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GS 4 - 1605 Das Ende des Krieges - Der Friede von Versailles

GESCHICHTE > Erster Weltkrieg


DER ERSTE WELTKRIEG   GS 4 - 1605

Das Ende des Krieges - Der Friede von Versailles

Im Januar 1918 verkündet der US-Präsident Wilson ein 14-Punkte-Programm zur Beendigung des Kriegs und zur Wahrung des künftigen Weltfriedens. Die Mittelmächte sollen alle besetzten Gebiete räumen und Elsass-Lothringens an Frankreich zurückgeben. Die Völker Österreichs und die Türkei sollen national unabhängig werden, Polen soll ein eigener Staat mit Zugang zur Ostsee werden. Weitere Punkte sind die Freiheit der Meere (?), eine Rüstungsbeschränkung und die Gründung eines Völkerbunds zur Sicherung des Weltfriedens. Teile dieses Programms werden später in den Friedensverhandlungen aufgenommen.

Am 11. November 1918 ersucht Deutschland um einen Waffenstillstand. Der Druck der Amerikaner von Frankreich her nimmt von Tag zu Tag zu. Dazu kommt eine mörderische Grippewelle ("Spanische Grippe", die mehr Todesopfer fordert als der Krieg!). Eine Gegenoffensive erscheint dem deutschen Generalstab Im Moment unmöglich. Im gleichen Monat bricht in Berlin und anderen deutschen Städten die November-Revolution aus und legt die Regierung lahm. Die Generäle Hindenburg und Ludendorff wollen den Krieg nochmals aufnehmen. Sie geben Befehl, die ungenutzte Kriegsflotte zu mobilisieren. Die kriegsmüden Matrosen in Kiel aber meutern (Bild oben). So wird der Waffenstillstand zur „erzwungenen“ Kapitulation Deutschlands. Diese Tatsache wird die "Dolchstosslegende" nähren, die Überzeugung vieler, vor allem nationalistischer Deutscher, der Krieg sei nicht verloren gewesen (kein fremder Soldat deutschen Boden betreten), vielmehr seien Sozialisten, Kommunisten und andere mit ihrer Revolution der Armee in den Rücken gefallen und hätten damit einen Friedensschluss in Ehren, wenn nicht gar den Endsieg verhindert.

Die Friedensverhandlungen mit den Alliierten führen zur Abdankung und Flucht Wilhelms II. nach Holland. Am 9. November  wird die  "Freien Sozialistischen Republik Deutschland" ausgerufen. Der erste Reichspräsident (1919-25) wird Friedrich Ebert, Vorsitzender der SPD (Sozialistische Partei Deutschlands, Bild rechts). Am 11. November unterzeichnet die Regierung im Salonwaggon  Nr. 2419D des Generals Foch im Wald von Compiégne in Frankreichdie Kapitulationsurkunde. Für das nationalistische Deutschland eine Schmach und ein unentschuldbarer Affront. Dieser Salonwagen wird später nochmals zu reden geben!

