GS 4 - 1811a Zusatzmaterial - Widerstand im Innern I - Homepage Werner Keller 2016

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GS 4 - 1811a Zusatzmaterial - Widerstand im Innern I

GESCHICHTE > Zweiter Weltkrieg


DER ZWEITE WELTKRIEG   GS 4 - 1811a

Zusatzthemen - Der Widerstand im Innern I
– Johann Georg Elser und Helmuth James Moltke

Es ist nicht so, dass es überhaupt keinen Widerstand gegen Hitler gegeben hätte. Schon 1921 wird anlässlich einer politischen Hetzrede auf Hitler geschossen. Der Schütze kann unerkannt in der Menge untertauchen, Hitler bleibt unverletzt. 39 Attentatsversuche sind zwischen 1921 und 1944 einwandfrei dokumentiert, auch wenn die Attentäter selber nicht immer bekannt sind. Einige der Menschen, die sich gegen das menschenverachtende Regime Hitlers gewehrt haben, werden wir hier nennen, andere müssem leider ungenannt bleiben.

Der Widerstand gegen Hitler und die NSDAP ist anfangs (ab 1933) vor allem ein Widerstand der kommunistischen Arbeiterschaft gegen den Verlust ihrer politischen Rechte. Mit dem Inkrafttreten des Ermächtigungsgesetzes 1933 schwindet auch der letzte Rest von Demokratie und Parteipolitik. Es ist der Beginn der nationalsozialistischen „Gleichschaltung“. Jeder und alles hat sich dem Diktat Hitlers zu unterwerfen. Der Widerstand ist - gemessen an der Zahl der Mitläufer - klein, aber es gibt ihn, auch wenn es enorm gefährlich ist, sich gegen die Nationalsozialisten zu stellen.  Wer nicht mit den Nazis mitzieht, gilt als „antideutsch“ und wird brutal und systematisch verfolgt, oft verliert er letztlich sein Leben. Zu Hilfe kommt den Anhängern Hitlers, dass die SS längst schon polizeiliche Funktionen übernommen hat und über das Leben der Bürger sehr gut Bescheid weiss. Später ist es die Gestapo (geheime Staatspolizei), die diese Aufgabe der Bürgerüberwachung übernehmen wird.

Roland Freisler, der Vorsitzende des Reichsgerichtshofes (Bild links, in der Mitte), ist massgeblich an der Verschärfung der Rechtssprechung gegen Regimekritiker beteiligt. Er wird bis Kriegsende unzählige Leute wegen „Feindbegünstigung“ und/oder „Wehrmachtszersetzung“ in den Tod schicken. Schon das Hören „feindlicher Sender“ konnte mit dem Tod bestraft werden. Begnadigungen gibt es nur durch Hitler persönlich und dieser spricht kaum welche aus.

1939 entkommt Hitler einem Bombenanschlag im Münchner Bürgerbräukeller, weil er für einmal eine wesentlich kürzere Rede hält, als gewohnt. Hitler ist schon auf dem Weg nach Berlin, als der Sprengsatz des Tischlers Johann Georg Elser (Bild rechts) explodiert. Elser hofft, mit der Auslöschung der Führungsspitze eine Ausweitung des Krieges verhindern zu können. Nach dem Anschlag machen Geschichten die Runde, der britische Geheimdienst stehe hinter dem Anschlag oder die Nationalsozialisten hätten den Anschlag selber inszeniert, um Hitlers „Unverletzbarkeit“ zu demonstrieren. Jedenfalls wird Elser zwei Tage später bei seiner Flucht in die Schweiz gestellt und verhaftet und während des Verhörs gefoltert. Er wird schliesslich nicht direkt abgeurteilt, wie sonst üblich in solchen Fällen, sondern als „Schutzhäftling“ ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, wo er auf seine Verurteilung warten soll. 5 Jahre, bis zum Februar 1945, bleibt Elser in Isolationshaft, weil die Nazis Beweise für eine englische Verschwörung suchen, die es nicht gibt. Während der ganzen Zeit bekennt sich Elser zum „Tyrannenmord“. Im April 1945 wird Elser auf Geheiss Hitlers von einem SS-Oberscharführer im KZ Dachau durch einen Genickschuss ermordet. Dass sein damaliger Anschlag auch acht Unschuldigen das Leben gekostet hat, wird ihm später zum Vorwurf gemacht.

Nach dem Beginn des Krieges (Polenfeldzug) sind sich alle einig, dass Hitler nur noch durch einen Staatsstreich oder ein Attentat gestoppt werden kann. Diejenigen, die die Möglichkeit dazu gehabt hätten, die Generäle, verwerfen jedoch angesichts des unglaublichen Druckes diesen Plan bald wieder und machen bei Hitlers Plänen mit. Als sich dann die anfänglichen Erfolge mit den Blitzsiegen über Polen und Frankreich einstellen, verstummen auch die letzten Kritiker in der Militärführung. Hitler, der militärische „Niemand“, hat sich durchgesetzt und im Heer massiv an Ansehen gewonnen. Die Schmach des Ersten Weltkrieges ist getilgt, die Militärs träumen von einen „Welt-Blitzkrieg“. Alles scheint möglich geworden zu sein.

Es sind ganz wenige, die immer noch gegen Hitlers Machtpolitik vorzugehen gedenken. Einer von ihnen ist Helmuth James Graf von Moltke (Bild rechts), der in einer Expertenposition im Nachrichtendienst der Wehrmacht arbeitet. Moltke verbindet eine enge Freundschaft mit Peter Graf Yorck von Wartenburg. Um sie bildet sich bis Moltkes Verhaftung im Januar 1944 eine für eine Widerstandsbewegung ansehnliche bürgerlich-zivile Gruppe von rund 150 Gleichgesinnten, der „Kreisauer Kreis“. Die Kerngruppe umfasst ca. 20 Leute, dazu kommen viele Sympathisanten, die sich aber nur in kleinen Gruppen treffen und der Gestapo lange Zeit verborgen bleiben. Aus dem gleichen Kreis wird später auch Moltkes Cousin Claus Graf Schenk von Stauffenberg in den aktiven Widerstand gegen Hitler einsteigen, wie das auch viele Mitglieder des Kreises nach der Verhaftung Moltkes tun.

Moltke ist ein religiöser Mensch. Er lehnt zwar den Nationalsozialismus ab, aber ein Anschlag auf Hitler kommt für ihn auch nicht in Frage. Als privater Anwalt hilft er auch Juden, so weit er kann. Gegen völkerrechtswidrige Befehle erhebt er seine Stimme. 1944 wir er von der Gestapo verhaftet und 1945 dem Volksgerichtshof zugeführt. Da ihm angesichts der Beweislage keine direkte Beteiligung an einem Staatsstreich vorgeworfen werden kann, wirft ihm Roland Freisler vor, über ein "sich auf sittliche und demokratische Grundsätze zurückbesinnendes Deutschland in einer Zeit nach Hitler" nachgedacht zu haben, was ebenfalls ein todeswürdiges Verbrechen sei. Moltke wird im Januar 1945 zum Tod verurteilt und zwölf Tage später in Plötzensee erhängt. In einem Brief an seine Söhne schreibt er: „Seitdem der Nationalsozialismus zur Macht gekommen ist, habe ich mich bemüht, seine Folgen für seine Opfer zu mildern und einer Wandlung den Weg zu bereiten. Dazu hat mich mein Gewissen getrieben und schliesslich ist das eine Aufgabe für einen Mann.“




 
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