GS 4 - 1812b Zusatzmaterial - Die jüdische Tragödie II - Homepage Werner Keller 2016

Suchen
Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

GS 4 - 1812b Zusatzmaterial - Die jüdische Tragödie II

GESCHICHTE > Zweiter Weltkrieg


DER ZWEITE WELTKRIEG  GS 4 - 1812b

Zusatzthemen - Die jüdische Tragödie II
... am Beispiel Anne Frank

Anne Frank ist die Tochter wohlhabender jüdischer Eltern und wird 12. Juni 1929 in Frankfurt geboren. 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland wandert der Vater, wie viele Juden, die noch können, nach Holland aus und wird Direktor der holländischen Niederlassung der Firma Opekta. Von 1934 bis 1942 verlebt Anne eine relativ sorgenfreie Schulzeit, obwohl deutsche Truppen schon 1940 in die Niederlande einmarschieren.

Am 9. Juli 1942 muss die Familie Frank untertauchen, um den systematischen Verfolgungen und Deportationen von Juden durch die Deutschen zu entgehen. An Flucht ist nicht mehr zu denken. Die Familie Frank wird mit vier weiteren Menschen im Hinterhaus des väterlichen Geschäfts in der Prinsengracht 263 von den holländischen Angestellten der Firma versteckt und versorgt. Zu ihrem 13. Geburtstag bekommt Anne ein Tagebuch geschenkt, das sie am 14. Juni mit ihrem ersten Eintrag versieht. Es wird Anne durch die schwierige Zeit begleiten, wird ihr treuster Begleiter werden, dem die alle ihre Erlebnisse, Sorgen, Nöte, Hoffnungen und Einsichten anvertraut und so zu einem einzigartigen Zeitzeugnis wird, das wunderbarerweise auch ihren Tod überlebt hat und der Nachwelt Einsichten in das Erleben und Denken eines erstaunlich reifen Teenagers hinterlässt, packend und rührend zugleich, nüchtern, offen, ohne Selbstmitleid mit den Hoffnungen und Träumen eines jungen Mädchens, dem man die wertvollsten Jahre seiner Jugend geraubt hat. Ein Einzelschicksal, das aber stellvertretend für das Schicksal Tausender steht.

Anne dokumentiert das Leben im Versteck, ebenso wie tagespolitische Ereignisse. Das Zusammenleben von acht Menschen auf engstem Raum und die sich daraus ergebenden Konflikte schildert sie ebenso wie ihre eigenen Krisen. Anne ist ausgeglichener als alle anderen; nur selten beklagt sie sich: “Heraus, heraus”; “Ich habe Sehnsucht nach Luft und Lachen”; “Ich fühle mich wie ein Singvogel, dem man die Flügel beschnitten hat, der im Dunkel gegen die Stangen eines engen Käfigs anfliegt.”



Am 4. August 1944 wird das Versteck entdeckt, sie sind von Nachbarn verraten worden. Alle Untergetauchten werden nach Auschwitz verschleppt. Die Familie wird auseinandergerissen, die Frauen von den Männern getrennt. Frau de Wiek, die bis zum Schluss mit Anne zusammen gewesen ist, berichtet: “Ihre Lustigkeit war verschwunden, aber sie war noch immer lebhaft und lieb, und mit ihrer reizenden Art erreichte sie manchmal etwas, worauf wir anderen schon längst nicht mehr hofften.” Es gelingt Anne im Konzentrationslager, Kaffee zu organisieren und Männerunterhosen gegen die Kälte. Am 30. Oktober findet eine erneute Selektion statt: Nackt stehen die Frauen vor dem Arzt; die noch Kräftigen kommen nach Bergen-Belsen, die andern direkt in die Gaskammern. Nach der mörderischen Brutalität in Auschwitz erleben die Frauen in Bergen-Belsen das nackte Entsetzen: Unzählige Leichen liegen herum. Durst, Hunger, Kälte, Ungeziefer und Krankheit bestimmen den Tag und die Nacht. Zuerst stirbt die Mutter, nach ihr die Schwester, und im März 1945 stirbt, mit fünfzehn Jahren, auch Anne Frank an Typhus, einige wenige Wochen vor der Befreiung des KZs durch die alliierten Truppen (Bild unten: Befreite Häftlinge tragen die Toten zusammen).



1947 veröffentlicht der Vater, der als Einziger der Familie überlebt hat, das Tagebuch seiner Tochter in Amsterdam. Das Buch wird in 55 Sprachen übersetzt und findet grosse Resonanz bei erwachsenen wie auch bei jugendlichen Lesern. 1955 wird die einzigartige Lebensgeschichte als Theaterstück publiziert und ein Jahr später in Berlin auf Deutsch aufgeführt. 1959 wird der Stoff erstmals verfilmt. Zweifel an der Authentizität des Tagebuches sind längst widerlegt, trotzdem soll es noch unveröffentlichte Passagen geben.


Anne-Frank-Haus                       aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Amsterdam, Prinsengracht 263 und 265 (März 2009); Links ehemals Opekta, rechts Keg’s Koffiehandel, vom Tagebuch bekannt und heute Teil des Museums, Das Anne-Frank-Haus (niederländisch Anne Frank Huis) ist ein Museum, das dem jüdischen Holocaust-Opfer Anne Frank gewidmet ist. Es besteht seit dem 3. Mai 1960 im Haus Prinsengracht 263–267 in Amsterdam.