Der Friede von Versailles

Im Januar 1919 wird die Friedenskonferenz in Paris eröffnet. Die Vertreter der 27 Siegerstaaten unter dem Vorsitz des französischen Ministerpräsidenten Clemenceau sind versammelt, die Verliererstaaten sind nicht eingeladen. Nach vier Monaten Verhandlung werden den Deutschen ultimativ die Friedensbedingungen unterbreitet. Der Weimarer Nationalversammlung bleibt nichts anderes, als sie anzunehmen. Ende Juni 1919 wird der Friedensvertrag im Spiegelsaal des Schlosses in Versailles unterzeichnet. Wichtige Punkte für Deutschland sind die Abtretung Elsass-Lothringens an Frankreich, Westpreussens und anderer Gebiete an Polen, Nordschleswigs an Dänemark, der Verlust des Memelgebiets (deutsche Ostbesitzungen) und der Verlust aller Überseebesitzungen (Kolonien). Das Saarland wird für 15 Jahre unter die Völkerbund¬verwaltung gestellt und Frankreich erhält das Recht, es wirtschaftlich zu nutzen. Das Rheinland wird bis 50 km von der Grenze entmilitarisiert. Deutschland muss abrüsten und das gesamte schwere Kriegsmaterial abliefern. Das deutsche Heer darf nicht mehr als 100'000 Mann (Berufsheer) umfassen. Deutschland muss die alleinige Kriegsschuld anerkennen und erhebliche Reparationszahlungen in Geld und Naturalien (Kohle, Maschinen, Vieh...) leisten. Ziel des Friedensvertrags ist, Deutschland so zu schwächen, dass es keinen Krieg mehr führen kann, aber noch in der Lage ist, seine Ostgrenze zu schützen und den inneren Frieden aufrecht zu erhalten. In Deutschland stösst der Vertrag auf erbitterte Ablehnung. Von "Novemberverbrechern", "Schandvertrag" und "Vaterlandsverräter" ist die Rede, ein schweres Erbe für die Regierung der künftigen Weimarer Republik.

Im Frieden von St. Germain muss Österreich sein Heer künftig auf 30'000 Mann beschränken. Es muss Südtirol und Triest an Italien, Istrien und Dalmatien an Jugoslawien abtreten. Es muss die Souveränität von Ungarn, der Tschechoslowakei, Jugoslawiens und Polens anerkennen und darf sich nicht Deutschland anschliessen. Es darf auch nicht den Namen "Deutsch-Österreich" tragen.

Auch die Ungarn verlieren Land, u.a. das Burgenland an Österreich, Kroatien und die Slowakei gehen an Jugoslawien. Die Türkei muss einer Internationalisierung der Meerengen zustimmen und einige Inseln in der Ägäis an Griechenland abtreten. Sie verliert zudem Syrien und den Libanon an Frankreich. Irak und Palästina werden von England im Auftrag des Völkerbunds als Mandate verwaltet. Armenien wird unabhängig, Kurdistan wird zu einem selbstverwalteten Bezirk. Die Heeresstärke wird auf 50'000 Mann beschränkt. Dieser Vertrag wird vom türkischen Parlament nie ratifiziert.



Aufgaben und Recherchen
Was will Präsident Wilson mit seinem 14 Punkte-Programm?
Wie sind Wilsons Ideen zu werten?
Wieso erbittet Deutschland einen Waffenstillstand? Nenne mindestens zwei Gründe.
Was für drei wichtige Ereignisse finden in Deutschland ebenfalls im November 1918 statt? Welche Folgen haben sie für den weiteren Verlauf des Krieges?
Wer wird erster Reichspräsident von Deutschland? Welcher Partei gehört er an? Wo und wann wurde er gebo-ren/starb er? Welchen familiären und politischen Hintergrund hat er?
Erkläre in eigenen Worten, was die „Dolchstosslegende“ ist.
Nenne mindestens 5 Punkte des Versailler Friedensvertrages von 1919!
Wie reagiert das Volk auf diesen Vertrag und auf die Regierung, die ihn (gezwungenermassen) unterschreibt? Welches werden die Folgen sein?
Was bedeutet die Karikatur rechts?

Zusatzaufgabe:
Setze dich auf einem separaten Blatt mit den wichtigsten Folgen des Ersten Weltkrieges für Deutschland, Österreich, England, Frankreich, Italien, den USA, dem Balkan, der Türkei… auseinander und liste sie auf! Diese Folgen sind wichtig, um den weiteren Verlauf der Geschichte zu verstehen. Wieso versagt der „Völkerbund“ als internationales Friedensinstrument? (R)

Zusatztext:

