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Impaktite I

METEORITENKUNDE > Impaktkrater und Impaktite > Impaktite

Shattercones (Strahlenkegel) aus dem Zentralberg des Serpent Mound Kraters (aus meiner Sammlung). Diese beiden Steine sind je die Hälfte eines einzigen Steins, die beiden sichtbaren Oberflächen passen genau aufeinander und zeigen schön, wie sich die Druckwellen des Meteoritenimpakts im Stein verbreitet haben.


Wunderschöner Shattercone aus dem Zentralberg des Serpent Mound Kraters (aus meiner Sammlung). Noch schöner als im ersten Beispiel sind die radial verlaufenden Strahlen im Stein sichtbar.

Weiterer Strahlenkegel vom Serpent-Mound (Ohio / USA) aus meiner Sammlung.


Der Serpent-Mound ist der grösste und berühmteste Mound (künstlicher Hügel) der Vereinigten Staaten, er ist Kulturpark, Ausflugsziel, Touristenattraktion und Weltkulturerbe.



Impaktite I

Als Impaktite bezeichnen wir Gesteine, die durch Meteoriteneinschläge verändert (pulverisiert, brekziert (zertrümmert), gestaucht, metamorphisiert (physikalisch umgewandelt...) wurden, irdische Gesteine, die sich mit Meteoritenmaterial vermischt haben, teilweise aufgeschmolzen wurden, Phasen von Hitze- und Druckmetamorphose durchlaufen haben... Prinzipiell sind auch die Tektite Impaktite, da ich ihnen aber bei der "Einteilung der Meteoriten" ein eigenes Kapitel gewidmet habe, möchte ich hier auf andere Formen von Impaktiten zu sprechen kommen.

Impaktite können in relativ grober Form in der Nähe vom Kraterrand auftreten, sie können in feinerer Form über hunderte und tausende Kilometer vom Krater weggeschleudert worden sein. Ein Indiz für Ablagerungen meteoritischen Ursprungs sind erhöhte Konzentrationen an Iridium. Dieses Element ist in Meteoriten häufig anzutreffen, auf der Erde aber sehr selten.

Shattercones (Strahlenkalke) gehören zu den spektakulärsten Impaktiten. Sie sind meist konisch geformte Strukturen von einigen Zentimetern bis zu mehreren Metern Länge im Gestein, die feine, radiale Streifen (Striae) aufweisen, welche zum Zentrum des Impaktes hin (bzw. von diesem weg) zeigen. Sie sind entstanden durch die Druckwellen des Impaktkörper beim Einschlag die Gesteinsmassen des Erdbodens.

Eine für mich wunderbare Erfahrung ist, dass ich durch Meteoriten oder natürlich auch durch Impaktite (Impaktgesteine) nicht nur mit dem Kosmos, sondern auch mit unserer Erde, der Erdgeschichte und sehr oft auch mit der Geschichte ihrer Bewohner in Kontakt stehe. Fällt ein Meteorit oder wird einer gefunden, setze ich mich natürlich auch mit der geographischen Umgebung auseinander, in der der Fall oder Fund stattgefunden hat. Ein solches Stück in der Hand zu halten, ist dann schon (fast) wie persönlich dort zu sein. Oft drängen sich auch geschichtliche Bezüge auf. Wer denkt bei 1492, dem Jahr des Falls des Meteoriten von Ensisheim, nicht sofort an Christoph Kolumbus? Und tatsächlich wurde schon kurz nach dem Ereignis eine Verbindung zwischen den beiden Ereignissen gesucht. Allerdings konnte sich die Annahme, der Meteorit sei in dem Moment gefallen, als Kolumbus in der Neuen Welt Land entdeckte, anhand der Aufzeichnungen im Bordbuch Kolumbus' nicht halten.

Viele Meteoriten, die mit Menschen in Berührung gekommen sind, haben eine eigene Geschichte, die oft so spannend ist, wie der Meteorit selber. Immer wieder galten Meteorite oder Impaktkrater einheimischen Völkern als heilig, einerseits als Ort spiritueller Praktiken, andererseits mit einem Tabu belegt, geheimnisvoll, ja, gefährlich. Es ist auch ziemlich wahrscheinlich, dass der Ausspruch der Gallier, das Einzige was sie fürchteten sei, dass ihnen der Himmel auf den Kopf falle, seinen Ursprung in der Erfahrung eines Meteoritenfalls gehabt hat.

