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GS 4 - 1703 Die Weltwirtschaftskrise

GESCHICHTE > Zwischenkriegszeit


Zwischenkriegszeit   GS 4 - 1703

Die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen für Deutschland

Der Zusammenbruch der New Yorker Börse (Wall Street) beginnt an jenem schicksalhaften 24. Oktober 1929, der als „Schwarzer Donnerstag“ in die Geschichte eingeht. Die intensiven internationalen Kapitalverflechtungen mit dem US-amerikanischen Markt bringen mit sich, dass weite Teile Europas massiv mitleiden.

Etwas vereinfacht kann die Ursache der Krise so umschrieben werden: Der ständigen finanziellen Not müde entdecken auch einfache Menschen, dass sich durch Aktiengeschäfte an der Börse viel Geld verdienen lässt. Da den einfachen Leuten das nötige Kapital meist fehlt, nehmen Millionen von Menschen Darlehen auf um Aktien zu kaufen. Darlehenszinsen denkt man mit den Aktiengewinnen (Dividenden) locker abzahlen zu können. Börsenspekulanten halten diese Stimmung mit uneinlösbaren Versprechungen hoch, verbreiten gezielt Falschinformationen um sich selber bereichern zu können und verkaufen massenhaft Risikoaktien. Vorerst geht alles gut. Einzelne Finanzfachleute warnen, werden aber der Schwarzmalerei bezichtigt. Doch Mitte Oktober erhalten die Anleger Signale, dass das Spekulationsrisiko zu gross wird. Banken zwingen Anleger, die ihre Aktien als Sicherheit hinterlegt haben, ihre Aktien zu verkaufen -, sie wollen ihr Geld zurück. Nun bricht Panik unter den Anlegern aus. Jeder will seine Aktien los werden um zu retten, was zu retten ist. Die gewaltige Welle von Verkaufsangeboten lässt aber die Aktienpreise ins Bodenlose fallen. An diesem Tag wechseln 16,5 Millionen Aktien den Besitzer. Der Verlust der Aktionäre wird auf 15 Milliarden Dollar geschätzt. Das grosse Geschäft machen die Broker (Börsenhändler, die nicht auf eigene Rechnung spekulieren). Kleinaktionäre verlieren alles. Viele Firmen müssen Konkurs anmelden.

Im Winter 1929/30 gerät auch Deutschland in den Strudel des New Yorker Börsencrash. Der Kapitalstrom nach Deutschland versiegt, die für die deutsche Wirtschaft so dringend benötigten ausländischen Kredite bleiben aus. Jeder schaut jetzt für sich (nationaler Protektionismus). Das Welthandelsvolumen fällt in drei Jahren um 25 %.  Der deutsche Warenexport sinkt im gleichen Zeitraum von 13,5 auf 5,7 Milliarden Reichsmark. Die Folgen sind Firmenzusammenbrüche, Bankenschliessungen und Massenarbeitslosigkeit. Zwischen September 1929 und Anfang 1933 steigt die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland von 1,3 Millionen auf über sechs Millionen. Das Realeinkommen sinkt um mehr als 30%. Armut und Kriminalität nehmen sprunghaft zu. Massenverelendung kennzeichnet das Alltagsleben breiter Bevölkerungsschichten. Bei vielen Millionen Menschen macht sich Resignation und Verzweiflung breit. Für ältere Menschen besteht keinerlei Hoffnung auf Arbeit. Junge müssen jede Chance ergreifen, ein paar Mark zu verdienen, sonst droht sozialer Abstieg und Obdachlosigkeit. Viele Menschen scheitern an der existenziellen Not. Andere versuchen sich durch Heimarbeit, Hausieren und Tauschgeschäfte oder als Strassenmusikanten das tägliche Überleben zu sichern. Für unzählige Frauen ist Prostitution der letzte Ausweg.

Die allgemeine Katastrophenstimmung verändert zunehmend die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland. Mit Erfolg entfesseln die Gegner der Weimarer Republik von rechts und links eine böse Hetze gegen die demokratische Ordnung. Seit 1929 erfährt die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) einen beispiellosen Zulauf verarmter Arbeiter, Bauern, Beamter, Industrieller…, die vollmundigen Versprechungen auf eine bessere Zukunft gerne Glauben schenken. Von  27‘000 Parteimitgliedern im Jahr 1925 steigt die Zahl 1929 auf 178‘000. Im Stillen zimmert ein gewisser Adolf Hitler an der Struktur „seiner“ Partei. Bei der Reichstagswahl 1930, wird die NSDAP mit 18,3% der Stimmen zweitgrösste Fraktion (von 12 auf 107 Sitze!). Auch die Kommunisten gewinnen zu ihren 54 Sitzen 23  weitere dazu. Die Mitteparteien verlieren zusehends an Prestige und Rückhalt. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass in Krisensituationen vor allem extremistische Parteien an Einfluss gewinnen.

Die Weltwirtschaftskrise führte auch zur Neuregelung der Reparationen (Young-Plan, 1929), ab 1931 werden keine Reparationen mehr gezahlt (Hoover-Moratorium), was die Alliierten in der Konferenz von Lausanne 1932 (im Vertrag von Lausanne) absegnen.


Aufgaben und Recherchen
Was versteht man unter den Begriff „Schwarzer Donnerstag?
Wieso betrifft der amerikanische Finanzkrise Europa in einem so starken Mass? Kannst du ähnliche aktuelle Fälle nennen?
Was hat diesen Wandel in der internationalen Finanzpolitik bewirkt?
Erkläre genau und in eigenen Worten, was der Grund für den „Schwarzen Donnerstag“ ist.
Was wäre aus diesem Vorfall zu lernen gewesen?
Welche direkten Folgen hat die Weltwirtschaftskrise auf Deutschland? Nenne mindestens drei!
Welche indirekten Folgen hat die Weltwirtschaftskrise auf Deutschland?
Welche Partei nimmt die Unzufriedenheit der Bürger auf?
Welche Folgen hat die Weltwirtschaftskrise auf den Versailler Vertrag?
Was beinhaltet der Young-Plan?
Wie heisst das Bild rechts? Welches Lebensgefühl spiegelt es wider? Wer war Karl Josef Weinmair?


 
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