Das Ergebnis des Ersten Weltkrieges

- Zusammenbruch der drei alten Monarchien in Europa (Österreich, Russland, Deutschland).
- Auf deutschem Boden entsteht ein demokratischer Rechtsstaat mit einer sozialistischen Mehrheit.
- Europa leidet unter den Folgekosten des Krieges.
- England und Frankreich, die Siegermächte, sind gegenüber den USA hoch verschuldet.
- Die USA werden aus einem Schuldnerland zum Gläubigerland Europas.
- Die Vormachtstellung Europas in der Welt ist zu Ende. Die USA steigen zur ersten Weltwirtschaftsmacht auf.
- Ostmitteleuropa und der Balkan werden zur "Pufferzone" gegen das revolutionäre Russland. Sie zersplittern in Kleinstaaten, die von inneren wirtschaftlichen und politischen Problemen erschüttert werden. Die demokratische Ordnung kann sich nicht stabilisieren, was diktatorische Regimes begünstigt.
- Italien fühlt sich trotz der Gebietsgewinne (Südtirol, Triest) von den anderen Siegermächten hintergangen. Hier wird der Boden bereitet für die faschistische Machtübernahme 1922 durch Benito Mussolini.
- Deutschland fühlt sich tief gedemütigt durch den Friedensvertrag von Versailles und die Reparationen, zumal viele Deutsche nicht gewusst haben, dass Deutschland den Krieg begonnen hat. Das bereitet den Nährboden für die Machtübernahme der Nationalsozialisten und Hitlers 1933 in Deutschland.

Der Völkerbund

1929 nimmt die Völkerbundsversammlung in Genf in Genf ihre Arbeit auf. Die Organisation des Völkerbunds besteht aus dem Völkerbundsrat (6 ständige, 9 nichtständige Mitglieder), der Völkerbundsversammlung (einmal jährlich), dem Generalsekretär und dem ständigen Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Ziel ist die Erhaltung des Weltfriedens, der Unabhängigkeit und Sicherheit der Mitgliedsstaaten. An die Stelle von Geheimdiplomatie und Gewaltpolitik einzelner Staaten treten gemeinsame wirtschaftliche oder militärische Sanktionen gegen Friedensbrecher. Der Völkerbund trägt in sich den Keim des Scheiterns. Seine Bemühungen um Friedenssicherung und Abrüstung bleiben erfolglos. Die USA bleiben ihm fern, ebenso werden die UdssR und die Mittelmächte [Deutschland, Österreich] (vorerst) nicht aufgenommen. Nach vielem Hin und Her wird der Völkerbund 1946 wieder aufgelöst.

Der Völkerbund wird später von den Vereinten Nationen (UNO) abgelöst. Die Charta der Vereinten Nationen wird 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Konferenz von Jalta fertig gestellt und am 26. Juni 1945 in San Francisco von 50 Staaten unterzeichnet. Polen unterzeichnete die Charta erst später, zählt aber zu den 51 Gründungsmitgliedern. Zweigorganisationen des Völkerbundes wie der Internationale Gerichtshof in Den Haag werden weitergeführt.

Fazit

Dieser Krieg fordert über 10 Millionen Tote und 20 Millionen Verkrüppelte und Verwundete. Zahlreiche Städte, Dörfer und Industrieanlagen sind zerstört, die Gesamtkosten des Krieges werden auf 1'300 Milliarden Mark geschätzt. Mit Ausnahme der USA sind alle Krieg führenden Staaten stark verschuldet, die USA aber haben sich von einem internationalen Schuldner in einen internationalen Gläubiger verwandelt.

Ein Ergebnis des Krieges ist die Entstehung des ersten sozialistische Staates der Welt, der Sowjetunion.

Auf dem Territorium Österreich-Ungarns wurden neue bürgerliche Staaten gegründet: Österreich, Ungarn, die Tschechoslowakei und Jugoslawien; auch Polen entstand als selbständiger Staat wieder.

Mit den besiegten Ländern werden Diktatfrieden abgeschlossen:
- mit Deutschland. der Vertrag von Versailles (18.6.1919),
- mit Österreich der Vertrag von Saint-Germain (10.9.1919),
- mit Bulgarien der Vertrag von Neuilly (27.11.1919) und
- mit der Türkei der Vertrag von Sevres (10.8.1920), revidiert in Lausanne am 24.7.1923)



 
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