 
Impaktite aus dem Serpent Mound-Krater, Adams County - Ohio


Die Adena waren als Waldland-Indianer Jäger und Ackerbauern. Pfeil und Bogen kannten sie nicht, ihre Jagdwaffe war der Atlatl, ein meisterhaft mit einem Wurfholz geschleuderter Speer. Ausserdem kannten sie den Tabak, was diverse gefundene Pfeifenköpfe aus Speckstein und Keramik belegen, die dieser Kultur zugeordnet werden. Sie sind in Form von Pflanzen, Tieren, ja sogar Menschen geschnitzt. Die Grabhügel der Adena weisen eine beachtliche Höhe bis zu 25 m auf. Fische, Kürbisse und Kerne von Sonnenblumen standen ebenfalls auf ihrem Speiseplan, in späterer Zeit kam dann auch der Mais dazu.

Der Sepent Mound ist ein künstlicher Hügel von 360 m Länge, 6 m Breite und 1,5 m Höhe. Er hat die Form einer Schlange mit sieben Windungen, der Schwanz ist noch in drei Spiralwindungen eingerollt. Am Kopf scheint sie ein Ei im Mund zu halten. Mounds (künstliche Erdhügel) gibt es weitere gut 50 in allen Gegenden der USA. Oft handelt es sich um Grabhügel. Auch beim Serpent Mound finden sich Grabhügel, aber nicht in der Schlange selbst. Sie scheint kultischen Zwecken gedient zu haben, oft werden ihre Windungen auch als astronomische Markierungen gedeutet. Gesichert ist das aber nicht, zumal bei der Restauration dieser Stätte noch etwas "nachgebessert" wurde. Der Mound dürfte 1'000 - 3'000 Jahre alt sein und auf eine der frühen präkolumbianischen Kulturen zurückgehen. Die im Zeitraum von 1000 vor Christus bis 1200 nach Christus im Osten der heutigen Vereinigten Staaten lebenden Völker nennt man Moundbuilders. Wenig ist über sie bekannt. Die meisten Funde sind stark verwittert. Es wird jedoch allgemein angenommen, dass die Adena-Kultur den Great Serpent Mound erbaut hat. Ihre Blütezeit war um 100 v. Chr. Der Great Serpent Mound wurde 1846 von Ephraim G. Squier und Edwin H. Davis während einer Landvermessung entdeckt und anschliessend umfassend dokumentiert.

Der Sepent Mound - nun geht wieder der Meteoritensammler mit mir durch - liegt innerhalb einer Impaktstruktur (Cryptoexplosion Structure), die einen Durchmesser von gut 8 km aufweist und zur Hauptsache in Adams County liegt. Der ursprüngliche Krater ist fast komplett erodiert. In der Satellitenaufnahme ist, wenn man sich Mühe gibt, die Kraterstruktur noch zu erkennen, vor allem der östliche Ringwall, der heute von einem Wald eingesäumt wird (siehe Bild unten) ist noch gut sichtbar. Innerhalb dieser Ringstruktur sind vielfache geologische Strukturen auffindbar (Shattercones, Brüche, Umschichtungen...) die auf eine Explosion hinweisen, deren Ursache unbekannt ist (deshalb "Cryptoexplosion"). Heute gehen Forscher aber davon aus, dass es sich um eine Impaktstruktur handelt, die auf einen Meteoriteneinschlag vor rund 300 Millionen Jahren zurückgeht. Dabei hat sich ein komplexer Krater mit einem Zentralberg gebildet, aus dem auch die nebenstehenden Shattercone-Proben stammen. Bei diesem Impakt  wurde das Grundgestein um ca. 300 m angehoben,



Der gut 300 Millionen Jahre alte Serpent Mound-Krater in Ohio aus der Satellitenperspektive. Das A markiert die Stelle im Krater, wo sich heute die Kultstätte aus der Adena-Zeit befindet. (Quelle: Google World).








 
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