Das Ende der Weimarer Republik und der Aufstieg der NSDAP
Nach dem Börsenkrach von 1929 ist nichts mehr, wie es einmal war. Die radikalen Parteien (die NSDAP [Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei], die KPD Kommunistische Partei Deutschlands] u.a.) schieben undifferenziert alle Schuld der Regierung in die Schuhe. Ab 1930 herrscht in Deutschland eine Dauerkrise. Seit 1925 ist Paul von Hindenburg Reichspräsident. Obwohl er Monarchist ist, leistet er den Eid auf die Weimarer Verfassung und wird ein von den demokratischen Parteien weitgehend anerkannter Präsident. Was den Mythos Hindenburg ausmacht, ist seine Rolle als Oberbefehlshaber der 8. Armee in der Schlacht von Tannenberg (Ende August 1914), in der die 2. russische Armee vernichtend geschlagen worden ist. Aber das liegt 11 Jahre zurück und Hindenburg ist 78 Jahre alt!

1930 beruft Hindenburg Heinrich Brüning (Bild links) zum neuen Reichskanzler. Dieser will auf der Grundlage von Notverordnungen die Finanzen neu ordnen und ein rigoroses Sparprogramm durchsetzen. Nachdem sein Gesetzesentwurf im Parlament abgelehnt wird, löst Hindenburg den Reichstag auf und ordnet Neuwahlen an. Die Notverordnungen Brünings setzt er aber noch durch seine Unterschrift als Reichspräsident in Kraft. Die Neuwahlen von 1930 bringen einen politischen Erdrutsch, die schon erwähnten (GS 3 / 1703) 107 Sitze für die Nationalsozialisten und die 77 für die Kommunisten. Brüning findet keinen Rückhalt mehr, obwohl er der fähigste Politiker im Reichstag ist. Er wird entlassen. Hindenburg setzt Franz von Papen, einen hohlköpfigen Kavallerieoffizier, und nach ihm Kurt von Schleicher ins Kanzleramt ein. Auch diese beiden Politiker finden im Parlament keine Mehrheit und sind ganz vom Wohlwollen des Reichspräsidenten abhängig, weshalb auch von einem Präsidialkabinett gesprochen wird. Hindenburg selber weist schon Zeichen von Senilität (Altersstarrsinn) auf und wird mehr und mehr die Marionette seiner Zöglinge. Er regiert mit praktisch diktatorischer Vollmacht. Das Recht dazu gibt ihm der Artikel 48 der Weimarer Verfassung, der dem Reichspräsidenten in Krisensituationen (und das ist offensichtlich eine) das Recht zuschreibt, Notverordnungen ohne das Parlament zu erlassen.

