Mit seiner Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 hat Hitler den ersten entscheidenden Schritt zur Machtübernahme gemacht. Seine Gefolgsleute feiern das mit einem eindrücklichen Fackelzug. Hunderttausende marschieren bis in die späte Nacht im Takt von Marschmusik und unter frenetischem Jubel an der Reichskanzlei in Berlin vorbei. Hitler ist gerührt, Hindenburg auch. Es ist, wie wenn die Nation neu erwachen würde.
In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar geht ein Aufschrei durch Deutschland: „Der Reichstag brennt!“ Heute gilt es als sicher, dass die Nationalsozialisten selber den Brand geplant und gelegt haben. Für Hitler ist es der Anlass, Hindenburg aufzufordern, zum „Schutz von Volk und Staat“ die verfassungsmässigen bürgerlichen Freiheitsrechte ausser Kraft zu setzen. Nun kann Hitler die Jagd auf alle beginnen, die nicht das nationalsozialistische Gedankengut teilen, vorab Kommunisten, Sozialdemokraten und sein „neuer Feind“, die Juden...
Hitler weiss, dass er zur Durchsetzung des Ermächtigungsgesetzes 2/3 der Reichtagsstimmen braucht. Er weiss auch, dass er mit den Deutsch-Nationalen zusammen es höchstens auf 50% der Stimmen bringt. So lässt er unter der Anschuldigung, die Kommunisten hätten den Reichstagsbrand verursacht, ihre 81 Stimmen für ungültig erklären. SA-Leute nehmen einige sozialdemokratische Abgeordnete vorübergehend in „Gewahrsam“. So gelingt es Hitler, an diesem denkwürdigen „Tag von Potsdam“ (21. März 1933) das Ermächtigungsgesetz „legal“ durch den Reichstag zu bringen. Auf Grund dieses Gesetzes veranlasst Hitler 1933/34:
- Verbot aller politischer Parteien ausser der NSDAP
- Verbot der Gewerkschaften und Einzug deren Vermögen
- Absetzung der Länderregierungen
- Absetzung des Reichsrates
- Die „Säuberung Deutschlands“, d. h. Verfolgung von Kommunisten, Schikanen gegen Juden und andere politischen Gegner
An der Seite Hitlers ist der rührige und äusserst effiziente Propagandaminister Joseph Goebbels, Hermann Göring als „Mann fürs Grobe“ und Gründer der Gestapo [Geheime Staatspolizei] und Heinrich Himmler, Chef der SS [Sturmstaffel], die als „Privattruppe“ Hitlers die SA ablöst.
1933 entstehen in Berlin erste Sammellager, wo politische Feinde oder was dafür gehalten wird, zu Tode gefoltert werden. Das erste Konzentrationslager ist Dachau bei München und wird am 30. März 1933 geöffnet. Am 30. Juni 1934 eliminiert Hitler seinen einstigen Freund Ernst Röhm und andere SA-Führer (in der Nazi-Propaganda: „Röhm-Putsch“, geschichtlich eher „Nacht der langen Messer“), die ihm zu mächtig geworden sind. 191 Opfer sind namentlich bekannt, die Säuberungswelle macht aber auch vor Unschuldigen nicht Halt.

Im September 1935 versammelt sich der Reichstag in Nürnberg. Hier wird offiziell die Hakenkreuz-Fahne als Reichsfahne eingeführt. Weiter wird im Reichsbürgergesetz festgehalten, dass Reichsbürger nur werden kann, wer deutschen oder artverwandten Blutes ist. Ehen zwischen Juden und „Ariern“ sind fortan verboten. Juden müssen zwar noch keinen Stern tragen, dürfen aber fortan nur noch die jüdischen Farben (blau-weiss) zeigen. Der Boden für die systematische Judenverfolgung ist bereitet. Der Film des Parteitages erscheint in allen Kinos und löst z. T. einen wahren Massentaumel aus und begründet den neuen Führerkult (Zusatztext und Bild unten).
Erste Übergriffe auf Juden passieren schon in der Folge des Reichstagsbrands. Doch es gelingt Hitler an den Olympischen Spielen 1936 in Berlin noch einmal, den Schein eines weltoffenen, völkerverbindenden nationalsozialistischen Deutschlands aufrecht zu erhalten. Zum ersten Mal wird die olympische Fackel in einer Staffel von 3075 Läufern über 3075 km vom Olymp in Griechenland zum Austragungsort getragen.
Aufgaben und Recherchen
Welches ist das erste entscheidende Datum für Hitlers Machtübername und welches Ereignis ist gemeint?
Hitler ist nicht neu in der politischen Szene. Nenne mindestens drei Ereignisse, die auf der politischen Laufbahn Hitlers dem oben gemeinten Ereignis vorausgehen.
Welches Ereignis fällt auf den 27./28. Februar 1933? Die Natioalsozialisten sollen es selber ausgelöst haben. Was ist die Idee dahinter?
Was fehlt Hitler auf dem Weg zur Verwirklichung seines Plans und wie erreicht er das?
Als was geht der denkwürdige Tag der Durchsetzung des Ermächtigungsgesetzes in die Geschichte ein? Welche Bedeutung hat er für die Karriere Hitlers?
Nenne mindestens drei Folgen des 21. März 1933!
Wie heissen die drei Männer, die an der Seite Hitlers dessen Einfluss wesentlich stärken werden? Nenne deren Namen und Funktion und ergänze diese Angaben durch einige biographische Daten! (Separates Blatt; R)
Biographische Daten auf separatem Ausdruck
Was ist ein Konzentrationslager, wo finden wir und in welchem Zusammenhang das erste? Wo entstand unter wem das erste Konzentrationslager in Deutschland und wie hiess es.
Wo findet der Reichstag von 1935 statt, was beschliesst er und welche Folgen hat er?
Zusatztext:
"Triumph des Willens" ist ein propagandistischer Dokumentarfilm über den NSDAP-Reichsparteitag 1934 und gilt als eines der einflussreichsten Werke der Regisseurin Leni Riefenstahl. Der Film enthält Bildmaterial vom Parteitag mit seinen Paraden und Aufzügen sowie zahlreiche Auszüge aus Reden verschiedener Nazi-Führer während des Parteitags, unter anderem von Adolf Hitler. Hitler selbst unterstützte den Film und erschien im Abspann als inoffizieller leitender Produzent. Das vorrangige Thema ist die Rückkehr Deutschlands als Großmacht mit Hitler als heilbringendem Führer. Der Titel ist eine Anlehnung von Friedrich Nietzsches Schlagwort vom „Willen zur Macht" Triumph des Willens wurde 1935 veröffentlicht und wurde schnell zu einem der bekanntesten Beispiele für Propagandafilme. Riefenstahl verwendete einerseits relativ neuartige Techniken wie bewegte Kameras, Teleobjektive und Luftaufnahmen, doch setzte sie auch gekonnt bewährte Mittel ein wie die suggestive Untermalung mit Musik, schnelle Schnitte und raffinierte Bildmontagen, was schließlich Triumph des Willens zu einem moralisch zwar zweifelhaften, filmgeschichtlich und ästhetisch dennoch bedeutsamen Film machte. Riefenstahl gewann mehrere Preise in Deutschland, aber auch in den USA, Frankreich, Schweden und anderen Ländern. Bereits 1937 wurde Riefenstahl für diesen Film während der Weltausstellung in Paris mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Das Werk beeinflusste mit seiner Ästhetik nach dem 2. Weltkrieg Spielfilme, Dokumentarfilme bis hin zur Werbung und warf damit immer wieder die Frage nach der Trennlinie zwischen Kunst, Politik und Ethik auf.
