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Impaktite II

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Bunte Brekzie aus dem Rochechouart-Krater in Frankreich (aus meiner Sammlung).

Impaktprekzie aus den Gardnos-Krater in Schweden (aus meiner Sammlung).

links: Coconino Sandstein (Barringer Krater, Arizona), rechts: Iron Shale (Barringer Krater, Arizona)


Sphärulen aus dem Kraterboden rund um den Barringer Krater in Arizona.



Impaktite II

Die Geologie von Impaktkratern ist eine eigenes und nicht leicht zu begreifendes Fachgebiet. Impaktkrater nachzuweisen und sie altersmässig einzuordnen gleicht einer akribischen Detektivarbeit und verlangt grosse Fachkenntnis. Bevor aber diese Abklärungen nicht abgeschlossen sind, findet ein potenzieller Einschlagkrater keinen Eingang in die "Earth Impact Database", in das Register der verifizierten Einschlagkrater auf der Erde. Was die "Meteoritical Bulletin Database" für Meteoriten ist, ist die "Earth Impact Database" für Einschlagkrater. Offizielle finden sich dort über 180 Strukturen, weitere stehen noch in der Warteschlange und harren der endgültigen Abklärung. Das ist selten eine einfache Aufgabe, denn viele Krater sind sehr alt und entsprechend verwittert, andere liegen in abgelegnenen Gebieten "an Ende der Welt", andere liegen sogar unter Wasser auf dem Meeresboden.

Ich kenne einen liebenswerten Mann aus Wien, der vor allem in Nordeuropa aber auch anderswo Impaktgestein sucht und wissenschaftlichen Untersuchungen zugänglich macht. Er freut sich immer, wenn ich mich für seine Arbeit und seine Proben interessiere, denn leider scheint sein Fachgebiet bei den meisten Meteoritensammlern - völlig zu unrecht - ein sehr marginales Schattendasein zu führen. Impaktmaterial lässt sich von verschiedenen Kratern sammeln, zum einen ist es billiger als Meteoriten, andererseits erstaunt auch hier die Vielfältigkeit des Materials und last but not least stellt das Material eine interessante Ergänzung zu den eigentlichen Meteoriten dar.

So ist z.B. der 200 Millionen Jahre alte Rochechouart-Krater westlich des französischen Zentralmassivs von der Grösse her mit dem Rieskrater zu vergleichen, aber an der Oberfläche verwitterungshalber kaum mehr als Krater zu erkennen.

 


Auch beim 500 Millionen Jahre alten Gardnos-Krater in Norwegen weiss man erst seit 1990, dass es sich hier um einen Impaktkrater handelt. Früher dachte man, er sei vulkanischen Ursprungs. 5 km misst der Krater und wurde von einem Asteroden von 200 - 300 m Durchmesser geschlagen.



Ich habe vom Meteoritenkrater in Arizona solches Zusatzmaterial bekommen. Heute ist es verboten, solches Material aufzusammeln, wahrscheinlich befürchtet die Gesellschaft, die das lukrative Geschäft mit dem Krater betreibt, dass er frühzeitig von Touristen abgetragen werden könnte. Beim Material handelt es sich zuerst einmal um "Coconino-Sandstein". Dieser Sandstein kann auch in den aufgeschlossenen Schichten des Grand Canyon beobachtet werden. Er stammt aus dem Perm, der letzten Periode des Paläozoikums, ist also ca. 280 Mio. Jahre alt, feiner Quarzsand einer ehemaligen, vom Wind verfrachteten Sandablagerung, von weisser bis cremefarbiger Farbe. Diese Sandschicht hat eine Mächtigkeit von ca. 120 m und liegt ca. 300 m unter der aktuellen Erdoberfläche.

Diesen Sandstein gibt es als Stein, aber auch als ganz feines, fast mehliges Pulver. Wir finden ihn aber am Krater nicht in der Tiefe, sondern am Kraterrand, wohin er durch den Aufprall geschleudert wurde.

"Iron Shale" ist eigentlich eine oberflächliche Oxidationsschicht des Meteoriten, die bei seinem Durchflug durch die Atmosphäre entsteht und beim Aufprall meist absplittert. Hier ist es eine Vermischung von Meteoriteneisen mit dem damaligen irdischen Untergrund, auf den er geprallt ist. Diese Vermischung ist durch Hitze und Druck entstanden und nicht durch Verwitterung. Auch das ein deutliches Indiz für einen Impakt.

Schliesslich sind da noch die "Spärulen", ehemaliger Eisen-Dampf, der von der Explosion hochgewirbelt wurde, wieder kondensierte und den Boden rund um den Krater durchsetzte. Die Sphärulen müssen mühsam aus dem Boden herauspräpariert werden (was heute verboten ist). Schwer zu glauben, dass diese Spärulen die Hauptmasse ausmachen, die von dem damaligen, ca. 300'000 Tonnen-Meteoriten mit einem Durchmesser von 50 m, noch übrig geblieben ist.



 
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