue“) um letztlich seine eigenen Interessen verfolgen zu können. Auch innenpolitisch ist ihm ein Krieg willkommen. Beide sind überzeugt, dass der Krieg ein „Spaziergang“ werden würde. Dass sich Russland auf die Seite Serbiens stellen würde, damit rechnet Preussen. So hat es die Legitimation, „seine Angelegenheiten im Osten“ zu regeln. Deshalb erklärt Preussen 1918 Russland sofort den Krieg. Da Russland seit 1907 mit England und Frankreich in einem Bündnis steht („Triple Entente“), müssen die Deutschen auch mit einem Kriegseintritt Frankreichs rechnen. Da England nicht auf dem Festland liegt, erwarten die Heeresleitungen keinen sofortigen Eingriff Englands. Auf einen Zweifrontenkrieg sind die Preussen aber gefasst und es existieren bereits Pläne, ihn zu gewinnen (Schlieffen-Plan). Zuerst soll Frankreich innert wenigen Wochen überrannt werden, wie 1870, dann soll das Heer nach Osten verlegt und Russland bezwungen werden,das für seine Mobilmachung länger brauchen würde. Was als kurze militärische Aktion gedacht ist, wird schliesslich in einem Flächenbrand enden, der „Mutter aller Kriege“. 9 Millionen Tote werden auf den Schlachtfeldern Europas zurückbleiben. Dieser Krieg wird auch das Ende der Monarchien in Preussen (Hohenzollern) und Österreich (Habsburg) einläuten. Die beiden Kriegstreiber schaufeln sich ihr eigenes (politisches) Grab.

Preussische Überheblichkeit
Aufgaben und Recherchen
Von welcher Euphorie ist im ersten Abschnitt die Rede?
Wo steht Preussen zu Beginn des 20. Jahrhunderts?
Wo steht Österreich (Habsburg) zu Beginn des 20. Jahrhunderts?
Wer ist die Frau Franz-Josephs und wie kommt sie ums Leben?
Wieso ist die Gemütslage Franz-Josephs gefährlich für die Politik der damaligen Zeit?
Wie wirkt sich die Gemütslage Franz-Josephs direkt auf seine Politik aus??
Wieso ist Preussen an einem Krieg mit Russland „interessiert“?
Welche Bündnissysteme existieren in Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts?
Welche Überlegungen stellen die Preussen zum Kriegseintritt der Triple Entente an?
Wieso ist für Preussen innenpolitisch ein Krieg willkommen?