Zwischen 1930 und 1933 gibt es vier Reichstagswahlen, wobei der Reichstag jede Bedeutung verloren hat, weil die bürgerlichen Parteien so zerstritten sind, dass kein Konsens mehr möglich ist. Am 30. Januar 1933 ernennt Hindenburg auf Druck zahlreicher Gesinnungsfreunde aus dem Adel Adolf Hitler zum Reichskanzler, obwohl die NSDAP in den Wahlen 1933 nur 44% der Stimmen erhalten hat. Hitler sei eingebunden in die Regierung besser zu kontrollieren, meinen sie. Ein fataler Irrtum, wie sich schon bald erweisen wird. Hindenburg selber mag Hitler nicht. Ein Jahr zuvor hat er ihm noch das Kanzleramt verweigert. Abschätzig nennt er ihn den „böhmischen Gefreiten“. Hitler weiss das und es ärgert ihn, doch vorerst ist er weise genug, sich im Schatten des „grossen, alten Mannes“ zu halten.
Für Hitler beginnt die Zeit der Machtübernahme. Das ist phänomenal, denn Hitler ist nicht einmal deutscher Staatsbürger. Er hat zwar für Deutschland gekämpft und es zu bescheidenen militärischen Ehren gebracht, das hat ihm aber nicht gereicht, Deutscher zu werden. Die Österreicher wollen ihn auch nicht zurück -, er ist eigentlich staatenlos.
Hitler, der nicht einmal die Realschule abgeschlossen hat, ist politisch kein unbeschriebenes Blatt. Seit 1919 ist er die Nummer 505 (nicht die Nummer 7, wie er selber vorgibt) der DAP [Deutsche Arbeiterpartei], die später (1920) in die NSDAP übergeht. Allerdings wird die Zählung damals bei 500 begonnen, um eine höhere Mitgliederzahl vorzutäuschen. 1921 übernimmt er die Parteiführung der NSDAP mit praktisch diktatorischen Vollmachten und baut die Organisation für seine Zwecke um. Aber noch steht die SA [Sturm-Abteilung, eine Art paramilitärische Schutztruppe der NSDAP] unter der Leitung seines Parteifreundes Ernst Röhm und dieser ist auch nicht ganz ohne politische Ambitionen. 1923 versucht Hitler mit dieser „Privatarmee“, der SA, in München einen Putsch (Bürgerbräu-Putsch). Ein Hilferuf geht nach Berlin. Die Reichswehr erhält den Befehl, den Aufstand niederzuschlagen. Hitler wird gefangen genommen, des Hochverrats angeklagt und zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt. Dieses Ereignis fördert den Bekanntheitsgrad Hitlers massiv und er weiss das zu nutzen. Nach 9 Monaten ist er wieder frei. In Gefangenschaft hat er den ersten Teil seines Buches „Mein Kampf“ verfasst, sein „Parteiprogramm“. Mitten in der Wirtschaftskrise nimmt Hitler mit seiner SA den Kampf gegen die Kommunisten auf und versucht, die NSDAP als Partei zu positionieren, die die Interessen der Arbeiterschaft wahrnimmt. Viele, vor allem auch junge Leute, glauben seinen Versprechungen und glauben, dass er der Mann sei, der Deutschland aus der wirtschaftlichen Misere herauszuführen könne.

Aufgaben und Recherchen
Wieso ist die Zeit vor und nach dm Börsenkrach (wann war der schon wieder?) eine schwere Zeit für die Weimarer Regierung, deren Ende sich schon abzeichnet?
Was versteht man unter dem Begriff „Präsidialkabinett“?
In einem Fall beweist Hindenburg durch einen genialen Schachzug, dass er die Fäden in der Hand hält. Um was geht es? Auf welchen Artikel stützt er sich, was heisst das konkret?
Wie ist der Aufstieg der Nationalsozialisten und Kommunisten im Reichstag zu erklären?
Hindenburg ist ein deutsches Monument. Womit hat er sich diesen Ruf erworben, was kratzt aber im Moment (ab 1930) massiv (wenn auch nur verborgen) an seinem Image?
Interpretiere das Bild auf der Textseite. Wen zeigt es und was zeigt es? Was geschieht hier? Was denken die Protagonisten wohl, was der Soldat (das Volk) im Hintergrund?
Hitler kämpfte als Gefreiter im ersten Weltkrieg. Er wurde an der Westfront schwer verwundet. Er erhielt 1914 das Eiserne Kreuz 2. Klasse und 1918 das Eiserne Kreuz 1. Klasse.
Was lässt sich daraus über seine militärischen Leistungen ableiten? Recherchiere über die Bedeutung des Eisernen Kreuzes!
Portfolioauftrag:
Mit Hitler erscheint ein neuer Mann auf der politischen Bühne, der noch in einem wahrhaft erschreckenden Sinn Geschichte schreiben wird. Wer ist er? Suche im Internet eine Biografie zu diesem Mann, lege sie deinen Unterlagen für die Geschichte bei. Schreibe dir auf ein separates Blatt stichwortartig die wichtigsten Ereignisse und Stationen der frühen Jahre dieses Mannes (bis zum Bürgerbräu-Putsch und seinen Folgen)! Dabei müssen dir die wichtigsten geschichtlichen Abläufe und Hintergründe für seinen Aufstieg klar werden. Inwiefern sind diese frühen Ereignisse massgebend für das, dass es später überhaupt „soweit kommen“ konnte?