Die militärischen Misserfolge, die zunehmende Verschlechterung der Versorgungslage der Bevölkerung (Hungersnot) und die anhaltende Unterdrückung der Opposition und der Nationalitäten durch die zaristische Regierung lassen die Unzufriedenheit in Russland weiter wachsen. Die Forderungen nach Brot und Frieden werden lauter. Der Zar, Nilolaus II., ist nur noch eine nutzlose Galionsfigur seiner Generäle.

Am 6. März 1917 (21. Februar nach russischem Kalender) kommt es zur Februarrevolution. Streiks und Demonstrationen der hungernden Petersburger Arbeiter sollen durch Militär unterdrückt werden. Aber die Petersburger Garnison läuft zu den Aufständischen über. Dies ist praktisch der Sieg der Revolution, die auf alle Städte übergreift. Es kommt zur Bildung einer provisorischen bürgerlich-liberalen, demokratischen Regierung unter dem Kriegsminister Alexander Kerenskij. Zar Nikolaus II., dankt ab und wird mit seiner Familie interniert. Nach der Oktoberrevolution wird die ganze Zarenfamilie (Bild oben) brutal ermordet. Diese an sich sinnlose Tat erschüttert die Russen bis heute. Russland wird eine Republik. Die nichtrussischen Randgebiete (Baltikum und Transkaukasien) erklären ihre Unabhängigkeit. Die neue Regierung ist für die Fortführung des Krieges. Die Soldaten- und Arbeiterräte (Sowjets) treten für die Beendigung des Krieges ein.

Im April kehrt Lenin mit Hilfe der Deutschen (sie erwarteten dadurch eine innenpolitische Schwächung des Gegners) aus dem Schweizer Exil nach Russland zurück. Lenin hat 1903 den radikalen Flügel der sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Bolschwiki = "Mehrheitler") gegründet. Sein Ziel war der Sturz des Zaren und die Einführung des Kommunismus unter dem Motto "Alle Macht dem Arbeiter". Das Volk und vor allem die Soldaten folgen den Parolen Lenins.
Am 6. November 1917 (nach russischem Kalender der 24. Oktober) folgt die Oktoberrevolution. Bolschewistische Matrosen und Arbeiter stürmen das Winterpalais, den Sitz der Regierung. Kerenskij flieht. Ein "Rat der Volksbeauftragten" unter Lenins Vorsitz übernimmt die provisorische Regierungsgewalt. Lenin verfügt die sofortige Beendigung des Kriegs und die entschädigungslose Enteignung der Grossgrundbesitzer zugunsten der Bauern und Landarbeiter. In den nachfolgenden Volkswahlen in die verfassungsgebende Nationalversammlung erlangen die Bolschewiken aber nur 175 von 707 Sitzen, der Rest geht an die Bürgerlichen, an die gemässigten Sozialisten (Menschewiki).

Im Januar 1918 wird durch die Nationalversammlung die demokratischen-föderativen Republik Russland ausgerufen. Noch am gleichen Tag lässt Lenin durch seine Rotgardisten das Parlament auflösen. Dies ist der erste Schritt zur die Alleinherrschaft der Bolschewisten unter Lenin. Dieser ruft eine »Diktatur des Proletariats« aus, Russland wird eine Räterepublik. Durch die Gründung der Tscheka, einer Geheimpolizei gegen die Konterrevolution, die mit besonderen Vollmachten ausgestattet wird, erstickt Lenin jede Opposition im Keim. Die Oktoberrevolution sichert den Bolschewiken um Lenin und Trotzki zunächst nur die Macht in Petrograd (Petersburg), aber sie ist ein erster Schritt auf dem langen Weg der Kommunisten zur Herrschaft über ganz Russland. Was nun folgt, sind lange, grausame Jahre des Bürgerkrieges und des Kriegskommunismus (Wirtschaftspolitik der Zwangsenteignungen, Zwangsabgaben, staatlich verordnete Arbeitsverpflichtung). Die Wirtschaft leidet enorm unter den Zwangsmassnahmen.
Im März 1918 schliesst Lenin unter dem Druck der vorrückenden deutschen Truppen den Frieden von Brest-Litowsk. Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, die Ukraine und Transkaukasien werden selbständige Staaten, bleiben jedoch weiter von Truppen der Mittelmächte besetzt. Die Entente sieht in diesem Frieden einen Gewaltfrieden, der die Annexionsabsichten (Annexion = gewaltsame, widerrechtliche Aneignung) Deutschlands offenbart. Dieser Friede ist für die Entente eine Provokation. Deutschland nährt die Hoffnungen auf einen endgültigen Sieg nach dem Wegfall der Ostfront. Die frei werdenden Truppen verlagern sich an die Westfront. 3,5 Millionen Soldaten sollen unter General Erich Ludendorff den Endsieg erzwingen.

Die neue Offensive scheitert nicht zuletzt an den unverbrauchten amerikanischen Truppen und ihren modernen Panzern, denen die erschöpften und ausgebrannten Deutschen nichts mehr entgegenzusetzen haben. Die Panzer sind die Waffe, die den Stellungskrieg aufbrechen kann. Amerika ist am 17. April 1917 an der Seite der Entente in den Krieg eingetreten und wird schliesslich dem Krieg die entscheidende Wende geben. Mitte Juli 1918 scheitert die letzte deutsche Grossoffensive.
Aufgaben und Recherchen
Erkläre, was es mit dem russischen Kalender auf sich hat!
Wieso kommt es zur russischen Revolution (Februarrevolution) und wann ist sie?
Was ist die Bedeutung der Februarrevolution in der russischen Geschichte?
Welche Partei übernimmt unter welchem Namen die politische Führung in Russland? Was für eine Führung ist das?
Welcher Mann wird zum Wegbereiter der Russischen Revolution? Welche Ideen vertritt er?
Wo lebte er 1914-1917
Wieso kommt es zur Oktoberrevolution? Warum und wie unterstützen die Deutschen sie?
Wie kommt es zur Machtübernahme der Bolschewiken?
Was sind die direkten Folgen dieser Machtübernahme? Wie heisst das Staatsgebilde, das entsteht?
Was bedeutet der Begriff „Sowjet“? Was ist das ? Wo liegt die Gefahr dieses Systems?
Nenne drei konkrete Folgen der bolschewistischen Machtübernahme! (in den „Aprilthesen“ angekündigt)
Wer ist der Nachfolger Lenins?