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Meteoritenkrater, soweit das Auge reicht! Hier eine Ansicht des Mondes, wie wir sie auf der Erde nie zu sehen bekommen. Wir blicken hier auf die Rückseite des Mondes. Besonders plastisch wirken die Krater bei flachem Lichteinfall. Das ist an der Terminatorgrenze (Grenze zwischen beleuchteter und unbeleuchter Seite des Mondes) besonders auffällig.
Krater Linné im Mare Serenitatis, ein wunderschöner, einfacher, gut erhaltener Krater ohne Zentralberg. Wunderbar sichtbar auch der Ring mit Auswurfmaterial rund um den Krater.
Krater Theophilus, ein komplexer Krater mit "gebrochenem" Ringwall und Zentralberg. Links unter ihm ein älterer Krater der gleichen Kategorie (Krater Cyrillus), rechts von ihm ein einfacher Krater ohne Zentralberg (Krater Mädler).
Bei Vollmond ist der Krater Tycho mit seiner strahlenförmigen Auswurfdecke besonders gut zu sehen. Der Krater hat einen Durchmesser von 85 km, seine Tiefe beträgt respekteinflössende 4850 m, sein Zentralberg weist eine Höhe von 1600 m auf. Die ausgeprägte Form des Kraters hat auch mit seinem jungen Alter zu tun. Er dürfte inetwa das gleiche Alter haben wie der Chicxulub-Krater auf der Erde.
Impaktkrater auf dem Mond II
Was auf der Erde Seltenheitswert hat, ist auf dem Mond allgegenwärtig. Tausende von Kratern bedecken die Oberfläche unseres Trabanten, viele sind schon von der Erde aus mit einem einfachen Fernrohr sichtbar. Sie profitieren von den natürlichen Gegebenheiten auf diesem Himmelskörper: Abwesenheit einer Atmosphäre, Abwesenheit geodynamischer Prozesse wie Kontinentalverschiebung, Wind- und Wassererosion, Abwesenheit vulkanischer Tätigkeit...
Dass das nicht immer so war, beweisen die "Mare" ("Meere"; der korrekte Plural wäre Maria) auf dem Mond. Sie sind Produkte von Lavaausflüssen in einer frühen Zeit des Mondes. Im Gegensatz du den "Hochländern" weisen sie auch wesentlich weniger Einschlagstellen auf, was wiederum darauf hinweist, dass die Einschlagrate von Meteoriten auf dem Mond in der ganz frühen Zeit unseres Trabanten sehr viel höher gewesen sein muss. Ansonsten können wir aber gesichert annehmen, dass die Krater auf dem Mond in Jahrmillionen durch Meteoriteneinschläge entstanden sind und sich - wegen der mangelnden Verwitterung - bis heute erhalten haben. Dass sie überhaupt nicht verwittern, ist nicht ganz richtig. Thermische Prozesse durch Temperaturschwankungen von - 100 °C bis 300 °C setzen auch diesen Gebilden zu, dazu kommt - wegen der Abwesenheit einer Atmosphäre - das ständige Bombardement mit kosmischer Strahlung (Sonnenwind). Deshalb besteht die Mondoberfläche aus fein brekziertem Regolith (oberflächliches, relativ feines Trümmergestein), wie er auch auf den Fotos der Mondlandungen gut zu sehen war. Solche Regolithe sind es in der Regel auch, die als Mondmeteorite schliesslich die Erde erreichen.
Da die Mondkrater so gut erhalten sind, lässt sich an ihnen - besser als auf der Erde - die Struktur von Impaktkratern (Einschlagkratern) studieren. Es ist aber keineswegs so, dass wir auf der Erde keine Impaktkrater hätten. Zwar weniger als auf dem Mond, weil Meteoroide, die leichter als 100 kg sind, in der Regel in der Atmosphäre verglühen und diese leichteren, kleineren sind die weitaus häufigeren. Erst Meteoriten einer Masse von gut 100 Tonnen erzeugen auf der Erde ein "nennenswertes Loch".
Vorgänge bei einem Impaktereignis (stark vereinfacht).
Die Schockwelle zertrümmert und verschiebt das Gestein unter sich und schmilzt es z. T. auf. Es entstehen die bekannten "Strahlenkegel" ("Shatter Cones"), radial gefurchte Steine, deren "Strahlen" zum Impaktereignis hinzeigen (bzw. davon weg). Im Untergrund entstehen z. T. aufgeschmolzene Mischgesteine, Brekzien des Grundgesteins mit Einschlüssen des Impaktors (des Meteoriten). Durch Brüche und Umlagerungen des Gesteins entsteht vor Ort eine komplizierte Geologie.
A = Kompressionsphase (Druck und Schockwellen)
B = Auswurfphase (Auswurf und Hitzemetamorphose)
C = Deformationsphase (Umschichtung und Ablagerung).
Meteoritenkrater auf der Erde (Astrobleme) sind noch nicht so lange bekannt. Nicht, dass sie nicht da gewesen wären, sie wurden nicht als solche erkannt. Erst 1920 erkannte der Bergbauingenieur Daniel M. Barringer erstmals die wahre Natur des berühmten Kraters in Arizona, der schliesslich nach ihm benannt wurde und es dauerte weitere 10 Jahre, bis die Einsicht allgemein akzeptiert wurde. Vorher nahm man an, der "Trichter" sei vulkanischen Ursprungs. U. a. war es Alfred Wegener, der berühmte Geowissenschaftler ("Vater der Kontinentalverschiebung"), der sich mit der Theorie der Entstehung von Meteoritenkratern auseinandersetzte und auch die Mondkrater richtig deutete.
In den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts hat das Interesse an solchen Impaktstrukturen auf der Erde massiv zugenommen. Heute sind gegen 300 grössere und kleinere solcher Strukturen bekannt. Oft erinnern sie nur noch sehr fern an das, was sie einmal waren, denn der Zahn der Zeit nagt unerbittlich an ihnen und es gibt nur wenige Orte auf der Welt, wo die Erosion so gering ist, dass die Krater die Jahrtausende bis Jahrmillionen relativ unbeschadet überstanden haben. Sogar Google-Earth wird hier und dort erfolgreich zum Aufspüren neuer Krater benutzt. Die wahre Natur möglicher Meteoritenkrater wird dann an Ort und Stelle verifiziert (abgeklärt). Selbst unter der Oberfläche der Meere sind Kraterstrukturen gefunden worden und weitere spannende Entdeckungen werden sicher in Zukunft unser Bild von der "Bedrohung aus dem All" noch abrunden.
Gegend um den Krater Clavius in der südlichen Region der uns zugewandten Mondseite. Der genannte Krater selber liegt etwas rechts der Bildmitte und weist in seinem Inneren weitere Krater auf, einige davon im alten Kraterrand selber. Clavius ist also mit Sicherheit ein älterer Krater.