Geschichte des Hauses

Das Haus Prinsengracht 263 wurde – ebenso wie das Gebäude nebenan mit der Nummer 265, das später vom Museum gekauft wurde – 1635 von Dirk van Delft gebaut. Die Fassade an der Kanal-Seite entstand bei einer Renovierung im Jahr 1740, als der rückwärtige Anbau abgerissen und durch den heutigen, grösseren Anbau ersetzt wurde. Das Haus war ursprünglich eine private Residenz und später ein Lagerhaus. Im 19. Jahrhundert waren im vorderen Teil mit seinen weiten, stallartigen Türen Pferde untergebracht. Anfang des 20. Jahrhunderts bezog ein Hersteller von Haushaltswaren das Gebäude. Ihm folgte 1930 eine Produzent von Klavier-Rollen, der den Besitz 1939 aufgab.

Das Haus und die Familie Frank

Am 1. Dezember 1940 zog Anne Franks Vater Otto Frank mit den Firmen Opekta und Pectacon vom Singel-Kanal in die Prinsengracht 263. Das Erdgeschoss bestand aus drei Teilen. Vorne befanden sich das Lager und der Lieferanten-Eingang, dahinter die Gewürzmühlen und im hinteren Teil das Lager, in dem die Güter für den Handel verpackt wurden. Auf der ersten Etage befanden sich die Büroräume von Frank und seinen Angestellten: Miep Gies, Bep Voskuijl und Johannes Kleiman vorne, Victor Kugler in der Mitte und Otto Frank selbst hinten.

Das Hinterhaus ist die rückseitige Verlängerung des Gebäudes. Es war auf allen vier Seiten durch andere Häuser vor Blicken geschützt, wodurch es während der Zeit der deutschen Besetzung und Judenverfolgung zu einem geeigneten Versteck für die Franks und ihre Freunde wurde. Acht jüdische Personen lebten während der zwei Jahre und einen Monat lang auf weniger als 50 Quadratmetern in abgedunkelten Räumen: neben Otto Frank und seiner Frau Edith Frank-Holländer die beiden Kinder Margot und Anne, Hermann und Auguste van Pels mit ihrem Sohn Peter sowie Fritz Pfeffer. Anne Frank schrieb in dieser Zeit mehrere Tagebücher. Sie wurden verraten und am 4. August 1944 von der deutschen Gestapo verhaftet und deportiert. Nach der Verhaftung räumten die Gestapo-Beamten das Versteck und nahmen Kleidung, Möbel und persönliche Gegenstände als Eigentum der Regierung mit, das sie an ausgebombte Familien in Deutschland verteilten. Miep Gies und Bep Voskuijl konnten jedoch unter anderem die Tagebücher der Anne Frank retten.

Nachkriegsgeschichte bis zur Gründung des Museums

Bereits kurz nach der Veröffentlichung des Tagebuchs der Anne Frank kamen die ersten Besucher, die von den Angestellten, die der Familie Frank geholfen hatten, informell durch die Räume geführt wurden, die vormals als Versteck gedient hatten. 1955 wurde der gesamte Block nach dem Umzug der Firma Opekta an einen Immobilienmakler verkauft, der die Häuser abreissen wollte, um an der Stelle eine Fabrik zu bauen. Am 23. November 1955 startete die niederländische Zeitung Het Vrije Volk eine Kampagne, um das Haus zu erhalten und als geschützten Grundbesitz einzutragen. Am Tag des geplanten Abrisses protestierten die Vertreter der Kampagne vor dem Haus und erreichten einen Vollstreckungsschutz. 1957 überschrieb der damalige Besitzer, eine Mantelfabrik, das Haus als Zeichen des guten Willens der von Otto Frank und Johannes Kleiman am 3. Mai 1957 neu gegründeten Anne-Frank-Stiftung. Mit den so freigewordenen Spendengeldern kaufte die Stiftung anschliessend das Nachbargebäude Nr. 265. Das Versteck blieb so zur Besichtigung unverändert erhalten, während die benachbarten Häuser abgerissen wurden.

Das Museum

In den Vorderhäusern wurde 1960 ein Museum über die nationalsozialistische Verfolgung und Unterdrückung eingerichtet, das mehrfach – unter anderem 1970 und 1999 – renoviert und vergrössert wurde. Prinsengracht 263 ist das alte Opekta-Gebäude (1940–1955), rechts davon (mit Stufen) Haus 265, Keg’s Koffiehandel, vom Tagebuch bekannt, und heute auch Teil des Museums. Die alten Häuser bis zur Ecke wurden während der 1950er Jahre abgerissen und durch Neubauten ersetzt. In Haus Nummer 267 befindet sich der heutige Museumeingang; auch die Postanschrift des Museums lautet so. Man geht innen durch Haus 265 ins alte Gebäude 263. Die Räume im Hinterhaus, die als Versteck dienten, blieben auf Wunsch Otto Franks unmöbliert. Einige persönliche Dinge sind noch zu sehen: Anne Franks Sammlung von Fotos berühmter Filmstars, die Tapete, auf der Otto Frank das Wachstum seiner Töchter markierte und eine Karte, auf der er den Fortschritt der Alliierten im Zweiten Weltkrieg festhielt. Von dem kleinen Raum, in dem damals Peter van Pels lebte, führen Gänge in die ebenfalls von der Stiftung erworbenen Nachbarhäuser. Dort werden neben den Tagebüchern diverse Ausstellungen präsentiert, die verschiedene Aspekte des Holocaust und aktuelle Fälle von rassistischer Intoleranz dokumentieren.



 
Copyright 2015. All rights reserved.
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü